Ausbildungskompanien im V-Fall

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2802

    #1

    Ausbildungskompanien im V-Fall

    Ausbildungskompanien wurden im V-Fall aufgelöst, die Rekruten und ein Teil des Ausbildungspersonals ging zu den „Feldausbildungsregimentern“ der Territorialkommandos. Dort sollte eine weitere Ausbildung in der Selbstverteidigung sowie im Wach- und Sicherungsdienst stattfinden. Je nach Ausbildungsstand sollten dann Sicherungsaufgaben, Aufgaben im Rahmen der Schadensbeseitigung oder zum Umschlag von Versorgungsgütern durchgeführt werden. Dabei kam wegen der sehr eingeschränkten Beweglichkeit und Ausstattung bei den Sicherungsaufgaben meist nur der Schutz von Objekten in Frage (HDv 100/500, Das Heer in der militärischen Landesverteidigung, Nr. 229, 933).

    Im Rahmen der GDP-Befehle musste aber auch geregelt werden, wie die Rekruten z.B. der 4. PzGrenDiv aus Nordost- und Ostbayern zu den Feldausbildungsregimentern in Südwestbayern bzw. dem Allgäu kamen. Kfz-Transporte kamen nicht in Frage, da die Fahrzeuge der Ausbildungskompanien bei der Mobilmachung anderer Einheiten verplant waren. Also wurden Züge der Bundesbahn eingesetzt, die faktisch die Standorte der Ausbildungskompanien abklapperten, dort die Rekruten einsammelten und nach Sonthofen, dem Kriegsstationierungsort des zuständigen Feldausbildungsregiments 88, brachten.
    Ein Bespiel für eine solche Transportübersicht füge ich im Anhang bei. Die nördlichste Ausbidungseinheit der 4. PzGrenDiv lag in Ebern/Unterfranken, nördlich von Bamberg. Hier startete ein Zug, der dann in Bayreuth und Weiden weitere Rekruten aufnahm und über Regensburg – Landshut – München –Kempten nach Sonthofen rollte. Dabei scheint man auf jeder Einladestation eine entsprechende Zahl von Waggon bereitgestellt zu haben, die jeweils an den ankommenden Zug gekuppelt wurden (Start in Ebern mit 2 Waggon, in Bayreuth folgen 4 und in Weiden nochmals 3 Waggons).
    Insgesamt sind auf dieser Transportübersicht 4 Züge dargestellt.

    Schön ist auch das Codewort SAHNEBONBON - WEISS , für das Auslösen dieser Maßnahme.

    Auch das wieder ein gutes Beispiel dafür, wieviel akribische Kleinarbeit die GDP-Planung bedeutete.
    Angehängte Dateien
  • uraken
    Cold Warrior
    • 27.09.2008
    • 865

    #2
    Das ist ein weiteres Puzzleteil eine ungeheuer komplexen Bildes. Vielen Dank dafür.
    Was mich wundert ist das setzen auf die Eisenbahn. Im Zivilen Bereich gab es doch eine große Anzahl von Reisebussen, die man hätte heranziehen können. Bahnstrecken sind relativ einfach zu sabotieren. Außerdem zeigen die anderen Diskussionen wie z.B. über Logistik, das die Bahn bereits sehr stark mit Materialtransport so wie den heranschaffen von Einheiten aus dem Bereich des III. Korps beschäftigt war.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2802

