NVA-Fahrzeuge bei der Bundeswehr

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #1

    NVA-Fahrzeuge bei der Bundeswehr

    Beim Sichten alter Bildbestände sind mir einige Fotos aus meiner ersten Zeit 1991 im „Beitrittsgebiet“ in die Hände gefallen. Das damalige Feldjägerkommando in Leipzig litt unter Fahrzeugmangel, weil die Feldjägerkompanien, deren Fahrzeuge wir irgendwann bekommen sollten, noch lange nicht aufgelöst waren. Also gab es also Ersatz erstmal einigermassen passende Fahrzeuge der NVA:

    - den LADA 2104 in ziviler Lackierung für Nachforschung nach eigenmächtig abwesenden Soldaten. Das Fahrzeug hatte allerdings auch eine Y-Nr. wie hier auf dem Foto. Der LADA war ein Nachbau des FIAT 124 aus den 1960er Jahren. Da in meiner Familie in den Anfangsjahren meiner Fahrpraxis mal so ein FIAT lief, kam ich mit dem LADA bestens zurecht.

    - der BARKAS als Ersatz für den VW-Bus 8-Sitzer. Der Barkas war mit seinem schwachen Zweitakter-Motor und seinem doch etwas gewöhnungsbedürftigen Fahrverhalten nur ein Notbehelf.

    - der ROBUR Pritsche als Ersatz für nicht vorhandene 2-to LKW. Motorleistung sehr dürftig, ansonsten aber schon brauchbar.

    - ROBUR Bus. Den hatten wir im Überbestand, war gut für den Mannschaftstransport z.B. bei Absi-cherung von Veranstaltungen, da man dann mit weniger Fahrzeugen auskam.

    - LKW L-60 von IFA als Ersatz für fehlende 2 to bzw. 5 to. Ein sehr gutes Fahrzeug, leistungsfähig und gut zu fahren. Die Abgabe dieser LKW haben wir so lange wie möglich hinausgezögert, weil es als Ersatz nur den Mercedes L 508 (2 to, nicht geländegängig) gegeben hätte.

    Barkas und Robur sind wir Ende 1993 losgeworden, die LADAS 1994 und die L-60 konnten wir teilweis bis 1997 retten.
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  • Hoover
    Cold Warrior
    • 19.12.2013
    • 601

    #2
    Oh ja. Das waren Zeoten. Als wir 1992 das Material des aufgelösten PiBtl 120 nach Storkow brachten begrüßte uns ein Wachsoldat mit Bw-Moleskin und AK74, und vor den Blöcken standen W50 und Roburs in NVA-grün wo die Kokarde der NVA einfach übergepinselt war und mit Schablone in weiß "Bundeswehr" auflackriert war.

    Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei. Beim nächsten Besuch Ende 1992 fuhren die schon alle MAN 5to gl und trugen G3.

    Und in den Hallen stapelte sich das unbenutzte NVA-Material zur Vernichtung oder zur Abgabe an andere Länder.
    "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2843

      #3
      Zitat von Hoover Beitrag anzeigen
      begrüßte uns ein Wachsoldat mit Bw-Moleskin und AK74.
      Die AK74 Phase war aber auch recht schnell vorbei, so ab Herbst 1992 waren diese Waffen bereits verschwunden. Ähnlich kurz war die Nutzung des BMP-1, mit dem ursprünglich die Panzergrenadierbataillone der beiden Divisionen im Beitrittsgebiet ausgerüstet werden sollten. Es wurde eine große Umrüstungsaktion gestartet, schnell stellte sich aber heraus, das der BMP mit vertretbaren Aufwand nicht in einen Zustand zu bringen war, der eine Straßenzulassung erlaubt hätte. Von der wirklich allen Sicherheitsbestimmungen hohnsprechenden Ausgestaltung des Fahrzeugs ganz zu schweigen. Außerdem war der Kampfraum eigentlich nur für kleinwüchsige Soldaten nutzbar. Die sieben Zwerge hätte man wahrscheinlich dort untergebracht, aber nur wenn sie keine dicken Winterklamotten getragen hätten.
      Außerdem standen dann sehr schnell genügend Marder von aufgelösten West-Bataillonen zur Verfügung (was aber eigentlich absehbar gewesen war). Diese BMP-Umrüstaktion war eine der vielen Geldverschwendungsaktionen, wie sie in der Phase Übernahme der NVA leider sehr häufig waren.
      Zuletzt geändert von Nemere; 14.02.2022, 19:15.

