Luftlandeoperationen

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  • EmilBerggreen
    Cold Warrior
    • 19.07.2015
    • 514

    #1

    Luftlandeoperationen

    Moin zusammen,


    ich würde gerne ein neues Thema anreißen: Luftlandeoperationen


    Literatur: Sowjetische Luftlandetruppen https://www.e-periodica.ch/cntmng?pi...1978:144::1070

    7 LLDiv als Elitetruppen d. Sowjetarmee mit Unterstützungstruppen wie LLAufkl, LLPi, "Luftlandepanzer", leichte Artillerie, 122mm Hbz, RakArtBtl etc.
    Dazu panzerbrechende Waffen: 57mm PAK (?), 85mm, PALR wie Sagger, Strela als Fliegerfaust etc.
    Luftverlastbare Pz: BRDM, BMP oder andere mit dem Fallschirm abgeworfene Panzertypen (hierzu hatte ich keine passenden Quellen gefunden)
    Spezialausrüstung: ASU85 gep luftverlastbare Selbstlafette/Luftlande-Selbstfahrgeschütz 85 https://de.wikipedia.org/wiki/ASU-85

    TAKTISCHE LUFTLANDUNG in Btl - oder RgtStärke (relativ einfach, jederzeit und überall möglich - so die Quelle)

    Angriffsziele: Straßenknotenpunkte (Autobahnkreuze?), Gebirgspässe, Flugplätze, Einnahme v. Brücken, Luftlandeköpfe an Gewässern, Durchbruch tief gestaffelter Verteidigungssystem,
    Abschneiden des Rückzuges zurückweichender Feindtruppen b. Heranführen v. Reserven, Einnahme v. Schlüsselgelände im Rücken d. Feindes, etc.
    Kritischer Moment: vom Absetzen der Fallschirmjäger bis zum Sammeln mit Gefechtsbereitsschaft in d. Absetzzone (DZ - Drop Zone) und eigentlicher Beginn des Kampfauftrages
    Hackett erwähnt z.B. in

    John Hackett: Der Dritte Weltkrieg. Hauptschauplatz Deutschland. (Titel der Originalausgabe: The Third World War. August 1985) Bertelsmann Verlag, 1989. ISBN 978-3-570-01861-3.

    sowjetische Luftlandungen im Bremer Raum, die am D+1 am Flughafen Bremen eine US-Brigade zerschlagen.
    3 Div der 2. GdPzArmee stoßen vor, um sich mit eigenen Luftlandekräften im Bremer Raum zu vereinen

    Wie muss man sich so etwas vorstellen?

    Eine taktische Luftlandung in Regimentstärke oder doch eine operative LL mit einem stärkeren Verband - immerhin wurde eine US-Brig zerschlagen
    Die Luftflotte schlägt einen "Luftkorridor" bzw. regionale Luftüberlegenheit in der "Einflugzone", um die vielen Transportmaschinen eingermaßen sicher zur DZ zu bringen.
    Dort Sprung der FschJgZg, FschJgKp samt ihrer Unterstützungstruppen.
    Vermutlich vorangegangene Landung von "Pfadfindern" wie LLAufkl, um DZ zu erkunden. LLPi, um Hindernisse zu beseitigen, die die Bewegungne der Hauptkräfte verhindern?

    Also eine TAKTISCHE LUFTLANDUNG in dieser Größenordnung wäre etwas völlig anderes als das unerkannte Absetzen von Kommandotruppen, die ihre Fallschirme eingraben, verstecken
    und dann im Schutz der Nacht ihren Aufklärungs- oder Kampfeinsatz beginnen.
    Ein LLRgt mit mehreren FschJgBtl - dank Spezialfallschirmen wäre es möglich geballte Truppenkonzentrationen auf engem Raum mehr oder weniger gezielt abzusetzen, damit nicht viel
    Zeit damit verbracht werden muss, in der sich die Gruppen, Züge, Kompanien erst einmal mühsam finden müssen.
    Ganz zu schweigen vom Absetzen von Luftlandepanzern ... auf jeden Fall eine enorme organisatorische Aufgabe.

