Umstrukturierung der Bundeswehr (ab 2023)

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2802

    #106
    Dem kann man nur zustimmen.

    Auch seine Vorschläge
    - die Fliegerabwehr aller Truppen (zu Lande) als Pilotfunktion wieder auf das Heer (S. 22) zu übertragen
    - neben der Infanterie auch den Panzergrenadier- und Panzerbataillonen eine eigene Steilfeuerkomponente Mörser 120mm beizugeben (S. 4)
    sind höchst vernünftig. Die diesbezüglichen Organisationsformen wurden in der Vergangenheit nur aus finanziellen Zwängen, aus Ressortegoismus der Luftwaffe, aber nicht mit einer nachvollziehbaren Begründung abgeschafft.

    Weiter wäre eine Nachfolgewaffe für die anscheinend sang- und klanglos verschwundene Feldkanone 20 mm dringend erforderlich.

    In den Heeresstrukturen 1 und 2, als man noch auf relativ „frische“ Erfahrungen aus dem 2. Weltkrieg beim damaligen Führungspersonal zurückgreifen konnte, hat man genau diese Überlegungen umgesetzt.
    In der Heeresstruktur 1 waren bei jedem Bataillon (Pz, PzGren, Gren) Mörser vorgesehen. Bei den Panzern hat man dann wegen Fehlen eines geeigneten Mörserträgers zunächst darauf verzichtet, bei den kurzlebigen Panzerregimentern der Heeresstruktur 3 gab es wieder Mörserzüge und die Panzeraufklärungsbataillone hatten bis zur Einführung der Heeresstruktur 4 (1980) auch Mörserzüge. Wobei der Wegfall der schweren Kompanie in den PzAufklBtl 1980 allgemein als schwerer Fehler gewertet wurde.
    Bei der Flugabwehr sah die Heeresstruktur 2 bei der Division ein Fla-Btl und bei jeder Brigade eine organisch eingegliederte Fla-Batterie vor. Auch damals wollte die Luftwaffe schon die gesamte Flugabwehr an sich reißen und beantragte 1961, die Divisions-Fla-Btl geschlossen in die Luftwaffe zu überführen (BA-MA, BH 1/2161 Antrag auf Überführung der Div-Fla-Btl des Heeres in die Luftwaffe v. 29.6.1961). Das die damaligen Brigade-Fla-Batterien dann sehr schnell in den DivFlaBtl aufgingen, hatte wieder einmal materielle und finanzielle Gründe.

    Das Titelbild der Denkschrift gibt deutlich die Problematik wieder. Die gepanzerten und motorisierten Heereskräfte der Wehrmacht waren spätestens ab Sommer 1944 Luftangriffe ziemlich hilflos ausgeliefert, da sie selbst keine ausreichenden Flugabwehrkräfte hatten und die Luftwaffe trotz der vollmundigen Versprechungen Görings nicht einmal ansatzweise in der Lage waren, die Bodentruppen zu schützen.

    Kommentar

    • Hoover
      Cold Warrior
      • 19.12.2013
      • 601

      #107
      Sind eigentlich irgendwo Drohen-Aufklärungsgruppen vorgesehen? Die Urkainer und die Russen bilden diese als festen Bestandteil der mechanisierten Bataillone. In der NATO habe ich davon noch nichts gelesen. Bei den Erfahrungen halte ich das für eine logische Entwicklung, den Bataillonen eigene "kleine" Drohnen zur Aufklärung mitzugeben.
      "Damals, als ich in meinem Alter war..."

      Kommentar

      • tannenzapfen
        Cold Warrior
        • 25.01.2022
        • 427

        #108
        In den Aufklärungsbataillonen auf Ebene Brigade gibt es m.W. jeweils eine technische Aufklärungskompanie mit je einem Zug KZO und Luna. Außerdem haben die Spähtrupps der Spähkompanie das Drohnensystem Aladin und kleinere Drohnen.

        Kommentar

        • kato
          Cold Warrior
          • 03.03.2009
          • 862

          #109
          Für Jägerbataillone ist in den Plandokumenten der Infantrieschule vorgesehen

          - 1x MIKADO auf Zug-Ebene für die Jägerzüge
          - 1x ALADIN im Schweren Zug der Kampfkompanien
          - Aufklärungszug mit jeweils ALADIN + MIKADO + RABE auf Gruppenebene (3 Gruppen) für das Bataillon.