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      • DeltaEcho80
        Cold Warrior
        • 09.03.2013
        • 1713

        #4
        Danke, lieber Nemere, für diese interessanten Einblicke. Ich finde deine Erfahrungsberichte aus deiner Zeit im "wilden Osten" immer sehr interessant.

        Auch wenn es vielleicht hier ein bisschen off topic ist:

        Als es das NVA-Forum noch gab, wurde ich auf Website aufmerksam: Hier hat ein ehem. Panzeroffizier der NVA, der dann noch bis 1994 im PzBtl 403 der BW als Hauptmann und KpChef gedient hatte, seine Zeit als aktiver Soldat beider Armeen dokumentiert und reichlich bebildert.

        Hier der Link: http://www.kotsch88.de/

        Hier dann seine Zeit in der BW: http://www.kotsch88.de/pzbtl-403_01.htm

        Er schreibt offen und ehrlich seine Eindrücke.

        Kommentar

        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2843

          #5
          Was der Hauptmann a.D. Kotsch auf seiner Website schreibt, deckt sich voll mit meinen Erfahrungen in den ersten Jahren nach der Übernahme der NVA.

          Beispiele:

          "Blick auf die Schießbahn auf dem Schießplatz Bergen. Im Hintergrund der Leitturm. Für uns NVA-Soldaten war die altertümliche Ausstattung des Schießplatzes erstaunlich. Die Scheiben wurden quasi auf Zuruf, ohne Elektronik präsentiert."
          Die Übungsplätze der NVA waren tatsächlich in vielen Fällen mit wesentlich besseren Übungsanlagen und Zieldarstellungsmöglichkeiten ausgestattet als die der Bundeswehr - alt. So gab es fast überall ausgebaute Stellungssysteme. Es gab Scheibenanlagen, um Luftfahrzeuge darzustellen, so dass z.B. Gefechtsschießen mit dem Thema "Kfz-Marsch möglich waren, bei denen neben dem üblichen Auflaufen auf einen Hinterhalt auch das Bekämpfen eines plötzlich über den Baumwipfeln schwebenden Hubschraubers möglich war.
          Auch waren die Übungsplätze Ost viel naturbelassener als die westdeutschen Pendants. Auf vielen Schießbahnen West war durch eine gezielte Bepflanzung mit Bäumen und Hecken die Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt, man konnte nur noch in eine bestimmte Richtung fahren und schießen. Besonders negativ ist mir das 1995 in Schwarzenborn aufgefallen, nachdem wir in den Jahren vorher von Nochten und Dauban "verwöhnt" waren.
          Im "Osten" dagegen gab es so etwas nicht, auch Panzerringsstraße und dergleichen waren nicht vorhanden. Man musste sich wirklich mit Karte und Kompass orientieren. In Nochten (heute TrÜbPl Oberlausitz) kam man sich teilweise vor wie einer Sandwüste mit Anklängen an die Fremdenlegion in Algerien. Der Platz bestand teilweise aus aufgelassenen Tagebauten, hier konnte es wirklich passieren, dass bei stärkeren Wind Sanddünen entstanden, die für handelsübliche Fahrzeuge das Passieren der Wege teilweise unmöglich machten.
          Ein sehr schöner Platz gerade für Infanterie und nicht Kampftruppe war auch Dauban im Sorbenland, gerade zu eine ländliche Idylle. Hier hingen tatsächlich ausgesonderte T-34 in den Stellungssystemen, so dass man wunderbar Panzernahbekämpfung üben konnte.
          Ein Problem war das die - teilweise übertriebenen Sicherheitsbestimmungen - der Bundeswehr auf diesen Plätzen nicht eingehalten werden konnten, was dann sehr schnell zum Verbot der Nutzung für viele Anlagen führte.


