Der BGS im Verteidigungsfall - Diskussion
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Hallo Ritchie 66. Das paßt absolut. Wir hatten ja den britischen Abschnitt und die Briten waren a. häufig selbst auf Grenzstreife und b. haben wir Übungen und auch Gefechtsschießen mit den britischen Streitkräften zusammen unternommen. Im Bereich Munster haben wir auf den Truppenübungsplätzen der BW mit geübt und auch auf dem eigenen Platz Ehra Lessien bei Wolfsburg. Die BW hielt sich im 5 KM-Bereich der Grenze total zurück, wenngleich hin und wieder gemeinsam Brücken (Ernstfall Sprengungen) beschaut wurden. Das Verhältnis zu den Grenztruppen der NVA war sehr distanziert. Teilweise stand man sich unmittelbar gegenüber (Grenzaufklärer der NVA vor dem MGZ) und wechselte kein Wort. Die "normalen" Grenztruppen der DDR (nicht Aufklärer) versuchten hin und wieder wenigstens zu grüßen oder hielten häufig ein Maßband mit den noch verbleibenden Tagen in die Luft. Für uns wäre es absolut selbstverständlich gewesen, im Ernstfall jegliche Verzahnung mit Natokräften einzugehen. Die DDR-Grenzer waren nach eigenen Angaben (Befragung von überlaufenden Grenzern) sehr intensiv gegen uns (BGS) eingestellt worden und waren extrem vorsichtig. Einigen sah man häufiger über einen gewissen Zeitraum, sodass der Eine oder Andere auftaute und feststellte, dass man mit uns sogar sprechen kann. Viele Grüße Flashdance
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Für uns wäre es absolut selbstverständlich gewesen, im Ernstfall jegliche Verzahnung mit Natokräften einzugehen.
in einer verzweifelten Lage, d. h. wenn es für die NATO schlecht gelaufen währe bin ich überzeugt, dass alles was ein Gewehr hätte halten können zum Einsatz gekommen währe! Je nach Lageentwicklung hätten sich die noch Einsatzbereiten BGS-Verbände wohl "ganz vorne" wiedergefunden. Seite an Seite mit der Bundeswehr und den Alliierten Streitkräften. Hinterlandsicherung durch BGS-Einheiten hätte ich mir nur bei einem längeren Konflikt vorstellen können, nicht jedoch wenn die Lage schlecht gewesen währe. Die BGS-Angehörigen, die ich kennengelernt habe während ihrer aktiven Zeit und auch danach waren durch und durch Grenzschützer und ich hatte den Eindruck bei ihren Erzählungen, dass der BGS eine Truppe mit hohem Korpsgeist - in positiven Sinne - war. Für mich persönlich nur schwer vorstellbar, dass sich der BGS nicht an der Verteidigung dieses Staates beteiligt hätte.
Die DDR-Grenzer waren nach eigenen Angaben (Befragung von überlaufenden Grenzern) sehr intensiv gegen uns (BGS) eingestellt worden und waren extrem vorsichtig.
Gruß
Ritchie 66Zuletzt geändert von Ritchie 66; 18.08.2012, 00:32.
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dass alles was ein Gewehr hätte halten können zum Einsatz gekommen währe!
dass sich der BGS nicht an der Verteidigung dieses Staates beteiligt hätte.
Je nach Lageentwicklung hätten sich die noch Einsatzbereiten BGS-Verbände wohl "ganz vorne" wiedergefunden.
- ohne schwere Waffen,
- ohne ernstzunehmende Panzerabwehr,
- ohne gesicherten Nachschub,
- ohne leistungsfähige Instandsetzung,
- ohne Schadmaterialabschub,
- ohne zur Bundeswehr / NATO kompatible Fernmeldeausstattung,
- ohne leistungsfähige Sanitätsversorgung,
- ohne geregelten Personalersatz,
stellt sich einem anrollenden Mot-Schützenregiment oder auch nur einem BMP-Bataillon in den Weg.
Nicht einmal die Zusammenarbeit mit Artillerieverbänden (so sie überhaupt verfügbar gewesen wären), war doch dem BGS möglich, weil das dort nie Ausbildungsthema war. Kein Hundertschaftsführer des BGS wäre doch in der Lage gewesen, z.B. im Notfall nach dem Sehstreifenverfahren zu schießen.
