Auslösen von Sperranlagen bei einem Angriff "Aus dem Stand"?

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  • Colonel Dash Rendar
    Warrior
    • 04.08.2011
    • 75

    #1

    Auslösen von Sperranlagen bei einem Angriff "Aus dem Stand"?

    Diese Frage beschäftigt mich schon seit einiger Zeit:

    Das bekannte "worst case szenario": Der Angriff aus dem Stand:

    Befehle ergehen an einem Freitag per Kradmelder an die Divisions- und Regimentskommandeure der Sowjetarmee und der NVA. Es werden zunächst nur Einheiten eingeweiht, die in Grenznähe sind. Strikte Funkstille wird befohlen. Die Abhörstationen der Nato auf dem Teufelsberg, dem Bocksberg, etc. haben also keine besonderen Aktivitäten bemerkt. Die ständigen Beobachter der westallierten Militärmission (Military Liaison Mission), die Tag und Nacht durch die DDR kurvten (sehr informativ der Film "Honor Bound"), hätten zunächst auch keine besonderen Einheiten-Verlegungen registrieren dürfen.
    Irgendwann in der Nacht von Samstag auf Sonntag erging dann der Einsatzbefehl und die WP-Panzer wären dann in Richtung Grenze gerollt.

    Am Wochenende war die Bundeswehr (spätestens ab Mitte der 70er) spärlicher besetzt. Wie sah es mit den Wallmeister-und Pioniereinheiten aus?
    Gab es für die einen höheren Bereitschaftsgrad? Konnten/durften Sperranlagen überhaupt ausgelöst oder zumindest besetzt sein, bevor der V-Fall durch Bundestag und Bundesrat ausgelöst wurde? Ich habe irgendwas über Gesetzesänderungen Ende der 60er gelesen, daß die V-Fall Ausrufung etwas erleichtert hätte.
    Wären genügend Pioniereinheiten sofort für jede Sperre zur Verfügung gestanden oder hätte man bei einigen Sperren schon früher ausgelöst um sich auf wenige wichtige Sperren zu konzentrieren? Man hätte ja damit rechnen müssen, daß Speznaz-Einheiten schon Tage vor dem Tag X in die Bundesrepublik in Zivil eingeschleust worden wären und die Sperranlagen ihrerseits schon "verteidigten" bis ihre Kameraden mit ihren Panzern anrollen.
    Hätten evtl. Jägereinheiten der Bundeswehr auch vorher unbesetzte Sperren zurück erobern müssen?

    In wieweit hätten Sperranlagen auch sabotiert werden können (Kaputtschlagen der 6-Kant-Schraube an den Trichtersperrdeckeln?)?
    Das hätten sogar system-feindliche Gruppen im Westen (RAF, etc.) tun können, dazu wären nicht mal Soldaten benötigt worden.
    Hatten Wallmeister/Pioniere in ihren Bussen auch Schleifgeräte dabei, um notfalls auch die Schrauben abzuschleifen?

    Oft denkt man bei unmittelbaren Invasionsvorbereitungen nur an die Zerstörung von Kommando- und Fernmeldeeinrichtungen.
    Wie wir aber spätestens aus dem Zweiten Weltkrieg wissen, war das Ausschalten von strategisch wichtigen Befestigungsanlagen schon immer ein wichtiger Bestandteil einer wenige Stunden folgenden Invasion, z.B. der Deutschen, die in Belgien das Fort Eben-Emael ausschalteten oder die Allierten bei der Landung in der Normandie durch Fallschirm- und Lastenseglereinheiten Brücken sicherten.

