Logistik der Division im V-Fall

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2802

    #1

    Logistik der Division im V-Fall

    Guten Morgen,

    im Anhang einige Auszüge aus dem „Befehl für die Regelung der Logistik im V-Fall“ (BRLog/V) der 4. PzGrenDiv von 1988. (Quelle: BA-MA, BH 8-4-242).

    Neu waren mir folgende Punkte:
    1. Abgabe der Panzer der Fahrschulkompanien (Leopard ohne Turm) an die Instandsetzungsbataillone als Schlepp- und Rangiermittel.
    2. Abgabe des Großgeräts der Truppenschulen an die Divisionen. So hätte die 4. PzGrenDiv Kampfpanzer Leopard 1 und Schützenpanzer Marder von der Kampftruppenschule 2 erhalten, diese Fahrzeuge hätten zunächst bei den Feldersatzbataillonen zur Ausbildung des Personalersatzes Verwendung gefunden.
    Die Artillerieschule hätte 6 Panzerhaubitzen M 109 an die Brigadeartilleriebataillone abgegeben.
    Interessant blieb sicher der Eisenbahntransport dieses Geräts im Spannungsfall quer durch die Republik von Munster in der Lüneburger Heide bzw. von Idar-Oberstein nach Amberg in der Oberpfalz.
    3. Das FlaRgt 4 erhielt nur 80 Fliegerfäuste, vorgesehen waren gem. StAN 216 Stück.

    Der Division war das gemischte Korpsdepot ADERTSHAUSEN unterstellt, dieses Depot lag am Nordrand des Truppenübungsplatzes Hohenfels. Sehr aufschlussreich finde ich die Übersichten mit der Aufstellung, was an Munition und Betriebsstoff in diesem Depot bevorratet war. Man kann anhand der bekannten Kriterien wie Kampfbeladung, Munitionssatz usw. ausrechnen, was damit möglich gewesen wäre. Bei einigen Munitionsarten war es wirklich nicht sehr üppig. Schon am Anfang des BRLog/V wird darauf hingewiesen, dass es bei PzMun 120 mm und ArtMun 155/203 mm Engpässe gibt.
    Die in dem genannten Depot vorhandenen Bestände sind teilweise recht spärlich. So lagen dort gerade mal 324 Granaten für die leichte PzFst, überschlägig hatte eine Brigade mindestens etwa 250 dieser Waffen. Sehr finster ist es auch bei Panzerabwehrlenkraketen mit 88 MILAN, 12 TOW, 32 HOT. Die Kampfbeladung eines Raketenjagdpanzers war 20 HOT bzw. 14 TOW. Damit hätte man also nicht einmal einen Zug ausstatten können.
    Ähnlich sieht es bei den Mehrfach-Raketenwerfern aus: Gesamt 576 Schuß, das wäre eine Salve für das gesamte RakArtBtl (16 Werfer mal 18 Rohre).
    Wenn man bei Panzerabwehrminen von einer durchschnittlichen Sperrbreite von 3 m pro Mine ausgeht, hätte man mit den dort gelagerten Minen abdecken können:
    3260 Verlegeminen x 3 m = 9.780 m
    10800 Wurfminen x 3 m = 32.400 m.
    Über 40 km Sperrbreite klingt erst einmal sehr gut, aber man muss die Tiefe der Minensperren einrechnen und dann dürfte man deutlich unter 10 km liegen.

    Natürlich verfügte die Truppe außer diesen Depotbeständen noch über die bei den Einheiten vorhandene Grundausstattung.

    Grüsse
    Jörg
    Angehängte Dateien
  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1688

    #2
    Hallo Jörg,

    vielen Dank für die wiederum sehr interessanten Einblicke.

    Auch ein - für mich- neuer Begriff ist dabei "Eisenbahnanfangsbewegung".

    Gibt es eigentlich Gründe dafür, dass ausgerechnet die Fahrschule aus Dornstadt ihre Fahrschulpanzer an das Inst-Btl. 4 abgeben musste und nicht z.B. die Fahrschule aus Feldkirchen-Mitterharthausen?

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    • uraken
      Cold Warrior
      • 27.09.2008
      • 865

      #3
      Das mit der marginalen Munitionsausstattung ist schon extrem bedenklich. Allerdings gab es noch zahlreiche Standortdepots.Ich erinnere mich an endlose Nächte in Oberhinkhofen auf dem Turm.