          MIKADO dient dabei der Aufklärung und Überwachung im unmittelbaren Wirkbereich des Zuges (also ca 1 km), ALADIN zur Aufklärung im Einsatzbereich Kompanie und deren Vorfeld (also ca 10 km). Ein System ALADIN besteht dabei aus zwei Drohnen um persistent eine in der Luft behalten zu können, und wird üblicherweise in Fahrzeugen transportiert. MIKADO wird in einem Rucksack transportiert.
          RABE bei den Aufklärungsgruppen ist ein kleiner Bodenroboter zur Aufklärung in bebautem Gebiet für Spähtrupps.

          Die Verteilung basiert nach Angaben InfSch darauf, wie die entsprechenden Systeme wohl in Afghanistan zur Unterstützung von Kampftruppen angegliedert wurden, geht aber insgesamt mehr in die Richtung "soviele haben wir vorhanden, wo tun wir die sinnvoll hin".

          Die Aufklärungskompanien der Brigade-Aufklärungsbataillone sind ähnlich ausgestattet wie beim Bataillons-Aufklärungszug oben, dazu kommt die erwähnte technische Aufklärungskompanie mit KZO/Luna für die Aufklärung im gesamten Brigadegebiet (50-100 km) sowie zur Artilleriebeobachtung.


          In den USA gibt es Drohnen mit praktisch derselben Verteilung in den Kampftruppen, zumindest theoretisch. Gegenstück zu ALADIN ist dort in der US Army die RQ-11B mit ähnlichen Leistungsdaten, in der USMC werden andere, ähnliche Drohnen eingesetzt. Beim Gegenstück zu MIKADO (Projekt SRR) tut man sich dort allerdings schon seit Jahren etwas schwer sich auf ein System festzulegen - letztes Jahr wurden jetzt im Hauruckverfahren die RQ-28A Skydio für diese Rolle gewissermassen als Prototyp beschafft, die aber bis 2026 schon wieder durch einen Nachfolger ersetzt werden sollen.
          Zuletzt geändert von kato; 13.07.2023, 15:10.

          Kommentar

          • DeltaEcho80
            Cold Warrior
            • 09.03.2013
            • 1688

            #110
            Zum Thema "Brigade nach Litauen" bin ich auf einen interessanten Artikel der NZZ gestoßen - Pistorius und GI Breuer haben da anscheinend nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die höhere BW-Führung gewaltig überrumpelt.

            Der Vorstoss von Boris Pistorius am Montag kam offenbar unabgestimmt und überraschend. Es stellt sich die Frage, warum er gegen den Rat seiner Generäle vorgeprescht ist.

            Kommentar

            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2802

              #111
              Gute Analyse der recht unüberlegten Entscheidung von Pistorius.

              Einige wesentliche Punkte im Orginaltext:

              „Aber wir müssen aufpassen, dass sich der personelle Exodus der Landstreitkräfte durch die Pistorius-Entscheidung nicht noch beschleunigt.“
              Bezog sich vor allem auf die Unteroffizierslage.

              „Jede dieser Brigaden ist in einer strukturschwachen Region stationiert. Kein Ministerpräsident kann ein Interesse haben, dass die Standorte auf ein Minimum heruntergefahren werden.“
              Selbst wenn diese Brigade in Litauen aus Abstellungen aller anderen Brigaden zusammengestoppelt wird, werden die wenigen jetzt noch in Deutschland bestehenden Standorte geschwächt.

              „Diese Ausgaben müssen aus einem Wehretat finanziert werden, der nach Ankündigung der jetzigen Bundesregierung in den nächsten Jahren trotz zunehmenden Ausgaben nicht wachsen, sondern tendenziell sinken soll.“
              Das heißt in der Konsequenz, dass die materiellen Problemen nie gelöst werden, sondern wegen der ständigen Überalterung des Geräts noch zunehmen.

              „Warum kündigt der Minister etwas an, wofür er nicht genügend Truppen hat?“

              Man müsste noch ergänzen: und nicht genügend Material hat. Aber das ist typisch für unsere Politiker, Hauptsache Pressewirksam etwas hinausposaunen ohne Rücksicht auf die bittere Realität.

