Panzerjägerbataillone der Bundeswehr

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #1

    Panzerjägerbataillone der Bundeswehr

    Die Panzerjägertruppe der Bundeswehr wurde - wie die Heeresflugabwehrtruppe - ersatzlos aufgelöst und gerät immer mehr in Vergessenheit. Da ist es gut, mal daran zu erinnern, das im Heer einmal Panzerjägerbataillone gab, in der maßlosen Planung der Anfangsjahre um 1955/56 hatte man sogar Panzerjägerregimenter im Sinn.
    Was ich dazu zusammengetragen habe, steht im Anhang.

    Grüße
    Jörg
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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #2
    Nachtrag:

    ich habe noch ein Bataillon übersehen, es gab auch ein Panzerjägerlehrbataillon

    Panzerjägerlehrbataillon
    Aufgestellt Mai 1956 in Bremen-Grohn, gibt 1958 Teile zur Aufstellung Panzer-Btl 83 ab.
    Ende 1959: 1. Kompanie wird Panzerjäger-Kp 70, 2. Kp wird zur Panzerjäger-LehrKp 20, 3. Kp wird Unteroffizier-Lehrinspektion der Panzerabwehrschule.
    Ab 1960 verkleinerter Führungsstab für mehrere selbständige Panzerkompanien. Februar 1972 der Panzerlehrbrigade 9 unterstellt und Anfang 1973 aufgelöst, bildet Panzerjäger-Lehr-Kpn 70, 90 und Luftlande-Panzerabwehrkompanie 270.
    Bremen-Grohn, ab 1958 Munster
    G: 1958: Stabskompanie (4 x M 41), 1. – 3. Panzerjäger-Kp (je 22 x M 41, ab 1959 auch M 47, zeitweise auch PAL SS-10 auf LKW 0,75t als Truppenversuch), 4. Versorgungskompanie

    Kommentar

    • spanier
      Rekrut
      • 29.07.2009
      • 44

      #3
      Hallo Jörg,

      vielen Dank für den interessanten Beitrag.

      Zwei Anmerkungen von meiner Seite:

      1. In Heerestruktur I und II ist ein "Panzerjägerbataillon" vom taktischen Ansatz her fast das gleiche wie ein "Panzerbataillon". Beide hatten z.B. M 47,...führten das Gefecht in ähnlicher Weise. Ja, das "Panzerjägerbataillon" wurde z.B. von der Division geführt, und konnte ja auch als Divisionsreserve benutzt werden, aber das hätte auch ein anderes "Panzerbataillon" machen können.

      2. Erst mit der Heeresstruktur IV, also der Panzerjägerkompanie auf Brigadeebene, wurde dem Brigadekommandeur ein Element in seine Hände gegeben, das sich mit Kampfentferungen um die 4.000 klar von anderen abhob.
      Diese Kp wäre ja nie geschlossen eingesetzt worden, sondern Zugweise den Kampftruppenbataillonen der Brigade unterstellt worden. Und (so wurde es damals im Taktiklehrgang gefordert) im Schwerpunkt des Bataillons eingesetzt worden. Und nie als Reserve. Und wenn irgendwie möglich flankierend.
      Und nicht zu vergessen die Möglichkeit, auch das Panzeraufklärungsbataillon der Division im der ersten Phase des Gefechts zu unterstützen, auch hier ist die Waffenreichweite ein Vorteil, um hier bereits eine Verzahnung mit den angreifenden Kräften zu vermeiden.

      Grüsse

      Spanier

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2822

        #4
        zu 1) In der Heeresstruktur II gab es keine Panzerjägerbataillone mehr.
        In der Heeresstruktur 1 wären die Panzerjägerbataillone nicht als Panzerbataillone eingesetzt worden, sondern wäre wahrscheinlich kompanieweise den Kampfgruppenstäben unterstellt worden. Brigaden gab es damals noch nicht, unterhalb der Divisionsebene gab es als Panzerabwehr nur zwei Leichtgeschütze pro Grenadierkompanie.
        Eine zweite Einsatzmöglichkeit wäre der geschlossene Einsatz des Bataillons im Schwerpunkt der Panzerabwehr, also in sehr panzergünstigem Gelände gewesen.
        Eine Verwendung als Reserve lässt sich aus den damaligen Vorschriften nicht entnehmen.
        Bei der Panzerabwehr wird immer wieder der Einsatz des Panzerjägerbataillons zum Überwachen, zur Panzerabwehr auf weite Entfernungen und zum Wirken aus der Flanke auf den Gegner betont. Auch beim Angriff sollten die Panzerjäger diese Aufgaben übernehmen, der Einbruch in die feindliche Verteidigung war Sache der Panzer und der Infanterie.

