Geschichte der PzLehrBrig 9

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  • EmilBerggreen
    Cold Warrior
    • 19.07.2015
    • 514

    #1

    Geschichte der PzLehrBrig 9

    Hallo zusammen,

    kann jemand mehr über die Geschichte der PzLehrBrig 9 sagen?
    Laut Wiki das „Schaufenster des Heeres“, wie hatte sich das damals ausgedrückt?
    Die ILÜ - Informations- und Lehrveranstaltungen des Heeres in MUNSTER und BERGEN gab es meines Wissens erst ab 2010.

    Welche Lehrvorführungen hatte die PzLehrBrig 9 damals in den 1970ern, 1980ern abgehalten.
    Anscheinend wurden in den Bataillonen der PzLehrBrig 9 häufig neue Waffensysteme ausprobiert. Einführung des Leopard 2, etc.
    Panzerlehrbataillon 91, Panzergrenadierlehrbataillon 92, Panzerlehrbataillon 93, Panzerlehrbataillon 94, Panzerartillerielehrbataillon 95, etc.

    War die PzLehrBrig 9 so etwas wie ein Eliteverband, der eng an der Panzertruppenschule Munster ausgebildet wurde und einen bestimmten Leistungsstand halten musste?
    Im GDP der 3. PzDiv hatte die PzLehrBrig 9 ja dann keinen Sonderstatus sondern war ganz normal in deren Operationsplan eingebunden, oder?

    Gruss
  • EmilBerggreen
    Cold Warrior
    • 19.07.2015
    • 514

    #2
    Stab/Stabskompanie Panzerlehrbrigade 9, Munster


    Panzerjägerlehrkompanie 90, Munster
    Panzerjägerausbildungskompanie 904, Munster (Dezember 1988 aufgelöst)
    Panzerpionierlehrkompanie 90, Munster
    Nachschublehrkompanie 90, Munster
    Instandsetzungslehrkompanie 90, Munster


    Panzerlehrbataillon 91 (teilaktiv), Munster
    Panzergrenadierlehrbataillon 92, Munster
    Panzerlehrbataillon 93, Munster
    Panzerlehrbataillon 94, Munster
    Panzerartillerielehrbataillon 95, Munster

    Kommentar

    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2822

      #3
      Es ist doch ganz normal, dass bei Lehrtruppenteilen neue Waffensysteme oder neue Truppenstrukturen zuerst erprobt und getestet werden, das ist ja eine der Aufgaben von Lehrverbänden.
      Auch Lehrveranstaltungen und Vorführungen gab es schon seit der Aufstellung der "Panzer-Lehrkampfgruppe" als Vorläufer der Panzerlehrbrigade 9. Schon im August 1956 fand eine Lehrübung "Große Heide" statt.
      Es gibt für die PzLehrbrigade 9 eine recht umfangreiche Truppengeschichte:


      Inhaltsverzeichnis dazu:


      Beschrieben wird die Brigade auch in:
      Offizierheim-Gesellschaft Munster e.V. (Hrsg.): Geschichte der Kampftruppenschule Munster, Munster 1987, S. 252 - 276.

      Kommentar

      • EmilBerggreen
        Cold Warrior
        • 19.07.2015
        • 514

        #4
        Vielen Dank für den guten Tipp!

        Kommentar

        • DeltaEcho80
          Cold Warrior
          • 09.03.2013
          • 1703

          #5
          Zitat von EmilBerggreen Beitrag anzeigen
          Hallo zusammen,

          kann jemand mehr über die Geschichte der PzLehrBrig 9 sagen?

          War die PzLehrBrig 9 so etwas wie ein Eliteverband, der eng an der Panzertruppenschule Munster ausgebildet wurde und einen bestimmten Leistungsstand halten musste?
          Im GDP der 3. PzDiv hatte die PzLehrBrig 9 ja dann keinen Sonderstatus sondern war ganz normal in deren Operationsplan eingebunden, oder?

          Gruss
          Hallo Emil,

          die Funktion als "Lehr"-Einheit war - wie Jörg schon beschreibt - eine "Zusatzfunktion" zur Erprobung oder für Truppenversuche.