      #3
      Sehr viele Reisebusse waren garantiert im Rahmen der materiellen Mob-Eränzung als Großraumkraftwagen bei Sanitätseinheiten der Bundeswehr, aber auch beim zivilen Bevölkerungsschutz eingeplant - Stichwort Evakuierungen. Die Anforderung von zivilen Bussen wäre über Straßentransportleistungen nach dem Bundesleistungsgesetz gelaufen, hätte also voll auf zivile Firmen gesetzt. Beim Einsatz der Bahn hätte eine "Behörde" (Bundeswehr) bei einer anderen Behörde eine Leistung angefordert, für die es eingespielte und bewährte Verfahrensweisen (Anforderung von Bahntransporten über die Verkehrskommandantur) gab, was sicher die zuverlässigere Lösung gewesen wäre. Evtl. hätte sich auch die Verwendung von den damals ja noch existierenden Bahnbussen angeboten. Hier hätte man die Flexibilität der Streckenführung mit der erprobten Zusammenarbeit kombinieren können.
      Andererseits bot ein Reisezugwaggon der Bahn mehr Platz, auch für das Gepäck der Soldaten.
      Es gibt sicher Gründe für, aber auch gegen die Eisenbahn.
      Zivile Straßentransportleistungen waren, wie die ganze materielle Mobilmachungsergänzung , einer der vielen Unsicherheitsfaktoren bei der Mobilmachung. Hier gab es auch keine Erfahrungswerte. Auch die Frage, wie diese Leistungen bei Verweigerung durchgesetzt werden sollten, war allenfalls mal theoretisch durchdacht worden. Hätte man dann den Halter des Busses und seine Fahrer mit Polizeigewalt dazu gezwungen, diese Fahrten durchzuführen? Vielleicht wurde so etwas an den Bundeswehrverwaltungsschulen bei der Ausbildung der Beamten der Kreiswehrersatzämter behandelt. Ich glaube, ich sollte mich mal mit dem Bundesleistungsgesetz befassen.
      Zuletzt geändert von Nemere; 14.06.2020, 19:33.

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      • allrad
        Cold Warrior
        • 10.02.2014
        • 154

        #4
        Ich habe da noch einmal eine Frage zum Verständnis: Sollte dieser Transport nicht bereits zum Beginn der Kampfhandlungen abgeschlossen sein? Es wäre vielleicht sinnvoll mal ein Thema Nutzung der Deutschen Bundesbahn im Spannungs- und Verteidigungsfall aufzumachen.
        Zu den Feldausbildungsverbänden. Diese waren ja die Auffangorganisation für die Rekruten im V-Fall. Bemerkenswert ist, dass bis in die ganz frühe HStr 4 sie zu den oben genannten Aufträgen noch in der Stan den Auftrag hatten ausgebildete Rekruten den Fers. Btl. zuzuführen. Dieses war aber bereits 1980 in der Stan, die ich im BaMa abgeschrieben hatte gestrichen worden. Ich suche die mal raus und fasse Gliederung und Ausstattung kurz zusammen.

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        • Dragoner
          Cold Warrior
          • 15.03.2008
          • 2130

          #5
          Bei der Luftwaffe waren Rekruten der Ausbildungsregimenter als Sicherungssoldaten eingeplant. Mangels Alternativen. Feldausbildungsregimenter gab es dort nicht.

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          • allrad
            Cold Warrior
            • 10.02.2014
            • 154

            #6
            So, Signatur BwD 4 2737, Stan 4913199 vom 01.10.80.
            Die umfasst nur die St./Vers. Kp. Diese ist letztlich auch nur teilbeweglich. So hatten die Feldküchentrupps nur Kochgerät aber keine Kfz. Im Frieden waren sowieso nur ein 8 Sitzer mit Einbausatz für das alte Grc 8, ein Krkw 2 to tmil und der 1 to Anh mit Einbausatz für den Insttrupp vorhanden. Die Mat Gruppe hatte einen 5 to mit Anh, die Verpf. Gruppe einen 5 to, der Betriebstofftrupp einen 2 to, alle V gestellt. Dazu kommt noch ein 5 to für den Tep Trupp, ein 2 to für den Inst Trp, ein 5 to und ein 8 Sitzer für den TVP, ein 5 Sitzer für den Feldkabelbautrupp sowie 5 Kleinkfz und 3 Kräder für den Stab, alle V gestellt. Transportraum für das ganze Btl stellt die Trsp. Gruppe mit 6 5 to und 3 Anh. Die Stan für eine FAusbKp folgt.

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            • allrad
              Cold Warrior
              • 10.02.2014
              • 154

              #7
              BwD 4/2740, Stan 491 4199
              Stärke 3/27/213//243.
              Gegliedert in KpFü Gruppe mit einem Pkw le, einem 2 to und einem Kom, alle V gestellt. Einen Feldküchentrupp mit Lkw 5 to und Anh V gestellt und 4 Zügen ohne Kfz.
              An Waffen verfügt sie neben den G 3 33 Pistolen,12 Mpi, 12 MG und 13 schwere PzFäuste. Dazu noch 6 Feldfernsprecher und 6 Prc 6. Eine Besonderheit ist noch der fehlende San. Trp..
              Es gab nur einen San. Uffz. mit San Tasche und Trage in der Kp.Fü. Grp. . Der Auftrag ausgebildete Rekruten an Feldersatztruppenteile abzugeben fiel entgegen meiner Aussage von vorhin erst 82 weg. Es blieb nur die Ausbildung und der Einsatz im Sicherungsdienst so Arbeiteinsätze bei Umschlag und Bauinstandsetzung.

