Luftlandedivision - Verteidigung im Bayerischen Wald

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #1

    Luftlandedivision - Verteidigung im Bayerischen Wald

    Das Bundesarchiv hat unter BH 8-9/640

    den kompletten Operationsbefehl für den Einsatz der der 1. LLDiv ab 1987 im Bayerischen Wald digitalisiert.

    Nachdem die LLDiv 1986 diesen Auftrag erhalten hatte, hat der Divisionsstab eine sehr ausführliche Studie zur Problematik des Einsatzes der LLDiv direkt am VRV erstellt. Darin werden sehr offen die zu erwartenden Schwierigkeiten angesprochen, u.a.:
    - Einsatz auf bis zu 4-facher Überbreite der normalen Frontbreiten (bei der GebJgBrig bis zu 60 km!)
    - mangelnde Beweglichkeit der eingesetzten Truppen
    - fehlende Divisionstruppen der 1. LLDiv
    - für das sehr bedeckte und durchschnittene Gelände suboptimale Ausstattung mit Panzerabwehrwaffen (TOW),
    - insgesamt nur eingeschränkter Gefechtswert der Luftlandebrigaden
    - hoher Zeitbedarf für das Erstellung zwingend notwendiger Feldbefestigungen (felsiger Boden, geringe Pionierkapazitäten)

    Man kommt klar zu dem Fazit, das unter den gegebenen Bedingungen eine lineare Verteidigung ausgeschlossen ist und das die Erfüllung des Auftrages „Verteidigung des Bayerischen Waldes und Verhindern des Durchbruchs zur Donau“ ausgeschlossen ist. Weiter wird deutlich ausgedrückt, dass angesichts der notwendigen Unterstützung der 1. LLDiv durch Kampf-, Kampfunterstützungs- und Logistiktruppen durch Abgaben anderer Divisionen nicht die erhofften Kräfte für andere Aufgaben innerhalb des II. Korps (Fall Österreich) frei werden.
    Es wird deutlich, dass der Division bei diesem Auftrag überhaupt nicht wohl war.

    Ich habe in beigefügten PDF-Dateien die wichtigsten Teile dieser Studie zusammengestellt, die Hervorhebung sind von mir. Teil dieser Studie war auch eine Zusammenstellung der realistischen Absitzstärken für drei Brigadetypen und eine Beurteilung der Sichtstrecken im Bayerischen Wald im Hinblick auf die Panzerabwehr. Hier wird auch wieder die geringe Absitzstärke einer PzGrenBrig deutlich: 590 Soldaten. Bei einer durchaus normalen Frontbreite von 20 km für eine solche Brigade wären das gerade mal 30 Soldaten pro Kilometer.
    Wenn die GebJgBrig wie geplant bei der 1.LLDiv auf einer Breite von 60 km eingesetzt worden wäre, wären lediglich 28 Soldaten auf den Kilometer gekommen und das bei einem völlig unübersichtlichen Gelände.
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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
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    #2
    In der Anlage
    - die Truppeneinteilung der 1. LLDiv von 1987/1988
    - der graphische Operationsplan
    - eine Karte zum Einsatz der Logistik

    Bei der Truppeneinteilung sieht man sehr schön, das die notwendigen Einheiten, um die LLDiv zu einer einigermassen funktionsfähigen Division zu machen, von den drei anderen Divisionen des II. Korps, von den Korpstruppen und sogar vom Territorialkommando SÜD (Sanitätsbataillon 851) "zusammen gestohlen" werden mussten. Die Divisionen mussten teils erhebliche Kräfte abgeben.

    Interessant ist auch, das die LLDiv als Feldjägerkompanie nicht ihre eigentlich bereits im Frieden zugeteilte Coleurkompanie, sondern eine erst bei Mobilmachung aufgestellte Geräteeinheit erhielt. Grundsätzlich gehörte die 2./FJgBtl 750 zur LLDiv. Das war die ehemalige LL-FJgKp 9, der KpChef dieser Kp war auch der fest eingeteilte Divisionsfeldjägerführer. Laut der Truppeneinteilung erhält die Division aber nun die erst bei Mobilmachung aus Reservisten aufzustellende 2./FJgBtl 762, die allerdings, wie das + Zeichen am taktischen Zeichen erkennen lässt, verstärkt wird. Der Grund dürfte darin liegen, das die aktive 2./FJgBtl 750 ein AMF-Verband war, der sowohl für die Nord- wie auch für die Süd-Option von AMF ein Kontingent zustellen hatte. Diese Erkenntnis gewinnt man aber erst, wenn man sich den OpBefehl des Territorialkommandos SÜD von 1988 anschaut, wo diese Sache geregelt ist (Akte beim BA-MA, BH 21/2979, ab S. 1759). Das Feldjägerbataillon 762 wurde vom Feldjägerbataillon 760 / WBK VI aufgestellt, MobStützpunkt war Nersingen (zwischen Ulm und Günzburg). Dieses FJgBtl 762 wurde nach Abschluß des Aufmarsches bunt gemischt. Es erhielt die drei aktiven Feldjägerkompanien bei den anderen Divisionen des II. (GE) Korps:
    - 4./FJgBtl 760 (Regensburg - ehem. FJgKp 4) bei der 4. PzGrenDiv
    - 5./FJgBtl 760 (Murnau - ehem. GebFJgKp 8) bei der 1. GebDiv
    - 5./FJgBtl 750 (Sigmaringen - ehem. FJgKp 10) bei der 10.PzDiv
    - die oben genannte 2./FJgBtl 762 bei der 1. LLDiv
    - 2 weitere FJgKp und die 1. (St/VersKp) des FJgBtl 762.
    Das Btl 762 trat dann als "Korps-FJgBtl 762" zum II. (GE) Korps, der BtlKdr war der Korps-FJgFhr.

    Weiter taucht bei dieser Truppeneinteilung die Luftlande-Lehr- und Versuchskompanie 909 auf, die aber auch als "Kommandoverband" für den BND vorgesehen war. Wie man diesen Konflikt lösen wollte, konnte ich bisher noch nicht ermitteln.

    Auf dem graphischen Operationsplan sieht man sehr schön die völlig überdehnten Fronten bei GebJgBrig 23 und LLBrig 26. Bei einem AMF-Auftrag der LLBrig 26 hätte sich wahrscheinlich diese Luftblase der Illusionen und Träumereien endgültig in Luft aufgelöst.
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