Kriegsnah ausbilden / Scripd

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #1

    Kriegsnah ausbilden / Scripd

    In der Bundeswehr gab es Mitte der 1980er Jahre eine wunderbare Ausbildungshilfe für die Gefechtsausbildung mit dem schönen Titel "Kriegsnah ausbilden".

    Das Buch findet sich als PDF-Datei unter:
    Kriegswirklichkeit - Kriegsnähe ; VASE Verbindung - Aufklärung - Sicherung - Erkundung , FAST Feuerbereitschaft - Auflockern - Schanzen - Tarnen , Integrierter Gefechtsdienst - Panzerabwehr - Pionierdienst - ABC Abwehr - Fliegerabwehr - Fernmeldedienst - Sanitätsdienst , Unterbrochene Operationen - 24 h Kampftag - Führerdienste - Einzelkämpfer - Kampfgemeinschaft - Eineit , Gefechtsdisziplin , Panik , Fürsorge FFF , Kampf bei schwierigen Umweltverhältnissen , Quellen 217 Seiten


    Im Zuge der allgemeinen "political correctness" auch im militärischen Sprachgebrauch wurde der Titel bei späteren Auflagen dann in "Einsatznah ausbilden" verharmlost.

    Noch zu Scripd:
    Diese Seite bietet eine Fülle von eingescannten Büchern, Vorschriften usw.

    Unter
    bpsat hat 0 Dokumente auf Scribd hochgeladen.Entdecken Sie die Auswahl von Büchern und Hörbüchern von bpsat auf Scribd. Vertiefen Sie sich mit einer kostenlosen Testversion noch heute via Internet, iPad, iPhone und Android in Ihre erste Lektüre.

    gibt es z.B. massenhaft Broschüren usw. zum Thema Luftschutz und Gaskrieg sowie eine Reihe von NVA- und Bundeswehr-Vorschriften.

    Unter dem Link
    Angriff, Verteidigung, Übungen, Stellung, Grundsätze, Ausbildungsphasen, Überwinden / Umgehen von Richtungen / Schneisen

    gibt es die Ausbildungsunterlage Waldkampf der Infanterieschule Hammelburg.


    Bei Scribd muss man sich registrieren. Es lassen sich nicht alle Dokumente herunterladen, bei manchen gibt es nur einen Lesemodus. Außerdem erwartet die Seite, dass man selbst Dokumente hochlädt. Darauf wird aber durch ein entsprechendes Pop-Up-Fenster hingewiesen.
  • suedbaden
    Cold Warrior
    • 06.01.2008
    • 296

    #2
    Interessant. Ich erinnere mich, dass es kurz vor meiner Wehrdienstzeit (1986-87) einen Korps-Befehl des Kommandierenden Generals des II. Korps (GenLt Lange) gab, der damals in der Presse ziemlichen Wirbel machte.

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    • wuffingen

      #3
      Vielen Dank für den Hinweis!

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      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2843

        #4
        Zitat von suedbaden Beitrag anzeigen
        dass es kurz vor meiner Wehrdienstzeit (1986-87) einen Korps-Befehl des Kommandierenden Generals des II. Korps (GenLt Lange) gab, der damals in der Presse ziemlichen Wirbel machte.
        Du meinst wahrscheinlich die "Weisungen für die Ausbildung im II. Korps - 1/84 "Kriegsnahe Ausbildung" vom 11. Juli 1984, die ich als Anhang beifüge.

        Diese Weisung wurde ausgelöst durch einen Schießunfall im Oktober 1983 auf dem TrÜbPl Münsingen. Dort hatte bei einem Gefechtsschießen der Heimatschutzbrigade 56 ein Mörser zu kurz geschossen, so dass eine Sprenggranate in einer Zuschauergruppe explodierte. Es gab 2 Tote und etwa 25 teils schwer verletzte Personen. Fast noch erschreckender war aber, dass noch mehr Soldaten mit Schockerscheinungen in sanitätsdienstliche Behandlung gebracht werden mussten.