          "An der Lagekarte für die Übungslage "Deister". Für uns neu, welche Entscheidungsfreiheit dem KpChef der Bundeswehr zugemessen wird."
          Auch diese Feststellung kann ich nur bestätigen. Es war anfangs sehr schwierig, den Ex-NVA-Offizieren die Auftragstaktik zu verdeutlichen. Sie waren gewohnt, weitgehend auf Weisungen von "oben" zu warten.
          Manche haben es nie begriffen, trauerten der streng geregelten NVA-Welt nach und sahen im Führungsstil der Bundeswehr das totale Chaos. Die meisten dieser unbelehrbaren Altlasten wurden aber nach ihren 2 Jahren Übernahmezeit in das Zivilleben entsorgt.


          "Alle Lehrgänge waren von sehr guter Qualität. Neben Taktik wurde ein großes Programm in Verfassungsrecht, Disziplinarrecht und vieles andere mehr geboten, was in dieser Form für uns NVA-Soldaten absolutes Neuland war."
          Gerade die geforderte Beschäftigung mit rechtlichen Grundlagen, aber auch die Notwendigkeit im Rahmen der Inneren Führung mit Soldaten eine freie Diskussion zu führen, brach aber vielen ehemaligen NVA-Dienstgraden das Genick. An Recht und Innere Führung scheiterten viele in den LAufbahnlehrgängen oder an der Führungsakademie. Unser T-Offz beim Feldjägerbataillon (ehemals T-Offz bei einem NVA-Panzerbataillon) bestand den Stabsoffizierlehrgang auch beim 3. Anlauf nicht und blieb demzufolge Hauptmann. Die Durchfallquote war bei den Ex-NVA-Leuten in Hamburg ungewöhnlich hoch.
          Anfangs war es sicher auch so, dass wir Ausbilder West uns schwer taten, uns auf die andere Mentalität und den anderen Sozialisierungshintergrund der NVA-Leute einzustellen. Wir wussten einfach zu wenig von den inneren Verhältnissen der NVA. Ende 1990 hatte ich in Sonthofen an der Feldjägerschule einen der ersten Einweisungslehrgänge für zur Übernahme vorgesehenes NVA-Personal durchzuführen. Schon beim Vorstellungsgespräch, als diese erzählten, wo sie herkamen, stellte ich fest, dass ich keine Ahnung von der Geographie der DDR hatte. Ich habe mir am Abend dann erstmal eine Reiseführer besorgt, um festzustellen, wo den Eggesin oder Hagenow liegen.


          "Hier rollt die Kp nach der Verlegung vom Kettenabstellplatz auf der Schießbahn ein und stellt sich auf der Platte auf, wo sofort die Überprüfungen und Vorbereitungen zum Schießen erfolgt. Für den NVA-Soldaten ungewohnt, die Zugführer handeln selbständig, dabei absolut zuverlässig. Der Chef stört eigentlich nur."
          Es war bis ca. 1994 so, dass jede Kompanie usw. im Beitrittsgebiet einen "Kader" aus Westsoldaten bekam, meistens so 10-15 % der Stärke. Gerade die an sehr selbständiges Arbeiten gewohnten Feldwebel auf der Zugführerebene waren für die Ex-NVA-Offiziere eine Überraschung, mit der sie erst fertig werden mussten.
          So war es für altgediente NVA-Soldaten völlig undenkbar, dass ein Oberfeldwebel als Kompanietruppführer bei Ausfall des Kompaniechefs erst einmal die Kompanie weiter am Laufen hält, den Gefechtsstand weiter betreibt, bis ein Zugführer als Ersatz die Kompanie übernimmt.
          Der Gerechtigkeit halber muss man aber auch sagen, dass im Unteroffizierkorps der NVA durchaus auch sehr gute Unteroffiziere gab, die sich sehr schnell in ihre neue Rolle und ihr gewachsenes Aufgabengebiet einfanden. Ich denke da z.B. an meinen Kompanietruppführer bei der Feldjägerkompanie in Leipzig, der innerhalb einiger Monate soweit war, dass er nicht nur seine Aufgaben in der Kompanie wahrnehmen, sondern auch den S-3 Feldwebel des Bataillons vertreten konnte.


