Auslösen von Sperranlagen bei einem Angriff "Aus dem Stand"?
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Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenHallo zusammen,
ich möchte diesen etwas älteren Beitrag nochmals aktivieren da mich die Eingangsfrage sehr interessiert.
"Wer bzw. wie werden die vorbereiteten Sperren im V-FAll ausgelöst ?"
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Sperranlagen in meiner Heimatregion.
Durch Recherchen im Internet ect. sind mir die Funktionsweisen der einzelnen Sperranlagen bekannt. Die Lagerung der Sperrmittel erfolgte, falls möglich, in Bundeswehrdepots; wenn nicht in Sperrmittelhäusern in der Nähe der Sperranlage (20 min Erreichbarkeit).
Die Wallmeister waren für die Kontrolle, Instandhaltung und Wartung der Sperranlagen in Friedenszeiten zuständig. Für jede Sperranlage gab es ein Sperrenheft mit allen nötigen Details wie Lage der Sperre, Zufahrtsmöglichkeiten, Lage des Sperrmittellagers, benötigte Sprengstoffmenge und Typ ect.
Soweit so gut!
Nur wie sieht die Lage im V-Fall aus.
Wer entscheidet wann welche Sperre ausgelöst wird und wer bestückt und löst die Sperre aus?
Da ich annehme, dass die Sperranlagen dann von völlig ortsfremden Personen bestückt und ausgelöst worden wären; wie bekommt diese ortsfremde Person Zugang zum Sperrenheft das sich bei den Wallmeistern befindet?
Die Sperrmittelhäuser sind alle mehrfach verschlossen! Wie kommt die Person, die jetzt die Sperren auslösen soll, an die Schlüssel oder war es eine zemtrale Schließung und es gab genügend Schlüssel im Umlauf?
Die Sprengkammern in Brücken waren fast immer verschlossen; für diese Türen gilt das Gleiche. Wer hatte die Schlüssel bzw. wie kam die für die Auslösung zuständige Person an den Besagten?
Fragen über Fragen!!!!!!!!!
Vieleicht könnt Ihr mir einige beantworten.
Ich stelle mir die Situation, die ich oben versucht habe zu schildern, recht kaotisch vor. Die Entscheidung zum Sprengen einer Brücke hätte bei anrückendem Feind sehr schnell getroffen werden müssen. Wenn es dann noch um die Beschaffung des Sperrenheftes, welches ja für den ortsfremden unabdingbar gewesen wäre, die Beschaffung von Schlüsseln für Sprengkammern und Sperrmittelhäuser, den Transport des Sprengstoffes zur Brücke gegangen wäre, wäre die Zeit wahrscheinlich abgelaufen.
Ich bin auf Eure Antworten gespannt.
Viele Grüße aus dem sperrenreichen Spessart
Michael
Ich habe in meiner NAchtschicht etwas Zeit gehabt und in den Weiten des Web etwas gefunden, was die Frage von Keilerdackel eventuell annähernd beantwortet. Im Forum www.Panzer-Archiv.de postete ein ehemaliger Pionier folgendes:
"Hoover - 06.03.2007 - 08:18
Titel: Als ich noch Pionier war gab es hier im Raum zwischen Lüneburg und der Weser fast an jeder kleinen Brücke und moorigen Straßen Sprengschächte.
Leider habe ich die ganzen Unterlagen versaubeutelt, aber dem WP wäre keine Brücke geblieben bis zur Weser. Die Pioniere hätten im Alarmfall innerhalb von 2 Stunden jede Brücke und bestimmte Straßenabschnitte, die nicht einfach zu umgehen waren, gesprengt.
Mein PiBtl 11 in Dörverden hatte dazu fertige Sperrpläne, und jede Kp hatte Befehle, welche Gruppe welche Brücke sprengen sollte. In kleinen Sperrbüchern waren dazu Skizzen der jeweiligen brücke mit genauen Angaben, wo der Sprengstoff lagert und wieveil für welche Brücke gebraucht wird. In Übungen wurde das dann geübt, so dass eingespielte Gruppen innerhaln von 2 Stunden fertig waren (ab Befehlsausgabe). Gerade bei uns im Dreieck der Aller und Weser wäre eine Verzögerung wichtig gewesen.
