Feldjägerkompanie - Planung und StAN 1956

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #1

    Feldjägerkompanie - Planung und StAN 1956

    Ich bin im BA-MA über eine dicke Akte mit sehr ausführlichen Angaben zu den geplanten StAN in den Divisionen des Jahres 1956 gestossen.

    Zuerst natürlich meine ehemalige militärische Heimat, die Divisionsfeldjägerkompanie.

    Man hatte damals eine Struktur und Ausstattung vorgesehen, von der wir am Ende des Kalten Krieges immer noch geträumt haben.
    - 5 Züge, so dass in der Division jede Brigade mit einem Zug unterstützt werden konnte und noch zwei Züge für sonstige Aufgaben im Divisionsgebiet verfügbar waren.
    - Die Züge hatten eine sinnvolle Einteilung in drei Gruppen, so dass man nicht immer die später vorhandenen zahlreichen einzelnen "Streifen" für jeden Einsatz neu zu "mehreren Streifen" unter gemeinsamer Führung gruppieren musste (so die offizielle Führungsdoktrin aus der Vorschrift)
    - Die vorhandenen LKW waren mit Winde ausgestattet, so dass auch das Bergen eines Fahrzeugs möglich war, was es nach 1965 nicht mehr gab.
    - Mit dem SCR 506 stand ein Kurzwellenfunkgerät mit bis zu 90 W Sendeleistung und damit entsprechender Reichweite zur Verfügung. Das SEM 25 brachte es nur auf 15 W im UKW-Bereich.
    - Es gab in jedem Zug ein Sprachschlüsselgerät
    - Die Feldjägerkompanie hatte sogar eine eigene Flak 20 mm. Auch bei den anderen Truppenteilen, die in dieser Akte behandelt werden, sind auffällig viele Flak 20 mm vorhanden, z.B. bei der Divisions-Stabskompanie 8, bei der Stabskompanie des Kampfgruppenstabes 5, beim PzBtl 12 (!), beim PzArtBtl 69 (!!) oder bei der InstKp der Division 6

    Quelle: BA-MA BH 1/1612
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Nemere; 08.01.2023, 20:09.
  • uraken
    Cold Warrior
    • 27.09.2008
    • 865

    #2
    Die Wichtigkeit der der 20mm sollte auch heute nicht unterschätzt werden. Gerade gegen die Billigdrohnen wäre das durchaus ein wirksames Mittel.
    Nicht umsonst wird das östliche Gegenstück, die ZSU-23 auch heute noch sei es auf LKW, MTLB oder BMP/BMD montiert in vielen Konflikten und wie auch in der Ukraine eingesetzt.
    Klar das Ding ist weder sexy noch macht es sich gut auf Powerpoint aber es funktioniert.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2822

      #3
      Das Problem war bei der Bundeswehr nur, das von den tausenden vom 20 mm Flak der 1956er Planung nichts da war und auch nichts eingeführt wurde. Die Planungen sahen neben der 20 mm kurz auch noch 20 mm Bord-Zwillings-kanonen und Fla-Vierlings-Flak vor. Die damalige Panzerdivision sollte 341 Bord-Maschinenkanonen 20 mm, 478 Kanonen 20 mm kurz und 75 Vierlings-20 mm Kanonen bekommen, das sind über 900 dieser Kanonen.
      Eingeführt wurden in den 1960er Jahren einige wenige 20 mm Kanonen, die anscheinend von Hispano-Suiza oder Oerlikon kamen und in ähnlicher Art auch in ganz geringer Stückzahl beim BGS zu finden waren - zumindest findet man sie auf einigen Bildern von Vereidigungen des BGS. Erst in den 1970er Jahren kamen die bekannten 20 mm Feldkanonen und die 20 mm Zwillingsflak bei der Luftwaffe.
      Angehängte Dateien

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      • Malefiz
        Cold Warrior
        • 22.12.2010
        • 373

        #4
        Hallo Nemere
        Da gibts eine Seite
        http://feldjaeger-ehemaligentreffen.de/fjgbtl-610/,
        die beschreiben etwas zu den Überlegungen vor der Aufstellung der Bundeswehr Feldjäger. Das passt vielleicht ganz gut hierher.


        Interessant wäre jetzt ja der Unterschied zur Gliederung und den Aufgaben der Wehrmachtsfeldjäger. Ein bisschen findet sich im Lexikon der Wehrmacht.

