Auslösen von Sperranlagen bei einem Angriff "Aus dem Stand"?
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Da würde mich dann mal interessieren wer für so eine Aktion die Verantwortung hätte übernehmen wollen. Stelle mir gerade bildlich vor wie man ein Teilstück der A66 als Manövergebiet deklariert und anschließend in die Luft gejagt hätte nur weil die Russen in Afghanistan einmarschiert waren....
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Das Auslösen aller Arten von Vorbereiteten Sperren durfte nur durch den "Truppenführer" angeordnet werden. Truppenführer ist gem. Definition der HDv 100/900 "Führungsbegriffe", der militärische Führer von der Brigade an aufwärts, allenfalls der Führer eines Gefechtsverbandes mit besonderer Ermächtigung (z.B. Sperrverbände, Verzögerungsverbände). Gefechtsverbände gab es in den hier geschilderten Situationen noch nicht, weil ohne Auslösung V-Fall oder Spannungsfall die entsprechenden Befehle zur Bildung dieser Gefechtsverbände noch nicht ausgelöst wurden.
Sprengung / Zerstörung von Verkehrseinbauten und Straßen übergeordneter Bedeutung mussten sogar vom Kommandierenden General des Korps angeordnet werden. Dazu gehörte mit Sicherheit jede Autobahn und jede Brücke über grössere Flüsse.
Die Möglichkeit, das der wildgewordene Bataillonskommandeur eines grenznahen Panzeraufklärungsbataillons plötzlich Sperren auslöst, weil er sich von bösen Russen bededroht sieht, geht gegen Null. Er hätte zum Laden der Sperren die Pioniere gebraucht, also hätte der zuständige Pionierführer auch mitspielen müssen. Die Sperrmittel lagerten entweder in irgendeinem Korps- oder sonstigen Depot oder in einem Sperrmittelhaus, das in die Zuständigkeit der Wallmeister ( = Territorialheer - VBK) fiel. Also hätte auch das Korpsnachschubkommando oder das örtliche VBK mitmachen müssen.
Quellen:
HDv 100/100 Führung im Gefecht
HDv 100/500 Das Heer in der militärischen Landesverteildigung
HDv 100/900 Führungsbegriffe
HDv 700/122 Sperreinsatz - Pioniere und Kampftruppen
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Zitat von kato Beitrag anzeigenMan deklariert das entsprechende Gebiet als Manövergebiet und sprengt. Und entschädigt hinterher die Eigentümer gemäß §77 BLG. Gar kein Problem, auch im Frieden.
Solange diese Feststellung nicht getroffen ist, bleibt es bei ganz formellen Anforderung der Leistung durch die Kreiswehrersatzämter bzw. bei der Anmeldung der Übung.
Erst nach Feststellung der Bundesregierung gem. § 1 Abs. 2 BLG kann auch der zuständige militärische Führer ohne Leistungsbescheid oder Übungsanmeldung Strassen sperren, Grundstücke betreten usw.
Ohne irgendeine Tätigkeit der Regierung, sei es jetzt durch die erwähnte Feststellung oder durch Ausrufung von Spannungs- oder Verteidigungsfall geht es also nicht.
Ausnahme wäre nur die Anwendung der sog. "NATO-Klausel" des Art. 80 a Abs. 3 des Grundgesetzes. Hier würde ein Beschluß der NATO oder eines anderen internationalen Organes genügen, um bestimmte Teile des Notstandsrechts in Kraft zu setzen. Typischer Fall wäre die Auslösung genereller Alarmmaßnahmen beim Überraschungsangriff (General Alert).
Aber auch hier wäre ohne diese Alarmauslösung der NATO keine rechtmässige Handlung der Truppe möglich.
Zudem sind solche von der NATO veranlassten Maßnahmen jederzeit auf Verlangen des Bundestages wieder aufzuheben.
Die möglichen kriegsvölkerrechtlichen Konsequenzen, wenn ein Truppenführer ohne Vorliegen der vorstehend aufgezeigten formellen politischen Beschlüsse durch das Anlegen von Sperren anfängt, Krieg auf eigene Faust zu führen, wären einer eigenen Betrachtung wert.
