Festung Schleswig-Holstein und Panzerschlacht in der Norddeutschen Tiefebene

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  • dave2006
    Cold Warrior
    • 17.11.2006
    • 102

    #91
    Guten Morgen @all
    Das Feuer ist gelöscht

    @ EmilBerggreen: Die Schwimmschnellbrücken wäre erst später zum Tragen gekommen. Ein Großteil der WP Gefechtsfahrzeuge der damaligen Zeit war entweder schwimm oder tauchfähig. Gab damals entweder in den späten 70er oder frühen 80er mal einen Zusammenstoß zwischen einem Kampfpanzer der Sowjets und einem Binnenschiff, der von der Bild ausgiebig thematisiert wurde.
    Einen Gewässerübergang wäre nach damaligen Grundsätzen aber erst ab Regimentsstärke erfolgversprechend gewesen. Problematisch ist weniger das Einfahren in das Gewässer, die Kunst ist am jenseitigen Ufer wieder herauszukommen. Ich vermute aber mal, das war schon im Frieden durch Deutrans und ähnliche Firmen recht ausgiebig erkundet.
    Wobei, wenn ich mich recht erinnere dieser Abschnitt nicht in Verantwortung der NVA war, es sollte woll vermieden werden, das deutsche direkt gegen deutsche kämpfen.

    Gruß Dave2006

    PS Nachtrag Der erwähnte Unfall war im Dezember 1978 auf der Elbe.
    Zuletzt geändert von dave2006; 21.10.2015, 10:03.

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    • EmilBerggreen
      Cold Warrior
      • 19.07.2015
      • 514

      #92
      Guten Morgen Dave,

      nein, der ELK war aufgrund seiner Bauart definitiv nicht für Panzer überwindbar.
      Es wurde eine entsprechende Lehrvorführung gegeben, wobei man mit mehreren Panzertypen Luchs, Leopard, Marder versucht hat, den Kanal zu überqueren. Die Einfahrt war problemlos, nur auf der westlichen Seite hingen alle Fahrzeuge an einem Unterwasser-Absatz [wurde glaube ich auch schon mal irgendwo bautechnisch beschrieben] fest und mussten mit einem Bergepanzer geborgen werden. Was für den ELK galt, galt noch verstärkt für den ESK (Elbe-Seitenkanal), welcher jüngeres Baujahr war.
      Ergo: ELK, ESK hatten eine absolute Panzer-Sperrwirkung.
      Bei gesprengten Brücken, Schleusen (und den damit verbundenen Überschwemmungen) war ein Passieren unmöglich.

      Folglich MUSS eine Schwimmschnellbrücke/Pontonbrücke gelegt werden.
      Wenn es nicht die 8. Mot-Schützendivision war, dann die 1. Polnische Armee (1 AWP), die im Gefechtsabschnitt Lauenburg eingesetzt war.

      Aber WIE hätten sie es gemacht? Das ist ja die Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe.

      Vielleicht so?
      Planbeispiel Angriff über ein Gewässer (u.a. aus Oestmann: Dazu befehle ich…, S. 712)
      Auftrag: Übergangsstelle im Handstreich nehmen, Brückenkopf/Brückenköpfe bilden und Voraussetzungen für den Angriff der Hauptkräfte (Panzerdivision, Panzerregiment, etc.) schaffen
      • Geländeerkundung des Gewässers, Aufklärung
      • Einrichten Kontrollpunkt Pioniere
      • Gefechtsstand Leiter des Übergangsabschnittes
      • TAR Luftaufklärung
      • Raumdeckende Überwachung durch FlgAbwTr (!!!)
      • Beziehen Feuerraum Artillerie
      • Intensives Flächenfeuer durch Werfer und Rohrartillerie auf die gewünschten Planquadrate
      • Ablauflinie Gewässer oder davor?
      • Möglicherweise Täuschungsangriffe und Flankenschutz
      • Lufttransport durch Heeersflieger, luftverlastbare Infanterie auf die gegenüberliegende Seite
      • und/oder Vorausangriff durch Luftlandung
      • parallel dazu Übergang mit Schlauchbooten