    Ich denke, diese Fragen müssen schon viel früher von unseren Verteidigungs-Politikern und Generälen durchdacht worden und vernünftige Antworten & Lösungen gegenüber diesen Gefahren gefunden worden sein. Es wäre zumindest die verdammte Pflicht gewesen, denn Eines ist sicher: Unser Feind (durch KGB und Stasi aufgeklärt) wußte bestimmt schon sehr früh über die Existenz und Lage der Sperranlagen und die WP-Stäbe machten sich bestimmt hierzu Gedanken und Pläne, wie mit den Sperranlagen zu verfahren sei.
    Denn Eines ist sicher. Die Zeit spielt immer gegen einen Überraschungsangriff. Und der WP hätte sehr schnell vorrücken müssen und Straßen und Brücken möglichst lange intakt bleiben müssen. Jede Stunde, jeder Tag, jede Woche erhöhte die Mobilisierung der Nato. Das Halten in den ersten Stunden wäre vielleicht schon kriegsentscheidend gewesen. Unsere Mob mußte anlaufen können, auch am Wochenende. Wären die Autobahnen (Zufahrt auf die Autobahn nur nach Vorzeigen des Truppenausweises) und Bahnverbindungen von Polizeieinheiten sofort gesperrt worden, damit die Soldaten an den Wochenenden schnell zu ihren Einheiten gekommen wären? Reforger hätte sofort in USA beginnen, also Zivilmaschinen sofort für Truppentransporte requiriert werden müssen, Deutsche Mob-Einheiten durch die Korpsdepots und Allierte Einheiten durch die Forward Storage Sites schnell bewaffnet werden.
    Geleitzüge mit Waffen- und Versorgung hätten sofort beladen und spätestens 48 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen aus nordamerikanischen Häfen auslaufen müssen. Anti-Sub-Warfare Einheiten der Nato-Marinen hätten die G-I-UK Lücke sofort anlaufen müssen und Jagdflugzeuge in Norwegen, Grönland, Island und GB verstärkt werden, damit WP- Uboote und Seebomber in so geringer Anzahl wie möglich die überlebenswichtigen Geleitzüge angreifen konnten.

    Aber wie gesagt, die erste wichtige Hürde wären die Sperranlagen gewesen. Wie sicher und schnell hätte man handeln können, damit diese Anlagen ihren Zweck erfüllten und unserer Mobilisierung Zeit erkaufte?

    Fragen über Fragen. Ich bin sehr gespannt auf Euere Antworten.


    Mir geht hier ein Satz aus "Im Sturm" (Red Storm Rising) nicht aus dem Kopf, den Tom Clancy so treffend formulierte:
    "Ein Krieg, der Millionen in Mitleidenschaft ziehen sollte, begann mit verzweifelten Nachtkämpfen zwischen Einheiten in Zug- und Kompaniestärke."

    Nachtrag: Habe mittlerweile den englischen Lehrfilm "Demolition Guard" gesehen. Vielen Dank. War sehr informativ.
    Beantwortet ein paar Fragen, aber nicht alle.
    Zuletzt geändert von Colonel Dash Rendar; 29.02.2012, 23:37.
  • Horner
    Cold Warrior
    • 24.05.2009
    • 1897

    #2
    Das ist eine sehr gute Frage und aus einen Gesichtspunkt, der mir noch nicht eingefallen oder das ich diesen überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Ich meine damit, wie die Sperrmittel in welchen Zeitablauf nach der Alamierung aktiviert worden wären.

    Echt gut ,
    Horner
    Zuletzt geändert von Horner; 01.03.2012, 05:07.

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    • suedbaden
      Cold Warrior
      • 06.01.2008
      • 296

      #3
      Die NATO ging - wie man in dem bekannten Operationsplan 33001 des V. (US) Korps nachlesen kann - in den 1980er Jahren davon aus, dass eine Vorwarnzeit von 48 Stunden zur Verfügung steht, um die eigenen Deckungstruppen zu entfalten. Das hätte auch die Vorbereitung der Sperren beinhaltet.

      Die Frage ist also, ob der WP überhaupt in der Lage gewesen wäre, entgegen dieser Annahme mit einer geringeren Vorwarnzeit aus dem Stand einen Angriff zu starten. Vermutlich eher nicht, denn sonst hätte sich die NATO darauf irgendwie eingerichtet - das ist ja die Logik des kalten Kriegs gewesen.

      Der wichtigste Grund, warum ein Angriff aus dem Stand wenig erfolgversprechend gewesen wäre: Selbst wenn grenznah stationierte Verbände eine erste Angriffswelle hätten starten können, hätten doch die Logistik und die Kräfte der folgenden Staffeln nachgeführt werden müssen. Und das ist aus dem Stand halt nicht zu machen. Diese Diskussion hatten wir hier aber schon öfter, glaube ich. Letztlich ist das aber müßig.

