Feldjägerkompanie - Heeresstruktur 5 (nach 1990)

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #1

    Feldjägerkompanie - Heeresstruktur 5 (nach 1990)

    Anbei die wesentlichen Auszüge zur Stärke- und Ausrüstungsnachweisung (StAN) einer Feldjägerkompanie in der Heeresstruktur 5 (etwa 1993).

    Einige Anmerkungen dazu:

    Die 0,4 t waren nach 1991 größtenteils durch handelsübliche PKw (Opel Kadett und später Astra) ersetzt worden. Diese Pkw hatten zwar bessere Fahreigenschaften als der VW-Kübel, waren aber mit voller Ausrüstung an der Grenze der Überladung, vor allem wenn die Besatzung pro Person mehr als die rechnerisch festgelegten 75 kg wog. Während der 0,4 t aufgrund seiner Bodenfreiheit und seiner Bereifung auch durchaus abseits fester Wege noch Chancen hatte, scheiterten die Opel bereits an jedem Feldweg mit etwas tieferen Fahrspuren. Abgerissene Auspuffanlagen, Schäden an Lenkung, Radaufhängungen und Ölwanne kamen häufig vor, gerade bei den damals noch katastrophalen Straßen in den neuen Bundesländern. Der 0,4 t war um vieles robuster und unempfindlicher als die Opel.

    In kleinen Stückzahlen fuhren auch umgerüstete 0,5 t Iltis, die aber nie als Dauerausstattung der Feldjäger vorgesehen waren, sondern nur für kurze Zeit zur Überbrückung dienen sollten. Meistens waren das sowieso schon sehr angeschlagene Fahrzeuge aus Truppenbeständen aufgelöster Feldheerbataillone.

    Ein kleiner Teil der 0,4 t war durch den VW-Syncro (VW-Bus mit Allradantrieb) ersetzt worden, eines der besten Fahrzeuge der Feldjägertruppe. Gute Fahreigenschaften, geräumig, hohe Zuladung, durch den eingebauten Klapptisch das optimale Fahrzeug sowohl für KFZ-Kontrolle, Unfallaufnahme wie auch als Gefechtsstandfahrzeug oder zum Transport randalierender Soldaten. Das führte dazu, dass diese Fahrzeuge bevorzugt eingesetzt wurden und die Pkw hü oft stehenblieben.

    Ein ständiges Ärgernis war dagegen der FuC 3a, der VW-Bus als Funkfahrzeug mit bis zu drei Funkgeräten. Hoffnungslos überladen, untermotorisiert und ohne Allradantrieb, konnte dieses Fahrzeug funktechnisch günstige Aufbauplätze auf Anhöhen und abseits von festen Wegen oft nicht erreichen. Ein großer Teil der Ausrüstung konnte wegen der beengten Platzverhältnisse und der geringen Zuladung nicht mitgeführt werden, sondern musste mit einem zweiten Fahrzeug nachgeführt werden, z.B. das Stromaggregat und die dritte Antenne Standbetrieb beim Betrieb mit drei Funkgeräten. Auch fand der in vielen Einsatzlagen eigentlich notwendige dritte Soldat keinen Platz mehr in dem Fahrzeug. Wegen des fehlenden Platzes war auch eine Verwendung als Gefechtsstandfahrzeug nicht möglich. Ein LKw 2t mit Funkkabine die einzig vernünftige Alternative gewesen.

    Als Lkw 2 t fuhren in dieser Struktur die Unimog 2 t gl statt der bisher verwendeten handelsüblichen Mercedes-Benz L 508. Bei den neu aufgestellten Feldjägerkompanien in den neuen Bundesländern verwendeten wir noch lange die aus der NVA übernommenen W 50 und L 60, die nicht schlecht waren.

    Neu bei den Krädern war, dass es jetzt in jeder Kompanie zwei schwere Kräder (BMW) gab. Die ursprüngliche Verwendung als Eskortekräder war eigentlich nur in Berlin und Bonn wirklich ein Thema, bei den meisten Feldjägerkompanien liefen diese Maschinen vor allem im Verkehrsdienst.

    Als Friedenszusatzausstattung gab es vor allem für Nachforschungen nach eigenmächtig abwesenden Soldaten zwei „Pkw leicht“, das waren meistens Opel Corsa oder Ford Fiesta. In einigen Fällen fuhren hier auch Ford Escort, im „Osten“ hatten wir anfangs noch Lada 2140, den Nachbau des Fiat 124.
    Pro Kompanie war ein ziviler Opel Omega für Personenschutzeinsätze vorhanden. Dieses sehr gute Fahrzeug krankte daran, das kein Funkgerät eingebaut war.
    Ebenfalls für Personenschutz waren zwei spezielle Funkgeräte-Sätze gedacht. Hier konnten kleine Funkgeräte verdeckt am Körper mitgeführt werden, die allerdings keine Verbindung zu den SEM-Geräten halten konnten.
    Auch war pro Kompanie ein „Mobiltelefon“ (Handy) schon vorgesehen, die jedoch erst ab 1995 ausgeliefert wurden.
    Die Pistolen gehörten größtenteils zur Friedenszusatzausstattung, P 1 für den „normalen“ Dienst und P 7 für Zivileinsätze.
    Angehängte Dateien
  • tannenzapfen
    Cold Warrior
    • 25.01.2022
    • 436

    #2
    Dankeschön! Wie war die Feldjägertruppe in der Heeresstruktur 5 oberhalb der Kompanieebene strukturiert? Gleich wie noch in der HS 4?