              Kommentar

              • DeltaEcho80
                Cold Warrior
                • 09.03.2013
                • 1688

                #112
                Die Bundeswehr bzw. das BmVG hat anscheinend trotz aller Umstände auf dieser Welt noch Zeit und Kapazitäten, ein Sommerloch-Thema lauwarm aufzubrühen:

                Kommentar

                • Nemere
                  Cold Warrior
                  • 12.06.2008
                  • 2802

                  #113
                  Das sind die Fragen, mit denen von den wahren Problemen der Truppe (oder bei anderer Gelegenheit des ganzen Landes) abgelenkt wird. Aber diesen Unsinn findet man inzwischen überall. Beispiel:

                  Ich habe heute morgen hier im Forum einen Link zum neuen Jahrbuch der Clausewitz-Gesellschaft eingestellt ( https://www.cold-war.de/showthread.p...z-Gesellschaft ). In diesem Jahrbuch gibt es ab S. 196 einen Aufsatz, der sich förmlich im Gendern überschlägt: "Gedanken zur Schnittstelle zwischen strategischer Zwecksetzung
                  sowie operativer Umsetzung und dem Ukrainekrieg - Riecht das nicht förmlich nach Clausewitz und Moltke?"

                  Es beginnt schon im ersten Satz: "Medienberichte, die Analysen wirklicher und selbsternannter militärischer Expertinnen und Experten und Deutungen von Politikerinnen und Politikern über ..." setzt sich fort mit "Spezialistinnen und Spezialisten" und erreicht bereits auf der zweiten Seite einen ersten Höhepunkt mit dem sowohl von Inhalt wie auch von der Formilerung her kaum verständlichen Satz: "Diese Formulierung einer Strategie stellt einen kaskadierenden Zusammenhang an der Schnittstelle zwischen strategischer Zwecksetzung eines Krieges und ihrer operativen, praktischen Umsetzung her. Hätten hiernach Reiterinnen und Reiter, die sich auf ihr bewegen, je einen ihrer Steigbügel in beiden Bereichen?". Und so geht es weiter, bis im letzten Absatz die "Strateginnen und Strategen und ihren vielfältigen Wirkungsfeldern..." auftauchen.

                  Ich fand die Artikel des Herrn Millotat schon zu der Zeit, als er noch als Oberstleutnant und Oberst seine Pamphlete in der damaligen "Truppenpraxis" eine Zumutung. Aber mit seinem hier mit seiner Co-Autorin gezeigten Parforceritt durch den Gender-Dschungel setzt der dem noch ein Spitze auf. Mit nunmehr 80 Jahren sollte er wirklich aufhören, solche Ergüsse von sich zu geben.

                  Kommentar

                  • tannenzapfen
                    Cold Warrior
                    • 25.01.2022
                    • 427

                    #114
                    Och, der letzte Generalinspekteur hat auf Twitter mal den "Mitglieder*innen" irgendeines Ausschusses gedankt. Da ist dann vor lauter automatischer Genderei wohl das Sprachgefühl mal kurz abhanden gekommen

                    Kommentar

                    • DeltaEcho80
                      Cold Warrior
                      • 09.03.2013
                      • 1688

                      #115
                      Unser ehem. Bürgermeister hat vor lauter Angst, was falsch zu machen, ständig gesagt: "Liebe Gästinnen und Gäste, Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder".

                      Kommentar

                      • Hoover
                        Cold Warrior
                        • 19.12.2013
                        • 601

                        #116
                        „Jede dieser Brigaden ist in einer strukturschwachen Region stationiert. Kein Ministerpräsident kann ein Interesse haben, dass die Standorte auf ein Minimum heruntergefahren werden.“
                        Die Bundeswehr darf nicht sein und ist kein Mittel der Förderung für strukturschwache Regionen. Die ganze Klungelei um Standorte ist schädlich für die Bundeswehr. Es muss nach verteidigungspolitischen Erfordernissen gehen, und nicht nach Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen für eine Gemeinde.
                        Ich finde das Versprechen Pistorius´ zwar auch sehr sportlich, aber das hat sich ja schon vorher angekündigt mit der Forderung, dass die Bundeswehr noch mehr Verantwortung übernehmen soll, auch mit Truppen.

                        Der Fehler war nicht, dass die Zusage gemacht wurde, sondern, dass diese nicht von den zuständigen Stellen ausgearbeitet und beschlossen wurde.
                        "Damals, als ich in meinem Alter war..."