        Tieferer Anlass für diese Weisung und auch für die Ausbildungshilfe "Kriegsnah ausbilden" waren aber auch andere Erfahrungen. Seit Mitte der 1970er Jahre hatte man in der NATO und besonders auch in der Bundeswehr stark auf eine hochtechnisierte Armee gesetzt und hatte wegen der technischen Ausbildung andere wichtige Ausbildungsgebiete vernachlässigt. Damit einher ging ein teilweiser Verlust der Fähigkeit zur militärischen Menschenführung. Gründe dafür waren zum einen die geänderten Ausbildungsordnungen der Offiziere und Unteroffiziere, die während der Ausbildung relativ wenig Dienstzeit in der Truppe vorsahen. Zum anderen schieden so um 1978 die letzten noch kriegsgedienten Soldaten aus dem direkten Truppendienst aus, damit gab es keine echten Kriegserfahrungen mehr.

        Dann kamen die für die Technokraten völlig überraschenden Erfahrungen der Briten im Falklandkrieg. Bei diesem Krieg spielte die Technik eine recht untergeordnete Rolle. Hier stellte sich vielmehr heraus, das körperliche Leistungsfähigkeit, psychische Widerstandsfähigkeit, Streßresistent, die Vorbildfunktion der Vorgesetzten und die Fähigkeiten der Vorgesetzten zu Motivation, Menschenführung und Fürsorge entscheidend für den Erfolg waren. Stichwort: Märsche über 40 km in schwersten Gelände mit fast 50 kg Gepäck und unmittelbar nach Abschluß des Angriffs der infanteristische Angriff von 450 Briten auf in stark ausgebauten Stellungen verteidigende 1.400 Argentinier.
        Diese Erkenntnisse mündeten dann in einer vom Heeresamt im Sommer 1983 herausgegebenen "Auswertung des Falklandkrieges für Ausbildung und Erziehung im Heer" (Heeresamt Abt. II, Az 04-90-00 vom 30. Juni 1983).

        Schließlich hatte sich bei vielen Offizieren und Unteroffizieren in der Truppe schon länger ein immer manifester werdendes Unbehagen über die wenig kriegsmässige Ausbildung und immer ausuferndere Sicherheitsbestimmungen breit gemacht. Dabei brachten diese immer enger werdenden Sicherheitsvorschriften tatsächlich keinen Gewinn an Sicherheit, sondern führten eher zur Angst bei den Soldaten. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass diese Themen damals häufig kontrovers diskutiert wurden. Ich habe z.B. damals als Ausbilder gierig nach allen möglichen Quellen gesucht, aus denen man Erkenntnisse für eine realistischere Ausbildung gewinnen konnte. Bestseller an Ausbildungsliteratur in der Bundeswehr waren damals die Schriften des Schweizerischen Unteroffiziersverbandes und die österreischischen Truppendiensttaschenbücher, weil diese Bücher im Gegensatz zu den recht trockenen Bundeswehrvorschriften echte Handlungsanleitungen boten. Auch Rommels "Infanterie greift an" feierte fröhliche Auferstehung. Wir haben 1986 im Feldjägerbataillon 760 sogar Offizierweiterbildungen zu dieser Thematik durchgeführt, bei der wir auch versucht haben, der Bedrohung der rückwärtigen Gebiete durch die Auswertung der Literatur zu subversiven Kampfformen gerecht zu werden. Ich hänge auch eine Liste der Literatur, die wir damals bearbeitet haben, an.

        1985 erschien dann die oben vorgestellte Ausbildungshilfe"Kriegsnah ausbilden", sie wurde etwas später durch den Band "Üben und Schießen" ergänzt, der vor allem methodische Hinweise für Gefechtsausbildung und Gefechtsschießen bot. Anscheinend hatte man in den Führungsstäben wirklich angefangen, sich Gedanken über die unsachgemässe Ausbildung zu machen, denn plötzlich fielen auch eine Reihe von Sicherheitsbestimmungen weg:
        - es durften wieder Brandflaschen geworfen werden
        - das Handgranatenübungshaus für den Wurf mit scharfen Sprenghandgranaten in Gebäuden wurde entwickelt.
        - das Überrollen durch Panzer in selbstgegrabenen Kampfständen wurde wieder erlaubt
        - auf einigen Truppenübungsplätzen entstanden gesicherte Kampfgräben, bei denen es gestattet war, Artillerie- und Mörserfeuer bis dicht vor diese Stellungen zu ziehen.
        Angehängte Dateien

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        • suedbaden
          Cold Warrior
          • 06.01.2008
          • 296

          #5
          Super, vielen Dank! Genau diese Anweisung meine ich! Was Du nicht alles in Deinem Archiv hast!

