Umstrukturierung der Bundeswehr (ab 2023)

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  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1688

    #361
    In der aktuellen Ausgabe des Reservistenmagazins "Loyal" ist ein interessanter Artikel zum Sanitätsdienst erschienen. Hier ist aufgrund der Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg die Erkenntnis gereift, dass man die gesamte Vorgehensweise umstellen muss. Die bisherigen "Role1"-Sanitätsstationen mit Zelt und LKW sind natürlich schutzlos den Drohnen-Angriffen ausgeliefert.

    Die Ukraine betreibt ihre "collecting points" ca. 4-5 km hinter der Front in den Kellern von festen Gebäuden. Hierzu gehören natürlich Dinge wie allerhöchste Licht - und Geräuschdisziplin sowie u.a. die "Anlieferung" der Verwundeten ausschließlich bei Nacht. Auch die mögliche Zahl an anfallenden Verwundeten in einem bewaffneten Konflikt übersteigt momentan anscheinend jegliche Kapazitäten der BW.

    Die Übung in einem Keller eines alten Feldwebel-Wohnheims in Berlin hatte auch psychische Auswirkungen auf die eingesetzten Soldaten. Sehr interessant, zugleich aber auch sehr beklemmend zu lesen.

    Ein leistungsfähiger Sanitätsdienst ist für die geforderte Kriegstauglichkeit genauso wichtig wie Panzer und Kampfschiffe. Doch der Krieg in der Ukraine zeigt, dass sich die Ausbildung von Rettungspersonal grundlegend ändern muss. Wegen der allgegen­wärtigen Drohnen müssen Sanitäter an der Front in Kellern ziviler Häuser arbeiten. Im Sanitätsregiment 1 in Berlin fand dazu kürzlich die erste Ausbildung statt ? loyal war dabei.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2802

      #362
      Sehr aufschlußreicher Bericht. Hier bemüht sich offenbar das Sanitätsregiment 1 tatsächlich um eine einigermaßen kriegsnahe Ausbildung.

      Wenn ich in dem Artikel zu Erfahrungen aus der Ukraine lese: "Demnach hatte ein Kamerad mit gebrochener Hüfte zehn Tage im Schützengraben ausharren müssen, im Schlamm, fast ohne Essen. Der Artilleriebeschuss war so stark, dass der Verletzte nicht früher abtransportiert werden konnte." erinnert mich das an den Stellungskrieg des ersten Weltkriegs und die Erfahrungen, die der Sanitätsdienst damals machen musste. Ähnliches ist bei Remarque ("Im Westen nichts Neues") oder aus Sicht eines Sanitäters bei Alexander Moritz Frey ("Die Pflasterkästen. Ein Feldsanitätsroman.") beschrieben. Auch Peter Bamm ("Die unsichtbare Flagge") würde sich als Lektüre zum Sanitätsdienst im Zweiten Weltkrieg dazu wieder lohnen.

      Meine eigenen Erfahrungen zum Thema "kriegsnahe Ausbildung" liegen zwar inzwischen über 20 Jahre zurück, aber nur mit solchen Übungen wie hier von 72 Stunden Dauer kann man zumindest ansatzweise die Belastung im Gefecht erzeugen. Wichtig sind auch Open-End-Übungen, wo der Soldat eben nicht weiß, wann das Szenario endet. Natürlich muss man als Ausbilder auch alle anderen Möglichkeiten ausnutzen, welche die Sicherheitsbestimmungen hergeben, auch wenn das vom Leitenden entsprechenden Zeit- und Nerveneinsatz und Engagement verlangt. So Dinge wie Gefechtschießen bei Nacht mit Überschießen durch eigenes Feuer, flankierendes Feuer, Werfen von Brandflaschen, Werfen von Handgranaten im Übungshaus und ähnliches bringen zumindest einen Hauch von Kriegswirklichkeit. Auch die Panzer-Überrollbahn sollte nicht verschmäht werden, gerade wenn sich wie in der Ukraine anscheinend wieder Stellungskämpfe entwickeln. Eine schöne Sache waren auch die gesicherten Stellungssysteme in Schwarzenborn, bei denen Steilfeuer sehr dicht an die Gräben und Bunker herangezogen werden konnte. Hier waren viele Soldaten in den Unterständen tatsächlich kurz vor dem Ausbruch einer Panik.

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      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2802

        #363
        "Masterplan" der CSU für eine neue Bundeswehr
        Hier finden Sie Informationen zu dem Thema „Söder legt "Masterplan" vor“. Lesen Sie jetzt „CSU will Bundeswehr massiv stärken und aufrüsten“.


