Nukleargranate 155mm

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  • suedbaden
    Cold Warrior
    • 06.01.2008
    • 296

    #1

    Nukleargranate 155mm

    Hallo allerseits,

    ein Foto aus dem National Museum of Nuclear Science in Albuquerque, New Mexico: Eine Übungsgranate M455 in ihrer Transportkiste, äußerlich identisch zur Granate M454 (155mm), die mit dem Atomsprengkopf W48 ausgestattet und zum Verschuss unter anderem mit den Panzerhaubitzen M109 der Bundeswehr und anderer NATO-Verbündeten der USA vorgesehen war. Im Einsatzfall hätte in der Regel ein U.S. Custodial Team die Transportkiste mit dem Hubschrauber zur Stellung gebraucht und dem Artilleriespezialzug zum Verschuss übergeben. In der Kiste wurde die Granate liegend transportiert (die Halterung ist zu erkennen) und dann zur Endmontage und zum Schärfen senkrecht fixiert, so wie hier zu sehen. Ein Teil des Sprengkopfs war während des Transports separat in einem mit Schaumstoff ausgekleideten Fach der Kiste (ganz hinten ist der Runde Deckel des Fachs zu erkennen) gelagert und erst vor Ort eingebaut.

    Links neben der Kiste steht übrigens ein gepackter Bremsfallschirm einer Nuklearbombe B83. Sowohl bei der B83 als auch bei der B61 nimmt der Fallschirm gut ein Drittel des Volumens des Bombenkörpers ein.

    Alles sehr interessant dort in dem Museum. Liegt etwas ab vom Schuss, aber wenn man mal in der Gegend sein sollte, ist es einen Abstecher Wert.

    Grüße
    Südbaden

    Weitere Infos hier:





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  • Harry (†)
    In Memoriam
    • 14.07.2005
    • 1234

    #2
    Und sieht sooo harmlos aus...
    --------------------------------
    Der liebe Harry

    Kommentar

    • Maeks
      Cold Warrior
      • 28.02.2010
      • 340

      #3
      Mal ne Frage? Wie groß war eigentlich der Wirkungsradius oder Verwüstungskreis solcher Granaten.

      Gruß Maeks

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      • Hatebreed
        Cold Warrior
        • 06.02.2009
        • 231

        #4
        Zitat von Harry Beitrag anzeigen
        Und sieht sooo harmlos aus...
        Harmlos und klein...

        nicht so wie das hier!
        Angehängte Dateien

        Kommentar

        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2843

          #5
          Zitat von Maeks Beitrag anzeigen
          Wie groß war eigentlich der Wirkungsradius oder Verwüstungskreis solcher Granaten.
          Der Atomsprengkopf W 48 wird mit einer Sprengkraft von 0,1 KT angegeben. Für diese relativ "geringe" Sprengkraft gibt es in den offenen Quellen kaum zuverlässige Angaben zur Wirkung. Die meisten Tabellen beginnen erst bei 1 KT. Bei 1 KT entstehen folgende Wirkungsradien (Entfernung zum Nullpunkt-Sprengpunkt):

          A) Wärmestrahlung
          -leichte Verbrennungen bis etwa 1 km Entfernung, schwere bis 0,6 km.
          -Entzünden von Wäldern bis etwa 1 km, von Ortschaften bis 0,5 km (ist natürlich immer abhängig vor Art des Waldes bzw. Ausführung der Bauten)
          -Dauer des Lichtblitzes unter einer Sekunde

          B) Druckwelle
          Schäden an Backsteinbauten: schwere Schäden bis 0,5 km, leichte bis 2,5 km
          Schäden in Wäldern: schwere bis 0,5 km, leichte bis 0,9 km
          Schäden an Kraftfahrzeugen: schwere bis 0,2 km, leichte bis 0,6 km (bei gepanzerten Fahrzeugen etwa die Hälfte der Strecke, d.h. z.B. bei 1 KT wird ein Kampfpanzer in etwa 100 m Entfernung vom Sprengpunkt noch umgeworfen)
          Personalverluste bei nicht in Deckung befindlichen Soldaten (Kampfunfähigkeit)
          -90% bis 0,3 km Entfernung
          -50% bis 0,4 km Entfernung