      Kommentar

      • Colonel Dash Rendar
        Warrior
        • 04.08.2011
        • 75

        #4
        Tut mir leid, wenn ich ein Thema eröffnet habe, das evtl. woanders schon abgehandelt wurde.
        Das muß mir entgangen sein (vielleicht auf Grund der mittlerweiligen Größe des Forums verzeihbar, habe auch nicht jeden Tag Zeit alle Posts zu checken). Ich denke hier im Cold-War Forum ist vieles hypothetisch. Deshalb sollten doch auch meine Fragen erlaubt sein.
        Und die Frage, wie die Verteidigung zeitlich und durch welche Befehlskette (auch durch die zivilen Entscheidungsträger) angelaufen wäre, bleibt doch ein spannendes Thema?!


        Das mit 48 Stunden Vorwarnzeit hört sich vielleicht erstmal nicht schlecht an. Aber wenn man bedenkt, daß der Großteil der Bundeswehr am Freitag Nachmittag ins Wochenende ging, dann sind wir nach 48 Stunden bei Sonntag Nachmittag/Abend und die Leute sitzen immer noch zu Hause, denn sie kämen ja erst am Montag um 7.00 Uhr zum Dienstbeginn. So war es jedenfalls bei uns Heimschläfern in der Stammeinheit.

        Ferner meinst Du also, wenn ich Dich richtig verstehe, daß durch den dadurch fehldenden schnellen Nachzug der Logistik, also Munition, Treibstoff, etc. der Angriff sehr schnell "verhungert" wäre bzw. dadurch ein schnelleres Zurückschlagen leichter möglich gewesen wäre?
        Was aber, wenn die Logistik ihrerseits mit geringer Verzögerung angerollt wäre?

        Frage in die Runde: Gab es wirklich die Nato Strategie mit dem Namen "Dreamland" , wie es Tom Clancy beschrieb? Oder vielleicht unter anderem Namen?
        Ich meine bestimmte strategische Ziele in der DDR und Polen, die nach dem Angriff des WP auf unser Territorium sofort durch Luftangriffe anzugreifen gewesen wären? Mun- und Treibstofflager, Brücken, Verkehrsknotenpunkte, Kommunikationsanlagen, etc.?
        Gibt es hierzu mittlerweile geheime Auflistungen (vielleicht durch BStU bekannt gegeben?)?
        Das hätte uns natürlich auch etwas Mob-Zeit verschafft.

        Kommentar

        • suedbaden
          Cold Warrior
          • 06.01.2008
          • 296

          #5
          Klar, diese hypothetischen Gedankenspiele sind immer interessant. Waren sie auch schon, als ich 1986/87 meinen Wehrdienst abgeleistet habe. Da fragten wir uns natürlich am Freitag nachmittag, bevor alle nach Hause fuhren, auch, was die Bundeswehr und die NATO machen würden, wenn die Roten am Samstag früh um 5 Uhr aus dem Stand und ohne Vorwarnung einmarschierten. Das wäre schon sehr ungünstig gewesen, keine Frage - aber wie gesagt, ich halte das für ein wenig realistisches Szenario. Ist aber bloß meine Meinung.

          Wie auch immer, wie die NATO reagiert hätte, weiß man halt nicht. Falls es Pläne dafür gab, sind sie noch nicht veröffentlicht. Man kann aber spekulieren, dass die Wahrscheinlichkeit für einen frühen Einsatz nuklearer Mittel durch die NATO in einer solchen Situation größer und ein solcher Überraschungsangriff für den WP damit unkalkulierbarer gewesen wäre. Viel mehr kann man dazu heute halt auch nicht sagen.

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          • ed22ful
            Cold Warrior
            • 01.11.2010
            • 1208

            #6
            Das mit dem Einmarschieren zu ungünstiger Zeit macht nachdenklich. Ich hätte im Ernstfall von Mainz aus nach Delmenhorst gelangen müssen, immerhin 450km, selbst mit dem Auto locker drei Stunden. Wenn das natürlich auch all die anderen Kameraden betroffen hat, solche Entfernungen zurücklegen zu müssen, na ja, da wären 48Stunden wohl gerade so ausreichend gewesen.
            Aber ein Angriff des WP aus dem "Stand" heraus wäre wohl ziemlich schwierig gewesen, ohne das dem Westen die Truppenbewegungen aufgefallen wären. Deswegen sind die Mannöver auf beiden Seiten auch immer sehr argwöhnisch beochbachtet worden, wäre ja immer ein günstiger Zeitpunkt gewesen.
            Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
            Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
            www.ig-area-one.de