Und wenn jetzt das Argument kommt, die WP hätte ja reichlich Brückenbaugerät gehabt: Stimmt, 3 Mal so viel wie die nato, aber der Plan war, dass die spätetestens an der Aller alles an Brückenbaugerät verbraucht hätten und danach improvisieren müssten, was wiederum Zeit kostet. Daher würden auch recht kleine Brücken gesprengt, wenn an diese nicht einfach umfurten konnte.
Wenn man sich eine deutschlandkarte ansieht merkt man, wie ein solcher Plan in einem konventionellen Krieg funktioniert haben könnte."
Ob er nun Recht hat oder nicht und wie seriös dieses Forum ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich stelle es einfach mal hier ein und dann können wir ja darüber sprechen. Ihr fangt an, ich gehe erst einmal ins Bett.
Grüße
Rex Danny
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Hallo Rex Danny,
ich habe vor Jahren mal einen Bericht gelesen (Frag mich nicht mehr nach der Quelle) in dem es darum ging, dass die Amerikaner die Kriegserfahrungen der deutschen Wehrmacht im Russlandfeldzug ausgewertet haben. Ein amerikanischer hoher Militär sagte dort in einer Stellungnahme dazu: "Die Russen benötigten für den selben Weg den die Deutschen in sechs Monaten bis nach Moskau zurück gelegt hatten anschließend fast vier Jahre zurück. Wie die Deutschen das Bewerkstelligt hatten, hat uns natürlich interessiert." So ähnlich seine Aussage.
Das die Rote Armee unter Inkaufnahme von schrecklichsten Verlusten mehrere Jahre benötigte um die deutsche Wehrmacht wieder auf Reichsdeutsche Gebiet zurück zu drängen ist sicher auch eine Folge des "Verbrannte Erde-Befehls" des GRÖFAZ. Was bei Kämpfen zwischen den beiden Kriegsparteien nicht zerstört wurde, wurde von der Wehrmacht ja systematisch vernichtet um den Gegner zu hemmen und zu verzögern. Ich würde sagen, die Einführung eines systematischen Sperrsystems auf dem Boden der Bundesrepublik war eine Erfahrung aus diesem Krieg.
Gruß
RichardZuletzt geändert von Ritchie 66; 19.01.2013, 12:55.
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Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigenLeider habe ich die ganzen Unterlagen versaubeutelt, aber dem WP wäre keine Brücke geblieben bis zur Weser. Die Pioniere hätten im Alarmfall innerhalb von 2 Stunden jede Brücke und bestimmte Straßenabschnitte, die nicht einfach zu umgehen waren, gesprengt.
Ausgangswerte:
Für das Laden einer Sprengschachtanlage sind im Durchschnitt 1,5 t Sprengstoff anzusetzen, eine Pioniergruppe braucht dafür etwa 2 Stunden.
Stellt sich die Frage, wie viele Pioniergruppen im Verteidigungsraum dieser Divison zur Verfügung gestanden wären? Daraus ergibt sich die Anzahl der Sperren, die unter günstigsten Umständen gleichzeitig geladen werden konnten.
Die drei Panzerpionierkompanien der Brigaden hatten je 6 Gruppen, also gesamt 18 Gruppen
Das Divisionspionierbataillon hatte drei Kp zu je 9 Gruppen, also 27 Gruppen
Eventuell wäre noch ein Korpspionier-Btl verfügbar gewesen, wären nochmal 27 Gruppen
Ergäbe gesamt 72 Pioniergruppen und damit im besten Falle 72 gleichzeitig zu ladende Sperren.
Ob diese Pioniere tatsächlich alle für den Einsatz an vorbereiteten Sperren zur Verfügung gestanden hätten, bezweifle ich, da dann keine anderen Pionieraufgaben mehr hätten erfüllt werden können (Bau von Feldbefestigungen, Anlegen von Verlegeminensperren usw.), die in der ersten Phase der Verteidigung oder der Verzögerung genauso wichtig gewesen wären. Ein großer Teil der Panzerpioniere der Brigadepionierkompanien wäre z.B. bei den Verzögerungskräften eingesetzt gewesen und hätten zunächst für das Anlegen von Sperren rückwärts des VRV nicht mehr zur Verfügung gestanden.