Jeder höhere Truppenführer der Bundeswehr dürfte sich aufgrund seiner Rechtsausbildung absolut darüber im klaren gewesen sein, daß er durch so ein Verhalten eventuell zur Eskalation des Konflikts beitragen würde.
Quellen:
- HDv 100/600 - Rechtsgrundlagen für die Truppenführung, Nr. 236 - 239
- Bundesleistungsgesetz
- Rechtsverordnung über Anforderungsbehörden und Bedarfsträger nach dem Bundesleistungsgesetz v. 01.10.1961 (BGBl. I S. 1786)
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Zitat von Nemere Beitrag anzeigenOhne irgendeine Tätigkeit der Regierung, sei es jetzt durch die erwähnte Feststellung oder durch Ausrufung von Spannungs- oder Verteidigungsfall geht es also nicht.
M.E. ist ein Leistungsbescheid bzw. eine Leistungsanforderung nach BLG schlicht ein Verwaltungsakt. Nach §95 BVwVfG besteht hierfür im Spannungsfall (und Verteidigungsfall) allerdings ein verkürztes Verfahren, bei dem im wesentlichen auf alle Fristen verzichtet wird und der Verwaltungsakt sofort, ohne Schriftform (!) und ohne Begründung gültig werden kann. Zur Anforderung von Leistungen berechtigt sind nach ABV die Kreisverwaltungen, d.h. im Spannungsfalle üblicherweise der jeweilige Stab HVB, der über Verbindungskommando mit dem zuständigen VKK koordiniert.
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Hallo zusammen,
ich möchte diesen etwas älteren Beitrag nochmals aktivieren da mich die Eingangsfrage sehr interessiert.
"Wer bzw. wie werden die vorbereiteten Sperren im V-FAll ausgelöst ?"
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Sperranlagen in meiner Heimatregion.
Durch Recherchen im Internet ect. sind mir die Funktionsweisen der einzelnen Sperranlagen bekannt. Die Lagerung der Sperrmittel erfolgte, falls möglich, in Bundeswehrdepots; wenn nicht in Sperrmittelhäusern in der Nähe der Sperranlage (20 min Erreichbarkeit).
Die Wallmeister waren für die Kontrolle, Instandhaltung und Wartung der Sperranlagen in Friedenszeiten zuständig. Für jede Sperranlage gab es ein Sperrenheft mit allen nötigen Details wie Lage der Sperre, Zufahrtsmöglichkeiten, Lage des Sperrmittellagers, benötigte Sprengstoffmenge und Typ ect.
Soweit so gut!
Nur wie sieht die Lage im V-Fall aus.
Wer entscheidet wann welche Sperre ausgelöst wird und wer bestückt und löst die Sperre aus?
Da ich annehme, dass die Sperranlagen dann von völlig ortsfremden Personen bestückt und ausgelöst worden wären; wie bekommt diese ortsfremde Person Zugang zum Sperrenheft das sich bei den Wallmeistern befindet?
Die Sperrmittelhäuser sind alle mehrfach verschlossen! Wie kommt die Person, die jetzt die Sperren auslösen soll, an die Schlüssel oder war es eine zemtrale Schließung und es gab genügend Schlüssel im Umlauf?
Die Sprengkammern in Brücken waren fast immer verschlossen; für diese Türen gilt das Gleiche. Wer hatte die Schlüssel bzw. wie kam die für die Auslösung zuständige Person an den Besagten?
Fragen über Fragen!!!!!!!!!
Vieleicht könnt Ihr mir einige beantworten.
Ich stelle mir die Situation, die ich oben versucht habe zu schildern, recht kaotisch vor. Die Entscheidung zum Sprengen einer Brücke hätte bei anrückendem Feind sehr schnell getroffen werden müssen. Wenn es dann noch um die Beschaffung des Sperrenheftes, welches ja für den ortsfremden unabdingbar gewesen wäre, die Beschaffung von Schlüsseln für Sprengkammern und Sperrmittelhäuser, den Transport des Sprengstoffes zur Brücke gegangen wäre, wäre die Zeit wahrscheinlich abgelaufen.