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            • Colonel Dash Rendar
              Warrior
              • 04.08.2011
              • 75

              #7
              Natürlich mußte der WP bei allen Angriffsszenarien immer davon ausgehen, daß die Nato mit Atomwaffen antwortete. Ob in der frühen Phase eines plötzlichen Angriffs oder erst nach Tagen oder Wochen, wenn der Durchbruch an den Rhein doch drohte.
              Deshalb glaube ich auch nicht, daß der WP Pläne für einen Angriff aus dem Stand jemals ganz verwarf. "Langsam" anzugreifen, um dem Gegner die Chance zu geben, konventionell entsprechend zu antworten und nicht Atomwaffen einsetzen zu müssen, macht doch gar keinen Sinn. Wer in der Planung auf diese "Nummer sicher" gehen wollte, hätte erst gar keine Angriffsszenarien ausgearbeitet. Außerdem zeigt uns die gesamte Militärgeschichte, daß Kriege niemals so abliefen, wie man sie vorher versuchte zu planen. Gleichwohl verstehe ich den Einwand von Südbaden wegen einem möglichen frühen Einsatz von Atomwaffen sehr wohl.
              Gerechtfertigt wird seine These zum Beispiel durch den Yom Kippur Krieg. In den ersten Stunden des Krieges sah es sehr danach aus, daß die Israelis extrem stark "auf dem linken Fuß" erwischt wurden. Es war ein Feiertag, die meisten Soldaten waren zu Hause bei ihren Verwandten und die Panzer der Ägypter und Syrer rasten auf Israel zu.
              Premierministerin Golda Meir wollte natürlich mit konventionellen Mitteln die Angreifer stoppen. Aber sie hatte einen Joker in der Hand. Ein Jet war bereits mit einer Atombombe beladen und wartete nur auf seinen Einsatz. Doch die Israelis schafften es mit ihren konventionellen Streitkräften den Angriff zu stoppen und die Atombombe kam nicht zum Einsatz.

              Gehen wir nochmal vom Wochenendszenario aus: 3/4 der Bundeswehr war im Wochenende, wahrscheinlich sogar mehr. Irgendwann in der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Familien mit ihren Soldaten durch Sirenen aus dem Schlaf gerissen. Sie schalten Radio und Fernseher ein. Manche Radio- oder Fernsehsender sind vielleicht von Speznaz Einheiten gesprengt worden. Aber sicherlich wäre das nicht bei allen Sendern gelungen. Vor allem nicht, weil ja auch noch Sender in Österreich, Schweiz und den anderen Nato-Ländern zu empfangen gewesen wären. Die Soldaten erfahren nun also, daß die Bundesrepublik angegriffen wurde, oder, daß ein Angriff unmittelbar bevor stehe, weil nächtliche Truppenbewegungen in der DDR, CSSR eindeutig zeigen, daß hier etwas beginnt. Ein schnell einberufenes Notgremium aus wenigen Mitgliedern von Bundestag und Bundesrat hat den Verteidigunsfall ausgerufen. Die Soldaten springen nun also in ihre Autos und rasen zu ihren Kasernen bzw. werden alle Bahnverbindungen gestrichen und nur noch Fahrten von den Ballungszentren zu den Kasernenstandorten durchgeführt. Teilweise gelingen bereits einige Luftangriffe der WP Luftwaffen auf unsere Autobahnen und Bahnstrecken.
              Pioniereinheiten fahren zu den Sperranlagen, Sperrensicherungstrupps beziehen ebenfalls Stellung. Wie eigenverantwortlich waren die Pioniereinheiten? Ich verstehe ja, daß man Sperranlagen, die 100 und mehr Kilometer von der Grenze entfernt waren, nicht sofort in die Luft jagen wollte. Schließlich ging es ja darum erstmal zu versuchen, ob Einheiten in Grenznähe nicht erstmal in Feindfühlung gehen können und evtl. schon ein Stoppen des Gegners zu erreichen (vielleicht auch an einigen Stellen mit schwächeren Angriffen möglich gewesen). Ansonsten mußten sich die Nato Truppen ja auch zurück ziehen können.
              Also mußten die Sperranlagen ja von Osten nach Westen Schritt für Schritt ausgelöst werden und nicht umgekehrt. Natürlich hätte es auch Fälle gegeben, wo z.B. zurückziehende Nato Einheiten später eine Brücke erreichten, als WP Einheiten, die parallel an ihnen vorbei eilten. Sowas führte z.B. im Zweiten Weltkrieg auch zu Kesselschlachten; Rückzugskorridore von zwei Richtungen zugeschnürt wurden und sich die Truppen durch einen immer dünneren "Flaschenhals" pressen mußten. Beispiel: Kessel von Falaise.
              Nun stelle man sich also ein Nato Sprengkommando vor Ort vor, daß noch auf eine rückziehende Einheit warten soll, bevor die Brücke gesprengt wird. Statt dessen kommen größere feindliche Einheiten in Sichtweite. Zu stark für Sicherungstruppen. Konnte/durfte man da auf Befehle warten, die von Brigade-/Division-/Korps-Ebene kommen sollte?
              Vielleicht auch noch ausgefallene Funkverbindungen/Feldkabelverbindungen?
              Wäre ich ein Kommandeur eines solchen Sprengkommandos gewesen, hätte ich im Zweifelsfall lieber mir den Hintern aufreissen lassen, weil ich eine Brücke zu früh gesprengt hätte, als zu riskieren, daß vom Feind ein Brückenkopf gebildet wird und so ein riesiges Gebiet bis zur nächsten Flußlinie fällt. So bitter es auch gewesen wäre, Nato-Einheiten hinter den feindlichen Linien im Stich zu lassen. Letzten Endes wäre es den zurück gebliebenen Besatzungen überlassen gewesen, ihre Panzer aufzugeben, ein, zwei Panzergranaten zu öffnen, Handgranaten ins Panzerinnere zu werfen, den eigenen Panzer damit in die Luft zu jagen und dann den Fluß zu durchschwimmen. So wäre zumindest der Panzer nicht in Feindeshand gefallen und die Truppen nicht in Gefangenschaft geraten.