      Erst wenn auf der anderen Seite ein Brückenkopf freigekämpft wurde, erst dann hätten die amphibischen Pioniere aktiv werden und ein bis mehrere Pontonbrücken verlegen können. Mich würden dazu einmal die Einsatzgrundsätze der WAPA-Pioniere (egal ob NVA, poln./sowj.Armee) interessieren.
      Es wird aber glaube ich deutlich, dass ein derartiges Manöver sehr viel Blut, Material und Zeit gekostet hätte. Und wie oft hätte es bei der Vielzahl der norddeutschen Fließgewässer ESK, Aller, Weser, etc.), welche in Längsrichtung verlaufen, wiederholt werden müssen?
      Da hätte sich der geplante 7tägige Durchmarsch bis zum Rhein wohl um Wochen (?) verschoben.

      Exkurs: IMHO hätte es überhaupt keinen Unterschied gemacht, wenn Westdeutsche auf Ostdeutsche schießen, zumindest nicht bis zu dem Punkt bei dem das erste Blut fließt. Und das wäre durch fernwirkende Waffen sehr schnell eingetreten. Eine derartige Feinfühligkeit wäre durch den ersten verheerenden Feuerschlag der WAPA-Artillerie sofort nivelliert worden. Für Heer und Luftwaffe wären es nichts weiter als Weichziele gewesen, die man niederhält, bekämpft…
      Denkbar vielleicht, dass Truppführer Probleme bekommen hätten, die nötige Aggressivität für den Nahkampf bei der eigenen Einheit…aber ich denke, dass auf beiden Seiten bei Fallschirmjägern und Luftsturmtruppen das schnelle Ausschalten des Gegners….aber gut, das ist wieder ein ganz anderer Themenkomplex.

      Gruss,

      Kommentar

      • EmilBerggreen
        Cold Warrior
        • 19.07.2015
        • 514

        #93
        Was allerdings meines Wissens nie diskutiert wurde ist die Frage, wie man ein Feldheer im V-Fall überhaupt mobilisiert hätte.
        Es ist nur eine Vermutung aber ich denke, dass ein Großteil der gezogenen Mob-Reservisten beim Eintreffen des Einberufungsbescheids fahnenflüchtig geworden wäre. Die Schrecken des Atomkrieges und des C-Krieges durch den Einsatz mit Soman, Sarin, VX, etc. waren nicht nur den Mitgliedern der sehr präsenten Friedensbewegung, sondern allen bekannt. Bezeichnend ist ein Interview, dass mit Angehörigen der PzGrenBrig 17 Mitte der 1980er gefragt wurde, was sie unternehmen würden, falls morgen der Krieg ausbrechen würde. Die einhellige Antwort war: „Abhauen!“ Der damalige Kommandeur Brigadegeneral Manfred Eisele kam dadurch in Erklärungsnot. Aber das war der Zeitgeist, wenn ich mich noch recht erinnern kann. Welche Handhabe hätten die wenigen Feldjäger denn gehabt angesichts der zu erwartenden Masse an Fahnenflüchtigen? Alle einfangen, stellen, verhaften und unter Waffengewalt an ihre Mob-Einheit ausliefern?

        Im Gegensatz zu WK I, WK II, wäre die Kriegsbegeisterung für einen WK III auf beiden Seiten gleich Null gewesen, weil ausnahmslos jeder wusste oder zumindest ahnte, was da auf ihn zugekommen wäre. Das zeigt den Überlebenswillen der Menschheit.

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        • dave2006
          Cold Warrior
          • 17.11.2006
          • 102