Der Zeitbedarf von zwei Stunden bezieht sich auf das reine Laden der Sperre. In der Praxis wird weit mehr Zeit zu veranschlagen sein:
- Anfahrtswege zum Lagerort der Sperrmittel und von dort zu den Sperren.
- Zeit für das Verladen der Sperrmittel, soweit keine fertigbeladenen Anhänger 1,5 to in den Lagerorten bereitstehen.
- Witterungseinflüsse, gerade im Winter. Es kam häufig genug vor, dass die Abdeckungen der Sprengschächte zugefroren waren oder dass die Rohröffnungen für die Zündleitungen und meterdicken Schneehaufen lagen. Ich habe das bei Winterübungen im Bayerischen Wald oft genug selbst erlebt.
Alles in allem glaube ich nicht, daß mehr als 50 Sperren innerhalb der erwähnten 2 Stunden-Frist hätten geladen werden können. Daher halte ich die Aussage "Die Pioniere hätten im Alarmfall innerhalb von 2 Stunden jede Brücke und bestimmte Straßenabschnitte, die nicht einfach zu umgehen waren, gesprengt." für sehr übertrieben. Es hätte in dem fraglichen Abschnitt zwischen Aller und Weser sicher mehr als 50 Sperrstellen gegeben, von geplanten Verlegeminensperren usw., die auch Pioniere gebunden hätten, mal ganz abgesehen.
Nachdem diese erste Rate von Sperren geladen worden war, wäre ein Teil der Pioniere an den Sperren gebunden gewesen: Schließen von Lückenwegen an den Ausweichwegen der Verzögerungskräfte, Zündtrupps an operativ wichtigen Sprengstellen usw.
Für das Laden weiterer Sperren wäre damit nur ein Teil der oben berechneten Pioniergruppen verfügbar gewesen. Auch stellt sich spätestens jetzt die Frage der dann auf Divisions- oder Korpsebene verfügbaren Transportkapazitäten für das Nachführen der benötigten Sprengmittel.
Voraussetzung für alle hier vorgestellten Überlegungen ist, dass die entsprechenden Sperrermächtigungen erteilt wurden.
Quellen:
HDv 100/100 Führung im Gefecht
HDv 280/100 Führung der Pioniere
HDv 700/112 Sperreinsatz - Pioniere und Kampftruppen
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Zitat von Nemere Beitrag anzeigenWelche tragfähige Quelle gibt es für diese Regel?
eine Quelle kann ich hierführ nicht nennen.
Ich glaube hier im Forum gelesen zu haben, dass Sperranlagen in 20 Minuten vom Sperrmittellager mit einem LKW erreibar sein mussten.
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Hallo zusammen,
am Beispiel von Rex Dannys Beitrag, der die Sichtweise eines ehemaligen Pionieres aufzeigt, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es im Angriffs-Fall so hätte ablaufen können.
In diesem Beispiel wären Soldaten zum Einsatz gekommen, die durch regelmäßige Übungen die Sperranlagen, die Sperrmittellager und die Vorgänge drum herum sehr gut kannten. Somit wäre eine sehr schnelle Bestückung und Auslösung der Sperren möglich gewesen. Das würde aber wiederum bedeuten, dass solche Übungen an fast allen Sperranlagen durchgeführt wurden; was der Geheimhaltung in der Bevölkerung natürlich nicht zuträglich ist.
Eine Pioniergruppe in Uniform zu beobachten, die mit Militärfahrzeugen Brückenpfeiler mit Sprengstoffattrappen beladen, dürfte wohl bei jeden Passanten eine gewisse Vorahnungen bewirkt haben.
Somit stellt sich mir eine neue Frage: Wurde an jeder Sperranlage mit Soldaten der Ernstfall geübt?
Allerdings hat Nemere mit der detailierten Aufstellung der vorhandenen Kräfte auch absolut recht. Die vorhandenen Kräfte der Pioniertruppe wären nicht in der Lage gewesen alle Sperranlagen zu bedienen. Ich könnte mir Vorstellen, dass es bei der Planung verschiedene Einstufungen nach Wichtigkeit der Sperreinrichtung gab und dementsprechend die Einsatzplanung abgestimmt wurde.
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wuffingen
Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenHallo Nemere,
eine Quelle kann ich hierführ nicht nennen.