Ich bin auf Eure Antworten gespannt.
Viele Grüße aus dem sperrenreichen Spessart
MichaelZuletzt geändert von Keilerdackel; 09.01.2013, 23:23.
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Hallo, Michael !
Da hast Du ja jetzt wirklich etwas angestoßen.
Obwohl ich mich ja nun schon seit geraumer Zeit mit den Sperranlagen beschäftige und einiges weiß, aber über Deine Fragenstellungen habe ich bis dato nie auch nur den geringsten Gedanken verschwendet.
Auch ich bin jetzt gespannt, wer hierzu die entsprechenden Antworten geben kann. Mich interessiert das auch.
Grüße
Rex Danny
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Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigenIch stelle mir die Situation, die ich oben versucht habe zu schildern, recht kaotisch vor. Die Entscheidung zum Sprengen einer Brücke hätte bei anrückendem Feind sehr schnell getroffen werden müssen. Wenn es dann noch um die Beschaffung des Sperrenheftes, welches ja für den ortsfremden unabdingbar gewesen wäre, die Beschaffung von Schlüsseln für Sprengkammern und Sperrmittelhäuser, den Transport des Sprengstoffes zur Brücke gegangen wäre, wäre die Zeit wahrscheinlich abgelaufen.
Man musste dann vielleicht die dem Feind nächste Sperrlinie aufgeben und die im Hinterland folgende auslösen, weil man einfach die Zeit brauchte.
Ansonsten habe ich sowieso den Eindruck: Wären die Truppen erstmal 30-50km über die Grenze marschiert, wäre wohl sowieso alles gesprengt worden, was ging. Im Endeffekt hätte das vielleicht einen halben Tag mehr gebracht, bis der Rote am Rhein stand. Sperren werden nur in der Summe und gemeinsam wirksam.
Soweit meine Einschätzung.
Grüße
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Hallo zusammen,
die Gedanken über den möglichen Ablauf zum Auslösen einer Sperre sind mir beim Betrachten einer Brückensperre der A3, die bis Dato noch nicht in der DOSPA gelistet war, gekommen.
Als ich unter der Brücke stand und die vielen verschlossenen Sprengkammern gesehen habe, wurde mir bewusst welcher logistische Aufwand hierfür notwendig war.
Wenn man am Beispiel der genannten Brücke das Szenarion einmal durchspielt:
Die Entscheidung zum Sprengen der Brücke ist gefallen; das nehmen wir einmal so an.
Die Zufahrt unter die Brücke ist fahrtechnisch kein Problem; wenn man den Zufahrtsweg kennt.
Unter der Brücke angekommen, stellt man fest, das sich in jedem der vielen Pfeiler eine Sprenkammer befindet. Alle sind mit Türen verschlossen. Einige Kammern befinden sich auf Bodenhöhe, andere wiederum in 2-3m Höhe. Zum Bestücken dieser Kammern benötigt man eine mindestens 3-4m lange Leiter.
Vor dem Bestücken müssen die Sprengkammern natürlich auch aufgeschlossen werden. Ich könnte mir im Falle der Sprenkammern vorstellen, die Schlösser gewaltsam zu öffnen falls kein Schlüssel vorhanden ist. Am Sperrmittelhaus geht das keinesfalls.
Der Sprengstoff und die Zündmittel müssen jetzt aus dem Sperrmittellager herangeschafft werden. Das setzt natürlich die Kenntnis der Lage voraus. Ich wohne seit 35 Jahren im Spessart, gehe dor seit 15 Jahren zur Jagd, kenne fast jeden Förtser persönlich. Mir ist kein Sperrmittelhaus bekannt. Aus sehr zuverlässiger Quelle weis ich aber das es eines oder mehrer gibt. Eine ortsfremde Person die Mühe hat den weg unter die Brücke zu finden wird wohl kaum das Sperrmittellager finden. Zusätzlich kommt noch der Stressfaktor hinzu der sich in solchen Ausnehmesituationen erst recht bemerkbar macht.