Komme mir jetzt keiner mit dem Argument, die fehlende Komponenten hätten dann eben von der Bundeswehr kommen müssen - dort herrschte selbst Mangelwirtschaft, wenn es darum ging, ad hoc formierte Verbände zu unterstützen. Es artete jedesmal in ein Chaos aus, wenn z.b. bei Stabsrahmenübungen der Korps oder WBK oder bei WINTEX als Übungszweck versucht wurde, z.B. das Verfügungstruppenkommando mit unterstellter Heimatschutzbrigade der 6er Reihe, mit einem Heimatschutzregiment und z.B. mit Feldausbildungsregimentern zu einem begrenzt selbständig einsetzbaren Verband zu machen. Selbst hier fehlte dann die Unterstützung durch schwere Waffen, der Nachschub war nicht sicherzustellen, es gab nicht ausreichend Fernmeldeverbindungen usw.
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Das kann ich mir ganz realistisch vorstellen: Eine BGS-Abteilung
- ohne schwere Waffen,
- ohne ernstzunehmende Panzerabwehr,
- ohne gesicherten Nachschub,
- ohne leistungsfähige Instandsetzung,
- ohne Schadmaterialabschub,
- ohne zur Bundeswehr / NATO kompatible Fernmeldeausstattung,
- ohne leistungsfähige Sanitätsversorgung,
- ohne geregelten Personalersatz,
stellt sich einem anrollenden Mot-Schützenregiment oder auch nur einem BMP-Bataillon in den Weg.
Nicht einmal die Zusammenarbeit mit Artillerieverbänden (so sie überhaupt verfügbar gewesen wären), war doch dem BGS möglich, weil das dort nie Ausbildungsthema war. Kein Hundertschaftsführer des BGS wäre doch in der Lage gewesen, z.B. im Notfall nach dem Sehstreifenverfahren zu schießen.
dass der BGS eine Organisation mit begrenzten Wirkungsmöglichkeiten war, ist meine ich jedem bewust. In einer verzweifelten Lage - die Gott sei dank nie eingetreten ist - denke ich mal währen diese Einheiten in was für einer Form auch immer zum Einsatz gekommen. Große Diskusionen darüber zu führen halte ich für müssig. Der Ernstfall ist nie eingetreten.
dass alles was ein Gewehr hätte halten können zum Einsatz gekommen währe!
Auch die Schützenvereine, die Zimmerstutzengesellschaften und die Jäger? Der Volkssturm lässt grüssen.
Gruß
Ritchie 66Zuletzt geändert von Ritchie 66; 18.08.2012, 14:33.
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Hallo Ritchie 66. Absolut. Der Corpsgeist war wirklich 1a und wir waren durch und durch BGS-Männer. Ich war 1981 bei einer lagebesprechung einer Großübung dabei. Hier wurde sehr unmißverständlich gesagt, dass der BGS in der allervordersten Reihe im Ernstfall stehen würde und so haben wir das auch alle gesehen und verinnerlicht. Aufgrund der wirklich sehr intensiven Ausbildung und der hohen körperlichen Leistungsfähigkeit waren keine Einsätze und Übungen zuviel oder zu anstrengend. Wir sind 1978 in Bodenteich mit 97 "Neuen" angefangen. Nach 4 Wochen hatten schon 21 gekündigt, oder waren gekündigt worden. nach einem Jahr waren noch 47 Kollegen (Kameraden) dabei. Die blieben auch.......Es hat viel Spass gemacht und ich würde es jederzeit wieder machen. Viele Grüße Flashdance
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Zitat von Flashdance Beitrag anzeigenDie Ausbildung des alten BGS (ich war von 1978-84 beim BGS) war militärisch und sehr auf Beweglichkeit ausgelegt. Schnelle Verlagerung von Einheiten auch per Hubschrauber in den Grenzraum wurde ständig trainiert. Straffe und extrem harte Ausbildung machten eine sehr leistungsfähige und zähe Truppe mit hoher körperlichen Leistungsfähigkeit aus den damals jungen Männern. Das sportliche Niveau war sehr hoch. 5000 Meter Lauf vor und nach dem Frühstück im tiefen Heidesand. Formale und Geländeübungen täglich. Der Einsatzfall bei einer Grenzlage gegen den WP wäre geprobt und kein Problem gewesen. Verbund zur Bundeswehr und anderen Streitkräften wurde nie thematisiert, wäre aber selbstverständlich im Verteidigungsfall gewesen.
Bist ein Insider, gelle!!!Zuletzt geändert von Thunderhorse; 21.08.2012, 10:03.
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Zitat von Thunderhorse Beitrag anzeigenBist ein Insider, gelle!!!
Da Du ja 1978 eingestellt worden bist, wie gelesen, schon zu jener Zeit galten für den BGS die PDV analog wie bei den Länderpolizeien.
Mal eine Frage, habt Ihr sonst nochwas gemacht zu Deiner Zeit?
