Sperranlage bei Nordhalben unter Denkmalschutz

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #1

    Sperranlage bei Nordhalben unter Denkmalschutz

    Die Trichtersperre DOSPA 5255 (ostwärts Nordhalben, an der Krögelsmühle) wurde vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als "Baudenkmal" unter Denkmalschutz gestellt - siehe beigefügten Auszug aus dem Denkmalatlas. Die Sperre ist seit Jahren zurückgebaut, von den lt. Beschreibung angeblich vorhandenen drei Sprengschächten mit "Eisenkreuzdeckel" ist nichts mehr vorhanden, von der Sperre ist also auf der Straße nichts mehr zu erkennen. Auch die Lage dieser Sperre ist nicht so außergewöhnlich, das Denkmalschutz gerechtfertigt wäre.

    Warum hier überhaupt eine Sperranlage in 50 m Entfernung von der damaligen Grenze zu DDR vorgesehen war, ist auch nicht ohne weiteres erkennbar. Die Sperranlage hätte einen Wirtschaftsweg gesperrt, der für Panzer oder größere LKW nur mit Schrittgeschwindigkeit befahrbar ist und nach längerem Regen, wie in den letzten Tagen, von selbst zum Abrutschen neigt. Eine Sicherung der Sperre wäre wegen der Geländebeschaffenheit kaum möglich gewesen. Zudem hätte es für den potentiellen Gegner kaum eine zwingende Notwendigkeit gegeben, ausgerechnet diesen wenig geeigneten Wegen zu wählen.

    Warum man dann eine solche komplett verschwundene Sperranlage unter Denkmalschutz stellt, erschließt sich mir nicht. Knapp 12 km südlich, westlich Bernstein am "Bamberger Tor", gäbe es eine hervorragend erhaltene Trichtersperrenanlage mit einer weit dramatischeren Lage über der Wilden Rodach / B 173 (DOSPA 1284). Hier wäre Denkmalschutz viel sinnvoller, hier ist die Lage der drei Sprengschächte, der Kästen für die Zündleitungen und sogar die Markierung der Sperre am Straßenrand noch erkennbar.
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  • Rex Danny
    Administrator
    • 12.06.2008
    • 4330

    #2
    So ganz unwichtig war dieser Weg durch den Wald nicht, zumal er kein geschotterter, sondern ein asphaltierter Weg ist (auch damals schon). Ich gehe davon aus, daß der Weg asphaltiert wurde, weil sich auf diesem der BGS und die Bayrische Grenzpolizei entlang der Grenze bewegten.

    Die Trichtersperre befand sich mit dem mittleren Sprengschacht genau auf der Gabelung des Weges, an der es links abwärts zur Krögelsmühle und rechts weiter bergauf entlang des ehemaligen Grenzverlaufs geht. Hinter der Krögelsmühle geht an der Rodach entlang der dort noch asphaltierte Weg in einen Feld-/ Waldweg über, der die Grenze Bayern/ Thüringen quert und dann in Richtung Titschendorf weiterführt.

    Zu DDR-Zeiten hätten also relativ unbemerkt Infanterietruppen zu Fuß oder mit leichten Fahrzeugen von Titschendorf über die Krögelsmühle nach Nordhalben gelangen können. Dies wäre zwar beschwerlich gewesen, aber die andere Möglichkeit von Titschendorf nach Nordhalben westlich Titschendorf durch den Wald hin zur Staatsstraße 2198 war auch möglich, jedoch wäre in Nordhalben durch die dortigen Stecksperren der Vormarsch in Richtung Süden zum Erliegen gekommen. Über den Waldweg war eine Umgehung beider Stecksperren möglich, da man südlich der beiden Sperren auf die Staatsstraße 2198 traf und dann ein weiteres Vorrücken in Richtung Süden möglich gewesen wäre.

    Die Trichtersperre wäre vermutlich auch schon frühzeitig durch wen auch immer ausgelöst worden und durch das dann erfolgende Abrutschen des Hangs und die ansonsten ungünstige Topographie wäre eine Sicherung nicht nötig gewesen. Die feindlichen Truppen wären auf dem Weg zwischen Titschendorf und der Krögelsmühle bzw. um die Krögelsmühle herum liegengeblieben und dadurch ein leichtes Ziel für Artilleriebeschuß gewesen.

    Im Anhang habe ich ein KMZ-File mit der exakten Lage der Trichtersperre, ein KMZ-File mit dem Verlauf des Weges durch den Wald von Titschendorf über die Krögelsmühle hin zur Sperranlage sowie die Bilder der von unserem leider verstorbenen User "Günther" im April 2014 gefertigten Dokumentation angehängt. Auf den Bildern sind sehr gut die Lage der rückgebauten Sprengschächte, aber auch die noch vorhandenen Froschklappen zu erkennen.

    Der damalige Zustand dürfte dem heutigen entsprechen, womit es sich erklärt, warum eine eigentlich nicht mehr vorhandene Sache unter Denkmalschutz gestellt wurde. Ich gehe davon aus, daß auch die Sprengschächte noch unter dem Asphalt original vorhanden sind. Die Froschklappen sind es jedenfalls.

    Grüße


    Rex Danny
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    Zuletzt geändert von Rex Danny; 17.08.2023, 18:08.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2843

      #3
      Das Auslösen der Sperre wäre Sache der US-Army gewesen, die hier mit dem 2nd ACR verzögert hätten (wie im gesamten Bereich nördlich des Mains, etwa von Haßfurt im Westen bis hart westlich Hof im Osten). Die Sperre lag weit vor jeder Verzögerungslinie, vom VRV ganz zu schweigen. Siehe beigefügte Karte zum Einsatz des VII. US-Korps / 2nd ACR.

      Bis 1968 gab es eine von Titschendorf nach Süden Richtung Krögelsmühle führende Straße, die dann ostwärts der Mühle die Rodach auf zwei dicht beieinander liegenden Brücken überquerte, weil der Bach hier nach Einmündung der fränkischen Muschwitz einen 90-Grad Bogen macht. Diese beiden Brücken dürfte auch der Hauptgrund für die Planung der Sperre in den frühen 1960er Jahren gewesen sein.

      Allerdings dauerte es dann fast zwanzig Jahre (bis 1984) bis endlich die Sperranlage erbaut wurde. Zu dieser Zeit war die von Titschendorf kommende Straße in ihrem südlichen Bereich nur noch ein unterhaltener Fahrweg, beide Brücken, die zumindest mit Teilen auf DDR-Gebiet lagen, waren abgerissen. Diese Entwicklung lässt sich auf den Karten sehr gut verfolgen, ich füge Kartenausschnitte von 1954 (2 Brücken), 1968 (2 Brücken) und 1978 (keine Brücke) bei.

      Ob man die Sperre mit dem Kenntnisstand von 1978 noch gebaut hätte, halte ich für fraglich, aber da sie sowieso schon geplant war, hat man wahrscheinlich diesen Bau eben trotzdem durchgezogen.
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