          Das hat im Umkehrschluss viel "Arbeit und Stress" bedeutet, da von der Zugebene angefangen bis zur Bataillonsebene immer wieder Abstellungen an die Infanterieschule erfolgten, um dort Lehrübungen, Truppenversuche usw. mit zu begleiten. Zugleich musste natürlich aber der Ausbildungsauftrag oder die Teilnahme an REFORGER und sonstigen Übungen gewährleistet werden. Diese Lehreinheiten waren nämlich "ganz normal" in die GDP-Planungen einbezogen. Hier wäre im V-Fall kein Unterschied gemacht worden. Die 353er waren z.B. innerhalb der Brigade 35 geplant. Dieser Umstand wird sogar in der Chronik der 353er ausführlich erwähnt, dass man eben als Angehöriger eines Lehrbataillons zusätzliche Belastungen zu tragen hatte.

          Meines Wissen wurde das - zumindest in Hammelburg - durch die Aufstellung weiterer Kompanien versucht, aufzufangen. Die 353er hatten zeitweise 8 oder sogar 9 Kompanien, da man noch eine reine AGA-Kompanie und eine Uffz-Lehr-Kp hatte. Und das bis kurz vor Auflösung 2006.

          Die Aufllösung des Jägerlehrbataillons 353 hat damals keiner so richtig verstanden, zumal die Infanterieschule seitdem echte Schwierigkeiten hat, manche Vorhaben zu stemmen. Ein Unterstützungszug usw. kann das nicht auffangen. Teilweise werden nun andere Einheiten weit hergeholt, um Truppenversuche durchführen zu können.

          Bei der PzLehrBrig wird das im Zusammenhang mit der Panzertruppenschule nicht anders gewesen sein bzw. heute noch so sein.
          Zuletzt geändert von DeltaEcho80; 02.05.2021, 16:57.

          Kommentar

          • EmilBerggreen
            Cold Warrior
            • 19.07.2015
            • 514

            #6
            Besten Dank für die Infos!

            Was mich noch interessieren würde: hatte die PzLehrBrig 9 durch ihre "intensivere und häufigere Ausbildung" einen höheren Kampfwert als ein vergleichbarer Panzergroßverband?

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            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2822

              #7
              In der Theorie vielleicht schon, aber dafür wird es kaum objektiv meßbare und vergleichbare Faktoren geben. Wobei der Begriff "Kampfwert" bei jedem Taktiklehrer wahrscheinlich einen Schreikrampf auslösen würde. Es gibt Kampfkraft und Gefechtswert, aber keinen Kampfwert.

              Kommentar

              • EmilBerggreen
                Cold Warrior
                • 19.07.2015
                • 514

                #8
                Okay, nochmal Danke.
                WP
                Kampfkraft (Militär):
                * Anzahl, Art und Qualität der Waffen und Waffensysteme
                * Verfügbarkeit von Munition und sonstigem Nachschub
                * Qualität der Führung
                * Zahl, Ausbildung und Kampferfahrung der Soldaten
                * Physische Kondition, Ernährungszustand und Ermüdung der Soldaten
                * Kampfmoral der Einheit und ihrer Angehörigen
                * Wetter oder Unwetter: Extreme Wetterbedingungen können die Kampfkraft verringern

                Gefechtswert: Effektivität von militärischen Einheiten und Verbänden. [...] in Bezug auf eine bestimmte Gefechtssituation abgeschätzt wird, namentlich zum Beispiel auf Art, Stärke und Verhalten des zu erwartenden Feindes, angenommene Umweltbedingungen oder zu erfüllenden Auftrag.
                https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/gefechtswert
                Gefechtswert, Eignung einer Truppe für einen bestimmten Auftrag; der Gefechtswert hängt ...
                Die Begrifflichkeiten kann man schon einmal durcheinanderbringen, das ist klar.
                Zuletzt geändert von EmilBerggreen; 03.05.2021, 06:05.

                Kommentar

                • DeltaEcho80
                  Cold Warrior
                  • 09.03.2013
                  • 1703

                  #9
                  Man hat vielleicht durch die intensive und abwechslungsreiche, sicher auch fordernde Ausbildung eine gute Kameradschaft gehabt und war aufeinander eingespielt, weil man sich sehr genau kannte. Das hat vielleicht ein bisschen was ausgemacht.