    Außerdem egal, ob bei Tag oder Nacht. Wenn mehrere Bataillone ROT auf die Erde niedergehen, dann sammeln sich sofort sämtliche Kräfte der Heimatschutzbrigaden oder andere rückwärtige
    Truppen, um dieser Luftlandung mit maximaler Feuerkraft zu begegnen. Will heißen - die DZ wird sehr schnell heiß.
    Die Fallschirmjäger müssen also nach der Landung ohne weitere Vorbereitungszeit sofort und unmittelbar ins Gefecht hinein.

    Was sagt eigentlich die Militärgeschichte? War die Zeit der großen Luftlandeoperationen nach Kreta und Market Garden nicht vorbei?
    Alles was danach kam, waren doch eher kleiner Kommandounternehmen: Grenada, Afghanistan, Falkland, 101. US Airborne Div i. Irakkrieg. Okay, könnte natürlich sein, dass
    das auch mehr oder weniger größere Unternehmen waren, kann ich nicht beurteilen.

    Nur um auf das Szenario von Hackett zurückzukommen. LL im Bremer Raum sieht auf dem ersten Blick nach einem gigantischen Himmelfahrtskommando aus.
    Luftlandungen sind gut, wenn der Feind davon nichts mitbekommt aber wenn der Fallschirm von Fallschirmen übersät ist?

    Vielleicht gibt es ja geeignete Literatur, die Luftlandeoperationen plastischer machen?

    Grüße
  • Malefiz
    Cold Warrior
    • 22.12.2010
    • 374

    #2
    Hallo Emil,
    da fällt mir spontan das
    Handbuch für Fallschirmjäger: Ausbildungsmittel für Fallschirmjäger Oktober 2011
    von Stechbarth
    ein. Sozusagen ein Reibert für den NVA-Fallschirmjäger. Soweit ich mich erinnere gehts da hauptsächlich um Kommando Aktionen.
    Grüße
    Peter

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    • Hoover
      Cold Warrior
      • 19.12.2013
      • 601

      #3
      Größere Luftlandungen (Fallschirm oder Absetzen) wären wohl in der modernen Kriegsführung nur sinnig, wenn die DZ feindfrei und die gegnerische Luftwabwehr merklich geschwächt wäre. Auf den Falklands gab es keine Fallschirmlandungen, und im Irak und alles andere seit 1945 waren es eher Kommandoaktionen. Erfolgversprechend wäre ein Einsatz wie der des FJR 3 auf Sizilien 1943, als die Fallschirmjäger hinter den eigenen Linien per Fallschirm abgesetzt wurden, und als die deutschen Linien zurpückgedrängt wurden trafen die Alliierten auf eine bereits stehende Linie der Fallschirmjäger. Ich war 1993 bei einer Luftverlegungsübung dabei, als Fallis am Schirm abgesetzt wurden und wir ( nicht LL) per UH-1D in die Flanke des Angriffsstreifens verlegt wurden. Keine Ahnung, wer den Gegner dargestellt hat, aber uns wurde gesagt, dass wir im Ernstfall mit allen 10 UH-1D verloren gegangen wären, weil unser Anflug bemerkt wurde und der gegner uns mit Truppenluftabwehrmitteln runtergeholt hätte.

      Eine LL in einer "heißen" DZ (mit Feindwaffenwirkung) gegen einen konventionell ausgerüsteten, regulären Feind wäre heutzutage in meinen Augen mindestens suizidverdächtig.

      Hackett und andere schreiben gerne von LL-Angriffen auf den Flughafen Bremen. Ich weiß aber nicht, warum.
      "Damals, als ich in meinem Alter war..."