Aus anderen Bereichen des BGS ist mir geläufig, dass die Kräfte gerade ab 1976 mit großem Anteil für andere Zwecke eingesetzt wurden, so Objektschutz in KA, in Bonn, Unterstzüzung GSE an den Übergängen, Lufthansa, BKA, etc..
Komplette Hundertschaften mußten manchmal aus der ganzen Abteilung eines oder mehrerer Standorte zusammengestelllt werden.
Vollübungen erforderten stets eine Zusammenfassung von Kräften für die zu stellenden Einheiten.
Ausnahmen die GSA A I und II.
Aber bei Eurem Personalverschleiß in der Ausbildung!!Zuletzt geändert von Thunderhorse; 21.08.2012, 10:11.
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Zitat von Flashdance Beitrag anzeigenFür uns wäre es absolut selbstverständlich gewesen, im Ernstfall jegliche Verzahnung mit Natokräften einzugehen.
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Zitat von Flashdance Beitrag anzeigenWir sind 1978 in Bodenteich mit 97 "Neuen" angefangen. ....nach einem Jahr waren noch 47 Kollegen (Kameraden) dabei.
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Das stimmt. Gorleben war übermächtig und auch die Anlandung der Pershingraketen der US-Armee in Bremerhafen. Großeinsätze und Übungen waren permanent an der Tagesordnung. Das GSK-West (Bonn) wurde vom GSK-Nord a) in Form von Abordnungen (3 Monate) oder b) Abordnungen mit dem Ziel der Versetzung unterstützt. Das wurde gerne als "Personalfilter" genutzt...........(möchte ich nicht näher darauf eingehen). Zum Punkt Personalführung muss man sagen, dass viele sich den BGS anders vorgestellt haben. Es ist nicht jedermanns Sache, von 6-18 h geschliffen zu werden. Da wir keine "Wehrdienstleistende" mehr einstellten (nur noch Auslaufsystem/ehemalige Grenzjäger) mehr hatten, kündigten viele. Ich war und bin Sportler. Viele waren aber Gelegenheitssportler oder nur Schulsportler. Was 40 km Geländemärsche mit vollem Marschgepäck, mindestens 2-3 Stunden Sport jeden Tag bedeuten, wurde ihnen erst später klar. Mir wurde später klar, das der Ausdünnungsfaktor voll eingeplant war. Deshalb auch täglich der Spruch der Führung:"Sie können gehen, wenn Sie wollen.Der BGS braucht Sie nicht....."
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Seit der berüchtigten Fallex66-Übung, die in verschiedenen Phasen durchexerzierte, was die kommende Notstandsgesetzgebung regeln sollte, konnte man nicht mehr davon ausgehen, dass in einem Verteidigungsfall noch irgendetwas vorschriftenkonform ablaufen würde.
So beschreibt z.B. W. Dorn ("So heiß war der Kalte Krieg"), damals als MdB im Ausweichsitz Marienthal Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses (üb.), wie durchaus realistisch Szenarien eingespielt wurden, nach denen ganze Kohorten alarmierter Reservisten einfach nicht zum Dienst erschienen und damit ihre MobVerbände nicht aktiviert werden konnten.
Im abschließenden, geheimen, Übungsteil musste festgestellt werden, dass die gesamte Infrastruktur einschließlich Zivilschutz etc. einfach zusammenbrechen würde.
Wer will da behaupten, dass ausgerechnet die in Friedenszeiten kriegsvölkerrechtlich sehr fein und nahezu haarspalterisch differenzierten und gegeneinander abgegrenzten Funktionen und Kompetenzen des BGS, der Bereitschaftspolizeien der Länder und der Bundeswehr noch stringent eingehalten worden wären?
Wie weit die geltenden Rechtsordnungen ausgelegt und an die aktuelle Lage angepasst werden können, erleben wir doch gerade heute: der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf, so sagt es der Art. 87 des GG. Und was tun wir dann in Afghanistan? Ganz einfach: die Freiheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt, so ein ehemaliger Verteidigungsminister lapidar. Und schon haben wir das politisch gewollte Verschwinden eines jahrzehntelang geltenden Tabus.
Kurz: bei einem Angriff auf das Bundesgebiet, ganz gleich mit welchen Mitteln auch immer, hätte hier im wahrsten Sinne des Wortes "die Luft gebrannt".
Und die vielen schönen Organigramme und taktischen Zeichnungen wären mit einem Schlag Makulatur geworden.
Natürlich waren alle potenziellen Akteure gewillt, die gegebene Ordnung einzuhalten. Aber wie lange wohl?