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              • Nemere
                Cold Warrior
                • 12.06.2008
                • 2802

                #8
                Zitat von allrad Beitrag anzeigen
                Ich habe da noch einmal eine Frage zum Verständnis: Sollte dieser Transport nicht bereits zum Beginn der Kampfhandlungen abgeschlossen sein?
                Diese Transporte sollten bei einer bestimmten Alarmmaßnahme ausgelöst werden, hier bei " MV 3 / YVME" (steht auf der Titelseite). Diese Transporte wurden also bereits im Stadium MILITARY VIGILANCE (MV) also vor dem Auslösen der formalen Alarmstufen, sehr frühzeitig durchgeführt.

                Ich zitiere hier aus dem hervorragenden Beitrag von "alterfritz" zum Alarmwesen:

                "Eine Vorstufe war MILITARY VIGILANCE mit Maßnahmen, die in einem frühen Stadium einer Krise durchzuführen waren. Sie dienten in erster Linie der Überprüfung und Vorbereitung weiterer Maßnahmen sowie der Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Truppe in den Standorten."

                http://www.cold-war.de/showthread.ph...d-Mobilmachung Beitrag 4

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                • Nemere
                  Cold Warrior
                  • 12.06.2008
                  • 2802

                  #9
                  Zitat von allrad Beitrag anzeigen
                  An Waffen verfügt sie neben den G 3 33 Pistolen,12 Mpi, 12 MG und 13 schwere PzFäuste. Dazu noch 6 Feldfernsprecher und 6 Prc 6.
                  Vielen Dank für diese eingehenden Informationen zu den Feldausbildungseinheiten. Mit 13 schweren Panzerfäusten konnte die Kompanie doch einen echten Panzerabwehrschwerpunkt bilden. Allerdings möchte ich wetten, das spätestens ab Anfang der 1980er Jahre kaum mehr jemand beim Feldheer mit der schweren Panzerfaust als Panzerabwehrwaffe umgehen konnte, da sie dort nur noch zum Beleuchten diente. Dabei war das eine durchaus wirkungsvolle Waffe, die allerdings bei der Bedienung durchaus ihre Tücken hatte. Ich sage nur Vorstecker.
                  Von den Problemen mit der hoffnungslos überlagerten Hohlladungsmunition der sPzFst und den daraus resultierenden überaus zahlreichen Versagern beim Schießen kann ich als leidgeprüfter Leitender diverser Schießen (und auch als Schütze) ein Lied singen. Man hatte ja auch die Feldjäger 1980 mit der SPzFst "beglückt".

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                  • DeltaEcho80
                    Cold Warrior
                    • 09.03.2013
                    • 1688

                    #10
                    Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                    Ich glaube, ich sollte mich mal mit dem Bundesleistungsgesetz befassen.
                    Da bin ich sehr gespannt - das wird wahrscheinlich weitere, für uns im Forum interessante Tatsachen zu Tage fördern. Ich kann dich nur ermutigen - der nächste Winter kommt bestimmt ;-)

                    Ich muss bei "SAHNEBONBON - WEISS" immer noch schmunzeln. Da war wohl einer am Freitag Mittag sehr kreativ.

                    Was mich aber immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist der Umfang und die (sicherlich nötige) Detailtiefe der ganzen Planungen. Wie waren diese ganzen GDP-Planungen eigentlich personell in den Stäben (z.B. Bataillonsstab) hinterlegt? War das dann die in den 1. Kompanien der "früheren Zeiten" aufgehängte "MOB-Vobereitungsgruppe" oder waren die nur für den Materialerhalt zuständig?