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2843

        #4
        1. Der Autor des Beitrags aus der ASMZ ist ein Oberst der deutschen Bundeswehr. Erich Sobik war im Führungsgrundgebiet 2 (G 2/ S 2) eingesetzt und veröffentlichte in den 1970er und frühen 1980er Jahren zahlreiche Artikel über die Streitkräfte des Warschauer Paktes in der „Truppenpraxis“ und der „Wehrausbildung“ den damaligen Fachzeitschriften der Bundeswehr. Zu Luftlandeunternehmen z.B. „Sowjetische Luftlandetruppen“, in: Wehrausbildung 1/81 S. 20 ff. und „Sowjetische Landstreitkräfte und Luftbeweglichkeit“, in: Wehrausbildung, 4/81 S. 157 ff.

        2. Damit das Ganze mit ein paar Fakten untermauert wird, füge ich im Anhang einiges an Zahlenmaterial bei. Daraus wird klar, welche Anzahl von Flugzeugen bzw. Hubschraubern für Luftlandungen im Fallschirm- oder Landeverfahren benötigt wird. Daraus wird deutlich, dass z.B. für das Absetzen eines verstärkten Fallschirmjägerregiments mit den nötigsten Fahrzeugen bereits 110 CANDID benötigt werden. Wenn eine komplette Luftlandedivision im Sprungverfahren landen sollte (was kaum denkbar ist), wären wir insgesamt bei ca. 500 CANDID.
        Auch die technischen Daten der wichtigsten eingesetzten Luftfahrzeuge sind beigefügt.
        Quelle dafür ist Übungsgliederung ROT, Okt. 1989, herausgegeben vom Amt für Nachrichtenwesen der Bundeswehr, Abt. II.

        3. Anhand des soeben festgestellten Bedarfs an Luftraum dürfte klar geworden sein, dass der Einsatz geschlossener Luftlandebrigaden oder gar Luftlandedivisionen während des laufenden Gefechts kaum realistisch gewesen wäre. 500 Transportflugzeuge fliegen nicht unbemerkt ein, um eine überraschende Luftlandung tief im Hinterland zu vollziehen. Das ist allenfalls als Überraschungsaktion denkbar, um einen Krieg zu eröffnen. Beispiele dafür gibt es mit der Tschechoslowakei 1968 oder dem russischen Einmarsch in Afghanistan. Hier wurden allerdings Landeaktionen und keine Sprungeinsätze durchgeführt.

        4. Realistisch sind daher taktische oder operative Luftlandungen bis zur Stärke eines Regiments. Wo immer möglich, hätte auch der Warschauer Pakt hier das Landeverfahren bevorzugt. Das Absetzen großer Verbände im Fallschirmverfahren birgt zu viele schwer kalkulierbare Risiken. Eventuell wäre es zu Mischverfahren gekommen, bei dem im Fallschirmverfahren abgesetzte Kräfte eine Landezone freikämpfen, auf der dann im Landeverfahren die Masse der Truppen und Fahrzeuge nachgeführt wird.

        5. Emil schreibt oben: „Wenn mehrere Bataillone ROT auf die Erde niedergehen, dann sammeln sich sofort sämtliche Kräfte der Heimatschutzbrigaden oder andere rückwärtige Truppen, um dieser Luftlandung mit maximaler Feuerkraft zu begegnen. Will heißen - die DZ wird sehr schnell heiß.“
        Ich glaube, auch hier sollten wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. „Sofort sammeln“ hört sich toll an, in der Praxis würde dieses Sammeln einer Heimatschutzbrigade Stunden dauern – außer ROT hat die Lage falsch beurteilt und ist genau im Verfügungsraum dieser Brigade gelandet.
        Um eine Brigade oder meinetwegen auch ein Heimatschutzregiment zum Zerschlagen einer feindlichen Luftlandeoperation einzusetzen, genügt es nicht, nur zu befehlen: „Fertig machen zum Gegenangriff! Alles mir nach!“. Die Einheiten liegen über mehrere Kilometer verstreut in Verfügungsräumen, sie müssen vorgeführt werden bis zur Ablauflinie für den Angriff, die Feuerunterstützung (Artillerie, evtl. Luftwaffe) muss koordinier werden, möglicherweise muss vor Beginn des Angriffs auf die roten Fallschirmjäger auch erst noch Munition oder Betriebsstoff ergänzt werden, weil die Einheiten noch nicht versorgt waren usw., usw.
        Es braucht also einen Befehl, der das alles koordiniert und dieser Befehl muss dann bis hinunter zu den Zugführern umgesetzt werden. Selbst wenn diese Befehle durchgehend mündlich (Fernsprecher oder Funk) weitergegeben würden, muss man mit annähernd 2 Stunden rechnen, bis die Auswirkung beginnt. Dann beginnt aber erst die Ausführung! Gefechtsbereitschaft herstellen, Anmarsch und dann startet erst der Gegenangriff. Selbst wenn die von Dir zitierten Verbände der Heimatschutzbrigade nur 10 km vom Ort der Luftlandung entfernt liegen, beginnt ein Gegenangriff der gesamten Brigade allerfrühestens nach 3 Stunden. Bei Nacht dauert alles noch viel länger.