Wie wir wissen, gab es die 20 min Erreichbarkeitsregel für die Sperranlagen. Ich war der Meinung, dass diese Regel nicht für den Spessart bzw. nur in grenznähe galt. Ich wurde vor kurzem aufgeklärt das sie sehrwohl gat. Das bedeutet der benötigte Sprengstoff musste in 20 Minuten vom Sperrmittellager an der Brücke sein bzw. die Entfernung der Brücke zum Sperrmittellager liesen einen Transport in 20 Minuten zu.
Bis jetzt haben wir einige Hürden aufgezählt die es galt zu überwinden.
Das alle Sperren ausgelöst wurden wenn der Feind ca. 50km ins Land eingedrungen wäre, glaube ich nicht. Der Weg für den Rückzug der eigenen Truppen wäre absolut behindert. Der Weg das Nachschubs, der noch wichtiger ist, nach vorne ebenfalls.
Vieleicht gibt es hier im Forum ehemalige Soldaten, die aufgrund Ihrer Ausbildung über diesen Sachverhalt unterrichtet sind und darüber sprechen können und wollen.
So weit mir bekannt ist, hat jeder Infantrie Zugführer auch eine kleine Sprengausbildung. Somit wäre er in der Lage zumindest mit den vorhanden Mitteln umzugehen.
Alles andere, das Sperrenheft, der Zugang zu den Sperranlagen und Sperrmitteln muß vorhanden sein sonst kann das Ganze nicht funktionieren. Der Wallmeister, der im Durchschnitt 60 Sperranlagen betreut hat, kann nicht überall sein zumal die Flächen die er abdecken musste entfernungstechnisch kein schnelles erreichen der Sperre ect. möglich machten.
Ein sehr interessantes Thema wie ich finde.
Viele Grüße
MichaelZuletzt geändert von Keilerdackel; 10.01.2013, 11:18.
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Hallo zusammen,
auch wenn es etwas zynisch klingen mag und ohne jede Beweislage aus dem Bauch heraus. War es eine wichtige Sperre, dann ist das wohl ein Fall für das ADM Platoon und nach kurzer Zeit wäre es mit dem Bauwerk wohl aus gewesen
(Anmarsch - vor Ort - in Sicherheit bringen - also unter einer Stunde nach Erscheinen vor Ort tippe ich). Ansonsten halte ich das Mitbringen des nötigen Materials für konventionelles Sprengen für durchaus machbar aus irgend einem Depot heraus, vor dem Aufbruch ins Gefecht wurde ja sowieso Munition in den Standortmunitionsniederlagen gefasst, also eine Aufgabe für einen Teil des PI BTL der Division o.Ä.. (Nach ein bis zwei Stunden Arbeit vor Ort wird das alles sicher sprengbereit gewesen sein) Wenn man auf der anderen Seite das Material und Personal zum Anlegen einer Minensperre per Hubschrauber zur entsprechenden Stelle bringen kann, dann kann ähnlich auch bei anderen Sperren verfahren werden.
Die Schlösser sind vermutlich Standardschließung, aber auch ohne Schlüssel ein Fall von wenigen Minuten mit entsprechendem Material, Sprengschnur, Plastiksprengstoff und ein wenig Verdämmung o.Ä.
Auch ob im inneren der Brücke die Halterungen für die Sprengladungen schon hängen oder erst angebracht werden müssen, für eine geübte PI Truppe mit Material auf dem LKW und Anhänger ebenfalls no problem.
Gruß aus der PfalzZuletzt geändert von palatinat; 10.01.2013, 22:07.
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Ich glaube nicht das das Auslösen der Sperren so improvisiert abgelaufen wär wie du es beschreibst.
Wenn es so gelaufen wäre, wären Sperrmittellager mit der genauen Einlagerung der Sperrmittel für jede einzelne Sperre, ein Sperrenheft mit allen Details der Sperranlage nicht nötig gewesen. Es hätte gereicht z.B. alle Brücken mit Sprengkammern oder Schneidladungshalterungen auszurüsten und dann im Bedarfsfall Pioniere dorthin zu beorden um die Brücke nach eigenem Ermessen zu Zerstören.
