Wenn dies Ihr erster Besuch hier ist,
lesen Sie bitte zuerst die Hilfe - Häufig gestellte Fragen
durch. Sie müssen sich vermutlich registrieren,
bevor Sie Beiträge verfassen können. Klicken Sie oben auf 'Registrieren', um den Registrierungsprozess zu
starten. Sie können auch jetzt schon Beiträge lesen. Suchen Sie sich einfach das Forum aus, das Sie am meisten
interessiert.
Wertes Forenmitglied!
Aufgrund sehr vieler Anmeldungen im Forum, die offenbar nur dazu dienen, Informationen sowie Bilder und Dokumente abzugreifen, wurden die Anforderungen zum Ansehen und Herunterladen hochgesetzt, heißt, dies ist erst ab einer bestimmten Anzahl sinnvoller Beiträge möglich.
Selbstverständlich wird hier natürlich nicht mitgeteilt, ab wie vielen Beiträgen das Herunterladen möglich ist, da hierdurch nur Beiträge wie "Hallo!" in mehrfacher Ausfertigung verfasst werden. Die Anzahl der nötigen Beiträge liegt aber nicht all zu hoch und ist erreicht, wenn dieser Hinweis nicht mehr eingeblendet wird.
Hallo Frank,
ich finde die 7. PD auch noch interessant. Zur 3. PD habe ich gehört, sie sollte den Aufmarsch des Niederländischen Korps nach Hamburg sichern, bzw. Hamburg sichern bis die Niederländer angekommen waren. Danach sollte sie die Reserve des 1. Korps bilden oder am Elbe-Seitenkanal in Stellung gehen. Zur ersten PD habe ich in einem Buch über Alliierte in Berlin von Jeschonek gelesen, dass sie Berlin entsetzen solle.
Ich finde interessant, dass die 7. PD ziemlich weit südlich lag. Da wären noch britische Verbände zwischen der 1. und 3. PD und 11. PGD gewesen.
Vermutlich hat es nicht einen Plan sondern mehrere alternative gegeben.
Grüße aus dem dampfenden Halle
Vielen Dank für den Link, kannte ich noch nicht. -Hat jemand Zugang zu der Ausgabe des schwarzen Baretts auf den sich Wikipedia bezieht?
Als PDF vielleicht?
Grüße
kurze Frage: Gibt es eine Liste der GDP-Verfügungsräume der Bundeswehrdivisionen?
Man müsste zuerst einmal festlegen, für welches Jahr man die GDP-Räume sucht. 1988 waren das andere als meinetwegen 1976 oder gar 1962 (wobei das damals noch EDP hieß).
Zumindest nach meinem Kenntnisstand gibt es keine solche Gesamtübersicht. Das hängt wahrscheinlich auch von der Quellenlage, vor allem von der Freigabe dieser doch zum Zeitpunkt ihrer Entstehung mindestens als „GEHEIM“ eingestuften Dokumente ab. Anscheinend ist für die 3. PzDiv ausreichend Material verfügbar und es hat sich ein interessierter Bearbeiter gefunden.
In dem Wikipedia-Artikel zur 3. PzDiv ist der Auftrag sehr schön dargestellt, wie aus den Fußnoten ersichtlich bezieht man sich u.a. auf Ausarbeitungen des Generals Büschke, der offenbar den GDP-Befehl der Division von 1988 oder zumindest Teile davon verwendet hat (Fußnote 6, 3. Panzerdivision. Operationsbefehl für die Verzögerung im Gefechtsstreifen I. (NL) Korps. (GDP88 Teil III). 6. März 1989. In BArch: BH 8-3/434).
Ich habe mich dann auf die Schnelle mal im Online-Findbuch des BA-MA zur 11. PzGrenDiv umgesehen. Hier finde ich keinen Hinweis auf GDP-Befehle. Das heißt aber nicht, das diese nicht vorhanden sind. Sie sind entweder noch nicht freigegeben oder noch nicht in den Bestandsverzeichnissen aufgenommen und damit für den gewöhnlichen Archivbenutzer kaum zugänglich. Allerdings war es vielfach so, dass Geheimsachen nicht an das Archiv abgegeben, sondern vernichtet wurden, weil dies wesentlich weniger Arbeit machte.
Einige Hinweise zur 11. PzGrenDiv könnte der im Wikipedia-Artikel zitierte Aufsatz von Helmut Hammerich bieten: Helmut R. Hammerich: Die NORTHAG, das deutsche I. Korps und die Verteidigung Norddeutschlands bis 1988. In: Oliver Bange & Bernd Lemke: Wege zur Wiedervereinigung: Die beiden deutschen Staaten in ihren Bündnissen 1970 bis 1990 (Beiträge zur Militärgeschichte, Band 75), Oldenbourg, 2013, S. 290 – 310.