Ich glaube hier im Forum gelesen zu haben, dass Sperranlagen in 20 Minuten vom Sperrmittellager mit einem LKW erreibar sein mussten.
Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenWie wir wissen, gab es die 20 min Erreichbarkeitsregel für die Sperranlagen. Ich war der Meinung, dass diese Regel nicht für den Spessart bzw. nur in grenznähe gilt. Ich wurde vor kurzem aufgeklärt das sie sehrwohl gat. Das bedeutet der benötigte Sprengstoff musste in 20 Minuten vom Sperrmittellager an der Brücke sein bzw. die Entfernung der Brücke zum Sperrmittellager liesen einen Transport in 20 Minuten zu.
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Man sprengt doch nicht mal eben sämtliche Anlagen in die Luft, militärisch macht das doch wenig Sinn. Die Sperren dienen dem vorbereiten des Kanalisierens des Gegners.
Wenn ich weiß, an welchen drei Stellen dieser den Fluß X überqueren wird, bringt mir das im Bezug auf das Verlegen von Minensperren, Ausmessen von Artilleriestellungen, Bilden von Panzerabwehrschwerpunkten etc wesentlich mehr. Im Idealfall lassen sich dann im Nachgang sogar Nachschub-, Rückzugs- und Entsatzwege mit strategischen Mitteln abschneiden.
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Zitat von wuffingen Beitrag anzeigenHmm, Hast du nicht selber diese Erreichbarkeitsregel erwähnt und ins Spiel gebracht?
Von wem würdest du den vor kurzem aufgeklärt?
Ich habe ein Gespräch mit einem Bekannte geführt, der sich in Sachen Sperranlagen recht gut auskennt. In dem Gespräch habe ich die 20 min. Erreichbarkeit vom Sperrmittellager zur Sperre erwähnt. Mir ging es eigentlich darum herauszufinden wo es hier in meiner Umgebung Sperrmittelhäuser gibt. In diesem Zusammnehang hat er mir bestätigt, das es diese Regel gab.
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Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenDie 20 min. Erreichbarkeit der Sperranlagen ist sicherlich nicht meiner Phantasie etsprungen. Ich habe es bestimmt irgendwo gelesen; nur finde ich beim besten Willen nicht mehr wo.
Man muss sich doch nur anhand der Datenbank die Lage der Sperrstellen und die Entfernung zu Sperrmittelhäusern und sonstigen Sperrmittellagern anschauen. Dann berücksichtige man noch, dass eine Fahrtgeschwindigkeit von 50 km/h angesichts der Lage vieler Sperrstellen auf schmalen Feld- und Waldwegen schon sehr optimistisch angesetzt ist. Diese Geschwindigkeit wäre im Einsatzfall noch geringer gewesen, wenn bei Nacht mit Tarnbeleuchtung gefahren werden musste.
Nehmen wir mal als Beispiel den Landkreis Hof, weil ich mich dort recht gut auskenne und vor allem die Straßen- und Verkehrsverhältnisse aus der Zeit zurück bis in die 1970er Jahre kenne, die sich deutlich von den heutigen unterscheiden.
Wenn ich richtig gezählt habe, haben wir zur Zeit etwa 15 Trichtersperren in diesem Landkreis in die Datenbank aufgenommen. Zahlreiche weitere Sperranlagen sind noch nicht aufgenommen, weil bereits zurückgebaut (z.B. alte Verlauf B 15 südlich Rehau, Raum nordostwärts Hof - Plauener Pforte).
Im Landkreis Hof gab es 2 Sperrmittelhäuser:
- südlich Kautendorf, Lagerkapazität etwa 15 Tonnen
- Sperrmittelstollen westlich Pillmersreuth am Südosthang des Döbrabergs, Kapazität wahrscheinlich ca. 10 Tonnen
Nicht einmal die Hälfte der genannten Trichtersperren ist von den beiden Sperrmittelhäusern aus in den ominösen 20 Minuten zu erreichen, schon gar nicht unter den von mir oben genannten Prämissen hinsichtlich der Marschgeschwindigkeit der LKW.
Noch weniger wahrscheinlich wird die 20 Minuten-Regel im westlich anschließenden Landkreis Kronach, der ebenfalls wegen seiner exponierten Lage mit zahlreichen Sperrstellen bestückt war. Hier gibt es kein einziges Sperrmittelhaus.