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      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2802

        #4
        Zitat von uraken Beitrag anzeigen
        Allerdings gab es noch zahlreiche Standortdepots.
        In den Standortmunitionsniederlagen lag die sog. Grundausstattung (zumindest Teile davon), also die Kampfausstattung die beim Soldaten oder im Fahrzeug war und die Truppenbeladung bei den Munitionsgruppen der Bataillone. Das war keine zusätzliche Ausstattung, sondern nur die Erstausstattung. Das waren z.B. die 6 Magazine (120 Schuß) beim Gewehrschützen oder beim SPz Marder 1250 Schuß für die BMK und 4 Milan oder beim Leopard 1 die 55 Schuß 105 mm.

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        • Malefiz
          Cold Warrior
          • 22.12.2010
          • 368

          #5
          Hallo Nemere,
          absolut interessant. Es wäre auch interessant zu wissen, ob alle Divisionen gleich behandelt wurden, oder ob es da Schwerpunkte gab, evtl. I. Korps in der Norddeutsche Tiefebene und III. Korps Fulda-gap. Sonst wäre es nach einer Woche eng geworden und man hätte auf Hilfe vom Großen Bruder zurückgreifen müssen.
          Grüße

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          • klaus_erl
            Cold Warrior
            • 14.04.2013
            • 1052

            #6
            Eine Frage zum Depot: War das dieses Gelände östlich von Adertshausen am Aichaer Berg?

            Da war ja unsere Standortmunitionsniederlage in Weiden, die ich recht oft zu bewachen hatte, größer.

            Zu den Minen: Als ich meinen Wehrdienst leistete haben wir Verlegeminensperren drei- bis vierreihig angelegt. Damit werden aus den knapp 10km schon nur noch etwa drei. Zu den Wurfminen kann ich nichts sagen, wir hatten zwar schon die Basisfahrzeuge, allerdings noch ohne Wurfaufbau und erhielten auch keine Ausbildung zur Mine.


            Klaus
            Zuletzt geändert von klaus_erl; 17.05.2020, 20:08.

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            • Rex Danny
              Administrator
              • 12.06.2008
              • 4290

              #7
              Sehr interessant fand ich auch, daß esEisenbahntransportzüge gab, die durchnummeriert waren. Von so etwas habe ich bis heute noch nichts gehört. Waren es bundeswehreigene Züge oder wurden die Züge von der DB gestellt und dann entsprechend von der Bundeswehr nummeriert?

              Grüße


              Rex Danny

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              • Rex Danny
                Administrator
                • 12.06.2008
                • 4290

                #8
                Ach ja, ganz vergessen..........das von Klaus im Bayern Atlas markierte Objekt war das Korpsdepot 270.

                Grüße


                Rex Danny

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                • allrad
                  Cold Warrior
                  • 10.02.2014
                  • 154

                  #9
                  Vielen Dank für das Einstellen dieses Dokuments, Nemere!

                  Kommentar

                  • uraken
                    Cold Warrior
                    • 27.09.2008
                    • 865

                    #10
                    Na dann gute Nacht! Sehr geringe Vorräte für alle Artillerie Waffensysteme, Panzer Abwehr, Leo 2. Und das bei einem Korps, welches wohl den längsten Frontabschnitt zu halten hatte.

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                    • EmilBerggreen
                      Cold Warrior
                      • 19.07.2015
                      • 514

                      #11
                      Auch wenn wir vielleicht schon einmal darüber gesprochen haben, entscheidend ist doch, wie kommen die Nachschubsgüter (Kraftstoff, Munition, Verpflegung, etc.) von den getarnten Divisions-, Brigade- bis zu den Bataillonsversorgungspunkten zur kämpfenden Truppe?
                      Also der Feind setzt alles daran, dass die Versorgungskette nachhaltig unterbrochen wird, Versorgungspunkte aufgeklärt, bekämpft, etc. 7-Tonner sind groß und auch mit Tarnnetz aus der Luft wahrscheinlich zu lokalisieren. Zur Verteidigung haben sie ja nur das "Turm-MG", also auf diesem Drehkranz ... ist nicht viel.
                      Kompaniefeldwebel und/oder Versorgungsdienstfeldwebel holen dann die entsprechenden Güter von den Versorgungspunkten und bringen die Munitionskisten, etc. zu den Kampftruppen.