          #94
          Hallo EmilBerggreen,
          wenn ich mich richtig erinnere war diese Lehrvorführung im Bereich des Elbe Seiten Kanals. Gibt auch immer wieder Spekulationen das beim Bau auch Mittel aus dem Einzelplan 14 geflossen sind, wie auch beim Main Donau Kanal.
          Ich gehe davon aus das SMM, Deutrans und ähnliche Organisationen hier erkundet haben. Eine andere Variante wäre auch das Ufer entsprechend pioniertechnisch vorzubereiten. Eine Schwimmschnellbrücke an ein verteidigtes Ufer zu bringen ist eine sagen wir
          Herausforderung. Wenn man erst mal einen Brückenkopf hat, dann kann man auch seine sperrigen Übergangsmittel einsetzen. Aber ich denke da haben wir beide aneinander vorbeigeschrieben und meinten doch das gleiche.
          Es war auch gut so das die Begeisterung für Abenteuer auf beiden Seiten recht gering war. Ich denke das hat uns einiges erspart. Denn machen wir uns nichts vor, egal wie und wo der WP angegriffen hätte, oder die NATO verteidigt hätte. Deutschland wäre danach zumindest so nicht mehr wieder zu erkennen gewesen.
          Auf jeden Fall war die erste Fahrt in einem DienstKfz auf der A24 ab Gudow schon ein ganz komisches Gefühl damals, der Kontakt mit der NVA und der GSSD übrigens sehr herzlich.
          Ein schönes Wochenende Gruß
          Dave2006

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          • EmilBerggreen
            Cold Warrior
            • 19.07.2015
            • 514

            #95
            Hallo Dave,
            natürlich, das steht völlig außer Frage, dass niemand wollte, dass der Kalte Krieg heiß wird.
            Wie Ronald Reagan, Juri Andropow, Konstantin Tschernenko dazu standen...weiß ich ehrlich gesagt nicht. Falken gab es immer.

            Leider ist noch niemand auf meine Frage der Wehrdienstverweigerung im V-Fall eingegangen? Und die hätte damals enorme Ausmaße erreicht, so wie ich meine Generation kannte.
            Feldjäger hatten keine weitere Handhabe außer Festnehmen (und gewaltsam der Truppe zuführen?) und das wäre angesichts der riesigen Anzahl der Fahnenflüchtigen kaum praktikabel gewesen.
            Mal ganz ehrlich. Wie groß wäre der Prozentsatz gewesen, derjenigen, die sich mit Einberufungsbescheid wie befohlen bei der Truppe melden, wenn das Codewort "Blauer Affe / Brauner Fuchs" im Radio durchgegeben wäre.
            Mit dem Einmalticket zur Kaserne, Einkleidung, Waffenempfang, kurze Rede vom Hauptmann zur derzeitigen politischen Lage, Aufsitzen auf die Gefechtsfahrzeuge, nach bestimmtem Marschplan raus aus der Kaserne und rein in die Auflockerungsräume/GDP-Räume. Das hätte kaum jemand freiwillig mitgemacht. Meines Dafürhaltens wäre die Anzahl derjenigen, die dem Befehl tatsächlich nachgekommen wären, verschwindend gering gewesen.
            Möglicherweise hätte es schon nach Verkündigung des V-Falles einen riesigen Flüchtlingsstrom (auch wehrfähiger junger Männer) z.B. nach Holland gegeben.
            Okay, ist ja auch nur ein Gedankenspiel.

            Gruss und ebenso ein schönes WE!

            Kommentar

            • dave2006
              Cold Warrior
              • 17.11.2006
              • 102

              #96
              Hallo EmilBerggreen,
              nein das wollte ich auch niemanden unterstellen. Zur Frage der Desertationen und Nichtantritt bei Einberufung zum Wehrdienst könnte ich auch nur Spekulationen anstellen. Soweit konnte man damals nicht in die Köpfe unserer Jungs schauen. Rein von der Menschenkenntnis würde ich sagen ein Großteil wäre bei der Fahne geblieben. Ich muss mal schauen ob ich da was in meinem Archiv habe.
              Ich war dir ja noch eine Antwort zur Frage der Nachtsichtfähigkeit der VB des Warschauer Paktes schuldig. Nach Aussagen von Zeitzeugen (Artilleriesoldat der NVA), waren auch die VB`s nur mit Restlichtverstärkern geringer Reichweite ausgestattet. Unbenommen davon bleibt aber die Ausstattung mit Artillerieradar und sonstigen Möglichkeiten der aufklärenden Artillerie. Schallmess und ähnliches.
              Ich muss die nächste Zeit etwas kürzer treten da für mich eine Ortsveränderung aus dem brandenburgischen in mein geliebtes Schleswig Holstein ansteht.
              Wenn ich damit durch bin werde ich wieder öfter verfügbar sein.