Auszüge davon gibt es bei google-books
Die letzten zwanzig Jahre des Kalten Krieges brachten trotz aller Konflikte eine neue, auf antagonistische Kooperation und Transformation ausgelegte Dynamik in die Ost-West- Beziehungen. Vor dem Hintergrund der aktuellen transatlantischen Debatte über die langfristigen Ursachen von 1989 spüren renommierte internationale Historiker diesen Entwicklungen unter sicherheits- und deutschlandpolitischen Fragestellungen nach. Sie analysieren neben der Sicherheits- und Entspannungspolitik den Einfluss der internationalen Militärpolitik auf die Bundesrepublik und die DDR. Ferner setzen sie sich mit den Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik, den sich wandelnden militärischen Bedrohungsszenarien, den Konfrontation der Bündnisse an ihren Außengrenzen sowie der Bedeutung der ungelösten deutschen Frage im Endspiel des Ost-West-Konflikts auseinander.
Hier ist auf S. 303 eine Skizze, welche die 11.PzGrenDiv in einem Raum nördlich Celle zeigt.
Hammerich ist der Militärhistoriker des MGFA, der sich am intensivsten mit den geplanten GDP-Einsätzen der Bundeswehr befasst und eine ganze Anzahl von Artikeln dazu veröffentlicht hat. Der Bereich I. Korps ist allerdings bisher allgemein recht zurückhaltend behandelt worden, die Masse der Veröffentlichungen befasst sich mit dem III. Korps und mit der Problematik Süddeutschland – Österreich – Alpenregion:
- Hammerich, Helmut: Fall "MORGENGRUSS". Die 2. Panzergrenadierdivision und die Abwehr eines überraschenden Feindangriffs westlich der Fulda 1963, In: Nägler, Frank (Hrsg.): Die Bundeswehr 1955-2005. Rückblenden-Einsichten-Perspektiven, (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland 7). München 2007, S. S. 297-312.
- Hammerich, Helmut R: Der Kampf ums Edelweiß. Operationsplanungen der NATO zur Verteidigung Süddeutschlands 1958-1988, In: Krüger, Dieter / Schneider, Felix (Hrsg.): Der Alpenraum im Kalten Krieg, München 2012, S. 239 – 263.
- Hammerich, Helmut R.: Halten am VRV oder Verteidigung in der Tiefe? Die unterschiedliche Umsetzung der NATO-Operationsplanungen durch die Bündnispartner, In: Möllers, Heiner (Hrsg.): Sonderfall Bundeswehr? Streitkräfte in nationalen Perspektiven und im internationalen Vergleich (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland 12) München 2014, S. 81 – 112.
- Hammerich, Helmut R.: Fulda Gap: Ein Brennpunkt des Kalten Krieges zwischen Mythos und Wirklichkeit, In: Schlachtfeld Fulda Gap. Strategien und Operationspläne der Bündnisse im Kalten Krieg, hrsg. von Dieter Krüger, Fulda 2014 (Schriftenreihe Point Alpha, Bd 2), S. 12-48.
ich finde die 7. PD auch noch interessant.
Zur ersten PD habe ich in einem Buch über Alliierte in Berlin von Jeschonek gelesen, dass sie Berlin entsetzen solle
Die 7. Panzerdivision spielte bei NORTHAG etwa die gleiche Rolle wie die 10. PzDiv bei CENTAG: Reserve für alles mögliche.
Je nachdem welches Jahr betrachtet wird, war die 7. PzDiv
- Reserve des I. Korps,
- dann Reserve des I. Korps, aber unter Führungsvorhalt NORTHAG als NORTHAG-Reserve stehend
- dann reine Reserve NORTHAG ohne direkten Zugriff des I. Korps, was dazu führte dass das I. Korps zeitweise keine Reservedivision mehr hatte und sich mit mehr oder weniger zusammengestohlenen Verbänden der Frontdivisionen behelfen musste.
Zur ersten PD habe ich in einem Buch über Alliierte in Berlin von Jeschonek gelesen, dass sie Berlin entsetzen solle.
Es gab wahrscheinlich Planungen für Gegenangriffe auf das Gebiet der DDR und auch in Richtung Berlin, aber dafür hätte sicher die 1. PzDiv alleine nicht genügt. Leider finde ich die von Dir erwähnte Textpassage in dem Buch von Jeschonnek nicht, hast Du die genaue Seitenzahl oder einen Scan der Stelle? Jeschonnek erwähnt eigentlich nur die FRANZÖSISCHE 1. Panzerdivision.
Zu dem Thema Angriffe der Bundeswehr / der NATO auf DDR-Gebiet habe ich in diesem Forum schon einmal in etwa folgendes geschrieben:
In den "Anfangsjahren" der Bundeswehr gab es Überlegungen zu Gegenangriffen, die tief in das Staatsgebiet der DDR (damals im westdeutschen Sprachgebrauch noch die "SBZ" oder die "sogenannte DDR") geführt hätten. Man träumte damals vom "Schlagen aus der Nachhand", wie es Manstein in exzellenter Weise nach dem Fall von Stalingrad Anfang 1943 in Südrußland durchexerziert hatte.