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        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2822

          #5
          Die Website zum FJgBtl 610 ist schön, die vorhandenen sachlichen Fehler betreffend meistens Aussagen zu den genannten Personen und sind für unser Forum eigentlich weniger interessant. Für die Anfangsphase der Bundeswehr sollte man noch vermerken, dass es für diese Zeit neben den genannten Feldjägern des Feldheeres (=Divisionsfeldjäger) und denen der damaligen Territorialen Verteidigung (= Wehrbereichsfeldjäger) auch noch Feldjäger bei der sog. „Basisorganisation“ gab. Diese war vor allem für Logistikaufgaben linksrheinisch zuständig und sollte auch einige Feldjägerkompanien erhalten, von denen allerdings nur einzelne Züge aufgestellt wurden (z.B. in Budel/NL). Hier war auch die Aufstellung von reinen „Verkehrsregelungskompanien“ geplant.

          Die auf dieser Website ebenfalls angesprochene schnelle Umbenennung Anfang 1956 von der eigentlich geplanten Bezeichnung „Militärpolizei“ zu „Feldjägern“ ist zumindest diskussionswürdig.

          Zum einen konnten und können viele Leute mit dem Begriff „Feldjäger“ nichts anfangen. Wenn man in Zivil Nachforschung nach eigenmächtig abwesenden Wehrpflichtigen fuhr und sich dann bei Zivilisten als „Feldjäger“ vorstellte, stieß das sehr oft auf Unverständnis. Erst wenn man dann „Militärpolizei“ nachsetzte, war die Situation wieder klar.

          Zum anderen wurde und wird der Begriff „Feldjäger“ vom „Reitenden Feldjägerkorps“ (RFC) abgeleitet, das vom Alten Fritz 1740 gegründet wurde. Das RFC hat aber nur am Rande mit den Aufgaben einer Militärpolizei zu tun, sie sollten vor allem Straßen und Unterbringungsmöglichkeiten erkunden. Aufgaben im Ordnungs- und Sicherheitsdienst gehörten nicht dazu. Ab ca. 1820 hatte das RFC mit Militärpolizei überhaupt nichts mehr zu tun, sondern nahm eigentlich nur noch Kurieraufgaben für die preußische und später kaiserliche Regierung wahr, vor allem auch im diplomatischen Verkehr.
          Ansonsten waren „Feldjäger“ in der deutschen und österreichischen Militärgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts eine meist zu Fuß in aufgelockerte Formation kämpfende leichte Infanterie, eine Jägertruppe, oft hervorgegangen auch teilweise eher obskuren Freibataillonen.

          Mit dem „Feldjägerkorps“ der Wehrmacht wollten sich dagegen die Feldjäger die Bundeswehr nie identifizieren. Die ab Ende 1943 aufgestellten Feldjägertruppenteile waren eine Reaktion auf die zunehmenden Verfalls- und Auflösungserscheinungen der Wehrmacht und waren von daher natürlich mit dem massiven Durchgreifen gegen Etappenunwesen, Deserteure und Versprengte zu tun, was andererseits selbstverständlich klassische Aufgaben einer Militärpolizei sind. Die Wehrmachtsfeldjäger hatten umfassende Befugnisse bis hin zur Auflösung von Einheiten, auch die Waffen-SS unterstand ihren Anordnungen, was damals ein ziemlich einmaliger Vorgang war.

          Eigentlich leiten sich die Aufgaben der Bundeswehr-Feldjäger von der „Feldgendarmerie“ her, nämlich Verkehrsdienst, Ordnungsdienst und Sicherheitsaufgaben. Dass wirklich Neue war, dass es bei der Bundeswehr diese „Militärpolizei“ bereits im Frieden gibt, während bis dahin sowohl bei der Armee des Kaiserreich wie auch bei Reichswehr und Wehrmacht erst im Kriege Feldgendarmerieeinheiten aus Beamten der Polizei/Gendarmerie gebildet wurden.
          Auch die Befugnisse der Bundeswehr-Feldjäger gingen und gehen weit über die Rechte der damaligen Feldgendarmerie hinaus und sind teilweise durchaus mit denen der Feldjäger der Wehrmacht vergleichbar.

          Die genannten Seiten zu den Ordnungstruppen der Wehrmacht beim „Lexikon der Wehrmacht“ stammen nahezu vollständig von mir und sind an die zwanzig Jahre al.

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