              Gruß
              Dave2006

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              • EmilBerggreen
                Cold Warrior
                • 19.07.2015
                • 514

                #97
                Guten Morgen Dave,

                dann viel Erfolg bei Deinem Umzug nach SH!
                Restlichtverstärker sagst Du? Klingt dann ja fast danach, als wäre der WAPA damit "nachtblind". Ein Restlichtverstärker bringt, soweit ich mich erinnern kann, nur etwas bei vorhandenen Lichtquellen, so schwach sie auch sein mögen.
                In einem pechschwarzen einsamen Forst, weit entfernt von einer menschlichen Ansiedlung, sieht man dann auch nichts.
                Deswegen wurde der Nachtkampf von der NATO auch so intensiv geübt, einfach um wieder Boden gut zu machen. Obwohl der WAPA durch intensive Gefechtsfeldbeleuchtung "die Nacht auch sicherlich zum Tag" hätte machen können, sprich permanent Illum verschießen. So ein Illumgeschoss hat eine sehr intensive Leuchtkraft. möglich, dass ein Kommandant oder RS im Marder, der gerade durch das WBG beobachtet, dann zunächst einmal geblendet wird.
                Hierzu übrigens ein hochinteressanter Artikel aus dem SPIEGEL Jahrgang 1970: BUNDESWEHR / NACHTKAMPF - Grüner Schimmer
                Feldposten hörten das Rasseln von Raupenketten, Ein Radartrupp bestätigte, daß vier Feindpanzer, in der Nacht mit bloßem Auge nicht erkennbar, heranrollten. Panzerfaust-Schützen schalteten ihre Infrarot-Zielgeräte ein: Die Kampfwagen hoben sich im grünlich…


                Gruss,
                Zuletzt geändert von EmilBerggreen; 28.10.2015, 04:44. Grund: Ergänzung

                Kommentar

                • dave2006
                  Cold Warrior
                  • 17.11.2006
                  • 102

                  #98
                  Guten Morgen EmilBerggreen,
                  nein der Kommandant im Marder würde nicht geblendet werden, mit dem WBG wohlgemerkt. Die älteren Ausführungen hatten ja genau wie der Leo einen Weißlicht/ Infrarotzielscheinwerfer. Das dazugehörige Sichtgerät ließ sich schon blenden.
                  Und ja Nachkampf haben wir wirklich intensiv beübt. So ich gehe jetzt weiter Koffer und Kisten packen.

                  Gruß
                  Dave2006

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                  • dave2006
                    Cold Warrior
                    • 17.11.2006
                    • 102

                    #99
                    Hier noch mal zur Verdeutlichung der Unternehmung Kriegsbrücke Gewässerübergang zwei Videos von sowjetischen Pionieren, die eine Fähre über die Elbe im Bereich Magdeburg zusammenschwimmen.
                    Ziemlicher Aufwand und ein gutes Ziel. Hier als reine Inübunghaltung der Pioniere natürlich ohne FlaSchutz und sonstige Sicherung.



                    Der Link zu Teil 2 erscheint am Ende des ersten Videos.

                    Gruß
                    Dave2006

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                    • Maeks
                      Cold Warrior
                      • 28.02.2010
                      • 340

                      #100
                      Hallo dave2006
                      Schönes Video was du da verlinkt hast, aber!!! Du weißt schon wie verwundbar solche Brückensysteme sind. Ein Volltreffer einer Artilleriegranate und die Brücke is im Eimer. Was dann? Wo schnell Ersatz herbekommen! Die Dinger gibt ja nicht im Supermarkt an der Ecke. Ich kann dir nur sagen bei uns am Inn hast mit sowas schlechte Karten. Die einzigen Stellen wo´s da übersetzen kannst sind die Einsatzstellen der BW und ich glaube nicht das die, die BW ganz läßt. Auch mal so einfach mit einem Panzer durchfahren kannst knicken. Der Inn hat da zuviel Schlamm am Boden und die Strömung ist auch nicht ganz ohne.
                      Ich glaube der WP ist vom Westen zu überschätzt worden, weil keine genau wußte was die da drüben alles haben. Ich bin eher der Meinung das die häfte ihres Fuhrparks unterwegs wegen technische Mängel liegen geblieben wäre. Letztendlich wissen wir alle nicht, wie das ganze abgelaufen wäre wenn´s passiert wäre. Sind wir doch froh das, das ganze vorbei ist.

