Munitionsdepot Bracht (GB)

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  • trince
    Cold Warrior
    • 31.03.2009
    • 107

    #1

    Munitionsdepot Bracht (GB)

    Hallo,

    da ihr euch sehr stark an den süddeutschen Alliierten orientiert, nutze ich hier mal die Gelegenheit, ein ehemaliges britisches Munitionsdepot vorzustellen.

    Es wurde niemals während seiner fast 50 jährigen Geschichte als Sonderwaffenlager genutzt, obwohl sich häufig und langwierig dieses Gerücht hielt.

    Zu finden ist es unter:
    3 BAD Bracht / ehemaliges Munitionsdepot der britischen Streitkräfte in Deutschland BAOR

    Es war das größte Munitionsdepot der NATO (ca. 16 ha) auf deutschem, wenn nicht sogar auf europäischem Boden. Bis zur Rückgabe im Jahre 1996 wurden dort von 1948 an konventionelle Munition aller Kaliber und Größen gelagert. Es gab hauptsächlich offene Lagerstätten (open dumps) oder Metalllagerhallen (sog. MESH), die bei der Rückgabe fast gänzlich zurückgebaut waren. Transportiert wurde die Munition innerhalb des Depots mit Bedford Lastkraftwagen, die auch für den Transport von Arbeitern innerhalb des Depots benutzt wurden. Für den Transport der Munition zu den Militärverladehäfen Antwerpen oder Wilhelmshaven gab es einen eigenen Gleisanschluss mit 4 „Verlade-/Bahnhöfen“.

    Zur Bewachung gab es eine Hundestaffel der MSO, die zivile Mitarbeiter (Engländer, Deutsche, Niederländer, Belgier, Türken, Spanier, Portugiesen Jugoslawen und Pakistanis) einer militärischen Organisation der BAOR, RAVC, DASU darstellten. (British Army Of the Rhine, Royal Veterinary Corps, Defense Animal Suport Unit, Mixed Service Organisation)

    Innerhalb des Depots waren ebenfalls zivile Mitarbeiter mit dem Transport und Lagerung beschäftigt, die aber auch für Grünflächenpflege eingesetzt wurden. Für die Erfassung der Munitionsbestände waren ausschließlich Militärpersonal verantwortlich. Deutsche Arbeiter, auch höherrangige, hatten niemals Einblick in die Lagerlisten/Bestände. Natürlich wussten die Arbeiter, was wo und in etwa wie viel gelagert wurde, Gesamtsummen konnten aber aufgrund der Größe von einzelnen Personen nicht gebildet werden. Somit werden genauere Lagersummen bis zur Aufhebung der Geheimhaltung unbekannt bleiben.

    Wie schon geschrieben, wurde das Depot 1996 an die Bundesrepublik/Kreis Viersen zurück gegeben. Es wurde für das Depot in Wulfen aufgegeben, da dieses schon Ende der 80er auf den neuesten Stand gebracht wurde und dann der Zusammenbruch des Ostblocks unnötig wurde. Somit auf den Umbau verzichtet. Von der Schließung waren damals ca. 600 Arbeiter und Angestellte betroffen.

    Heute ist das ehemalige Depot ein Naturschutzgebiet, da sich über die fast 50 jährige militärische Nutzung bedrohte Arten (Tiere und Pflanzen) ansiedeln konnten.
    Gruß
    Oliver (trince)

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  • trince
    Cold Warrior
    • 31.03.2009
    • 107

    #2
    Bilder zum Depot

    Habe da mal ein paar Bilder auf Photobucket gestellt. Sind leider auch doppelte dabei, aber auch das ganz normale Leben im militärischen Dienst sind zu sehen. Aber auch die Übersichtskarten sind klasse und sehr detailgetreu.

    Bilder 3 BAD Bracht
    Gruß
    Oliver (trince)

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    Kommentar

    • Firefighter
      Systemadministrator
      • 09.07.2006
      • 1034

      #3
      Hallo,

      zunächst mal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung dieses Depots.

      Bist du dir da sicher mit der Größe von 16 ha? Ich denke mal eher du meinst km².
      Miesau hatte 1029 ha, Weilerbach, was zu Miesau gehörte war auch nicht viel kleiner.
      Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
      Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
      www.ig-area-one.de

      Kommentar

      • trince
        Cold Warrior
        • 31.03.2009
        • 107

        #4
        Zitat von Firefighter Beitrag anzeigen
        Hallo,

        zunächst mal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung dieses Depots.

        Bist du dir da sicher mit der Größe von 16 ha? Ich denke mal eher du meinst km².
        Miesau hatte 1029 ha, Weilerbach, was zu Miesau gehörte war auch nicht viel kleiner.
        Asche auf mein Haupt (ich hatte Nachtschicht und war noch nicht richtig wach beim schreiben der Zeilen:

        Du hast natürlich recht und ich habe geschlafen und zusätzlich ein paar hektar unterschlagen:
        Beschlagnahmte Gesamtfläche war 1817,60 ha

        Während der Nutzung des Depots wurde ein Teilbereich an die heimische Tonziegleindustrie zum Abbau zurückgegeben.

