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Beitrag 96
wurde zu Recht angeregt, das Thema der unterschiedlichen Personalstärken deutscher und amerikanischer Divisionen in einem eigenen Thema zu behandeln. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und starte einen Versuch dazu.
Bei den nachfolgenden Betrachtungen habe ich jeweils Panzerdivisionen verglichen.
Ich denke, ein Hauptgrund lag in den unterschiedlichen Konzepten der beiden Armeen:
- US-Army als „Expeditionsarmee“
- Bundeswehr als Armee, für die 1989 Auslandseinsätze eigentlich ein Fremdwort waren und die völlig auf die Heimatverteidigung ausgerichtet war.
Weiter nahm die Bundeswehr auf den Ebenen der Brigaden und der Divisionen Aufgaben war, die bei der US-Army jeweils mindestens eine Führungsebene höher angesiedelt war.
Zum dritten war die Gliederung einer US-Panzerdivision in den 1980er Jahren in weiten Bereichen nur schwer mit der einer Bundeswehr-Panzerdivision vergleichbar.
Das begann schon bei der Divisions-Stabskompanie.
Stärke bei der Bundeswehr etwa 390 Soldaten, US-Army nur etwa 210 Soldaten. Bei der Bundeswehr waren aber in dieser Stärke enthalten:
- zwei Sicherungszüge mit gesamt etwa 70 – 75 Mann
- eine starke G 4-Abteilung.
Ob die amerikanische Div-StKp Sicherungszüge hatte, weiß ich nicht. Die amerikanische G 4-Abteilung war im Vergleich mit der deutschen jedoch sehr klein, weil hier die Versorgungs-Führungsaufgaben von der Stabskompanie DISCOM, also des Divisionsversorgungskommandos übernommen wurden, diese Kompanie hatte dazu etwa 100 Soldaten.
Die amerikanischen Brigaden entsprachen nach deutschem Verständnis eher den „Kampfgruppenstäben“ der Heeresstruktur 1, sie erhielten „ihre“ Kampfunterstützungstruppen erst aus dem Pool der Division, z.B. Artillerie und Pioniere.
Bei einer deutschen Division gab es
- ein Divisions-Pionierbataillon mit 3 Pionierkompanien und 1 Maschinen- und Brückenkompanie, Stärke des Btl etwa 800 Soldaten.
- dazu kamen 3 Brigade-Panzerpionierkompanien mit je 160 Mann = 480 Mann,
Gesamtstärke der Pioniere bei einer deutschen Division: 6 Pi-Kp, 1280 Mann
Die amerikanische Division hatte dagegen
- ein Divisions-Panzer-Pionierbataillon mit 4 Panzer-Pionierkompanien und 1 Brückenkompanie, Stärke des Btl etwa 850 Soldaten.
- KEINE Brigade-Panzerpionierkompanien,
Gesamtstärke der Pioniere bei einer amerikanischen Division: 4 Pi-Kp, 850 Mann.
Die US-Division war also deutlich mehr auf die Unterstützung weiterer Pioniere aus dem Bereich des Korps angewiesen als die deutsche Division, das galt vor allem für die Sperrkapazitäten.
Die deutsche Division hatte ein Inst-Btl zu 4 InstKp mit 1030 Soldaten, ein San-Btl zu 5 San-Kp mit 1045 Soldaten und ein Nachschub-Btl zu 6 Kp mit 1350 Soldaten, dazu kamen pro Brigade eine Inst- und eine Nachschub-Kp. Das wären dann für die Division in Summe 7 InstKp, 6 San-Kp und 9 Nachschub-/Transport-Kp, gesamt also 22 Kp.
Die amerikanische Division hatte dagegen eine Gliederung in Versorgungsbataillone beibehalten, die bei der Bundeswehr mit dem Übergang von der Heeresstruktur 2 zu 3 nach 1970 abgeschafft wurde. Es vier Support-Bataillone unterschiedlicher Gliederung, die gesamt 5 InstKp, 4 San-Kp, 5 Nachschub-/ Transport-Kp und 2 spezielle Versorgungskompanien für Heeresflieger und „Missiles“, in Summe also 16 Kp.
Schon hier wird klar, dass die Bundeswehr um etwa 25 % mehr Versorgungs-Einheiten auf Divisionsebene hatte als eine US-Division. Die Bundeswehr hatte spätestens nach 1970 einen Großteil der bis dahin auf Korpsebene abgewickelten Versorgungsabläufe auf die Division verlagert, bei den Amerikanern waren die Abläufe anders geregelt. Hier spielten z.B. die Versorgungseinrichtungen oberhalb der Korpsebene und deren Vernetzung mit den deutschen WHNS-Einheiten eine wesentliche Rolle. Es ist recht schwierig, hier wirklich Vergleich ziehen zu können.
Auch beim direkten Vergleich weiterer Einheiten erklären sich die unterschiedlichen Personalstärken vor allem aus den nicht direkt vergleichbaren Gliederungen. Als Beispiele:
Ein deutsches PzBtl hatte bei einer Stärke von 355 Soldaten drei Panzerkompanien, ein amerikanisches Btl hatte 590 Soldaten bei vier Panzerkompanien, dazu kam in der St/VersKp ein Spähzug und ein Mörserzug.
Ein deutsches PzGrenBtl hatte bei einer Stärke von 680 Soldaten drei Panzergrenadierkompanien und eine MörserKp, ein amerikanisches Btl hatte 896 Soldaten bei vier Panzergrenadierkompanien und eine Panzerabwehrkompanie, dazu kam in der St/VersKp ein Spähzug und ein Mörserzug.
Bei der deutschen Brigade gab es eine Panzerjägerkompanie, bei der US-Army waren – wie angesprochen – die Panzerabwehrkräfte als Kompanie in die Bataillone integriert. Dagegen hatten in der US-Army bei den Infanteriekompanien keine PAL, die deutschen Kompanien hatten dagegen die MILAN.
Das deutsche Panzerartilleriebataillon mit 18 M 109 PzH hatte 511 Soldaten und zwei Batterien. Bei den Amerikanern waren es 24 M 109 PzH, etwa 750 Soldaten und drei schießende Batterien, dazu eine eigene Versorgungsbatterie.
Der größte Unterschied hinsichtlich der unterschiedlichen Personalstärken erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass es bei einer deutschen Division acht Bataillone gab, die bei einer amerikanischen Division kein Äquivalent hatten. Das waren deutscherseits
- zwei Jägerbataillone und ein Sicherungsbataillon mit insgesamt etwa 1850 Soldaten
- fünf Feldersatzbataillone mit insgesamt etwa 4300 Soldaten
also allen in allem etwa 6200 Soldaten, die bei einer amerikanischen Division nicht vorhanden waren.
Rein rechnerisch wäre das mehr als genug für die vierte Brigade, die es bei den Amerikanern gab.
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