Die geschlossenen Verbände des BGS (und einige andere BGS-Dienststellen, also alles, was grüne Hosen trug) waren "Teil der bewaffneten Macht der Bundesrepublik Deutschland", da beißt die Maus keinen Faden ab. Und das war auch ihr Selbstverständnis, wenn auch in der polizeilichen Sonderrolle.
Und diese Truppe hätte im V-Fall garantiert alles das getan, was nach Lagebeurteilung erforderlich gewesen wäre, um dieses Land zu verteidigen, auch wenn dazu der Kampf gegen durchgebrochenen Gegner oder Kommandotrupps im Hinterland gehört hätte, im Rahmen der eigenen Kräfte und Fähigkeiten, natürlich.
Was die "Personalpolitik" des alten BGS angeht, verstehe ich das als gnadenlose Auslese: wer den Drill und die Strapazen durchhält, bleibt, wer nicht, muss gehen.
Hatte vermutlich etwas mit dem elitären Bewusstsein dieser Truppe zu tun und weniger mit verfehlter Personalauswahl.
Ähnliche Effekte finden sich auch bei Truppen wie KSK oder Kampfschwimmern oder...
Es gab aber - leider - auch Zeiten beim BGS, da wurde alles, was zwei Beine hatte, eingestellt. Ist Gott sei Dank auch schon lange vorbei, aber die Tendenz zu Extremen taucht immer wieder in der "Firma" auf...Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
Interessengemeinschaft "area 1" -
militärgeschichtlicher Verein e.V.
www.ig-area-one.de
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Zitat von Flashdance Beitrag anzeigenDas stimmt. Gorleben war übermächtig und auch die Anlandung der Pershingraketen der US-Armee in Bremerhafen. Großeinsätze und Übungen waren permanent an der Tagesordnung. Das GSK-West (Bonn) wurde vom GSK-Nord a) in Form von Abordnungen (3 Monate) oder b) Abordnungen mit dem Ziel der Versetzung unterstützt. Das wurde gerne als "Personalfilter" genutzt...........(möchte ich nicht näher darauf eingehen). Zum Punkt Personalführung muss man sagen, dass viele sich den BGS anders vorgestellt haben. Es ist nicht jedermanns Sache, von 6-18 h geschliffen zu werden. Da wir keine "Wehrdienstleistende" mehr einstellten (nur noch Auslaufsystem/ehemalige Grenzjäger) mehr hatten, kündigten viele. Ich war und bin Sportler. Viele waren aber Gelegenheitssportler oder nur Schulsportler. Was 40 km Geländemärsche mit vollem Marschgepäck, mindestens 2-3 Stunden Sport jeden Tag bedeuten, wurde ihnen erst später klar. Mir wurde später klar, das der Ausdünnungsfaktor voll eingeplant war. Deshalb auch täglich der Spruch der Führung:"Sie können gehen, wenn Sie wollen.Der BGS braucht Sie nicht....."
18.01.1969
Mit dem 6. Gesetz zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes;
Wehrpflichtige konnten ihren Grundwehrdienst als Grenzschutzdienstpflichtige beim BGS ableisten. (Freiwillig).
Ab Januar 1974 entfiel diese Möglichkeit.
Und man konnte sich zu 2, 4, 8 oder 12 Dienstjahren verpflichten, einige wenige wurden dann auch als BaL übernommen. Diese Möglichkeit lief im Jahre 1976 aus.
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Zitat von Flashdance:
Was 40 km Geländemärsche mit vollem Marschgepäck, mindestens 2-3 Stunden Sport jeden Tag bedeuten
Habt Ihr außer Geländemärschen und Sport auch sonst noch etwas gemacht?
Oder wie es Thunderhorse so treffend formuliert hat:
Wenn du mal wieder auf dem Boden der Realität gelandet biste, gerne mehr.
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Zitat von Ritchie 66 Beitrag anzeigenWährend meiner Zeit in Vilseck (1st Brigade 1st Armored Division) und Amberg (3rd Squadron 2nd Armored Cavalry Regiment) gehörten Angehörige des BGS zu den regelmäßigen Besuchern der genannten Standorte. BGS-Angehörige in amerikanischen Kasernen waren nicht`s ungewöhnliches und die Kontakte waren soviel ich mitbekommen habe dienstlich intensiv.
Gruß
Ritchie 66
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Das ist richtig. Dennoch hatten wir noch "Altrechtler" die ihren Wehrdienst als Ersatz beim BGS leisteten und anschließend in Berufsförderung gingen. Ich bin auf dem Boden der Tatsachen und finde es schade, dass immer so ein unnötig fieser Unterton eingemischt wird.
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