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                      • EmilBerggreen
                        Cold Warrior
                        • 19.07.2015
                        • 514

                        #12
                        Hier ein paar Auszüge aus dem Spiegel vom 9. März 1970. Bundeswehr/Nachschub-Truppe. Kann nur beten
                        Für jeden Korps-Versorgungspunkt -- dessen Ausdehnung in der Regel 25 Quadratkilometer betragen soll -- sieht die Planung nur einen 30 Mann starken Sicherungszug vor. Marschierende Lastwagen-Kolonnen führen aus Personalmangel ohne Geleitschutz und wären nahezu wehrlos, gerieten sie in einen Hinterhalt. "Man kann dann nur beten, daß sich ein Brigade-Kommandeur mal einen Sicherungszug abkneift, um uns zu helfen", hofft Oberstleutnant Ronig.
                        Ungenügend wie die Pläne für ihre Verteidigung im Krieg sind auch die Übungsmöglichkeiten im Frieden. Es gibt Versorgungs-Teileinheiten, die nur aus einem Unteroffizier und drei Mann bestehen. Noch nie erprobte die Bundeswehr, wie ein solcher Trupp zehn Tage lang einen 24stündigen Dauerbetrieb aushalten kann -- für die Nachschubtruppe der Normalfall.
                        Anders als in der Bonner Streitmacht schätzen amerikanische Soldaten die Bedeutung der modernen Train-Soldaten ein. Weltkrieg-II-Sieger Dwight D. Eisenhower: "Die Versorgung beeinflußt alle Schlachten und entscheidet vieles."
                        theoret. Durchschnittsverbrauch an Kampfmitteln, pro Waffe, pro Kampftag
                        Kampfbeladung. KPz Leopard 2. 1.100 l Tankinhalt, 42 Schuss 120 mm Munition, SPz Marder 652 l Tankinhalt, 1.250 x 20mm BMK, 4 LFK MILAN, etc. Dann gibt es bestimmte Intensitätsfaktoren 2,5, 2,0 f.d. 1. Kampftag, erschließt sich mir aber nicht, wie das berechnet werden soll.
                        Beladungsmöglichkeit eines LKw 10 t: 200 x 105 mm Pz, 160 x 120 mm Pz, 360 x PzMrsMun, 160 x 155 mm Art
                        Betankung einer PzKp: 13 KPz je 600 l, Kanister-, Direktbetankung

                        Quelle: Oestmann: Dazu befehle ich ...!
                        Zuletzt geändert von EmilBerggreen; 18.05.2020, 09:53. Grund: Ergänzung

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                        • Malefiz
                          Cold Warrior
                          • 22.12.2010
                          • 368

                          #13
                          Zitat von EmilBerggreen Beitrag anzeigen
                          Hier ein paar Auszüge aus dem Spiegel vom 9. März 1970. Bundeswehr/Nachschub-Truppe. Kann nur beten




                          Für jeden Korps-Versorgungspunkt -- dessen Ausdehnung in der Regel 25 Quadratkilometer betragen soll -- sieht die Planung nur einen 30 Mann starken Sicherungszug vor.
                          Quelle: Oestmann: Dazu befehle ich ...!
                          Geübt wurde, dass bei einem Angriff alle Nachschieber in Ihre Alarmstellungen hechten. Der Sicherungszug dürfte hauptsächlich auf seine drei FK20 aufgepasst haben.

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                          • allrad
                            Cold Warrior
                            • 10.02.2014
                            • 154

                            #14
                            Guten Morgen,
                            ich bin mir nicht sicher ob hier nicht eun gewisses Missverständnis vorliegt. Die 1000 to Mun und 1000 Tonnen Betriebstoff Vorrat im genannten Korpsdepot sind mitnichten alles was die 4. Pz. Gren. Div zur Verfügung hat. Wie ja größtenteils schon erwähnt stehen den Brigaden neben der Kampfbeladung auf den Gefechtsfahrzeugen und der Truppenbeladung un den Transportgruppen der Verbände noch die Versorgungsbeladundung der Nsch Kp der Brigaden zur Verfügung. Das ist berechnet für 3 Tage. Diese 3 Tage Zeit haben die Logistiktruppen um z.B. eine Erstbefüllung der Divisionsversorgungspunkte Mengenverbrauchgüter einzurichten. Für den Fall, dass das nicht zeitgerecht gelingt hat das II. Korps der 4. Pz. Gren .Div schon einmal eins von seinen 18 Korpsdepots unterstellt. Die dort gelagerten Vorräte sind als ein Zwischenpuffer bis zum Anlaufen der Logistik auf der Divisionsebene. Allerdings ist die Bevorratung mit Munition der Nato nicht allzuhoch gewesen. In dem Br Log ist da wie schon bemerkt die Zuweisungen von 80 Redeye Fliegerfäusten bemerkenswert. das scheint tatsächlich der Gesamtvorrat für die 4. Pz. Gren. Division gewesen zu sein. Ich werde heute Abend dazu noch einmal ausführlicher berichten.