        Wie üblich aber keine nachvollziehbare Aussage,wo das Geld dafür herkommen soll "Zur Finanzierung all dessen schlägt die CSU vor, den Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt auf drei Prozent zu steigern."
        Irgendwo muß ja dann kräftig gespart werden, um diese 3 % BSP zu erreichen.
        Alles Wahlkampf-Gefasel.

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        • Malefiz
          Cold Warrior
          • 22.12.2010
          • 368

          #364
          Die unangenehmen Nachrichten kommen nach der Wahl. - Das Deutschland Ticket wurde schon als Streichobjekt ins Gespäch gebracht. Da kommen dann bestimmt noch ein paar Milliarden aus dem Sozialetat.

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          • tannenzapfen
            Cold Warrior
            • 25.01.2022
            • 427

            #365
            "samt einem Drohnen-Träger für die Marine."

            Das ist ja geradezu bescheiden, warum nicht gleich ein Flugzeugträger?

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            • Ursus Maior
              Rekrut
              • 12.09.2021
              • 15

              #366
              Zitat von Malefiz Beitrag anzeigen
              Die unangenehmen Nachrichten kommen nach der Wahl. - Das Deutschland Ticket wurde schon als Streichobjekt ins Gespäch gebracht. Da kommen dann bestimmt noch ein paar Milliarden aus dem Sozialetat.
              Mittelschicht und dadrunter wäre das eine Katastrophe nach Inflation, neuen Krankenkassenkosten und höheren Pflegebeiträgen.

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              • Malefiz
                Cold Warrior
                • 22.12.2010
                • 368

                #367
                Zitat von Ursus Maior Beitrag anzeigen
                Mittelschicht und dadrunter wäre das eine Katastrophe nach Inflation, neuen Krankenkassenkosten und höheren Pflegebeiträgen.
                Mit Inflation bezahlt man Schulden. - Was ist uns am wichtigsten? Stetiges Wachstum des Wohlstands? Die Freiheit alles sagen zu können? Unser Sozialstaat? Dann bräuchten wir 1,5 Millionen Zuwanderer im Jahr:
                https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-...lkommenskultur. DenStandpunkt haben einige Politiker aus unterschiedlichen Parteien vertreten.
                Und die Fortpflanzungsrate für Fachkräfte zu steigern, ist da mittelfristig auch keine Alternative.

                Das ist zur Zeit kaum umsetzbar. Dann müssen wir im Haushalt Prioritäten setzen und uns einig werden, ob wir diesen Staat verteidigen wollen.

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                • kato
                  Cold Warrior
                  • 03.03.2009
                  • 862

                  #368
                  Zitat von Ursus Maior Beitrag anzeigen
                  Mittelschicht und dadrunter wäre das eine Katastrophe nach Inflation, neuen Krankenkassenkosten und höheren Pflegebeiträgen.
                  Meinst du das juckt die CDU und ihre Helfershelfer?

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                  • Malefiz
                    Cold Warrior
                    • 22.12.2010
                    • 368

                    #369
                    Zitat von Ursus Maior Beitrag anzeigen
                    Mittelschicht und dadrunter wäre das eine Katastrophe nach Inflation, neuen Krankenkassenkosten und höheren Pflegebeiträgen.
                    Wir streiten uns mit Östereich und Belgien um die höchsten Steuersätze/Sozialabgaben. Mehr Abzüge wird wohl nicht viel bringen, vielleicht mehr eine Lichtung des Vorschriftendjungels und eine Beschneidung von Leistungen.

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                    • Nemere
                      Cold Warrior
                      • 12.06.2008
                      • 2802

                      #370
                      In der Zeitschrift "Internationale Politik" gibt es einen lesenswerten Artikel von Carlo Masala zu den aktuellen Herausforderungen an die Bundeswehr - auch angesichts der radikal geänderten Politik der USA - und zu realistischen Finanzierungsoptionen.

                      https://internationalepolitik.de/de/...x-newtab-de-de

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                      • tannenzapfen
                        Cold Warrior
                        • 25.01.2022
                        • 427

                        #371
                        "Ein solches Vorgehen, das eine Änderung des Art.109 Abs.3 er*fordern würde, kommt allerdings nur dann in Betracht, wenn es im nächsten Bundestag keine Sperrminorität radikaler Parteien gibt."

                        Leider steht genau das gerade auf Messers Schneide. Wenn das BSW in den Bundestag einzieht, gibt es diese Sperrminorität.

