Wehmut schwang mit, als das von der Bundeswehr seit 1996 genutzte Depot gestern Nachmittag mit einem feierlichen Appell zum 31. Dezember 2010 außer Dienst gestellt wurde. Hauptmann Thomas Gross, der zum gleichen Zeitpunkt vom Kommando entbunden wurde, galten viele anerkennende Worte. Als Tagungsort wurde das Depot im tiefen Wald berühmt.
Von Barbara Till
Das Fallen der Mauern zwischen Ost und West und Sparzwänge: Sie bewirkten 2004 das von der Politik verordnete Aus fürs drittgrößte Munitionsdepot der Bundeswehr in Kriegsfeld zum Jahresende 2010. Bemühungen der Belegschaft, das Blatt noch zu wenden - nicht zuletzt durch den in Kriegsfeld florierenden, bei Teilnehmern geschätzten und für den Bund sparsamen Tagungsbetrieb - waren nicht von Erfolg gekrönt. Dass die Besatzung um Kommandant Thomas Gross trotz Wissens um die Schließung nicht nur „Dienst nach Vorschrift" machte, sondern sogar durch außerordentliches Engagement glänzte, würdigten beim Außerdienststellungsappell gestern Nachmittag Oberstleutnant Georg von Harling und Oberstleutnant Otto Drängler. Von Harling, stellvertretender Kommandeur des Logistikregiments 47, betonte aus eigenem Erleben, dass viele Tagungs-Teilnehmer den Wegfall des Depots sehr bedauerten. Für Bundeswehr-Verhältnisse top ausgestattete 54 Gästezimmer fanden sie in Kriegsfeld vor. Thomas Gross, der den Tagungsbetrieb forciert hatte, dankte er für die Führung des Depots mit „Herz, Verstand und Geschick" und wünschte ihm für seine neue Tätigkeit als Kommandant des zweitgrößten Bundeswehr-Depots im hessischen Köppern alles Gute. Dahin viel vom guten Pfälzer Wein mitzunehmen, riet von Harling dem Kurpfälzer Gross dringend, „ehe man Ihnen dort umgekippten Apfelsaft" , Äppelwoi also, anbietet.
Dass es nicht nur feierlich und militärisch korrekt mit Befehlen und Marschmusik, sondern auch mit einer guten Portion Humor und Herzlichkeit zuging, dafür hatte Gross selbst schon in seiner Begrüßung gesorgt. Dass es statt der zunächst avisierten zwei bis drei schließlich neun Dienstjahre für ihn in Kriegsfeld geworden seien, habe ihn sehr gefreut, sagte er, und das habe nicht nur an Saumagen und Dornfelder gelegen, sondern auch an der gastfreundlichen Art der Nordpfälzer. Im Lauf der Jahre habe er hier Freunde und Bekannte gefunden, auch das Depot selbst, obwohl einsam gelegen, sei in der Region verankert gewesen - als Übungsgelände für Fahrschüler, Ausbildungsort der Polizei, Trainingsstätte für die Feuerwehr, Begegnungsort mit Bürgern. Seinem Team, das in guten Zeiten aus über 50, zuletzt aus einer Handvoll Leuten bestand, dankte er: Es habe seine Arbeit mit Bravour geleistet. So sei der Tagungsbetrieb, wie Oberstleutnant Otto Drängler anmerkte, bis zuletzt bei wenig Personal auf hohem Standard aufrechterhalten worden. „Ich muss den Hut ziehen vor den Leistungen dieser Dienststelle", die deutschlandweit guten Ruf habe, sagte der Kommandeur des Depotverbundes Eft-Hellendorf, zu dem Kriegsfeld gehört.
Von nah und fern waren Teilnehmer zum Appell und dem folgenden Empfang gekommen. Kriegsfelds Ortsbürgermeister Uwe Ullrich sagte hier, dass mit dem Ende des Depots ein ganz wichtiger Standort für die Region verlorengehe und wünschte sich, dass das 340 Hektar große Areal nicht nur dem Wald zurückgegeben werde, sondern „für die Menschen hier wieder etwas Sinnvolles entstehen" möge. Ullrich hatte kürzlich der RHEINPFALZ gesagt, er könne sich hier die Nutzung regenerativer Energien vorstellen. Eine GeländeVermarktung dürfte aber erst im Lauf des Jahres 2011 Thema sein.
Ohnehin sind in dem Depot, das bereits seit anderthalb Jahren geräumt wird, noch Restarbeiten fällig. Bis Mitte Dezember bleibt auch Thomas Gross hier im Dienst; sein Kommando erlischt ebenfalls am 31. Dezember. Den Appellplatz durfte der Hauptmann - kleine Überraschung - gestern nach Abschluss der Zeremonie nicht zu Fuß verlassen. Ein offener Geländewagen Typ „Iltis" fuhr für ihn vor. Gross, der volksnahe Kommandant, salutierte darin stehend in Richtung der vielen, ihm herzlich applaudierenden Gäste.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Donnersberger Rundschau
Ausgabe: Nr.234
Datum: Freitag, den 08. Oktober 2010
Seite: Nr.13
ARD Mediathek: Das Munitionsdepot Kriegsfeld schließt heute | SWR4 Rheinland-Pfalz
Das Munitionshauptdepot in Kriegsfeld (North Point) wurde nach dem Abzug der US Army in den 90er-Jahren von der Bundeswehr übernommen. Das Depot besteht aus dem ehmaligen Sonderwaffenlager, der Depot-Verwaltung und den Unterkünften sowie dem konventionellen Lager:
Kriegsfeld - Google Maps
Links der L404 befindet sich das Sonderwaffenlager und die Verwaltung, rechts davon das konventionelle Lager.
Das Sonderwaffenlager wurde nur wenige Jahre genutzt und steht schon seit einigen Jahren leer, wurde die ganzen Jahre allerdings noch als Übungsgelände genutzt.
Teile der Verwaltungsgebäude wurden noch von der Bundeswehr für die Depotverwaltung genutzt, ebenso natürlich der komplette frühere Reserve Ammunition Storage Point 952 (RASP 952) auf der linken Seite der L404.

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