        6. Entscheidend ist daher, dass bei feindlichen Luftlandungen sofort alle örtlich verfügbaren Kräfte zusammengefasst werden und der luftgelandete Feind mit allen Mitteln bekämpft oder zumindest gebunden wird, so dass er seine Landezone nicht ausweiten kann. Das heißt, das auch eine Instandsetzungskompanie oder eine zum Brückenbau eingesetzte Pionierkompanie unverzüglich den Kampf gegen luftgelandeten Feind aufnimmt, um nach Möglichkeit zu verhindern, dass sich die Luftlandetruppen sammeln und damit ihre Kampfkraft steigt.
        Dieser sofortige Einsatz aller verfügbaren deutschen Kräfte ohne Rücksicht auf ihre organisatorische Zuordnung war z.B. ein Grund für den Erfolg der deutschen Truppen bei der Zerschlagung der alliierten Luftlandung bei Arnheim im September 1944. Auch bei den Luftlandungen während der Invasion im Juni 1944 in der Normandie gab es ähnliche Erfahrungen.

        7. Ich habe während des Manövers „Fränkischer Schild“ im Herbst 1986 in Unterfranken einige Erfahrungen mit der Bekämpfung einer Luftlandung an der Mainbrücke in Karlstadt gesammelt. Wenn ich am Wochenende dazu komme, werde ich dazu noch etwas schreiben.
        Angehängte Dateien
        Zuletzt geändert von Nemere; 31.01.2019, 19:15.

        Kommentar

        • EmilBerggreen
          Cold Warrior
          • 19.07.2015
          • 514

          #5
          Moin zusammen,
          erst einmal besten Dank für die Beiträge!!!

          Viel Material aus moderner Sicht findet sich hier:

          Exzellentes Material!

          Candid = Iljuschin Il-76 Transportflugzeug https://de.wikipedia.org/wiki/Iljuschin_Il-76
          Luftlandung = FSchJg Sprungeinsatz
          Luftanlandung = Transport luftverlastbarer Truppen (allgemein, müssen keine FSchJg sein) mit Hubschraubern. Mil Mi6 HOOK Transporthubschrauber z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Mil_Mi-6

          Also ein gewaltiger Lufttransportverband von z.B. STENDAL bis BREMEN 230 km Luftlinie über feindlichen Luftraum mit Flugabwehr, Abfangjägern, etc.?
          Auch in bestimmter Gliederung: "Späher"/1. Voraussicherung (der Fachbegriff findet sich in dem oben verlinkten Text) - 2. Voraussichderung - und dann mehrere Wellen Transportmaschinen
          Natürlich mit Begleitschutz. Außerdem ist es mit dem Absetzen der FSchJg natürlich nicht getan: es folgt der "Rattenschwanz" der Kampfunterstützungstruppen, Mun, Nachschub, etc.

          Ich war auch skeptisch, als ich die Stelle bei Hackett las, die allerdings nicht in diese Details geht. Das Absetzen einer LLBrig oder LLRgt bei BREMEN?
          Nemere hat das ja eindeutig belegt, dass so etwas so gut wie nicht praktikabel gewesen wäre.