          Kratertiefe in Fels 5 m, in feuchten Lehmboden 10 m
          Kraterdurchmesser Fels 30 m, Lehm 60 m

          C) Strahlenwirkung (ausgehend von ''normalen'' Nuklearwaffen, keine Neutronensprengkörper)
          -Anfangsstrahlung bis 1 km, Dauer etwa 1 Min.
          -Rückstandsstrahlung bzw. radioaktiver Fallout: ist abhängig von Bodenbeschaffenheit, Witterung, Wind usw. Im Extremfall entsteht bei 1 KT ein Fallout-Gebiet von 2 -3 km Breite und 15-20 km Länge. Da der Fallout jedoch erst einige Zeit nach der Explosion entsteht und gut berechenbar ist, ist hier ein Ausweichen eigener Truppen möglich.

          D) Elektromagnetische Wirkung (EMP):
          -ist bei 1 KT fast vernachlässigbar und nur auf die unmittelbare Umgebung des Nullpunkts beschränkt. Zudem wurden Atomgranaten meistens mit tiefen Luftsprengpunkt eingesetzt, da hierbei die Druck- und Hitzewelle besser berechenbar war. EMP tritt dagegen vor allem bei hohen Luftsprengpunkten in Erscheinung.

          E) Abmessung Atompilz:
          Breite 2 km, Höhe 4 km

          Für eine 0,1 KT Granate wurden während der ABC-Abwehroffizier-Lehrgänge an der ABC/SeS in Sonthofen etwa 30 - 40 % der Wirkung der 1 KT Waffen angesetzt.


          Zahlenangaben nach Merkblättern des Lehrgangs ABC-Abwehroffizier der ABC/SeS aus dem Jahre 1983, berechnet nach:
          -ZDv 5/110: Wirkung und Abwehr von ABC-Kampfmitteln
          -HDv 132/200 Einsatz von Atomsprengkörpern
          -HDv 268/110 Schußtafel für die Panzerhaubitze M 109 (US), Panzerhaubitze M 109 G (GE), Feldhaubitze M 114 A 2 (US) und das Atomgeschoß M 454

          Weitere Angaben nach: Dach, Hans v.: Gefechtstechnik Band 5 b (Band 5 b der Schriftenreihe des Schweizerischen Unteroffiziersverbandes), Biel 1980, S. 41 ff.

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          • kato
            Cold Warrior
            • 03.03.2009
            • 870

            #6
            M.W. hat der W48 eine Nominalsprengkraft von 0,072 kt (72 Tonnen TNT). Real dürfte sich das dann bei +-20% bewegt haben.

            Die Wirkung läßt sich deswegen schlecht abschätzen, weil es nie Tests von Waffen unterhalb 1 kt gab. Es gab allerdings einige Fizzles, deren Wirkung in vergleichbarer Stärke lag, z.B. Hardtack II Evans mit 55 Tonnen. Leider gibts es von den Fizzles kaum verwertbare Daten bzgl. Waffenwirkung.

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            • Maeks
              Cold Warrior
              • 28.02.2010
              • 340

              #7
              Na Ich sach ma Dankeschön. Genau das wollte ich wissen.

              Gruß Maeks

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              • Ritchie 66
                Cold Warrior
                • 09.07.2011
                • 444

                #8
                Hallo,
                ist im Zusammenhang mit der "nuklearen Teilhabe" auch die Anzahl der Sprengköpfe von taktischen Atomgranaten und Abwurfmunition bekannt die für den Einsatz durch die Bundeswehr vorgesehen waren. Ich meine die Zahl während der Zeit des Kalten Krieges.

                Heute "geistert" ja die Zahl von 10 - 20 Nuklearwaffen durch die Medien die angeblich immer noch für den Einsatz durch die Bundesluftwaffe bereitstehen sollen. Gemeint ist das Jagdbombergeschwader 33 wenn ich mich nicht irre.