Ich bin mir sicher das es für den Fall der Fälle detailierte Vorgehensweisen und Befehle gab wie mit den Sperranlagen zu verfahren ist.
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Fiktives Planspiel
Da mir das Thema keine Ruhe lässt, mal eine angenommene "Milchmädchenrechnung" anhand eines eigenen Beispieles:
Ausgangspunkt eines Angriffes wäre am westlichsten Zipfel der ehemaligen DDR die Grenzschutz-Kaserne Spahl (Einheiten, Fahrzeuge, Bewaffnung, alles mal außer Acht gelassen), der kürzeste Weg Richtung Fulda.
Luftlinie Spahl nach Fulda sind es genau 20km, Fahrweg über die L3258 sind genau 24,6km Stadtmitte Fulda.
Motorisierte Truppen würden ohne Widerstand und Hindernisse schätzungsweise Fulda in 30min. erreichen.
Auf der Strecke liegen genau fünf Trichtersperren, die bisher erfasst sind (Dospa 65, 45, 264, 44 und 43), dazu später mehr.
Einen Angriff aus dem Stand, da dürften wir uns alle einig sein, hätte es nicht geben können, weder hüben noch drüben.
Nehmen wir mal eine ganz enge Vorwarnzeit von zwei- bis drei Stunden an (was ich trotzdem für absolut utopisch halte), Truppenbewegungen werden von den Border Observations/BGS registriert und weitergemeldet, die Entscheidung fällt, da drüben braut sich was zusammen.
Alarmierung der westlichen Truppenteile, wie ging das z.B. 1985 von statten? Mobiltelefone gab es noch nicht, also Alarmierung per Rundfunk, Fernsehen und Sirenen, Richtig.
Eine Stunde nach Alarmierung, ca. 20-30% der Einzuberufenden sind in den Kasernen, vorwiegend die aktiven Soldaten, heißt, eingekleidet und ausgerüstet, diese sind jetzt "verfügbar" für die ersten Truppenbewegungen Richtung Osten.
Die zweite Welle der Einzuberufenden dürfte nach zwei- bis drei Stunden dann die Truppenstärke vielleicht auf 50-60% erhöhen, darunter dann aber ein Großteil, die mit dem grauen Blatt Papier "Alarmreserve" ausgestattet wurden, heißt, hier fehlt noch die Ausrüstung usw., weitere Zeit wird benötigt, vieles muß trotz der vorhandenen Alarmpläne improvisiert werden.
Mein Standort zur Mobilmachung wäre z.B. Delmenhorst gewesen, Klasse, von Mainz da hin, läppische 458km, heißt, ich hätte mich sowieso in Mainz zur weiteren Verwendung gemeldet und so wäre es wohl vielen anderen tausend Soldaten gegangen, die Logistik und Planung ist damit zum großen Teil gut durcheinander gewürfelt, Zeit geht verloren.
Abgesehen von diesen Tatsachen und Schwierigkeiten wollen wir ja mal bei denjenigen bleiben, die die Sperren auslösen sollen.
Wir gehen davon aus (durch ihre hohe Priorität), das diese innerhalb der ersten Stunde an ihren Standorten eingetroffen sind (zur Lagebesprechung und entgegennahme des Materials), der nächste zum angenommenen Angriffspunkt des WP wäre Wildflecken südlich gewesen, von da aus an das nächst gelegene Sperrmittelhaus (Dospa 249) sind es genau 38km Fahrstrecke, also ca. 25-35min bis zur 249.
Nehmen wir also an, das die Jungs ca. 1,5-2h nach Alarmierung am Sperrmittelhaus angekommen sind inkl. Schlüssel und Ausrüstung, heißt, Karenzzeit bis zum übertreten der Grenze der WP-Truppen 0,5-1,5h bis zum Auslösen.
Von der Dospa 249 an die vorderste Sperre Dospa 65 sind es über die L3258 genau 6,2km, wäre zu schaffen in 5-10min plus die zusätzliche Vorbereitungszeit von ca. 20min zur Sprengung, theoretisch also machbar.