              Ich glaube, wenn es wirklich zu einem sehr plötzlichen Angriff gekommen wäre, hätte man im Zweifelsfall einige Sperren mehr gesprengt, auch ohne entsprechenden Befehl, denn es war alles eine Zeitfrage und es war viel zu tun. Und einige Sperren wären vielleicht sogar sehr schnell in Feindeshand gefallen.

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              • Hatebreed
                Cold Warrior
                • 06.02.2009
                • 231

                #8
                Zitat von Colonel Dash Rendar Beitrag anzeigen
                ... Ein Jet war bereits mit einer Atombombe beladen und wartete nur auf seinen Einsatz. Doch die Israelis schafften es mit ihren konventionellen Streitkräften den Angriff zu stoppen und die Atombombe kam nicht zum Einsatz.
                Hallo Colonel,
                etwas OT, aber:
                War das wirklich so oder entspricht deine Ausführung der Szene aus "Der Anschlag", ganz am Anfang? Meines Wissens geben die Israelis bis heute nicht offiziell zu, A-Waffen zu besitzen. Ansonsten spannende Gedankenspiele, die du da äußerst, hat Spaß gemacht, deine Beiträge zum Thema zu lesen.

                Gruß Thomas

                Kommentar

                • ed22ful
                  Cold Warrior
                  • 01.11.2010
                  • 1208

                  #9
                  Hab da beim stöbern noch einen lesenswerten Artikel zum Thema gefunden, beantwortet zwar nicht direkt die Frage der auszulösenden Sperranlagen, aber gibt einen leichten Einblick in die Reaktion der Nato.



                  Viel Lesestoff, aber interessant.

                  ed
                  Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
                  Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
                  www.ig-area-one.de

                  Kommentar

                  • Colonel Dash Rendar
                    Warrior
                    • 04.08.2011
                    • 75

                    #10
                    Ja, ich kenne natürlich den Film "Der Anschlag" nach dem Roman "The Sum of all Fears" von Tom Clancy.
                    Darin wurde nicht nur ein Flugzeug mit einer Atombombe bestückt, es kam sogar der Einsatzbefehl. Jedoch stürzte die Maschine ab. Aus der abgestürzten Maschine wurde dann von arabischen Ziegenhirten das Plutonium der Bombe geborgen und an Terroristen verkauft. So der skurile Plott.

                    Ich habe aber nicht behauptet, daß es tatsächlich zum Einsatz kam. Ich sprach von Bereitschaft. Kein Atomwaffenbestücktes Flugzeug hob ab.