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          • Keilerdackel
            Cold Warrior
            • 06.10.2011
            • 117

            #6
            Wenn man sich die Weisung des Obersleutnants Müller durchliest erkennt man Parallelen zur Bundeswehr von heute. Die Soldaten die heute in Afghanistan eingesetzt sind, haben mit Sicherheit die gleichen Probleme bzw. die Ausbildung reicht nicht aus, um die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. Woher sonst kommen die vielen posttraumatischen Belastungsstörungen der Soldaten?

            Ich hatte während meiner Wehrdienstzeit ein Erlebnis das mich damals ziemlich beschäftigt hat. Im Oktober 1998 gab es eine 14 tägige Übung auf Korbsebene; "mutiger Gabriel" hies sie glaube ich. Im Anschluß ging es für weitere 14 Tage nach Stetten am Kalten Mark zum Gruppengefechtsschießen. Auf dieses Schießen hatte ich mich wirklich gefreut da ich zum zeiten mal in Stetten war und wusste wie ein solches Schießen abläuft.

            An dem Wochenende zwischen der Übung und dem Aufenthalt in Stetten war ich zuhause und ging mit meiner damaligen Freundin ins Kino. Der Soldat James Rayn lief gerade an. Dieser Film hat mich die nächsten Wochen nicht mehr losgelassen und ich hatte in Stetten wirklich Probleme auf die Klappfallscheiben zu schießen.

            Darauf angesprochen, habe bei einem Nachtschießen mit einem Feldwebel, mit dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, darüber gesprochen. Er kannte damals den neuen Spielberg Film noch nicht und konnte mein Problem nicht ganz nachvollziehen.

            Für mich war damals der "Krieg" ganz nahe; einmal durch die noch jungen Eindrücke des Filmes und gleichzeitig Soldat zu sein. Was im Film auf so dramatische und schockierende Art zu sehen war sollte ich nun üben.

            Ich kann die geschilderten Probleme in der Weisung sehr gut nachvollziehen. Das nach dem Unfall mit dem zu kurz schießenden Mörser viele Soldaten mit Schocksypthomen behandelt werden mussten aber auch.

            Mich würde sehr interessiern wie man in der Truppe diese Weisung umgesetzt hat. Wie wurden die Soldaten an die Eindrücke des Krieges herangeführt?

            Kommentar

            • rubeck1
              Cold Warrior
              • 06.06.2009
              • 478