                      Gruß Maeks

                      Kommentar

                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2802

                        #101
                        Zitat von Maeks Beitrag anzeigen
                        Du weißt schon wie verwundbar solche Brückensysteme sind. .... Wo schnell Ersatz herbekommen! ....
                        Ich glaube der WP ist vom Westen zu überschätzt worden, weil keine genau wußte was die da drüben alles haben.
                        Sehr gut ausgedrückt! Aber so ein bißchen wusste man schon, was die drüben haben.
                        Man hat sich bei der GDP-Planung sehr intensiv Gedanken über die Frage gemacht, wie ein potentieller Gegner Gewässerhindernisse überwinden kann. Um die Anzahl der möglichen Übergangsstellen eines etwaigen Angreifers abschätzen zu können, war es recht hilfreich, sich erst einmal mit dessen verfügbaren Kräften und dem Gerät vertraut zu machen.

                        In der Anlage habe ich mal den Versuch unternommen, aus offenen oder inzwischen als offen geltenden Quellen zusammenzustellen, was eine fiktive Armee des Warschauer Paktes etwa um die Jahre 1985 -1987 an Brückengerät hatte, um z.B. Elbe oder Elbeseitenkanal zu überwinden. Die Armee ist dabei mit 4 Divisionen plus Armeetruppen angenommen.
                        Als Vergleich dazu ein Korps der Bundeswehr mit drei Divisionen.

                        Ich habe nur wirklich als Brückengerät für breite Gewässer oder Fähre für Kettenfahrzeuge geeignetes Material aufgenommen, also z.B. beim Warschauer Pakt nicht die zahlreich vorhandenen Kettenschwimmwägen PTS-M, die nur eine Tragfähigkeit von etwa 10 Tonnen bzw. 50 Soldaten hatten. Bei der Bundeswehr fehlen natürlich die S- und M-boote. Panzerschnellbrücken und kurze Festbrücken fehlen auf beiden Seiten.

                        Über die Zahl der mit diesem Brückengerät möglichen Übergangsstellen lassen sich keine Spekulationen anstellen, da solche Berechnungen von Faktoren wie Gewässerbreite und damit Brückenlänge oder auch der Frage des Einsatzes von Fähren abhängen. Das lässt sich nur bei genauer Kenntnis des jeweiligen Angriffsraums abschätzen.

                        Das auf Ebene der Armeegruppen/Fronten des Warschauer Paktes vorhandene Brückengerät habe ich bewusst nicht mit aufgenommen.
                        a) War das nicht soviel (etwa 4 Sätze TMM, 4 Sätze PMP, 22 GSP)
                        b) hätte man wahrscheinlich dieses Gerät gebraucht, um Brücken für den Nachschub und die 2. Staffel herzustellen, da man dafür nicht das Gerät der vorne eingesetzten Armeen hätte liegen lassen können.
                        c) hätte das Gerät auf dieser Ebene zum Ersatz verbrauchten / zerstörten Geräts bei den Armeen und Divisionen herhalten müssen.

                        Soweit her war es insgesamt mit den Kapazitäten des Warschauer Paktes an Übergangsmitteln also auch nicht.
                        Die Anzahl der als Fähren/Brücken geeigneten Amphibien war bei der Armee des WP und den Korps der Bw annähernd gleich.
                        Bei den Divisionen des WP gab es zugegeben doppelt soviele FSB wie auf Seiten der Bw, was bei einer auf Angriff getrimmten Armee aber nicht verwundern sollte.
                        Dagegen war bis auf Ebene der Front / Armeegruppen kein dem Hohlplattengerät der Bw vergleichbares Brückengerät vorhanden. Gerade die Hohlplatten waren aber aufgrund ihrer Robustheit und hohen Übergangsleistung das optimale System als länger verwendbarer Ersatz für zerstörte Brücken, nachdem ein Gewässerhindernis genommen wurde und z.B. der Nachschub rollen sollte.