Schaffen sie es aber nicht, die erste auszulösen, müßten sie die nächste Sperre anfahren, die weiter westlich liegt, nämlich die Dospa 45, diese liegt 6,4km vom Sperrmittelhaus entfernt, Fahrzeit ebenfalls 5-10min, nur halt von der Grenze weg.
Allerdings wären dann die WP-Truppen ohne ein Hindernis schon 11km in Bundesdeutsches Gebiet vorgestoßen bis zur zweiten Sperre.
Ich denke, die ganzen Sperranlagen sind sehr flexibel in der Planung ausgelegt und wären je nach Bedarf und Situation ausgelöst worden.
Wahrscheinlich wurde genau bei einer kurzen Vorwarnzeit gar nicht mehr der vordersten Sprenglinien gedacht, sondern diese wären nur bei einer langen Vorwarnzeit berücksichtigt worden, für mich ein Zeichen der typischen deutschen Planung, lieber doppelt und dreifach.
Zudem erhöht eine hohe Anzahl an Sperren dementsprechend (Quadratisch) die Möglichkeiten, gezielt zu lenken und zu sperren, auch wenn dadurch natürlich ein immenser logistischer Aufwand entsteht.
Meinungen zu meiner Theorie sind erbeten, zudem im Anhang eine KMZ zum nachvollziehen.
Wie gesagt, es geht hier rein um die Sperrungen, keine anderen Truppen oder Sonstiges im Spiel.
edAngehängte DateienZuletzt geändert von ed22ful; 12.01.2013, 22:13.Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
www.ig-area-one.de
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Hallo zusammen,
kann ed nur beipflichten. Da gab es sicher die graue Theorie, daß man das alles vorher mit dem Wallmeistertrupp geübt hat und alles anstandslos klappt. Sperrunterlagen empfangen - Sprengmittel holen ... Wenn die Dienststelle der Wallmeister nun schon eine gewesene war und die Wallmeister sind nicht entkommen ... Ok, wenn man der vorgesehene Truppenteil ist, hat man vielleicht Unterlagen und auch die Sprengmittel oder gibt es die Sperrmittel etwa noch? ... gab es nicht gerade Explosionsgeräusche aus Richtung StMunNdl, ach nein, es ist gerade ein Fliegerangriff auf unseren Fahrzeugpark ... hat es uns nun aber auch schon erwischt ... naja, mit etwas Improvisation oder Glück oder wie soll man eine vorgesehe Zerstörung überhaupt mit solchen Begriffen belegen ... das Chaos hätte von uns sicher keiner erleben wollen - und jetzt wirklich zum Glück - es ist erst einmal an uns vorüber gegangen.
Gruß aus der PfalzZuletzt geändert von palatinat; 12.01.2013, 23:14.
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Hallo!
Zitat von ed22ful Beitrag anzeigenIch denke, die ganzen Sperranlagen sind sehr flexibel in der Planung ausgelegt und wären je nach Bedarf und Situation ausgelöst worden.
Wahrscheinlich wurde genau bei einer kurzen Vorwarnzeit gar nicht mehr der vordersten Sprenglinien gedacht, sondern diese wären nur bei einer langen Vorwarnzeit berücksichtigt worden, für mich ein Zeichen der typischen deutschen Planung, lieber doppelt und dreifach.
Als die grenznahmen Sperren errichtet wurden, muss ich jemand was dabei gedacht haben - also muss es mindestens ein plausibles Einsatzszenario gegeben haben, in dem die Vorwarnzeit ausreichte, um diese Sperren auszulösen.
Die größte mögliche Vormarschgeschwindigkeit gepanzeter Truppen in der ersten Phase eines (wenig plausiblen) Angriffs bei noch gar nicht oder nur hastig bezogenen Verteidigungsstellungen ("Angriff aus dem Stand") hat sich zwischen den 60er und 80er Jahren vermutlich nicht sehr verändert. Also sollte es solche Szenarien auch noch in den uns ja meist interessierenden 1980er Jahren gegeben haben.