                    Zum "Beinahe"-Atomwaffeneinsatz im Yom Kippur Krieg:
                    Kasseler Friedensforum Friedenspolitischer Ratschlag AG Friedensforschung Friedensratschlag Friedensbewegung

                    Es gibt noch mehr Quellen, wenn man gründlich stöbert. Ich habe mit einer Bombe noch untertrieben. Golda Meir soll sogar das Scharfmachen von 13 Atombomben befohlen haben. Ob diese 13 Atombomben bereits an die Flugzeuge angehängt wurden oder noch nicht, habe ich noch nicht gefunden. Historischer Fakt ist aber, daß es zum Beinahe Atomwaffeneinsatz kam!

                    Auch wurde es den Amerikanern mitgeteilt, daß ein Einsatz geplant sei um so den Druck weiterer Waffenlieferungen noch während des Krieges aufrecht zu halten.
                    Die USA lieferten Waffen, auch die Bundesrepublik. Groß Britannien, Belgien und weitere europäische Länder lieferten nicht, verhängten ein Embargo.
                    Die Sowjetunion lieferte im Gegenzug an Ägypten und Syrien auch noch während dem Krieg Waffen.
                    Es war sogar befürchtet, daß die Sowjetunion Truppen nach Ägypten einflog. USA und Sowjetunion drohten sich gegenseitig. Zeitweilig wurde auf DEFCON 3 hoch gesetzt und US-Truppen auch in Deutschland in Alarmbereitschaft gesetzt. Es war also eine bedrückende Zeit während dem Jom Kippur Krieg - auch für uns.

                    Und zu dem Thema, ob die Israelis je den Besitz von Atomwaffen zugegeben haben:
                    Israel hat nie den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet.
                    Aus Wikipedia über Israel:
                    .... Ein Interview im Dezember 2006, in dem Premierminister Ehud Olmert in einer Aufzählung von Atommächten neben Frankreich, den USA und Russland auch Israel nannte, wurde von der internationalen Presse als indirektes Eingeständnis für einen israelischen Atomwaffenbesitz und gleichzeitig als Drohung und Replik in Richtung Iran gewertet....
                    Zuletzt geändert von Colonel Dash Rendar; 02.03.2012, 22:47.

                    Kommentar

                    • Colonel Dash Rendar
                      Warrior
                      • 04.08.2011
                      • 75

                      #11
                      Danke für den Hinweis über die "Air-Land" Strategie. Daß es sogar zu Boden- Gegenvorstössen auf DDR Gebiet nach einem WP-Angriff hätte kommen sollen, finde ich allerdings sehr utopisch. Und dann sogar von über 100 km zu sprechen. Ich glaube hier waren die Amerikaner wirklich zu optimistisch. Quantitativ fehlten der Nato sicherlich die Mittel hierzu. Wozu auch? Um West-Berlin zu verteidigen? Das wäre in ein, zwei Tagen trotz guter Gegenwehr gefallen.
                      Das Risiko der Einkesselung durch WP Einheiten wäre sicherlich viel zu hoch gewesen. Nein, realistisch keine Boden-Gegenvorstösse auf DDR oder CSSR Gebiet.
                      Gezielte Luftschläge wären aber sicherlich möglich und effektiv gewesen, um die "zweite und dritte Welle" stark zu schwächen. Vorallem durch Angriffe auf die Infrastruktur des Gegners.

                      Interessant wäre nach wie vor eine Auflistung konkreter Ziele.

                      Kommentar

                      • Hatebreed
                        Cold Warrior
                        • 06.02.2009
                        • 231

                        #12
                        Hallo Colonel,
                        danke für die Antwort! Spannende Materie, vor allem, da sich zur Zeit da unten erneut was zusammenbraut (Israel-Iran)...
                        Ein schönes Wochenende
                        Gruß Thomas

                        Kommentar

                        • jason.76
                          Cold Warrior
                          • 22.01.2012
                          • 133