Weder im Landkreis Hof noch im Kreis Kronach gab es andere Sperrmittellager. Das nächste Munitionsdepot wäre Breitengüssbach nördlich von Bamberg gewesen, die nächsten Kasernen mit Standort-Munitionsniederlagen, in denen evtl. Sperrmittel vorhanden waren, lagen in Bayreuth, Bamberg (US) und Weiden - alles Standorte weit jenseits der 20 Minuten Grenze.
Eine 20 Minuten-Grenze gibt es im Bereich der privaten Sicherheitsdienste. Wenn eine Einbruchsmeldeanlage eingebaut wird, schreiben die Versicherungen (VdS) vor, dass innerhalb von 20 Minuten nach Auslösen des ersten Alarms Interventionskräfte am Einsatzort sein müssen (VdS-Richtlinie 2153, Notruf- und Service-Leitstellen, Nr. 8.2.). Auch die "Richtlinien für bauliche Absicherung (RibA)" der Bundeswehr sahen eine solche Forderung vor, wenn Objekte der Bundeswehr durch Einbruchmeldeanlagen gesichert waren (z.B. Waffenkammern in Mob-Stützpunkten). Sperrmittelhäuser und Sperrstellen hatten aber keine Einbruchsmeldeanlagen.Zuletzt geändert von Nemere; 27.01.2013, 15:45.
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Auch wenn ich jetzt wieder ein paar Illusionen zerstöre: Diese 20 Minuten-Regel glaube ich bis zur Vorlage einer glaubwürdigen überzeugenden Quelle nicht!
Man muss sich doch nur anhand der Datenbank die Lage der Sperrstellen und die Entfernung zu Sperrmittelhäusern und sonstigen Sperrmittellagern anschauen. Dann berücksichtige man noch, dass eine Fahrtgeschwindigkeit von 50 km/h angesichts der Lage vieler Sperrstellen auf schmalen Feld- und Waldwegen schon sehr optimistisch angesetzt ist. Diese Geschwindigkeit wäre im Einsatzfall noch geringer gewesen, wenn bei Nacht mit Tarnbeleuchtung gefahren werden musste.
Nehmen wir mal als Beispiel den Landkreis Hof …
Vielen Dank für die ausführliche und fundierte Beschreibung!………
Ein ähnliches Beispiel aus Hessen: Vogelsbergkreis …
Nach aktuellem Stand konnten rd. 55 Tonnen Sperrmittel in den vorhandenen Sperrmittelhäusern eingelagert werden, das grob geschätzt für etwa 110 Straßensprengschächte gereicht hätte. Die vorbereiteten Sperranlagen bestanden im Kreisgebiet in der Regel aus drei Straßensprengschächten mit einer Tiefe von 5,50 Meter. Bislang sind 95 nachgewiesene Sperrstellen bekannt; einige Verdachtsfälle stehen noch aus. Optimistisch geschätzt hätten somit etwa ein Drittel der Sperranlagen mit den in den Sperrmittelhäusern eingelagerten Materialien bestückt werden können.
Ein großer Teil des noch benötigten weiteren Sperrmaterials wurde in Alten-Buseck (Landkreis Gießen) gelagert. Von hier aus benötigt man bei entsprechender Marschgeschwindigkeit (vgl. Nemeres Ausführungen) deutlich mehr als zwanzig Minuten, um überhaupt die Grenze des Vogelsbergkreises zu erreichen ………sigpic_G.E.O.G.R.A.P.H
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Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
Wenn ich richtig gezählt habe, haben wir zur Zeit etwa 15 Trichtersperren in diesem Landkreis in die Datenbank aufgenommen. Zahlreiche weitere Sperranlagen sind noch nicht aufgenommen, weil bereits zurückgebaut (z.B. alte Verlauf B 15 südlich Rehau, Raum nordostwärts Hof - Plauener Pforte).
Im Landkreis Hof gab es 2 Sperrmittelhäuser:
- südlich Kautendorf, Lagerkapazität etwa 15 Tonnen
- Sperrmittelstollen westlich Pillmersreuth am Südosthang des Döbrabergs, Kapazität wahrscheinlich ca. 10 Tonnen
du zerstörst bestimmt keine Illusionen bei mir. Ich bin eigentlich sehr dankbar für deinen Beitrag, den aus ihm geht hervor, dass es auch Landkreise mit Sperranlagen ohne Spermittellager gibt. Die "ominöse" 20 min. Regel hat bei mir die Such nach Sperrmittelhäusern in meiner Heimat nur verstärkt. Gäbe es diese Regel, müssten wir hier, im bayrischen Spessart, einige Sperrmittelhäuser haben.