                        Grundlagen für diese Zusammenstellung:
                        - Heeresamt Abt. 1 3 (1): Übungsgliederungen BLAU der Jahre 1985 bis 1987.
                        - Amt für Nachrichtenwesen der Bundeswehr: Übungsgliederungen ROT der Jahre 1985 bis 1987.
                        - Gerner, Dieter: Gliederung, Ausrüstung und Einsatz der sowjetischen Pionierkompanie, In: Wehrausbildung 4/84.
                        - Löffler, Hans-Georg: Angriffsplanung und -vorbereitung der NVA am Beispiel der 1. MSD. In: MARS-Jahrbuch für Wehrpolitik und Militärwesen, 5, Osnabrück 1999.
                        - Markus, Uwe / Rudolph, Ralf: Schlachtfeld Deutschland: die Kriegseinsatzplanung der sowjetischen Streitkräfte in der DDR, Berlin 2011.
                        - Schiemann, Joachim: Ganz auf Angriff geschneidert - Logistik des sowjetischen Heeres. In: Truppenpraxis 4/89.
                        - Wiener, Friedrich (Hrsg.): Die Armeen der Warschauer - Pakt - Staaten. Band 1 - Organisation, Militärdoktrin, Führungs- und Einsatzgrundsätze (Truppendienst-Taschenbuch 2 A), Wien 1990.
                        - Wiener, Friedrich (Hrsg.): Die Armeen der Warschauer - Pakt - Staaten. Band 2 - Waffen, Gerät, Uniformen (Truppendienst-Taschenbuch 2 B) Wien 1990.
                        Angehängte Dateien

                        Kommentar

                        • EmilBerggreen
                          Cold Warrior
                          • 19.07.2015
                          • 514

                          #102
                          Großartig Nemere, besten Dank für Deine Zusammenstellung!

                          Kommentar

                          • EmilBerggreen
                            Cold Warrior
                            • 19.07.2015
                            • 514

                            #103
                            Was mich natürlich überrascht ist, dass bei Hackett: Der Dritte Weltkrieg (gut, es ist Fiktion) der Durchmarsch durch Schleswig-Holstein im Sommer 1985 anscheinend so einfach war. Demnach hätte der ELK und andere Hindernisse so gut wie überhaupt keine Sperrwirkung gehabt und genau das glaube ich nicht. Gut, es sind beim ELK nur 30m Gewässerbreite, das ist zu schaffen aber es hält auf, Brückenköpfe auf der anderen Seite zu schlagen.
                            Noch schwerer südlich der Elbe in der Lüneburger Heide, hinter dem ESK kommt gleich das nächste Gewässer. okay, ich sehe, das sind kleine Heideflüsse/-bäche wie die Örtze etc. aber dann Weser, Aller, Leine, die dann wieder größere Schwierigkeiten gemacht hätten.
                            Bei Hackett steht die Front am 4. August 1985 um 18:00 (also am Tag D) am NOK und bis runter nach Bremen an der Weser. Eine Erklärung, warum der WAPA so zügig vorwärts kam, habe ich in dem Buch nicht gefunden.
                            Demnach hätte die WAPA-Artillerie ja ungehindert ihre volle Feuerkraft entfalten können und VzgVbde und Deckungstruppen hinweggepustet. Ganz so einfach wäre es mit Sicherheit nicht geworden.

                            Hinzu kämen die unkontrollierbaren Flüchtlingsströme nach Westen, welche die Ausfallstraßen verstopfen. Bei Hackett feuern Erdkampfflugzeuge (Suchoi Su-25) auf die Zivilistentrecks, um wieder freie Fahrt für ihre Panzerkolonnen zu bekommen. Räumpanzer müssen die Spitzenpanzer begleiten, um die vielen zerstörten Fahrzeuge von der Fahrbahn zu schieben.

                            Kommentar

                            • dave2006
                              Cold Warrior
                              • 17.11.2006
                              • 102

                              #104
                              @ Maeks
                              Nichts anderes habe ich doch geschrieben. Aufwendig und verwundbar und unter Feindeinwirkung nicht durchführbar. Bevor man sowas zusammen schwimmt muss man das jenseitige Ufer haben.
                              Von daher verwundert mich der Einwand jetzt.
                              Übrigens bin ich der Meinung das mehr als die Hälfte der WP Kfz nicht über die Konzentrierungsräume hinausgekommen wäre. Nicht nur aus technischen Gründen.