    Kommentar

    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2822

      #3
      Es gab pro WBK ein Feldjägerbataillon mit einer Stabs- und Versorgungskompanie und zwischen 3 und 5 Feldjägerkompanien, sowie ein Bataillon beim BMVg. Einzelne Bataillone hatten auch eine Ausbildungskompanie. Die bereits in der Heeresstruktur 4 vorhandenen Gerätebataillone bestanden zunächst weiter, die Gerätebataillone für die neu aufgestellten Bataillone in den Wehrbereichen VII und VIII wurden erst nach 1995 aufgestellt.

      Beispiel Feldjägerbataillon 701 beim Wehrbereich VII, Stand 1995:
      Stab und 1. (Sabs- u. Versorgungskompanie) LEIPZIG
      2. Kompanie LEIPZIG
      3. Kompanie ERFURT
      4. Kompanie FRANKENBERG
      FJgAusbKp 700: Aufgestellt Dez. 1993 SCHWALMSTADT

      Das dazu gehörende FJgBtl 711 (Geräteeinheit) wurde erst Anfang 1997 aufgestellt, zunächst ganz kurz in DELITZSCH, dann wurde der Mob.Stützpunkt LINDHARD / NAUNHOF.

      Im April 1997 nahm das FJgBtl 701 drei Kompanien des FJgBtl 801 auf, aber das war dann schon nicht mehr HStr. 5.

      Kommentar

      • MK_6_760
        Rekrut
        • 23.12.2023
        • 5

        #4
        Nach meiner Erinnerung wich die F-StAN nicht ganz unwesentlich von der V-StAN ab: Ich habe sie nur einmal zu Gesicht bekommen, aber nach meiner Erinnerung gab es dann nur einen Offizier pro Zug und einige der im V-Fall für FJg-Uffz vorgesehene Stellen (z. B. die beiden Krad-Melder) waren im F-Fall Stellen für Mannschaftsdienstgrade. Der VU war Stand 10/1993 bereits ein VersDstFw. Vielleicht ist ja die F-Stan noch verfügbar?

        Kommentar

        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2822

          #5
          Zitat von MK_6_760 Beitrag anzeigen
          Nach meiner Erinnerung wich die F-StAN nicht ganz unwesentlich von der V-StAN ab
          Das ist sicher richtig, es hängt auch davon ab, welche StAN das jeweilige Feldjägerbataillon hatte. Für die neu aufgestellten Bataillone in den Neu-Fünftland galten einige Zeit auch Behelfs- oder Übergangs-StAN. Eigentlich hatte jedes Feldjägerbataillon eine eigene, abweichende StAN, schon allein bedingt durch die unterschiedliche Zahl und Art von Kompanien im Bataillon. Ich dazu eine Übersicht mit Stand 1989 an, das hat sich immer wieder geändert.

          Die Züge hatten nach 1992 oft eine V-StAN von 2 Offizieren, 25 bzw. 24 Unteroffizieren und 2 oder 3 Mannschaften. Die F-StAN dagegen sah 1 Offizier, 11 Unteroffiziere und 6 Mannschaften vor. Häufig waren sogar mehr als diese 6 Mannschaften verfügbar, weil wehrpflichtige Mannschaften, welche die Unteroffizierausbildung in Sonthofen durchliefen, als Übersoll mitliefen. Auch gab es (zumindest in den neuen Bundesländern) die Möglichkeit, wehrpflichtige Mannschaften, die eigentlich für die Unteroffizierausbildung vorgesehen waren, nicht nach Sonthofen zu schicken, sondern sie als "Soldaten im Feldjägerdienst" im normalen Feldjäger-Schichtdienst mitlaufen zu lassen.
          Ich hatte in meiner Zeit als KpChef in Leipzig (2./FJgBtl 701, 1991 - 1994) zeitweise um die 15 Mannschaften im Übersoll.

          Ähnlich ist das mit dem VersDstFw. Bei den beiden "Ost-Bataillonen 701 und 801 gab es es auch 1995/1996 noch den Versorgungsunteroffizier, bei den "West-Bataillonen" mag das anders ausgesehen haben.

          Frage zu Deinem "Namen" - "MK_6_760": Gehe ich recht in der Annahme, dass Du in der glorreichen 6./Feldjägerbataillon 760 (ehemalige Feldjägerkompanie 12) in Veitshöchheim gedient hast? ich habe dort auch einige Jahre als Zugführer verbracht.
          Angehängte Dateien
          Zuletzt geändert von Nemere; 07.01.2024, 11:21. Grund: Dateianhang

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