              #7
              Ich finde es sehr beachtlich, dass Dich dieser Film derart angesprochen hat. Man sieht daran sehr deutlich: wir sind keine Maschinen, die auf Kommando kämpfen können, sondern Menschen, die sich - in unterschiedlicher Intensität - mit der Thematik des Tötens auf Befehl auseinandersetzen (müssen). Es spricht für ein ausgeprägt positives Ethos unserer Soldaten, dass eben nicht blinder Gehorsam, "Vernichtung" des Gegners oder gar Hass auf wer weiß wen handlungsleitend sind, sondern in den meisten Fällen ein hohes Maß an Sensibilität vorhanden ist, das das Leben der anderen genauso hoch schätzt wie das eigene. Insoweit haben die Grundwerte unserer Rechtsordnung und die Innere Führung in den Jahrzehnten seit 1945 offensichtlich nahchaltige Wirkung entfaltet. Das lässt hoffen.
              Andererseits ist immer wieder festgestellt worden, dass Soldaten zu wenig auf die realen Kriegsszenarien vorbereitet seien. Hier stellt sich mir die Frage: geht denn das überhaupt?
              Sicher, auch ich kann mich an Ereignisse aus meiner Dienstzeit bei der Bw erinnern, die schon ziemlich verwunderlich waren: der Soldat, der durch eine zurückschnellende Anlasserkurbel eines VW 181 getroffen wurde und sofort ohnmächtig wurde oder der Kamerad, der eine scharfe Handgranate warf, von einem winzigen Splitter an der Nase getroffen wurde und auf dem Handgranatenwurfstand zusammenbrach usw. Die Gespräche danach waren immer dieselben: wenn d a s schon die Kerle umhaut, was ist dann erst im Krieg?
              Aber diese Diskussion ist müßig: Krieg ist immer anders. Ich denke, eine robuste, auf körperliche Leistungsfähigkeit und Stressstabilität und Resilienz zielende Ausbildung tut not, um ein gewisses Abhärtungsmaß zu erreichen. Eine "kriegsnahe" Ausbildung wird aber immer im Experimentierstadium stecken bleiben - echte Kampfsituationen, echte Verwundete, echte tote wird man immer solange wie möglich aus dem eigenen Bewusstsein verdrängen. Aus meiner Erfahrungskiste: als ich vor einigen Jahren zu einem Verkehrsunfall kam, bei dem eine ältere Frau mit einem offenen Knochenbruch in ihrem Auto eingeklemmt war und sich herausstellte, dass sie tot war, handelte ich wie ein Automat, es schien mir nichts auszumachen. Aber schon in der ersten Nacht konnte ich nicht schlafen und das ging dann fast zwei Wochen so weiter... Zum Glück haben wir diesen "Menschlichkeitsfaktor", der uns im Normalfall davor zurückschrecken lässt, zu blutrünstigen Killern zu werden oder zu gleichgültigen Robotern.
              Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
              Interessengemeinschaft "area 1" -
              militärgeschichtlicher Verein e.V.
              www.ig-area-one.de

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              • Keilerdackel
                Cold Warrior
                • 06.10.2011
                • 117

                #8
                ......Soldat James Rayn laüft gerade auf Kabel eins. Vielleicht ein Zufall.

                Ich bin mir ganz sicher, das Menschen nicht auf so totale Situationen wie eine Krieg vorbereitet werden können. Jeder Mensch ist psychisch und physisch anders konstituiert.

                Als ich damals die Erfahrungen mit diesem Film gemacht habe, habe ich mir Gedanken gemacht mit welchen Kameraden meiner Kompanie und vor allem mit welchen Vorgesetzten ich in den Krieg ziehen würde wenn es denn nötig ist. Es gab nicht viele. Momentan erinnere ich mich nur an einen dem ich soweit vertraut hätte. Komischerweise war es in der Grundausbildung mit Abstand der, der von seiner Gruppe das Meiste abverlangt hat.

                Zu dem Thema, dass Rubeck1 sehr schön umschrieben hat gibt es ein sehr interessantes Buch. Es heißt schlicht "Soldaten". In diesem Buch werden Abhörberichte von deutschen Soldaten in britischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft veröffentlicht. In den Protokollen wird sehr schnell deutlich wie schnell ein Mensch verroht. Ein Kampfpiloten z.B. berichtet, dass es ihm zu Anfang des Krieges schwer fiel auf Fahrzeuge zu schießen; später hat er es bewusst, ohne jegliche Emotionen und sogar mit Freude getan.

                Am entscheidensten ist meiner Meinung nach, mit welchen Emutionen und Gefühlen ein Mensch heranwächst und erwachsen wird. Ein Mensch der in seiner Kindheit und Jugend sehr viel Wärme und Liebe erfahren hat wird lange nicht so schnell mit der Erfahrung "Krieg" zurecht kommen als ein Mensch dessen Leben von Gewalt geprägt war.

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                • suedbaden
                  Cold Warrior
                  • 06.01.2008
                  • 296

                  #9
                  Ich will die Bedeutung "kriegsnaher Ausbildung" nicht in Abrede stelle, aber nichts kann auf die Erfahrung des eines echten Kriegs vorbereiten. Mein Vater hat noch im Zweiten Weltkrieg als 19-jähriger in einer Artillerieeinheit gekämpft. Er spricht nur selten und ungern darüber. Aber wenn heute in seinem Rücken eine Tür mit einem Knall zufliegt, bekommt er immer noch Panikanfälle. Mit fast 90 Jahren. Niemand kann sich das vorstellen, und man kann es auch nicht im Rahmen der Ausbildung "darstellen".