          "Das Lageschema der Vorführung."
          Hier schlägt wieder die typische NVA-Sprache durch. Bei der Bundeswehr wäre das einfach die Ausgangslage. Genauso üblich waren noch Jahre nach der Übernahme der "Park" für den technischen Bereich.


          Bei diesem Foto

          habe ich mich wieder in mein Dienstzimmer als KpChef in Leipzig versetzt gefühlt. Die merkwürdigen Blümchentapeten an den Wände, die Stahlgestelle und die phenolgetränkten Hartfaserplatten der Tische und die "Plaste"-bezogenen Stühle, dazu das unnachahmliche Design des eierschalenfarbigen Wählscheibentelefons, mit dem man dann über die Vermittlung im "S 1"-Netz unter Inkaufnahme endloser Wartezeiten Anrufe tätigte. Vor allem Telefonate in den "Westen" waren eine echte Geduldsprobe, da es anfangs nur wenig Leitungen in die alten Bundesländer gab.
          Was noch fehlt, ist der typische Geruch der damaligen Zeit. Geheizt wurde überall noch mit Braunkohle, sowohl in den Fernwärmeheizwerken der Städte wie auch in den Wohnungen. Also stank es überall nach Braunkohlerauch mit der entsprechenden Ruß- und Staubentwicklung. In den Kasernengebäuden, aber auch in vielen öffentlichen Gebäuden roch es durchdringend nach "Wofasept", das war das DDR-Standard-Desinfektionsmittel, das reichlich beim Putzen der Toiletten, Waschräume usw. verwendet wurde und anscheinend auch nach der "Wende" noch in unbegrenzten Mengen vorhanden war.
          Zuletzt geändert von Nemere; 15.02.2022, 07:23.

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          • DeltaEcho80
            Cold Warrior
            • 09.03.2013
            • 1713

            #6
            Was für mich auch interessant war, dass zu NVA-Zeiten die "Kampfpanzer" komplett gefechtsbereit im "Park" standen, während für die Ausbildung die Lehrgefechtsfahrzeuge genutzt wurden, die natürlich irgendwann völlig ausgenudelt waren. Die "richtigen" Kampfpanzer kamen wohl nur sehr selten für ein Manöver an die "frische Luft".

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            • klaus_erl
              Cold Warrior
              • 14.04.2013
              • 1057

              #7
              Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
              Was noch fehlt, ist der typische Geruch der damaligen Zeit. Geheizt wurde überall noch mit Braunkohle, sowohl in den Fernwärmeheizwerken der Städte wie auch in den Wohnungen. Also stank es überall nach Braunkohlerauch mit der entsprechenden Ruß- und Staubentwicklung. In den Kasernengebäuden, aber auch in vielen öffentlichen Gebäuden roch es durchdringend nach "Wofasept", das war das DDR-Standard-Desinfektionsmittel, das reichlich beim Putzen der Toiletten, Waschräume usw. verwendet wurde und anscheinend auch nach der "Wende" noch in unbegrenzten Mengen vorhanden war.
              Als Bewohner des Grenzlandes bei Hof war mir der Wofasept-Geruch seit frühester Jugend geläufig. Wenn man in einen Zug einstieg und auf der Suche nach einem Sitzplatz durchging wusste man auch ohne auf Details der Wageneinrichtung zu schauen sofort nach Öffnen der Übergangstür zwischen den Wagen, ob es sich um Kurswagen aus der DDR handelte.