          Luftlandungen im Rücken von NATO-Verbänden - das war ja immer das "Schreckgespenst" mit dem auch wir häufig konfrontiert wurden
          Gemeint waren dann aber wohl nur kleinere taktische Luftlandungen für Operationen im "Handstreich", also selten etwas Größeres.

          Mit meinem Satz "die DZ wird schnell heiß" meinte ich ich eigentlich nur, dass alles daran gesetzt wird, diese so schnell wie möglich zu bereinigen.
          Von einem Zeitansatz war nicht die Rede.

          Vielleicht kann man es auf die einfache Formel herunterbrechen:
          - erkannte Luftlandung - mit entsprechenden Mitteln gut zu bekämpfen
          - unerkannte Luftlandung in "Kommandostärke" - brandgefährlich!

          Ich stelle mir das in etwa so vor:
          Wichtiger Brückenabschnitt, der von BLAU gehalten wird. Eine FschJgKp ROT (z. B. vom LStR-40 Luftsturmregiment 40 "Willy Sänger") geht bei Nacht oder schlechter Sicht mit all ihren drei Zügen in drei DZ x Kilometer vor dem Operationsgebiet runter.
          Tätigkeiten nach der Landung: Verstecken/Vergraben der Rundkappenfallschirme und Sammeln in bestimmten Räumen. Annäherung an das Zielobjekt. Und dann die typischen Tätigkeiten des Jagdkampfes für den die Fallschirmjäger bekannt/"berüchtigt" sind. Vom lautlosen Ausschalten der Alarmposten BLAU (z.B. mit dem Kappmesser), Nahkampf wenn es sein muss, Einnahme des Zielobjektes ... wenn der Handstreich aus der Luft erkannt wird und der Überraschungsmoment dahin ist, dann wird es wieder äußerst schwierig ... es werden panzerbrechende Waffen benötigt, Reserven, etc., etc.



          Grüße
          PS: Jörg, das wäre wirklich großartig, wenn Du etwas über Deine Erfahrungen b.d. Übung FRÄNKISCHER SCHILD schreiben könntest! Ich freu mich schon darauf!

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          • EmilBerggreen
            Cold Warrior
            • 19.07.2015
            • 514

            #6
            Oder um es zu präzisieren: welchen Zweck hätten denn Luftlandungen im Bremer Raum?

            - BREMER HAFENANLAGEN - hier wäre ein Luftschlag favorisiert
            - BREMER FLUGHAFEN - mögliches Zielobjekt für eine LL, evtl. reicht da aber ein FschJgBtl aus

            Bei Hackett ging es wohl darum einen starken Luftlandebrückenkopf zu schlagen, der sich dann mit der über die NORDDEUTSCHE TIEFEBENE vorrückenden 5. NVA-Armee vereinigt … so oder so ähnlich.

            Kommentar

            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2843

              #7
              Anbei die Zusammenfassung meiner Erinnerung an die Luftlandung bei der Mainbrücke in Karlstadt während der Heeresübung 1986 "Fränkischer Schild". Bitte die Zeitangaben darin nur als Anhalt betrachten, nach über 30 Jahren erinnere ich mich nicht mehr an jede Minute.
              Angehängte Dateien

              Kommentar

              • EmilBerggreen
                Cold Warrior
                • 19.07.2015
                • 514

                #8
                Große Klasse!
                Vielen, vielen Dank! Das werde ich mir jetzt mal zu Gemüte führen.

                FRÄNKISCHER SCHILD in Süddeutschland und BOLD GUARD bei uns im Norden liefen ja anscheinend zeitgleich.