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                            • Nemere
                              Cold Warrior
                              • 12.06.2008
                              • 2802

                              #15
                              Zitat von EmilBerggreen Beitrag anzeigen
                              Hier ein paar Auszüge aus dem Spiegel vom 9. März 1970. Bundeswehr/Nachschub-Truppe. Kann nur beten
                              Der SPIEGEL-Artikel stammt von 1970, damals hatten die Divisionen noch keine Nachschubbataillone, sondern hätten diese im V-Fall vom Korps erhalten. Genauso war es bei den Inst-Btl.
                              Leider ist das wieder mal ein Beitrag des Spiegel, der zwar sehr schnoddrig und reißerisch aufgemacht ist, aber bei näherer Betrachtung an der Oberfläche des Problems bleibt.
                              Was wäre denn gewesen, wenn man die als Geräteeinheiten geplanten Bataillone usw. alle bereits im Frieden aufgestellt hätte?
                              - Man hätte Tausende von LKW gebraucht, die sich nur kaputtgestanden hätten. Bei Geräteeinheiten kamen diese Transport-LKW zum großen Teil aus der materiellen Mobergänzung.
                              - Die vielen Soldaten dieser zusätzlichen Nachschubbataillone hätte man wegen fehlendem Nachschubbedarf im Frieden niemals vernünftig beschäftigen können. Garantiert hätte sich dann der Spiegel im nächsten Artikel über den „Gammeldienst“ aufgeregt.

                              Mit der gleichen kurzsichtigen Argumentation hätte man auch bei der Sanitätstruppe die Aufstellung der Reservelazarette usw. bereits im Frieden fordern können.

                              Das Problem der Sicherung der rückwärtigen Gebiete gegen „Partisanen“ war 1970 schon längst angegangen worden. Mit dem damaligen Übergang zur Heeresstruktur 3 erhielten die Divisionen endgültig ihre Sicherungsbataillone, die Wehrbereichskommandos bekamen die Heimatschutzkommandos und bei den VBK und VKK wurde die Zahl der Grenadierbataillone (TV) und die Sicherungskompanien wesentlich erhöht. Erst Ende der 1960er Jahre standen genügend ausgebildete Reservisten zur Verfügung, um neben dem hohen Bedarf des Feldheeres auch die noch viel zahlreicheren Mob.-Einheiten des Territorialheeres aufzustellen.

                              Diesen hohen Anteil an mobilzumachenden Einheiten bzw. Teileinheiten hatte aber nicht nur die Nachschubtruppe.
                              Bei den Jägern waren es 94 %, bei der Sanitätstruppe 88 % (ohne weibliches Pflegepersonal), bei der ABC-Abwehrtruppe 78 %, bei den Feldjäger 76 % und bei der Nachschubtruppe 70 % Reservisten.
                              Es folgten die Pioniere mit 61 % und die Heeresflieger mit 49 %. (Jeweils Stand 1982).

                              Der Umfang der Nachschubtruppe war Ende der 1980er Jahre sowieso schon sehr hoch. Wenn man Feldheer und TerrH zusammenfasst und die vielen selbständigen Nachschubkompanien in Bataillonsäquivalente umrechnet, kommt man auf ungefähr 60 bis 65 meist sehr starke Bataillone. Dazu wären aber noch 42 Bataillone aus dem WHNS-Bereich gekommen, so dass es mehr als 100 „Tross-Einheiten“ gegeben hätte. Dabei sind aber Depots und die vielen Einheiten auf Zugebene, wie die Umschlag- und Betriebszüge usw. gar nicht mitgerechnet. Zum Vergleich: Die Bundeswehr hatte damals 85 Panzerbataillone.
                              Zuletzt geändert von Nemere; 18.05.2020, 19:09.

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