              Klaus

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              • Nemere
                Cold Warrior
                • 12.06.2008
                • 2843

                #8
                Hier gibt es einen schönen Aufsatz zu diesem typischen DDR-Geruch (ohne das ich das jetzt abwertend meine!):


                Aber es war wirklich so, egal wo man in den ersten Jahren nach 1990 in den fünf neuen Bundesländern hinkam, der Geruch nach Braunkohle und Wofasept war überall.

                Die Rolle, die Düfte und Gerüche bei der Erinnerung spielen, ist nach meinem Eindruck ganz wichtig, aber vielleicht geht das nur mir so.

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                • klaus_erl
                  Cold Warrior
                  • 14.04.2013
                  • 1057

                  #9
                  Da bist du definitiv nicht der einzige.

                  Auch wenns weitgehend vom Militärischen abschweift, das bisschen Nostalgie muss jetzt sein

                  Wofasept - der typische DDR-Geruch, von seiner Wirkung her war das Mittel wohl erstklassig.
                  Braunkohle - da hätte ich nicht als typisch eingeordnet, da in meiner Heimatgegend auch viel mit Braunkohle gefeuert wurde (großteils aus DDR- und tschechischen Gruben) und somit der Geruch auch da gängig war, wenn auch nicht in der Intensität.
                  Lederfabrik - von Münchberg kommend auf der B289 nach Rehau hinein, ein intensiver Geruch nach einer Mischung aus Tierkadavern und Gerbstoffen.
                  Färberei - ein ganz eigentümlicher Chemikaliengeruch, ich kann ihn nicht richtig beschreiben, wenn man in Münchberg die Verbindungsgasse von der Luitpoldstraße zur Stammbacher Straße langging, vor Anschluss der Färberei an die Kläranlage sah man dem Wasser der Pulschnitz dort auch noch an, welche Farbe an dem Tag gerade verarbeitet wurde.

                  Und zum Schluss, um wieder auf den kalten Krieg zurück zu kommen, die Essensausgabe in Bogen während meiner Grundausbildung. Ich weiß nicht ob und wenn ja was an der großen Spülmaschine kaputt war, aber der Geruch nach Industriespülmittel überlagerte alle anderen Gerüche. Die Soldaten drängelten sich an den Tischen, die weit weg von der Ausgabe waren, um diesem "Duft" beim Essen möglichst zu entgehen.

                  Klaus

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                  • Nemere
                    Cold Warrior
                    • 12.06.2008
                    • 2843

                    #10
                    Zitat von klaus_erl Beitrag anzeigen
                    Lederfabrik - von Münchberg kommend auf der B289 nach Rehau hinein, ein intensiver Geruch nach einer Mischung aus Tierkadavern und Gerbstoffen.
                    Färberei - ein ganz eigentümlicher Chemikaliengeruch, ich kann ihn nicht richtig beschreiben, wenn man in Münchberg die Verbindungsgasse von der Luitpoldstraße zur Stammbacher Straße langging, vor Anschluss der Färberei an die Kläranlage sah man dem Wasser der Pulschnitz dort auch noch an, welche Farbe an dem Tag gerade verarbeitet wurde.
                    Wenn wir schon bei nordostoberfränkischer Nostalgie sind:

                    Da ich in Rehau geboren und aufgewachsen bin, sind mir die Lederfabriken und deren Gestank seit frühester Kindheit vertraut. Es waren an der B 289 zwei Fabriken der Gebrüder Linhardt links und rechts der Straße. Die dritte war die "Fränkische Lederfabrik", mehr Richtung Bahnstrecke gelegen, aus der wurde in den 1950er Jahren die Keimzelle der "Rehau Plastics".