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                • B206
                  Cold Warrior
                  • 12.07.2007
                  • 383

                  #9
                  Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                  2. Damit das Ganze mit ein paar Fakten untermauert wird, füge ich im Anhang einiges an Zahlenmaterial bei. Daraus wird klar, welche Anzahl von Flugzeugen bzw. Hubschraubern für Luftlandungen im Fallschirm- oder Landeverfahren benötigt wird. Daraus wird deutlich, dass z.B. für das Absetzen eines verstärkten Fallschirmjägerregiments mit den nötigsten Fahrzeugen bereits 110 CANDID benötigt werden. Wenn eine komplette Luftlandedivision im Sprungverfahren landen sollte (was kaum denkbar ist), wären wir insgesamt bei ca. 500 CANDID.
                  Auch die technischen Daten der wichtigsten eingesetzten Luftfahrzeuge sind beigefügt.
                  Quelle dafür ist Übungsgliederung ROT, Okt. 1989, herausgegeben vom Amt für Nachrichtenwesen der Bundeswehr, Abt. II.
                  Also wenn man mal auf die Stationierungsorte der betreffenden Luftlandedivisionen, den Standorten der örtlich zugeordneten CANDID-Einheiten sowie auf die Lage der Abflugorte schaut dann ist weder die Zahl 110 noch ca. 500 realistisch. Aber natürlich hätte man auch zwei oder drei Flüge durchführen können. Dauert halt länger. Das bezieht sich aber auf strategische Luftlandeoperationen.

                  Kommentar

                  • Hoover
                    Cold Warrior
                    • 19.12.2013
                    • 601

                    #10
                    Nochmal auf Hacketts Bremen-Szenen: Die Häfen in Bremen und Bremerhaven wären zeitlich einfach für den Gegner zu sperren. Anlandungen von Nachschub etc wären da ohne Weiteres nicht mehr mögich. Da der WP auch die Ausweichlandepisten der Autobahnen kannte und schnell unbrauchbar gemacht hätte wäre da eine Luftlandung eher ein Verheizen der LL-Truppen. Auch die Einnahme des Flughafens Bremen wäre eher sinnlos. Die eine Landebahn wäre von beiden Seiten mit geringstem Kraftaufwand zu blockieren. Und ein LLBtl dort abzusetzen, warum?

                    Wie Nemere schon schrieb, LL in größerem Stil wäre, abgesehen vom Flugzeubedarf, fast schon eine Verschwendung von wertvollen Einheiten.

                    Aber: Die HAWK-Stellungen rund um Bremen wären schnell verschossen, wenn 100 Candids ankommen.
                    "Damals, als ich in meinem Alter war..."

                    Kommentar

                    • Rainer
                      Rekrut
                      • 06.08.2018
                      • 15

                      #11
                      Hallo,
                      ich erinnere mich, dass einmal, es muss wohl 1987 gewesen sein, ein ganzes Btl (US) direkt aus den USA mit C-141 in voller
                      Kampfausrüstung über dem Zielgebiet abgesprungen ist. Es waren wohl 7 Flugzeuge beteiligt. Das war im Zusammenhang mit einer Großübung in Norddeutschland, es kann auch im Rahmen REFORGER gewesen sein. Dabei erschließt sich mir aber nicht, warum sind die nicht gelandet und haben normal entladen. Das wäre doch mit wesentlich weniger Risiko geschehen. Wir haben uns damals nur gewundert, dass das Btl geraume Zeit danach nicht in Kampfhandlungen gebunden war.

                      Gruß Rainer

                      Kommentar

                      • Hoover
                        Cold Warrior
                        • 19.12.2013
                        • 601

                        #12
                        Das war halt eine Demonstration, dass man es halt kann.
                        Die Russen sind ja auch innherhlab eines Manövers mit einem ganzen Regiment über der Arktis abgesprungen. Zeigen, was man kann, auch wenn man das im Ernstfall wohl nie machen würde.

                        Mit C-141 über einer heißen DZ Fallis absetzen, das wäre ... erweiteter Selbstmord?
                        "Damals, als ich in meinem Alter war..."

                        Kommentar

                        • EmilBerggreen
                          Cold Warrior
                          • 19.07.2015
                          • 514

                          #13
                          Ich finde, Nemeres hervorragender Beitrag über seine Manövererfahrungen während der Übung FRÄNKISCHER SCHILD sollte unbedingt noch kommentiert werden.
                          Vor allem die Schlüsse, die die Division daraus gezogen hat.