                        Kommentar

                        • Nemere
                          Cold Warrior
                          • 12.06.2008
                          • 2802

                          #117
                          Zitat von Hoover Beitrag anzeigen
                          Die Bundeswehr darf nicht sein und ist kein Mittel der Förderung für strukturschwache Regionen. .
                          Die Praxis sah schon früher und sieht noch immer anders aus. Angesichts der sich abzeichnenden Rezession und der zunehmenden Belastungen der Gemeinden durch alle möglichen von oben auf gestülpte Aufgaben wird kein Bürgermeister kampflos auf "seine" Bundeswehr verzichten und wird vom regionalen Abgeordneten bis zum Ministerpräsident alles in Bewegung setzen, um gegen einen örtlichen Truppenabbau vorzugehen.

                          Kommentar

                          • Rex Danny
                            Administrator
                            • 12.06.2008
                            • 4290

                            #118
                            Was die Bundeswehr, aber auch die alliierten Streitkräfte für Städte und Gemeinden bedeuten, ist sehr gut am Beispiel des Standortes Munster nachzuvollziehen.

                            Ich bin in Munster aufgewachsen und auch fast alle meine Schulkameraden hatten einen direkten oder indirekten Bezug zur Bundeswehr. Zusätzlich hatten wir noch mit den Dennis Barracks eine britische Kaserne.

                            Munster war damals ein wunderschönes kleines Städtchen, in deren Innenstadt nach Feierabend immer viel los war, wenn die Soldaten (damals noch überwiegend Wehrpflichtige aus dem Bereich Hannover und Nordrhein-Westfalen) Feierabend hatten. Dazu kamen die über das gesamte Jahr präsenten übenden Truppen, die ja auch hin und wieder Ausgang bekamen. Alles in allem war immer irgendwie was los.

                            Über die gesamte Stadtfläche von Munster waren Bundeswehrblocks und die Wohnbereiche der britischen Soldaten verteilt und die Wohnungen/ Blöcke waren allesamt in einem hervorragenden Zustand.

                            Dann begann Anfang der 90er-Jahre die große Abrüstungsorgie, die auch in Munster voll zum Tragen kam. Erst wurde die britische Kaserne geschlossen und die Einheit nach Bergen-Hohne verlegt. Anschließend wurden etliche Bundeswehreinheiten umgegliedert und teilweise auch aufgelöst, was dazu führte, daß die Garnisonsstärke um mehrere Tausend Soldaten verringert wurde. Durch diese beiden Aspekte standen plötzlich ganz viele der britischen, aber auch der deutschen Wohnbereiche leer. Nun ist es ja so, daß der Staat immer wieder dazu neigt, sein "Tafelsilber" zu verscherbeln. Und das passierte auch mit den Wohnungen. Diese standen damals noch unter der Verwaltung des Bundesvermögensamtes (dem Vorläufer der heutigen Bima) und dies verkaufte die Wohnungen an Immobilienfirmen.

                            Ich war vor einigen Tagen mal wieder in Munster, um im Bereich Wittekindgrund/ Muncloh nach einer dort befindlichen Sirene zu schauen. Diese beiden Straßenzüge waren damals reine Bundeswehrwohnblöcke, in denen viele meiner Schulkameraden aufwuchsen. Als ich jetzt dort war, habe ich einen echten Schreck bekommen. Die Blöcke waren großteils richtig heruntergekommen und man konnte sehen, daß dort jahrelang nicht investiert wurde. Ich sage jetzt einfach mal ketzerisch aus Sicht einer Immobilienfirma: "Warum auch? Dort wohnen ja keine gut verdienenden Staatsbediensteten mehr, sondern fast nur noch Rentner, Hartzer und andere Mieter, die, sofern sie in Lohn und Brot stehen, nicht unbedingt zur Mittelschicht zu rechnen sind."

                            Ich möchte anmerken, daß dies ein sehr krasses Beispiel innerhalb Munsters ist. In anderen Bereichen ist die Konversion der Wohnbereiche durchaus geglückt (inkl. der Umgestaltung der britischen Kaserne), aber der Verlust der Kaufkraft durch den Truppenabbau ist doch bis heute zu merken. Leider kamen nämlich die Stadtväter auch noch auf die Idee, den Innenstadtbereich verkehrsberuhigt umzugestalten, was zwangsläufig dazu führte, daß viele der alteingesessenen kleinen Läden nicht mehr lange überlebten und heute der Innenstadtbereich mehr oder weniger "tot" ist.

                            Als Fazit muß ich sagen, daß ich meine Kindheit und Jugend gerne in Munster verbracht habe, heute dort aber nicht mehr "tot über den Zaun" hängen möchte, weil der Flair, den eine richtige Garnisonsstadt früher hatte (insbesondere in Munster), verloren gegangen ist und durch den deutlichen Verlust der Kaufkraft dies auch visuell an allen Ecken und Enden erkennbar ist.