        zu 2) Panzerjägerkompanien gab es nicht erst in der HStr. IV, sondern bereits ab 1960 in der Heeresstruktur II. Damals erhielt grundsätzlich jede Brigade eine Panzerjägerkompanie, zunächst nur mit Kanone, ab 1961 zusätzlich mit SS 11 auf dem HS 30 Fahrgestell. Die Panzerbrigaden erhielten erst 1967 eine Panzerjägerkompanie, rein mit PzJgRak, da dann der Raketenjagdpanzer mit der SS 11 auf dem Fahrgestell Kanonenjagdpanzer verfügbar war. Die Panzerabwehrkompanien der damaligen Fallschirmjägerbrigaden hatten eine LL-PzAbwKp mit Leichtgeschützen und PAL Cobra.
        Außerdem gab es in der HStr. 2 noch bei jedem PzGrenBtl Panzerabwehrzüge. Die PzGrenBtl SPz hatten ein bis zwei Züge mit 5 bis 8 Panzern, zunächst M 41, dann Kanonenjagdpanzer. Die PzGrenBtl mot. oder MTW hatten ebenfalls ein bis zwei Züge mit 5 bis 8 Panzern, dazu einen Zug mit PAL Cobra.

        In der HStr. 3 hatten die Pz- und die PzGrenBrig weiterhin eine Panzerjägerkompanie. In der Panzerbrigade war dies meistens eine reine Raketenjägerkompanie mit 17 RakJgPz, in der Panzergrenadierbrigade eine gemischte Kp mit 12 KanJgPz und 5 RakJgPz. Da die Panzerabwehrzüge bei den Grenadierbataillonen jetzt entfielen, wurde ab diese Zeitpunkt die Kompanie oftmals zugweise aufgeteilt. Ebenfalls ab HStr. 3 gab es beim TerrH Panzerjägerkompanien. Jedes Heimatschutzkommando bekam vier Panzerjägerkompanien, meistens mit M 48 ausgestattet.

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        • Relikte
          Cold Warrior
          • 25.01.2009
          • 127

          #5
          Moin zusammen,

          zur Nennung im Dokument:
          Panzerjägerbataillon 103 (2) Aufstellung fraglich!!
          Aufstellung angeblich 1992 aus Heimatschutzbrigade 52, 1996 aufgelöst
          Lingen

          Lingen liegt in „meinem Revier“, dazu kann ich etwas beitragen.
          Die Ziffer 103 passt in der Zeit nicht in die Gegend und nicht in die Strukturen.
          PzjgBtl ist falsch und 103 ebenfalls.

          Dazu die Aufzeichnungen des Lingener Bw-Urgesteins OStFw Schnieders zitiert:
          Dez.1990 bis Okt. 1991 gliedert PzBtl 523 um in JgBtl 523. In der Zeit werden auch die KPz M 48 abgegeben.
          1992 entsteht aus der HSchBrig 52 das JgRgt 52.
          1996 erfolgt die Außerdienststellung von JgRgt 52 mit den drei JgBtl 523, 522 und 622 (letztere am Standort Fürstenau).

          Richtig war also JgBtl 523.

          Grüße
          Manfred / Relikte
          Viele Grüße
          Manfred / Relikte

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          • Nemere
            Cold Warrior
            • 12.06.2008
            • 2822

            #6
            Zitat von Relikte Beitrag anzeigen
            ... zur Nennung im Dokument:
            [B]Panzerjägerbataillon 103 (2) Aufstellung fraglich!!
            Vielen Dank für die Klarstellung.Damit hat das hier im Forum vorhandene "Schwarmwissen" wieder zur Klärung eines Zweifelsfalles beigetragen.