Allerdings ging die NATO in den vermutlich als plausibel angenommenen Szenarien ohnehin von einer längeren Vorwarnzeit von mindestens 48 Stunden aus. Damit hätten die NATO-Truppen zwar noch nicht vollständig entfaltet werden können, aber es wäre eben auch nicht ein Angriff aus dem Stand gewesen. In dem von der Stasi geklauten und hinlänglich bekannten OP-Plan 33001 heißt es unter anderem:
"Vor Beginn einer Aggression schließt CENTAG als abschreckende Maßnahme die vorgeplanten Aufmarschbewegungen ab, disloziert die Kräfte und Mittel in den festgelegten GDP-Räumen, sichert die durchgängige Verteidigung des zugewiesenen Sektors..." [Ziffer 1.b) (2)]
Das interpretiere ich so: In diesem Szenario hätten auch grenznahe Sperren innerhalb sehr kurzer Zeit ausgelöst werden können.
Weiter erfährt man dann in dem OP-Plan dann noch, dass Sperren vor der Linie CONCORD in der Verantwortung der Deckungstruppen lagen. Das war im Bereich des V. Corps (US) das 11. Armored Cavalery Regiment in Fulda, Bad Hersfeld, Bad Kissingen. Man muss also bedenken, dass diese US-Truppen auch im Frieden eine wesentlich kürzere Alarmierungszeit gehabt haben dürften als irgendwelche Bundeswehr-Truppen, die weit ab der Grenze stationiert waren (oder gar als Bw-Reservisten), da die US-Soldaten ja alle an den jeweiligen Standorten lebten.
Die Linie CONCORD verlief auf ungefähr auf halbem Wege zwischen der Grenze und Fulda (nämlich z.B. genau durch Hünfeld). Es lagen also durchaus vorbereitete Sperren vor dieser Linie.
Ich denke, dass wir alle zu sehr die Vorstellung eines "Angriffs aus dem Stand" im Kopf haben. Es gab dazu ja schon viele Diskussionen auch hier im Board, und Konsens scheint zu sein, dass ein solches Szenarios wenig plausibel war - aber dennoch kriegt man das nicht aus dem Kopf, vor allem wenn man damals in der zweiten Hälfte der 1980er wie ich im Feldheer gedient hat. Geht mir auch so. Dieser Fall war in der Presse, aber auch bei uns Soldaten sehr präsent, aber es war eben nicht der wahrscheinlichste Fall aus Sicht der NATO bei ihren Planungen. Und falls es doch dazu gekommen wäre, so wären vermutlich sehr früh Kernwaffen zum Einsatz gekommen. Dann wäre es völlig egal gewesen, wo die Sperren, die Sperrmittelhäuser oder Munitionsdepots und die Schlüssel dafür sich befanden.
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Sperrmittelhäuser …
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Die Sperrmittelhäuser sind alle mehrfach verschlossen!Ich könnte mir im Falle der Sprenkammern vorstellen, die Schlösser gewaltsam zu öffnen falls kein Schlüssel vorhanden ist. Am Sperrmittelhaus geht das keinesfalls.
Wie wir wissen, gab es die 20 min Erreichbarkeitsregel für die Sperranlagen. Ich war der Meinung, dass diese Regel nicht für den Spessart bzw. nur in grenznähe galt. Ich wurde vor kurzem aufgeklärt das sie sehrwohl gat.
Von der Dospa 249 an die vorderste Sperre Dospa 65 sind es über die L3258 genau 6,2km, wäre zu schaffen in 5-10min plus die zusätzliche Vorbereitungszeit von ca. 20min zur Sprengung, theoretisch also machbar.
.Angehängte Dateiensigpic_G.E.O.G.R.A.P.H
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Har, is ja Geil.
Im Lebtag würde ich mir keinen Tresor kaufen, Sch... drauf, ein Sperrmittelhaus muß her, dann lad ich mal die ganzen Möchtegern-Safeknacker zu mir ein, hehe.
Der einzige, der Spaß dabei hätte, wäre ich, weil ich nach drei Tagen nur noch verzweifelte Gesichter sehen würde, hähähähä.
Sieben Schlüssel, mann mann, deswegen besteht ein Wallmeistertrupp auch immer aus drei Kerlen + Bully, den einen brauchen die nur für die Schlüssel, buah.Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
www.ig-area-one.de
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