                          Komplexe Ausgangslage, gar nicht so einfach sich da rein zu finden.

                          Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sollte die MAINBRÜCKE bei KARLSTADT nicht gesprengt werden und sowohl von BLAU als von ROT offengehalten werden.

                          Ich kann mich ehrlich gesagt überhaupt nicht in die Planung ROT hineinversetzen.
                          Vielleicht war der Kräfteansatz von nur einer verst FSchJgKp viel zu gering angesetzt. Die FSchJg werden in der Abenddämmerung abgesetzt und sind nicht nachtkampffähig?
                          Damals hatte dann nur die gepanzerte Truppe WBGs und die Infanterie nur ihre Restlichtverstärker, die bei kompletter Mondfinsternis wirkungslos waren.

                          Oder der Plan war, die Umgebung der Brücke durch Luftschläge "einzuebnen" und dann relativ gefahrlos die Brücke einzunehmen?
                          KARLSTADT ist doch ein hübsches Städtchen mitten im Frankenland mit vielen, kaum mehrstöckigen Fachwerkhäusern.

                          [WP: Karlstadt ist die Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Main-Spessart und liegt rund 30 Kilometer nördlich von Würzburg im mainfränkischen Weinbaugebiet]

                          Bedeutet doch, dass die alte Fabrik (Zementfabrik?) ein exponiertes Gebäude war, welches auch die Luftaufklärung als solches hätte erkannt werden müssen, oder?

                          Kommentar

                          • Nemere
                            Cold Warrior
                            • 12.06.2008
                            • 2843

                            #14
                            Ich finde die Lage gar nicht so komplex. Eine klassische Situation für den Einsatz der Reserve. Die zeitlichen Vorgaben ergeben sich aus einer Raum-Zeitberechnung: Der Gegenangriff BLAU muss erfolgreich abgeschlossen sein, bevor die im Anmarsch befindlichen Kräfte ROT wirksam werden können.

                            Die Mainbrücke war in dieser Übungslage nicht zum Sprengen vorgesehen.

                            Bei der Übungsbesprechung am Manöverende wurde als Absicht ROT herausgestellt, die Brücke
                            a) für BLAU zu sperren, um das Nachführen der Reserve zu verhindern
                            b) die Brücke für ROT offen zu halten. Da BLAU in der Planung ROT nach Sperren der Brücke die Reserve nicht mehr nach Thüngen verlegen konnte und wenige Stunden später Kräfte ROT zur Erweiterung des Einbruchs erweitert wurden, bestand die Absicht, dann mit diesen frischen Kräften nach KARLSTADT vorzustossen und die von den Fallschirmjägern gehaltene Brücke zu nutzen.

                            Warum sollte man die Umgebung der Brücke durch Luftschläge einebnen und dabei das Risiko eingehen, auch die Brücke zu treffen oder die Zufahrtstraßen durch Trümmerteile zu blockieren?

                            Auch Deine Ansicht, das die Fabrik ein exponiertes Gebäude war, kann ich nicht teilen. Die Luftaufklärung in Vorbereitung der Luftlandung entdeckte dort allenfalls einige wenige kleine Rad-KFZ, keine schweren Waffen, keine Kampffahrzeuge. Das die Brücke selbst gesichert war, war sicher bekannt. Es lief auch ständig Militärverkehr über die Brücke. Es gab nichts, was in dieser Fabrik besondere Aufmerksamkeit erregen konnte. Nach der Luftlandung dürfte aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit kaum mehr direkt verwertbare Luftaufklärung möglich gewesen sein.

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                            • EmilBerggreen
                              Cold Warrior
                              • 19.07.2015
                              • 514

                              #15
                              Sorry, dann hatte ich Deinen Bericht nicht sorgfältig genug gelesen.
                              Bleibt aber die Frage der Nachtkampffähigkeit, die bei den FSchJg ROT ja nicht gegeben war. Wie wollten sie denn die Nacht überstehen?

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