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                    • Nemere
                      Cold Warrior
                      • 12.06.2008
                      • 2802

                      #11
                      Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
                      Was mich aber immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist der Umfang und die (sicherlich nötige) Detailtiefe der ganzen Planungen. Wie waren diese ganzen GDP-Planungen eigentlich personell in den Stäben (z.B. Bataillonsstab) hinterlegt? War das dann die in den 1. Kompanien der "früheren Zeiten" aufgehängte "MOB-Vobereitungsgruppe" oder waren die nur für den Materialerhalt zuständig?
                      Die Mobilmachungsvorbereitungsgruppen waren für die Geräteeinheiten /nichtaktive Einheiten zuständig. Sie kümmerten sich um die Einplanung der Reservisten und des Geräts der materiellen Mob-Ergänzung, bereiteten Wehrübungen oder Mobilmachungsübungen vor , hatten aber mit der Erstellung des GDP eher nichts zu tun. Die Offiziere in den MobVorbereitungsgruppen waren meistens Fachoffiziere, deren taktische Ausbildung auf den Offizierslehrgängen nicht denen der Truppenoffiziere entsprach.

                      Die Bearbeitung des GDP auf Bataillonsebene war dagegen Sache des S 3 nach den Vorgaben des Kommandeurs, natürlich mit Zuarbeit der anderen Stabsabteilungen. Vor allem der S 2 und der Fernmeldeoffizier, später der S 6 waren hier gefragt.
                      Den BRLog hatte der S 4 mit dem T-Offz und dem Truppenarzt zu erstellen, eventuell auch noch mit Unterstützung durch den Truppenversorgungsbearbeiter.

                      Auf der Ebene der Brigade war federführend der G 3, der aber schon einen S 3 Offizier, einen S 3 Offizier (A/M – Alarmierung und Mobilmachung) und einen S 2-Offz zur Unterstützung hatte, außerdem auch den Fernmelde-Stabsoffizier/G 6.
                      Der BRLOG Brigade wurde vom G 4, dem Brigadeingenieur, dem Brigadearzt und den Nachschuboffizieren der G 4-Abteilung bearbeitet.

                      Soweit nötig, konnten auf allen Ebenen auch noch der S 1/G 1 z.B. für den Punkt Personalersatz und der Leiter der Truppenverwaltung bei Fragen zur Geldversorgung oder dem Bundesleistungsgesetz herangezogen werden.

                      Zur Bearbeitungsdauer solcher Befehle gibt es eine schöne Anekdote aus den ersten Tagen des ersten Weltkriegs. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. verlangte irgendwann von seinem Generalstabschef Moltke, die deutsche Armee solle doch jetzt nicht mit der Masse von sieben Armeen im Westen gegen Frankreich aufmarschieren, sondern mit sechs Armeen nach Ostpreußen gegen Rußland verlegen. Moltke entgegnete dem Kaiser, das wäre unmöglich, das würde die Arbeit eines ganzen Jahres für den Generalstab erfordern.
                      Natürlich brauchte man für den GDP-Befehl eines Bataillons kein ganzes Jahr, aber einige Wochen sollte man schon rechnen. Es musste ja auch das Gelände erkundet werden.

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                      • uraken
                        Cold Warrior
                        • 27.09.2008
                        • 865

                        #12
                        Ganz nette Rundreisen mit V-Fall Tours

                        Zug 1:

                        Zug 2:

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                        • uraken
                          Cold Warrior
                          • 27.09.2008
                          • 865

                          #13
                          Zug 3 und 4

                          Zug 3:


                          Zug 4:


                          Ich frage mich. ob bei den stundenlangen Stop in München nicht mancher doch kalte Füße gekriegt hätte ...

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                          • Nemere
                            Cold Warrior
                            • 12.06.2008
                            • 2802

                            #14
                            Auf jeden Fall teilweise schneller als die Bahn heute. Letzte Woche musste ich mich mit der Frage einer Zugverbindung von Mühldorf in Oberbayern nach Passau beschäftigen, Straßenentfernung knappe 100 km. Dauer der Bahnfahrt zur Zeit 2,5 bis 3,5 Stunden.

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                            • uraken
                              Cold Warrior
                              • 27.09.2008
                              • 865

                              #15
                              Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                              Auf jeden Fall teilweise schneller als die Bahn heute. Letzte Woche musste ich mich mit der Frage einer Zugverbindung von Mühldorf in Oberbayern nach Passau beschäftigen, Straßenentfernung knappe 100 km. Dauer der Bahnfahrt zur Zeit 2,5 bis 3,5 Stunden.
                              Die Bahn war schon immer speziell.

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