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                        • tannenzapfen
                          Cold Warrior
                          • 25.01.2022
                          • 427

                          #372
                          Das Seebataillon soll umgegliedert werden. Die bisherige Trennung der Infanteriekompanien in "Küsteneinsatzkompanien" (landseitiger Schutz von Häfen) und "Bordeinsatzkompanien" (Boarding, MilEvakOp) soll aufgegeben werden, stattdessen sollen alle Infanteriekompanien den Schwerpunkt "maritimer Jagdkampf" erhalten, mit eigener taktischer Seebeweglichkeit (Kampfboote, etwa des Typs CB90). Vorbild sollen dabei Schweden und Finnland sein.

                          Im Seebataillon konzentrieren sich die infanteristischen Fähigkeiten der Marine. Soldat & Technik sprach mit Admiral Christian Walter Meyer.


                          Vor ein paar Wochen hatte außerdem auch die "Bild" den Marineinspekteur zitiert, dass man auch an "Küstenartillerie" in Form von Raketenwerfern interessiert ist. Kongsberg arbeitet auch schon daran, den Flugkörper NSM im Raketenwerfer EuroPULS zu integrieren, der wahrscheinlich das "MARS 3" werden wird.

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                          • DeltaEcho80
                            Cold Warrior
                            • 09.03.2013
                            • 1688

                            #373
                            Ein großes Thema innerhalb der aktuellen Umstrukturierung der BW ist ja das Personal.

                            In der aktuellen Ausgabe der loyal ist hierzu ein interessanter Artikel erschienen (leider bislang online nicht verfügbar), der von der Sitzung des Beirates Reservistenarbeit berichtet.

                            Hier wird u.a. die Ausbildung Ungedienter für den Heimatschutz angesprochen. Es gibt aktuell 3.000 Personen, die Interesse bekunden. Für 2025 stehen auf dem Papier aber nur 500 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

                            Ein weiteres und vielfach größeres Problem ist, dass aktuell keiner weiß, wie es mit der Ausbildung Ungedienter ab 2026 überhaupt weiter gehen soll: Dass die Ausbildung weitergehen muss, hat das Ministerium angewiesen. Allerdings haben die Landeskommandos die Verantwortung für diesen Bereich abgegeben. Und das Heer, das jetzt zuständig ist, hat keine freie Kapazitäten, da lt. Personalamt die 5.000 "regulären" Rekruten für die Truppe Vorrang haben.

                            Die Ausbildung der Ungedienten obliegt jetzt den Feldwebeln und Stabsoffizieren für Reservistenarbeit in der Fläche, die ihrerseits wiederum seit 1. April dem Kompetenzzentrum für Reservistenarbeit im Streitkräfteamt unterstellt sind. Eine entsprechende ministerielle Weisung befindet sich noch in Arbeit.

                            Im Zuge dessen hat man auch festgestellt, dass regional sehr unterschiedliche Ausbildungskonzepte gefahren wurden, die nun auch noch vereinheitlicht werden sollen.

                            Es weiß also aktuell niemand, wer für was nun zuständig ist, was die Ausbildung Ungedienter für den Heimatschutz betrifft,

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                            • Nemere
                              Cold Warrior
                              • 12.06.2008
                              • 2802

                              #374
                              Irgendwie scheint die Bundeswehr unfähig zu sein, aus ihren Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wenn die Fakten in diesem Bericht der "loyal" korrekt wiedergegeben wurden. wird anscheinend wieder mal eine - eigentlich notwendige - Struktur aufgegeben, obwohl die Nachfolgeorganisation noch nicht einsatzbereit ist.
                              Das gleiche gilt für die Problematik der regional unterschiedlichen Ausbildungskonzepte. Vor über 50 Jahren, in den 1970ern gab es für die Ausbildung den "GAP", den Gesamtausbildungsplan, der für jede Einheit fast stundengenau festlegte, was auszubilden war. Damals wurde dieses Konzept noch mit Karteikarten und DIN A 3 Übersichten auf viel Papier geführt. Heute, im digitalen Zeitalter, dürfte es doch noch viel weniger ein Problem sein, solche Ausbildungskonzepte in kürzester Zeit auszuarbeiten. Das ist doch primitivstes Handwerk eines Stabes.

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                              • DeltaEcho80
                                Cold Warrior
                                • 09.03.2013
                                • 1688

                                #375
                                Ja, so steht es in diesem Bericht. Diese Aussagen stammen aus dem Vortrag von Oberst i.G. Wilhelm Neißendörfer, Leiter des Reservistenreferates EBU 12 im Ministerium.

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