Allerdings stellt sich mir noch eine wichtige Frage:
Du nennst in deinem Beitrag 15 Sperren im Landkreis Hof plus zahlreiche weitere die bereits rückgebaut wurden. im Landkreis Kronach gab auch einige Sperren ohne Sperrmittellager in diesem Landkreis.
Nun möchte ich einmal kurz rechnen:
15 Sperren im Landkreis Hof+zahlreiche rückgebaute Sperren; ich nehme jetzt einmal 10 Stück an + 24 Sperren im Landkreis Kronach laut DOSPA
Zusammen ergibt das 49 Sperranlagen
Da es sich in diesem Fall hauptsächlich um Trichtersperren handelt nehmen wir an, dass pro Sperre 3x500 kg Sprengstoff benötigt wurden.
1500kg x 49 = 73500kg
Die Lagerkapazität der von dir genannten Sperrmittelhäuser beträgt 15+10 to. also 25000kg
Somit ergibt sich eine Differenz von 48500 kg.
Wo wurde dann die verbleibende Restmenge von 48500kg Sprengstoff gelagert wenn es keine weiteren Sperrmittellager mehr gab?
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Hallo, Keilerdackel !
Du machst gerade einen Denkfehler. Nemere hat nicht gesagt, daß es keine weiteren Sperrmittelhäuser gab. Er zählte nur die aus der DOSPA bekannten Sperrmittelhäuser in diesem Bereich auf. Es gab aber mit Sicherheit noch weitere Sperrmittelhäuser, die nur noch nicht bekannt und daher in der DOSPA nicht gelistet sind. Gleiches gilt übrigens auch für die Aufzählung der Sperranlagen.
Grüße
Rex Danny
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Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenWo wurde dann die verbleibende Restmenge von 48500kg Sprengstoff gelagert wenn es keine weiteren Sperrmittellager mehr gab?
Die überwiegende Masse des benötigten Sprengstoffes wäre bei Auslösen bestimmter Alarmmassnahmen aus den Munitionsdepots zu den Sperren gebracht worden, wie es Geograph oben am Beispiel des Vogelsbergkreises beschrieben hat. Dabei war auch das Auslagern von Sprengmitteln in feldmässiger Lagerung vorgesehen. Umso weniger ist die 20-Minuten-Regel wahrscheinlich.
Die US-Army praktizierte ab den Anfangsjahren der vorbereiteten Sperranlagen ab 1950 das bewegliche Bereithalten der Sperrmittel auf LKW, um sie je nach Lageentwicklung verlegen zu können. Für den Hofer Raum gab es z.B. dafür ab 1951 die in Erlangen stationierte A-Company des 485th Engineer Combat Battalions (Quelle: Ray S. Hansen / Robert M. Wilson: The Destruction Battalions. In: The Army Engineer, Sep-Oct 2002). Ähnliche Verfahrensweisen wären auch bei der Bundeswehr denkbar gewesen, wären aber vom verfügbaren Transportraum abhängig gewesen. Die Transporteinheiten der Bundeswehr waren sehr mobilmachungabhängig und auch nicht so umfangreich wie die der Amerikaner.
Da Unter- und Oberfranken der GDP-Raum des VII. US-Korps war, war mit Sicherheit auch die Einlagerung und das Verfügbarmachen der Sperrmittel weitestgehend mit den US-Truppen unter Nutzung der dort verfügbaren Ressourcen abgestimmt. Auch die im V-Fall dem VII. US-Korps unterstellte deutsche 12. Panzerdivision war für den Sperreinsatz in ihrem GDP-Abschnitt (westlich Coburg - Bamberg) den Vorgaben der US-Truppen unterworfen.
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Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigenGleiches gilt übrigens auch für die Aufzählung der Sperranlagen.
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Die Stelle könnte heute allerdings bereits zum Landkreis Wunsiedel gehören, da genau hier die Grenze zwischen den Landkreisen verläuft.
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