                          #13
                          recht Interessant, eure Mutmassungen über einen Angriff des WP auf Deutsches Gebiet.Aber wie schon angesprochen, wenn der Osten einen Angriffsplan gehabt hätte, dann wäre es der Nato bestimmt bekannt gewesen.Und von heute auf morgen wäre so ein Plan auch nicht durchführbar gewesen.Dazu sind langwirige Planungen nötig.Und das hätten wohl die Geheimdienste mitgekriegt.Und den ganzen wären wohl politische Spannungen vorausgegangen.Es gab ja mal einen Plan, der DDR einen Angriff auf Berlin zu führen.Die wollten innerhalb 24 h Westberlin einnehmen.Ob das so einfach möglich gewesen wäre, auch da hätte ich meine Zweifel.
                          Sicher hätte die Bundeswehr und die stationierten Natotruppen der übermächtigen WP Armee nur wenig entgegensetzen können, aber das Risiko von Einsatz Der Bombe durch die NATO wäre auch den Russen zu groß gewesen.

                          Kommentar

                          • Horner
                            Cold Warrior
                            • 24.05.2009
                            • 1897

                            #14
                            Das Berlin in 24 Stunden eingenommen werden sollte, wurde auf N24 mal gezeigt an welchen Punkten in Berlin die NVA ( diese Truppen sollten den Part übernehmen ) einmaschiert wäre. Hier wurde auch gezeigt, wie sich die stationierten Truppen der NATO mit Übungen im Häuserkampf unter gefechtsmäßigen Bedingungen übten. Der MFS hatte die Möglichkeit, in aller Seelenruhe die strategisch wichtigen Punkte auszuspionieren, das konnte man sehr gut in der Dokumentation sehen, es war wie eine Sight Seeing Tour.

                            Kommentar

                            • Colonel Dash Rendar
                              Warrior
                              • 04.08.2011
                              • 75

                              #15
                              Zitat von jason.76 Beitrag anzeigen
                              recht Interessant, eure Mutmassungen über einen Angriff des WP auf Deutsches Gebiet.Aber wie schon angesprochen, wenn der Osten einen Angriffsplan gehabt hätte, dann wäre es der Nato bestimmt bekannt gewesen.Und von heute auf morgen wäre so ein Plan auch nicht durchführbar gewesen.Dazu sind langwirige Planungen nötig.Und das hätten wohl die Geheimdienste mitgekriegt.Und den ganzen wären wohl politische Spannungen vorausgegangen.Es gab ja mal einen Plan, der DDR einen Angriff auf Berlin zu führen.Die wollten innerhalb 24 h Westberlin einnehmen.Ob das so einfach möglich gewesen wäre, auch da hätte ich meine Zweifel.
                              Sicher hätte die Bundeswehr und die stationierten Natotruppen der übermächtigen WP Armee nur wenig entgegensetzen können, aber das Risiko von Einsatz Der Bombe durch die NATO wäre auch den Russen zu groß gewesen.
                              Also es gab natürlich diesen Plan, die alte Bundesrepublik ("West-Deutschland") anzugreifen.
                              Ich glaube, da brauchen wir gar nicht groß und breit darüber diskutieren, das ist (auch hier im Forum) seit langem historisch bekannt und anerkannt. In Manövern benutzen die WP Streitkräfte sehr oft auch westdeutsche Städte- und Dörfernamen.
                              Nach Auffassung des WP hätten sie zurück geschlagen, nach dem eine auch irgendwie geartete Provokation (Grenzverletzung, Angriff, etc.) erfolgt wäre. Ein Krieg hätte n u r auf dem Territorium des Gegners, also der Nato statt finden dürfen. Teilweise kann man es nachvollziehen, bzw. begründen durch die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges. Hier wurde der Feind (also die Wehrmacht) zu weit in die Sowjetunion gelassen.
                              Diesen Fehler wollten sie niemals wiederholen. Deshalb das offensive Vorgehen im Falle eines Krieges.
                              Die Strategie der Nato (zumindest der Bundesrepublik) war stets, dem Feind niemals einen Vorwand für eine Aggression zu geben.
                              Deshalb hätte der Krieg hier auf unserem Territorium beginnen müssen. Eben durch das Überrollen der Grenze Ost nach West und nicht umgekehrt. Wäre nach Wochen oder Monaten tatsächlich der Vormarsch des WP eingedämmt worden und die Front wieder "rückwärts" gegangen, hätte man sicherlich eine Pufferzone haben wollen (sprich die Innerdeutsche Grenze überschritten, wohl aber nicht die Grenze zur CSSR und erst Recht nicht nach Polen) um für einen möglichen nächsten Krieg besser da zu stehen. Sowas findet man natürlich nicht niedergeschrieben.
                              Aber das ist militärische Grundsetzlichkeit der Kriegsführung seit Menschengedenken. Der Verlierer (egal ob er vorher der Angreifer oder Verteidiger war) zahlt am Ende immer mit Gebietsverlusten. Ob daraus gleich eine militärische Rückeroberung der DDR geworden wäre, wie in der ZDF Doku "Der 3. Weltkrieg" gezeigt, bleibt höchst spekulativ. Ich glaube das nicht. Sowas wäre dann nur durch eine zivil-ausgelöste Auflösung des SED-Staates gegangen, so wie es dann ja 1989/1990 tatsächlich geschah.
                              In erster Linie hoffte die NATO erst einmal den Angriff des WP zum Halten zu bringen und das möglichst mit konventionellen Mitteln.
                              Wenn wir also nicht schon atomar gegrillt worden wären, dann hätten wir schon ein bißchen Glück gehabt. Aber die konventionellen Wafffen hätten auch schon ausgereicht, um Deutschland schwer zu zerstören. Man denke, was der 30 Jährige Krieg und der Zweite Weltkrieg bereits für Zerstörungen angerichtet haben. Und das waren Bruchteile der Feuerkraft, die NATO und WP hätten entfesseln können. Sowohl von der Luft aus, als auch am Boden.