        Im Jahr 1996 (Rückgabejahr) waren es aber immerhin noch ca. 1200 ha Konversionsfläche.

        Zu meiner Zeit (1986-1989) gab es ca. 22 km Zaun um das Depot, die mit 2 Schichten á 11 Posten besetzt waren. Unterhalb der Woche begann die Arbeit ab 17 Uhr, Freitags ab 13 Uhr und an deutschen Feiertagen, englischen "Bank holidays" und Samstagen und Sonntagen rund um die Uhr. Innerhalb des Depots gab es dann noch einmal 5-6 Posten, die aber aufgrund von Krankheit selten voll besetzt waren. Zusätzlich liefen noch 2 Schichten á 2 Mann und "bewachten" die Kasernen "Wortham Barracks" (Militärpersonal) und "Hill Barracks" (Zivilpersonal). Dazu gab es dann noch einen Assistant Foreman und einen Chief Doghandler, die für die Planung und den Ablauf der 25 Stunden Schicht verantwortlich waren. An guten, also Personalstarken, Tagen waren insgesamt 38 Mann mit ihren Hunden auf dem gesamten Militärkomplex unterwegs und 2, die das ganze verwaltet haben. Wegen der großen Distanzen innerhalb des Depots wurden die Hundeführer mit 2 Bedford LKW's transportiert, was immer ein Erlebnis war. Hinten an die heruntergeklappte Ladebordwand wurden 2 Treppen gehängt und auf ging das... Die Fahrer waren zu meiner Anfangszeit noch Zivilisten, später dann Soldaten der MT. Die kannten weder Freund noch Feind und sind mit Vollgas durch das Depot gerast, um schnell wieder in die Falle zu kommen. Alles was sich hinten nicht richtig festgekrallt hatte, hatte eben Pech und/oder einen guten Arzt, der dann mal wieder einen gelben Schein ausfüllen musste.

        Das eine Vollbesetzung der Schichten vorhanden war, habe ich aber zu meiner Zeit nie erlebt. (Krankenstand lag aufgrund der sehr gefährlichen und bissigen Hunde und wegen des Fahrstils der MT-Fahrer zwischen 50-60%!) Nur vereinzelt wurden Schichtstärken von 13-14 Mann erreicht, hauptsächlich an Feiertagen, wegen der Verrechnungssätze (Zuschlagsätze), die dann für Abwesenheitstage (krank und Urlaub) gezahlt wurden.

        Mich selber hat mein Hund nie gebissen, Soldaten die der Meinung waren mein Bastard sei ein "nice doggy", schon. Ging ganz schnell und ging über den Arm Richtung Schulter und Brust. Der Soldat hatte dann ein paar Probleme seinem Vorgesetzten seine Verletzung zu erklären. Die hatten nämlich die Anweisung, uns ungehindert passieren zu lassen und einen Abstand von ca. 3 m einzuhalten. (nice doggy,hahaha )
        Bei Kollegen habe ich es während des Streifengangs selbst miterlebt. Die wurden regelrecht von ihren Hunden angefallen, weil sie aus versehen auf die Pfoten ihrer Hunde getreten sind.

        Gruß
        Oliver
        Gruß
        Oliver (trince)

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        Kommentar

        • Firefighter
          Systemadministrator
          • 09.07.2006
          • 1034

          #5
          Ja, das passt von der Fläche natürlich schon eher

          Bracht war demnach das größte zusammenhängende Munitionsdepot, Miesau und Weilerbach zusammen dürften etwas größer gewesen sein.
          Von Weilerbach weiß ich auf die schnelle die Fläche nicht, das müsste ich mal ausrechnen.

          Bei der US Army hießen die zivilen Wachmannschaften CSG, wie war der Name bei der BAOR?
          Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
          Interessengemeinschaft „Area 1" militärgeschichtlicher Verein e.V.
          www.ig-area-one.de

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          • trince
            Cold Warrior
            • 31.03.2009
            • 107

            #6
            MSO (Mixed Service Organisation) hießen sie zu meiner Zeit.

            Nach WWII wurden hauptsächlich sogenannte DP (Displaced Persons) bei der BAOR GCLO, GSO MCLG (Letten, Polen aber auch königstreue Juguslaven) angestellt.

            Ehemalige deutsche Kriegsgefangene wurden später beschäftigt und hauptsächlich als Feuerwerker eingesetzt.

            Er viel später wurde die MSO ein Schmelztiegel von nochmehr Nationen. Bei uns gab es neben Deutschen und Briten Belgier, Holländer, Spanier, Portugiesen, Türken, Franzosen, Juguslaven (Serben und Kroaten, was immer ein heiden Spaß gemacht hat, man kann sich bestimmt denken was ich meine!) Pakistani in Diensten der BAOR.
            Gruß
            Oliver (trince)

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