                    Die Färberei in Münchberg dürfte die Aktienfärberei gewesen sein. Der letzte Rest, nämlich die Villa des Besitzers, wurde erst vor einigen Wochen abgerissen.
                    Zuletzt geändert von Nemere; 17.02.2022, 17:52.

                    Kommentar

                    • klaus_erl
                      Cold Warrior
                      • 14.04.2013
                      • 1057

                      #11
                      Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                      Wenn wir schon bei nordostoberfränkischer Nostalgie sind:

                      Da ich in Rehau geboren und aufgewachsen bin, sind mir die Lederfabriken und deren Gestank seit frühester Kindheit vertraut. Es waren an der B 289 zwei Fabriken der Gebrüder Linhardt links und rechts der Straße. Die dritte war die "Fränkische Lederfabrik", mehr Richtung Bahnstrecke gelegen, aus der wurde in den 1950er Jahren die Keimzelle der "Rehau Plastics".
                      Genau die an der B289 zwischen deren zwei Betriebsstätten man durchfuhr meinte ich, die andere war mir nicht geläufig.

                      Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                      Die Färberei in Münchberg dürfte die Aktienfärberei gewesen sein. Der letzte Rest, nämlich die Villa des Besitzers, wurde erst vor einigen Wochen abgerissen.
                      Genau, Spinnerei Forchheim, ex Aktienfärberei Münchberg, ex Knab&Linhardt. Der Fußweg verlief praktisch da wo jetzt ab der gesperrten Pulschnitzbrücke die geradeaus weitergeführte Luitpoldstraße langgeht, eingequetscht zwischen den Fabrikgebäuden, deren Lüftungen der "Duft" entströmte, und der Stützmauer zur Pulschnitz.

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                      • DeltaEcho80
                        Cold Warrior
                        • 09.03.2013
                        • 1713

                        #12
                        Zitat von Nemere Beitrag anzeigen

                        Die Rolle, die Düfte und Gerüche bei der Erinnerung spielen, ist nach meinem Eindruck ganz wichtig, aber vielleicht geht das nur mir so.
                        Das geht mir genau so, ich bin in Sachen "Nase" ein sehr empfindlicher Mensch - liegt vielleicht auch an meiner Migräneerkrankung. Da ist das Hirn ja überaus reizempfindlich.

                        Einer der Gerüche, der sich mir ins "Hirn gebrannt" hat, ist mir bei der Feuerwehr begegnet: Wir hatten einen Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Aber viel mehr hat sich der Geruch des auslaufenden Kühlwassers, welches sich mit dem Motorenöl vermischt hatte, bei mir fest gesetzt. Und das rieche ich jetzt jedes Mal, wenn wir zu so einem Einsatz gerufen werden.

                        Bei Youtube gibt es eine Reportage über die Flugkatastrophe von Ramstein. Hier berichtet einer der Überlebenden, dass er auf eine frisch gemähte Rasenfläche geschleudert wurde, als auslaufendes Kerosin über ihn lief. Seitdem kann er kein frisch gemähtes Gras mehr riechen. Kann ich verstehen.

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                        • uraken
                          Cold Warrior
                          • 27.09.2008
                          • 865

                          #13
                          In Extremsituationen reagieren unsere Hirne auf interessante Art und Weise.
                          Wahrscheinlich werden da Sachen getriggert, die uns als Spezies das Überleben zu Urzeiten sicherte.


                          Es ist schon interessant wo hin man abschweift auch wenn man mit so alltäglichen Dingen wie Autos startet.

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                          • DeltaEcho80
                            Cold Warrior
                            • 09.03.2013
                            • 1713

                            #14
                            Zitat von uraken Beitrag anzeigen
                            Es ist schon interessant wo hin man abschweift auch wenn man mit so alltäglichen Dingen wie Autos startet.
                            Das stimmt - aber es zeigt halt auch, was da alles in diesem Zusammenhang für Erlebnisse auf einen einströmten.

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