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                  • Horner
                    Cold Warrior
                    • 24.05.2009
                    • 1897

                    #10
                    In unser Jägergrundausbildung war auch das Thema " Verbinden und Bergen von verletzten Kameraden " vorhanden an den ich sehr interessiert teilgenommen habe. Kriegsnahe Ausbildung wurde in diesen Fach nachgespielt, mit nur einen Problem diesen Long Tall auf meinen Körper zu laden um ihn dann nach der ersten Nothilfe aus dem Straßengraben über den Waldweg zu robben. Man muss sich mal vorsstellen, wenn hier noch Beschuss gewesen wäre, dann hätte die ganze Lage wohl ganz anders aussgesehen, besonders bei einer Körpergröße von 1,65

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                    • DeltaEcho80
                      Cold Warrior
                      • 09.03.2013
                      • 1713

                      #11
                      Einer meiner Großväter war Überlebender von Stalingrad und hat uns Enkeln schon in jungen Jahren immer wieder seine Erlebnisse berichtet. Und dies völlig wertfrei und ohne Emotionen oder Polemik.
                      Dies führte dazu, dass ich schon mit 13/14 Jahren dann Bücher wie "Das Herz der 6. Armee" oder "Hunde, wollt ihr ewig leben" las. Da kann ich mich an Winternächte erinnern, in denen ich nicht schlafen konnte und ich mich unter der Bettdecke verkroch. Bis mir meine Mutter dann mal diese Bücher weggesperrt hat. Das Thema bzw. der Lebensweg meiner beiden Großväter als WK II-Teilnehmer hat mich einfach beschäftigt.

                      Zumal ich dann so einige Verhaltensweisen dieser beiden Männer auch besser verstehen konnte, wie auch suedbaden es beschreibt. So konnte der eine der beiden nicht mehr in einem völlig dunklen Raum schlafen, weil er in Stalingrad in einem Keller verschüttet worden war.

                      Als ich dann 1999 zur BW kam und wir eine wirklich solide, infanteristische AGA ("Feuer und Bewegung, Männer!!") durchliefen, hat mich das damals alles wieder beschäftigt. Zumal im Jahr davor der angesprochene Film "Saving Private Ryan" gelaufen war. Unglaublich, aber das kam da alles wieder hoch. Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, ob wir bzw. ich in einem echten Kampfeinsatz bestehen könnte. Ich kann mir diese Fragen bis heute nicht beantworten.

                      In Mellrichstadt gab es ja dann auch noch diese Horror-Geschichten von übereifrigen Feldwebeln, die in den 1980er Jahren bei Manövern und Übungen sich mit Schweineblut übergossen oder sich Schweinefüsse an den Arm gebunden haben, um Amputationen zu simulieren. Das m.E. auch nicht der richtige Weg, um eine kriegsnahe Ausbildung zu gewährleisten.

                      Ich denke einfach, dass die Erfahrungen eines Kampfeinsatzes der BW gefehlt haben und immer noch fehlen. Ich denke, gerade Afghanistan wird eine Zäsur in der Historie der BW bilden, was das Thema "scharfer Einsatz" betrifft.

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                      • Avarice1987
                        Rekrut
                        • 25.07.2016
                        • 1

                        #12
                        Gibt es irgendwo eigentlich PDF Versionen von Einsatznah Ausbilden und üben und schiessen? ( 2008ter PDF)?

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                        • DeltaEcho80
                          Cold Warrior
                          • 09.03.2013
                          • 1713

                          #13
                          Hallo zusammen,

                          in diesen Kontext passt vielleicht ein Artikel von General a.D. Trull zum Thema "Bildet die Bundeswehr zur Kriegstüchtigkeit aus?" aus dem Jahre 2015.

                          Der Freundeskreis Offiziere der Panzertruppe, ist eine Vereinigung von aktiven und ehemaligen Offizieren, Offizieranwärtern und Reservisten der Panzertruppe.

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                          • DeltaEcho80
                            Cold Warrior
                            • 09.03.2013
                            • 1713

                            #14
                            Ich stelle es mal hier mit ein.