                Gruß
                Ritchie 66

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                • Hatebreed
                  Cold Warrior
                  • 06.02.2009
                  • 231

                  #9
                  Hallo Ritchie,

                  die sollen angeblich in der Eifel beim JaBoG 33 vorgehalten werden. Wenn man der Presse glauben darf.

                  Gruß Thomas

                  Kommentar

                  • Ritchie 66
                    Cold Warrior
                    • 09.07.2011
                    • 444

                    #10
                    Hallo Hatebred,
                    und das soll die Einheit der Amerikaner sein, die die Nuklearmunition sichert.


                    http://www.spangdahlem.af.mil/librar...et.asp?id=8418

                    Gruß
                    Ritchie 66

                    Kommentar

                    • B206
                      Cold Warrior
                      • 12.07.2007
                      • 383

                      #11
                      Zitat von suedbaden Beitrag anzeigen
                      Alles sehr interessant dort in dem Museum. Liegt etwas ab vom Schuss, aber wenn man mal in der Gegend sein sollte, ist es einen Abstecher Wert.
                      Danke für den klasse Tipp!!!!!!

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                      • Hoover
                        Cold Warrior
                        • 19.12.2013
                        • 601

                        #12
                        Mal eine Frage zu den 155mm A-Granaten von einem Nicht-Artilleriesten:

                        Ich habe kürzlich mit einem ehemaligen Batterichef einer FH-70 Batterie gesprochen (leider keine Kontaktdaten oder Anschirft etc mehr) der sagte mir eher nebenbei, dass man für die FH70 keine Atomgranaten hatte.

                        Aber die FH70 verschoss doch die gleiche Mun wie die M109, oder?
                        "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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                        • uraken
                          Cold Warrior
                          • 27.09.2008
                          • 865

                          #13
                          Die FH70 verschoß die prinzipiell gleiche Munition und M109A3GA1 hatten in ihrer Waffenanlage das gleiche Geschützrohr wie die FH-70/FH155-1.
                          Der Unterschied ist aber eher in der Rolle. Die FH70 gehörten zum Feldartillerie Bataillon der Division. Dieses hatten je nach aktueller Heeresstruktur eine oder zwei M110 Batterien neben den FH70 Batterien.
                          Die Qualifizierung für den nuklear Einsatz war nicht ganz ohne Aufwand. Es machte deshalb wohl wenig Sinn neben der/den M110 Einheiten auch noch die 155mm Batterien zu zertifizieren.

                          Der Artillerie Spezial Zug, der bis 85 Teil des Feldartillerie-Bataillons war, hing organisatorisch direkt an einer der M110 Batterien.
                          84/85 war diese in meinen Fall die 5/41, der als Teileinheit der Artillerie-Spezialzug 41 angehörte. Mit der Artillerie Struktur 85 kann sich das geändert haben.
                          Ob dieser Zug auch in der Lage gewesen wäre statt mit 203mm Munition wie W79 auch mit 155mm W48 zu arbeiten kann ich nicht sagen.

                          Mein Schlußfolgerung ist das dies weniger eine technische als eine Rollen- und Organisationsfrage war.
                          Zuletzt geändert von uraken; 28.02.2021, 15:48.

                          Kommentar

                          • Hoover
                            Cold Warrior
                            • 19.12.2013
                            • 601

                            #14
                            Das kann natürlich sein.
                            "Damals, als ich in meinem Alter war..."

                            Kommentar

                            • uraken
                              Cold Warrior
                              • 27.09.2008
                              • 865

                              #15
                              Es gibt vielleicht auch noch einen politischen Aspekt.
                              Nuklearfähige Waffensysteme erregten immer öffentliche und politische Aufmerksamkeit und sorgten für viele Diskussionen.
                              Erklärt man ein System als nicht nuklear fähig vermeidet man dies.
                              Ob die Ursache dafür nun technischer oder rollen basiert ist, ist in diesen Kontext sekundär. Die Aussage bleibt ja korrekt.
                              Und der Engpaß bei der Artillerie bezüglich des nuklearen Einsatzes war ja weniger die Anzahl der Rohre als das für eine Division nur zwei Spezialzüge zur Verfügung standen.

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