                  Emil, ich habe das Gefühl, dass bei dir der Gedanke "Lehreinheit" auch noch in Richtung Wehrmacht mitschwingt. Ich lese zur Zeit ein Buch des ehem. MGFA zum 20. Juli 1944. Hier waren ja für die Aktionen im Rahmen der umgeschriebenen Walküre-Pläne auch Einheiten der verschiedenen Schulen (Panzertruppenschule, Infanterieschule, Kavallerieschule) in und um Berlin vorgesehen. Allerdings mussten diese Schulen erst mal "Einsatzkompanien" aufstellen. Da war selbst Stauffenberg skeptisch, ob das - so wie gedacht - funktionieren würde. Und Anfang Juli 1944 wurden dann die Lehrtruppenteile der Panzertruppenschule sogar nach Bergen-Hohne verlegt, was wiederum so manche Planung der Widerständler durcheinander brachte.

                  Kommentar

                  • EmilBerggreen
                    Cold Warrior
                    • 19.07.2015
                    • 514

                    #10
                    Moin Delta,

                    nein, an die Wehrmacht dachte ich eher weniger, sondern rein an die Verwendung der PzLehrBrig 9 im Ernstfall.
                    Aber wenn ich Jörg richtig verstanden habe, dann spielte sie keine Sonderrolle - in der Operationsplanung der 3. Panzerdivision.

                    Die 3. PzDiv sollte ja den Aufmarsch des I. NL-Korps am VRV = ESK decken.
                    Dazu wurde die PzBrig 8 in den Raum bei BAD BEVENSEN an den ESK verlegt und entweder die PzGrenBrig 7 oder halt die PzLehrBrig 9 als Divisionsreserve, dass habe ich dem neuen Bolik-Buch: NATO-Planungen für die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland nicht eindeutig entnehmen können.

                    GDP 79 I. NL-Korps
                    PzLehrBrig 9 mit NL-PzAufklBtl VzöVbd, um Aufmarsch I. NL-Korps am VRV zu decken


                    GDP 88 I. NL-Korps
                    Im Dannenberger Zipfel/Wendlandzipfel verzögern 41. NL-PzBrig, PzGrenBrig 7, verstärkt durch PzAufklBtl 3 + NL-PzAufklBtl 103 (103 VerkBat) - Vzö für 24 h
                    12. NL-PzGrenBrig (12 PaInfBrig) am VRV zwischen RÖMSTEDT u. BAD BEVENSEN. Auftrag 12 PaInfBrig: Aufnahme Kräfte PzBrig 8 - wo sie vorher stehen wird nicht erwähnt

                    Eine PzBrig ist für einen Gegenangriff schlagkräftiger als eine PzGrenBrig und möglicherweise war man nicht bereit, die "wertvollere" PzLehrBrig 9 schon gleich zu Beginn der Kämpfe "verheizen" und hätte lieber eine PzGrenBrig geopfert. Ich weiß aber nicht, ob es solche Überlegungen in der Operationsplanung gegeben hatte. Wer den "Hammer der Division" gleich opfert - der hat nichts mehr in der Hinterhand.
                    Aber das mag in der Realität vielleicht ganz anders gewesen sein.

                    Gruss,
                    Zuletzt geändert von EmilBerggreen; 03.05.2021, 10:34.

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                    • Nemere
                      Cold Warrior
                      • 12.06.2008
                      • 2822

                      #11
                      Zitat von EmilBerggreen Beitrag anzeigen
                      Eine PzBrig ist für einen Gegenangriff schlagkräftiger als eine PzGrenBrig
                      Ich glaube nicht, dass man das so generell behaupten kann. Das wird von zahlreichen Faktoren abhängen:
                      - Gelände
                      - Feindlage
                      - Gefechtsgliederung der Brigade (wurden evtl. Truppenteile abgegeben, wurde die Brigade verstärkt) usw.
                      Auch macht es einen Unterschied, ob ich die PzGrenBrigade einer Panzerdivision habe (nur SPz) oder die PzGrenBrigade einer PzGrenDiv (4. Kompanie der PzGrenBtl mit MTW). Die MTW-Kompanien sind für einen Gegenangriff kaum zu gebrauchen - zumindest nicht aufgesessen.

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                      • Tutenberg
                        Warrior
                        • 04.01.2022
                        • 61

                        #12
                        Hallo,

                        nur eine kleine Anmerkung zur Panzerjägerausbildungskompanie 904.
                        Die Kompanie wurde nicht im Dezember 1988 aufgelöst. Wie ich aus ziemlich zuverlässiger Quelle weiß, hat im ersten Quartal 1989 noch eine Grundausbildung stattgefunden.
                        Ob danach auch noch, kann ich nicht sagen. Aber ein Teil des Stammpersonals und das Material war noch da.

                        Beste Grüße

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