                            Anfang September hatten die Kameraden im Landkreis Kitzingen einen nicht ganz alltäglichen Feuerwehreinsatz, bei dem auf der BAB 3 bei Wiesentheid ein Tiertransporter mit 700 Schweinen an Bord in Brand geriet. Die Schweine rannten vor Eintreffen der Einsatzkräfte panisch über die Autobahn, so dass u.a. der Kreisbrandinspektor mit seinem Privat-PKW mit Sondersignal aufgrund Gefahr in Verzug die Gegenfahrbahn gesperrt hat.

                            Dabei mussten auch die überlebenden Tiere einzeln mit der "Hand" ausgeladen werden, da sich die hydraulischen Ladeböden nicht mehr bedienen ließen. Ich füge hier den entsprechenden Bericht aus der "Brandwacht", der Feuerwehrzeitung in Bayern bei. Im Fazit des Artikels ist zu lesen, dass einige Kameraden, die nichts mit der Landwirtschaft am Hut haben, bei diesem Einsatz an ihre Leistungsgrenzen kamen, da sie das Geschreie und Gequike von 600 Schweinen nicht "ertragen" konnten. Auch der Umstand, dass einige Tiere, die schwere Brandverletzungen hatten, von der Polizei erlöst wurden, hinterließ Spuren.




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                            • Nemere
                              Cold Warrior
                              • 12.06.2008
                              • 2843

                              #15
                              Wie sagte schon Moltke sinngemäß: „Die Lagen im Kriege sind von unbegrenzter Mannigfaltigkeit“.
                              Das Löschen eines brennenden Viehtransporters mit gleichzeitigem Bergen (oder Retten?) einiger hundert Ferkel wird bestimmt auf keiner Feuerwehrschule gelehrt. Aber durch eine saubere Lagebeurteilung des örtlichen Führers der Feuerwehr und richtigem Ansatz der vorhandenen Einsatzkräfte wurde aus der Situation anscheinend das Beste gemacht.
                              Wie Du richtig feststellst, kommt hier schnell die gewisse „Naturferne“ zum Tragen, die in unserer überzivilisierten und übertechnisierten Gesellschaft nun mal der Normalfall geworden ist. Die wenigsten haben jemals erlebt, wie ein Tier geschlachtet wurde, vom Erleben des Sterbens eines Menschen ganz zu schweigen. Vor vielen Jahren durften beim Einzelkämpferlehrgang noch Hühner und Forellen geschlachtet werden. Da haben sich Dramen abgespielt, wenn die Großstadtpflanzen aus dem Ruhrgebiet oder aus München die Forelle mit einigen geschickten Schlägen töten oder dem Huhn mit der Spatenkante den Kopf abschlagen sollten. Vom nachfolgenden Ausnehmen ganz zu schweigen. Da war ich wirklich froh, dass ich auf dem Lande aufgewachsen war und diese Dinge kannte.
                              Das solche Situationen wie die verbrannten Tiere eine psychische Belastung darstellen, will ich nicht abstreiten, wahrscheinlich kam auch noch der entsprechende Gestank dazu. Aber ich meine, dass heute eine gewisse Überempfindlichkeit um sich gegriffen hat, anstatt manche schwierige Situationen einfach mit einem gewissen Fatalismus hinzunehmen, als einen Teil des Lebens oder auch des Berufs zu sehen. Dazu hat nach meinem Eindruck auch der völlig übertriebene Einsatz von „Kriseninterventionsteams“ oder anderer psychologisch angehauchter Berater beigetragen, heute wird aus jedem schwierigen Einsatz gleich ein posttraumatisches Streßsyndrom gemacht.
                              Wenn ich mich an meine Anfangsjahre bei den Feldjägern ab 1976 erinnere, so bestand damals die psychische Bewältigung von Einsätzen, bei denen wir mit Toten oder Schwerverletzten zu tun hatten, darin das man abends gemeinsam zwei, drei Bier oder einige Schoppen Wein trank. Zumindest stelle ich bis heute bei mir keine Symptome für PTSD fest, ich hatte auch nie Alpträume nach solchen Erlebnissen. Aber ich bin nicht das Maß aller Dinger.

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