                            Das Beispiel Munster dürfte mit Sicherheit auch auf andere Städte und Gemeinden zutreffen, deren größter Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor Streitkräfte sind.

                            Grüße


                            Rex Danny

                            Dieses
                            Zuletzt geändert von Rex Danny; 29.07.2023, 19:34.

                            Kommentar

                            • DeltaEcho80
                              Cold Warrior
                              • 09.03.2013
                              • 1688

                              #119
                              Ich denke, dein letzter Satz trifft es auf den Punkt:

                              Wie dir mit Munster so geht es mir mit Kitzingen: Als Kind und Jugendlicher in den 1980er und 1990er Jahren war ich sehr oft und gerne in Kitzingen, da 1. mein Vater dort gearbeitet hat und 2. der Großteil meiner Schulfreunde aus Kitzingen kamen, da ich in der Abtei Münsterschwarzach das Gymnasium besuchte. Kitzingen hat damals "gebrummt", die Stadt hat gut von den Amerikanern gelebt. Vor Corona (2018 oder 2019) hatte mich ein ehemaliger Klassenkamerad eingeladen, ein Konzert seiner Band im Bistro Gambrinus zu besuchen. Das Gambrinus war zu meiner "Jugendzeit" unser "Kultladen". Als ich also nach KT kam, am Mainkai geparkt hatte und in die Stadt Richtung Gambrinus lief, ist mir die Kinnlade runter gefallen. Die halbe Innenstadt ist Leerstand. Und alles - bis auf die Dönerläden und Spielhöllen - komplett abgeranzt.

                              Würzburg hat halt das sehr große Glück, dass Wohnraum in den ehemaligen US-Liegenschaften (s. ehem. Hospital, Leighton - Hubland) sehr sehr begehrt ist, weswegen die Konversation fast "von alleine" läuft. Gut, bis auf die Faulenberg-Kaserne. Aber auch das wird über kurz oder lang der Markt regeln.

                              In Schweinfurt hat sich die Stadt sehr bemüht, die Areale der US-Garrison schnell und gut zu konvertieren, was relativ ordentlich gelingt.

                              Aber schon bei den Conn-Baracks, die ja nicht auf Stadtgebiet SW liegen, stockt die Konversion 10 Jahre.

                              In Mellrichstadt als ehem. BW-"Einöd"-Standort, der in den 1960er Jahren ja auch politischen Gründen geschaffen wurde, schaut es ganz mau aus. Der anfänglich löbliche Gedanke, das Areal der Bayersichen Landessiedlung zu verkaufen, statt der BIMA, um die Weiterentwicklung zu forcieren, muss jetzt 17 Jahre nach der Schließung der Kaserne als gescheitert betrachtet werden. Gut, die Stadt Mellrichstadt hat das, was sie beeinflussen kann (die von dir angesprochenen Wohnblocks) einigermaßen gut im Griff.

                              Bei MET kam ja damals ziemlich zeitgleich mit der Schließung der Kaserne die Schließung des Kreiskrankenhauses dazu. Die Stadt hatte hier auch einige Zeit zu kämpfen. Aber ich glaube, inzwischen hat man das soweit verkraftet, sicherlich auch durch den vorhandenen Mitelstand und die BAB 71. Wobei ich da auch nicht "tot übern Zaun hängen" wollte.

                              Kommentar

                              • Hoover
                                Cold Warrior
                                • 19.12.2013
                                • 601

                                #120
                                Dörverden ist auch ein gutes Beispiel. ein keines Dorf bei Verden. In Spitzenjahren mit 2.500 Soldaten belegt in der Niedersachsenkaserne. Dann innerhalb von 10 Jahren auf Null abgerüstet und geschlossen.
                                In Folge ist eine Bäckerei, 1 Restaurant, zwei Handwerksbetriebe verschwunden. Die Gemeidne hat das das mit heute nicht wirkich kompensieren können. Die Kasernenlage ist immer noch Brachland.

                                Aber trotzdem: Es wäre völlig falsch, nur der Wirtshaft wegen ein solches Objekt weiterzubetreiben. Nienburg wäre auch so ein Streichkandidat, wenn man wirtshaftlich denkt.
                                "Damals, als ich in meinem Alter war..."

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X