                              @EmilBerggreen das Szenario das Flüchtlingstrecks zwischen die Fronten geraten, gibt es zB auch bei Red Inferno. Ein recht interessanter Roman der die Abläufe aus sowjetischer Sicht beschreibt.
                              Das Ende ist nur sehr bedrückend.

                              Gruß
                              dave2006

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                              • EmilBerggreen
                                Cold Warrior
                                • 19.07.2015
                                • 514

                                #105
                                Guten Morgen Dave,

                                Du meinst Robert Conroy: Red Inferno 1945?
                                Als realistischstes Buch über ein WK III-Szenario gilt meines Wissens Harvey Black: The Black Effect

                                Es ist eine Trilogie, die auf seiner Homepage näher beleuchtet wird:
                                Cold War, Military & Apocalyptic Fiction

                                Mr. Black war Fallschirmjäger und arbeitete zehn Jahre für den britischen Geheimdienst, daher kann man davon ausgehen, dass er sehr wohl weiß, worüber er schreibt.
                                Apropos Großbritannien, es gibt über die Briten einen sehr interssanten Bericht in DER WELT über ihr Selbstverständnis zum Militär, weiß den Namen leider nicht mehr. Wenn man also die "Bündnistreue" und die Bereitschaft, in einem fremden Land (Deutschland) zu kämpften, betrachtet, dann soll England an erster Stelle gestanden haben. Als schnelle Eingreiftruppe, also im Bereich LANDJUT mit der UKMF (UK Mobile Force), dem legendären "Duke of Wellington's" Regiment, etc.
                                Die britischen SAS gelten als extrem harte Eliteeinheit, ob das für ihr Heer auch gilt, ob die British Army härter ausbildet, das kann ich nicht sagen.
                                Bei uns war auch einmal eine britische Infanterieeinheit zu Gast und es wurde immer gesagt, das sind harte Burschen, die haben im irischen Bürgerkrieg gekämpft, also legt Euch nicht mit ihnen an.
                                Es wäre durchaus mal interessant, den damaligen Kampfwert unserer NATO-Verbündeten zu untersuchen. Welchen Kampfwert hatte z.B. die Jütland-Division, also der zweiten Korpsdivision von LANDJUT, die 9th US-Infantry Division, ebenfalls im Gefechtsabschnitt von LANDJUT vorgesehen, etc.
                                Alle gehörten zur NATO, doch jede Nation hatte dann wieder ihren eigenen Tarnanstrich, eigene Ausbildungsvorschriften, etc. möglicherweise auch Probleme gehabt, sich Einheiten anderer Nationen zu unterstellen, etc.
                                Wir haben oft mit den Dänen geübt, doch wie gut/schlecht die Kooperation lief, weiß ich nicht, da solche Dinge in der Presse immer mit hervorragendem Völkerverständnis etc. ausgelobt wurden.

                                Du spielst auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der WAPA-Panzerverbände an.
                                Viele Faktoren sprechen natürlich für eine kurze "Halbwertszeit": die bereits besprochene unterlegene Nachtkampffähigkeit, Panzer, die sich tagsüber auf der Angriffsachse bewegen, werden schneller aufgeklärt und vernichtet, als ein eingegrabener und getarnter NATO-KPz, die Stärke der NATO-Panzerabwehr zu Land und zur Luft, FOFA - das Bekämpfen von PzVbd i.d. Tiefe, die vielen Sperren, Gelände- und Gewässerhindernisse, die ihren Vormarsch entgegenstehen und natürlich der oft erwähnte Treibstoffmangel und die hohe Zahl an Ausfällen.
                                Durch technischen Defekt liegengebliebene Panzer und die vielen ausgebrannten Panzerwracks stauen ebenfalls das Vorrücken der nachziehenden Gefechtsfahrzeuge, so dass diese dann noch leichter bekämpft werden können.
                                Trotz alledem wurde die WAPA-Panzerwaffe in Kombination mit ihren Kampfunterstützungstruppen als große Bedrohung gesehen.

                                Gruss
                                Zuletzt geändert von EmilBerggreen; 11.11.2015, 04:56.

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