            Leider sind im Bundesarchiv-Militärarchiv die Akten über die großen Umgliederungs- und Auflösungsorgien der frühen 1990er Jahre wegen der Archiv-Sperrfristen noch nicht zugänglich, so das man für diesen Zeitraum nur auf andere, oft nicht sehr zuverlässig Quellen wie so manche Internetseite angewiesen ist. Dadurch entstehen manchmal solche zweifelhaften Einheiten, wie auch z.B. das obskure Sicherungsregiment 300.

            Ich habe die Berichtigung in meinen Text aufgenommen, ebenso das Panzerjägerlehrbataillon, außerdem konnte ich nach einem Telefonat mit dem BA-MA noch einige Quellen ergänzen. Dabei hat sich auch das PzJgBtl 103 (1) von 1956 geklärt, habe ich ebenfalls eingearbeitet.

            Grüße
            Jörg
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            • tannenzapfen
              Cold Warrior
              • 25.01.2022
              • 436

              #7
              Zitat von spanier Beitrag anzeigen
              2. Erst mit der Heeresstruktur IV, also der Panzerjägerkompanie auf Brigadeebene, wurde dem Brigadekommandeur ein Element in seine Hände gegeben, das sich mit Kampfentferungen um die 4.000 klar von anderen abhob.
              Diese Kp wäre ja nie geschlossen eingesetzt worden, sondern Zugweise den Kampftruppenbataillonen der Brigade unterstellt worden. Und (so wurde es damals im Taktiklehrgang gefordert) im Schwerpunkt des Bataillons eingesetzt worden. Und nie als Reserve. Und wenn irgendwie möglich flankierend.
              Eine Frage hierzu: Warum war die Gebirgspanzerjägerkompanie 230 anders ausgerüstet als alle (?) anderen PzJgKp der Brigaden, nämlich mit 17 Leopard 1 anstatt von 12 Jaguar 2?

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              • spanier
                Rekrut
                • 29.07.2009
                • 44

                #8
                Nur meine Vermutung.

                Die Gebirgspanzerjägerkp 230 war ja ein Verband der Gebirgsjägerbrigade 23.
                Die Brigade 23 hatte in der Heerestruktur IV in den 4 Gebirgsjägerbtl keinerlei Kampfpanzer oder Schützenpanzer.
                Mit den 17 Kpz Leopard wollte man anscheinend der Brigade mehr bewegliche Feuerkraft geben.


                Diesem Ansatz folgend würde es auch erklären, warum die 1. Gebirgsdivision als einzige Division ein sehr kampfstarkes PzBtl auf Divisonsebene hatte, mit 54 Kpz Leopard 1.
                Evtl. würde dieses Btl der Brigade 23 unterstellt, als eine Möglichkeit des Handelns.

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                • Nemere
                  Cold Warrior
                  • 12.06.2008
                  • 2822

                  #9
                  Die Vermutung von spanier ist sicher richtig. Die Gebirgsjägerbrigade als zwar infanteriestarker, aber ungepanzerter Verband konnte nur in panzerungünstigen Gelände (stark durchschnitten, Wald, Gebirge) mit Erfolg eingesetzt werden. Dort hätten aber die großen Kampfentfernungen für die Panzerjäger (Rakete) gefehlt. Zudem brauchte die Gebirgsjägerbrigade zumindest einige Kampfpanzer als schwere Unterstützungswaffen im Waldkampf oder Ortskampf. Deswegen ist man hier auf den Leopard I als Ausstattung verfallen. Zu dem waren Gliederung und Ausstattung der GebPzJgKp 230 auch deutlich von der einer Panzerkompanie abweichend, die Kompanie hatte 17 Kampfpanzer ( 4 Züge zu je 4 Panzern, 1 Panzer KpChef), dazu 1 M 113 als Führungsfahrzeug. Die "normale" Panzerkompanie hatte dagegen nur 13 Kampfpanzer (3 Züge zu je 4 Panzern, 1 Panzer KpChef).
                  Ab Mitte der 1980er Jahre wurde im V-Fall die GebJgBrig 23 der 1. Luftlandedivision unterstellt und war zusammen mit den Luftlandebrigaden 25 und 26 im tiefsten bayerischen Wald eingesetzt. Dadurch wurden die Gebirgsdivision mit ihren mechanisierten Brigaden frei als Korpsreserve des II. Korps, u.a. mit der Einsatzoption südlich der Donau für den Fall eines Angriffs des Warschauer Paktes durch Österreich.