                              Zu Deinem grundsätzlichen Schluß, die NATO hätte den übermächtigen WP nicht aufhalten können, kann ich nicht generell zustimmen.
                              Ich denke, es sprechen Gründe dafür wie dagegen. Es gab so viele schwer einkalkulierbare Unwegbarkeiten.
                              Der WP hatte zugegeben viele Vorteile: Einheitliche Waffensysteme und Munitionen, kurze Landverbindungen über Straßen und Schienen von der Sowjetunion bis in die DDR für eine schnelle Mobilisierung. Die NATO war durch den riesigen Atlantik von Europa getrennt. Die Frachter brauchten drei, vier Tage selbst bei Höchstgeschwindigkeit. Reell hätten sie aber noch länger gebraucht, weil sie wegen der russischen Uboote zig-zag fahren mußten (die wiederum durch Satelliten ran geführt wurden). Immer wenn gerade ein Satellitendurchlauf vorbei war, hätten die Geleitzüge wieder ihren Kurs ändern müssen. Und dann hatten die Russsen ja auch noch ihre riesige Seebomberflotte. Die NATO versuchte teilweise auch Standards herbeizuführen, wie die 7,62mm Standard-Gewehrmunition. Gab es nicht auch bei der Panzermunition Standardisierungsbestrebungen?
                              Aber sicherlich gab es größere Probleme mit Munition, Ersatzteilen, etc. als beim WP, schon alleine die Maße. Die Europäer hatten fast überall das metrische System, während die USA (Kanada und Großbritannien auch?) ihre Zoll-Maße hatten. Da konnte man also nicht einfach ein "Schräubchen" von einem amerikanischen "Bradley" in einen deutschen "Marder" rein schrauben.
                              Für das geografische Problem gab es ja wie gesagt durch das REFORGER Konzept eine adäquate Lösung, schnell Truppen aus Nordamerika einzufliegen, die hier nur ihre eingelagerten Panzer, etc. aus den Depots holen mußte.
                              Dies sollte zumindest ein bis zwei Wochen die Front halten bis der Nachschub durch die Geleitzugsflotten aus Amerika eintraf.
                              Im Atlantik wäre mit Sicherheit genauso erbittert gekämpft worden, wie in Deutschland. Die Russen wußten, daß ihre Flotte, viel zu tun gehabt hätte, die gut gesicherten Geleitzüge möglichst stark zu schwächen, damit möglichst wenige Nato-Waffen die Front in Europa verstärken konnten. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Amerikaner die Losung setzten, daß wenn vier Geleitzüge von zehn Europa komplett erreicht hätten, der Krieg zu Gunsten der Nato gewonnen worden wäre, sprich also 40% der abgeschickten Waffen.

                              Die Frage bleibt natürlich ungeklärt, weil es Gottseidank nicht zu diesem Krieg kam.
                              Zuletzt geändert von Colonel Dash Rendar; 08.03.2012, 22:47.

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