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                  • tannenzapfen
                    Cold Warrior
                    • 25.01.2022
                    • 436

                    #10
                    Interessant, vielen Dank! Ich hatte zuerst an so etwas gedacht, bin dann aber davon ausgegangen, dass im Zweifel das Panzerbataillon der Division Unterstützung liefert, aber so ergibt das natürlich auch Sinn, zumal ja weder der Jaguar noch der Leopard im Gebirge wirlich nützlich waren. Als dann der Wiesel mit TOW kam, wurde die Kompanie m.W. auch recht schnell umgerüstet.

                    Interessanterweise klingt das Konzept (KPz-Kompanie auf Ebene Brigade, um der Infanterie Feuerunterstützung zu geben) dem sehr ähnlich, was jetzt die Amerikaner gerade mit ihrem "Mobile Protected Firepower"-Programm planen.

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                    • uraken
                      Cold Warrior
                      • 27.09.2008
                      • 865

                      #11
                      In der Diskussion über die Verteidigung Ost Bayerns sind auch Angaben wo die GebJgBrig 23 eingeplant war. Vielleicht geben dir diese Diskussion einige Hinweise, warum auch die GebJgBrig 23 Leos gut verwenden konnte.
                      http://www.cold-war.de/showthread.ph...yerischen-Wald
                      http://www.cold-war.de/showthread.ph...eidigung/page2
                      http://www.cold-war.de/showthread.ph...ern-Flugabwehr
                      http://www.cold-war.de/showthread.ph...sion-im-V-Fall
                      Die diversen Auszüge aus dem GDP waren für mich persönlich Augen öffnend, da sie viele eigene Annahmen über den Haufen warfen.

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                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2822

                        #12
                        Zitat von tannenzapfen Beitrag anzeigen
                        Interessanterweise klingt das Konzept (KPz-Kompanie auf Ebene Brigade, um der Infanterie Feuerunterstützung zu geben) dem sehr ähnlich, was jetzt die Amerikaner gerade mit ihrem "Mobile Protected Firepower"-Programm planen.
                        Auch hier ist interessant, ein bißchen in die Geschichte einzutauchen. Bis zum Ende der Heeresstruktur 2 (um 1971) hatten die Infanteriebataillone fast immer "schwere Kompanien" (5. Kp) wo es neben den Mörsern auch Panzerjägerzüge gab, ausgestattet mit dem Kanonenjagdpanzer. Diese Jagdpanzer wurden neben ihrer eigentlichen Aufgabe der Panzerabwehr oft auch als eine Art "Sturmgeschütze" zur Bekämpfung feindlicher Feldbefestigungen eingesetzt.
                        In der Heeresstruktur 3 schaffte man die Panzerjägerzüge in den schweren Kompanie ab, es waren dann reine Mörserkompanien. Man vertraute nun rein auf die bei den PzGrenKp eingeführten oder zur Einführung vorgesehenen MILAN zur Panzerabwehr auf Bataillonsebene. Nun ist die MILAN sicher nicht die optimale Waffe gegen Bunker usw., alleine schon aus Kostengründen oder der Mengenverfügbarkeit. Also musste jedesmal das Panzerbataillon der Brigade Kampfpanzer an die PzGrenBtl abgeben, wenn es um Einsätze ging, für die man früher die Bataillonseigenen Jagdpanzer heranziehen konnte.
                        In der Heeresstruktur 4 ging man dagegen bei vielen Jägerbataillonen des Feld- und Territorialheeres dazu über, in den 5. Kompanien wieder Panzerjägerzüge, ausgestattet mit M 48 oder Leopard 1, einzuführen.

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