Ausgangspunkt waren zunächst Überlegungen von General Speidel zu weiträumigen Gegenangriffen aus dem Raum Hof - Bamberg - Würzburg nach Norden über die obere Saale hinweg. General Heusinger ließ dann dazu eine Studie für eine Zangenoperation auf dem Gebiet der DDR anfertigen. Die Gegenangriffskräfte sollten zum einen aus dem norddeutschen Raum mit 36 Panzerbrigaden antreten, um Brückenköpfe über die Elbe ostwärts Magdeburg zu erzwingen. Im Mittelabschnitt zwischen Kassel und Rhön sollte starr verteidigt werden. Aus dem nordbayerischen Raum sollten 33 Panzerbrigaden antreten, mit dem Ziel, die Elbe zwischen Wittenberg und Dresden zu nehmen. Weitere Operationen Richtung Osten waren nicht ausgeschlossen.
Diese Planungen wären angesichts der verfügbaren NATO-Kräfte in der Bundesrepublik nicht zu verwirklichen gewesen, sie hätten nahezu eine Verdoppelung des Heeres erfordert.
Quelle: Operative Studie FüH II, Oktober 1959, BA-MA, BH 1/9487. In: Hammerich, H. u.a.: Das Heer 1950 bis 1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung ( = Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 3), München 2006, S. 139 - 142.
Schließlich sollte man als weitere planerisch vorbereitete Möglichkeit von Operationen der NATO auf dem Staatsgebiet der DDR auch die „Contingency“-Planung der US-Streitkräfte nicht ganz vergessen. Diese Notfallpläne umfaßten alle Maßnahmen gegen eine eventuelle sowjetische Blockade der Zufahrtswege nach Berlin. Anders als 1948/49 wollte man sich nicht mehr nur auf rein defensive Maßnahmen wie die Luftbrücke beschränken, sondern die Sowjetunion durch ein Bündel abgestufter Reaktionen von der Kriegsgefahr überzeugen. Im Mittelpunkt standen dabei Überlegungen über den Einsatz einer begrenzten militärischen Streitmacht in Form einer durch Kampftruppen gesicherten Versorgungskolonne auf der Autobahn Hof – Berlin. Falls dieser Testkonvoi durch Grenzorgane der DDR oder sowjetische Truppen an der Weiterfahrt gehindert werden würde, sollte noch am gleichen Tag eine US-Division die Autobahn nach Berlin „öffnen“. Schwierigkeiten bereitete dabei die seit 1945 gesprengte Autobahn-Brücke bei Rudolphstein, die erst 1966 wieder benutzbar war. Die amerikanischen Streitkräfte hätten bei ihrer Demonstrationsfahrt erst eine längere Strecke auf der Bundesstraße 2 durch die DDR fahren müssen, um - wie der gesamte damalige Interzonenverkehr - schließlich bei Hirschberg oder Blintendorf wieder die Autobahn zu erreichen. Man zog daher bald neben der Autobahn Hof – Berlin zusätzlich die durchgehend befahrbare Strecke Helmstedt – Berlin in Erwägung gezogen zu haben, obwohl diese außerhalb der ursprünglichen amerikanischen Zone lag.
Siehe dazu: Bremen, Christian: Das Contingeny Planning der Eisenhower Administration während der zweiten Berlinkrise. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 57 (1998), S. 117 – 147.
Guten Tag,
Ich muss Asche auf mein Haupt streuen, ich kann es in dem Buch nicht wiederfinden. Es wird sogar von Bedenken der Alliierten berichtet, Deutsche zu beteiligen.
Es gab den Stab und die Planungen "Live Oak" darin enthalten die Planungen Bercon C1-C4,
Bercon C1: Angriff einer verstärkten Division von Helmstedt bis zur Elbe, erster Brückenkopf jenseit der Grenze.
Bercon C2: Angriff von zwei Divisionen aus dem Raum Kassel, um den Raum Duderstadt-Borbig-Wanfried zu nehmen.
Bercon C3: Angriff von vier Divisionen entlang BAB-Helmstedt Berlin, um den Raum bis zur Elbe zu halten.
Bercon C4: Angriff von vier Divisionen, um den Thüringer Wald zu nehmen und als Faustpfand zu halten. (Alles Seite 200 des oben genannten Buches)
Den Live Oak Stab der Nato gab es bis zum Schluss, die Planungen sind aus der Zeit 1959-1963.
Es sind Eskalationsszenarien beschrieben die zu Bercon C1 führen. Die Operation heisst June Ball (Seite 202). Die Franzosen wollten sich wohl nicht beteiligen.
Die Seiten sind auch in der Google Books Vorschau zu sehen.
Wie realistisch das alles gewesen ist?
Ich bin mir nach wie vor sicher gelesen zu haben, dass die 1. Panzerdivision Bw für sowas vorgesehen sein soll. Wenn ich die Stelle wieder finde melde ich mich. Könnte auch irgendwo bei Herrn Lautsch gewesen sein....(ich weiss was jetzt kommt).
Es wäre schön, wenn dieses Thema nicht versandet.
Grüße
Ich bin mir nach wie vor sicher gelesen zu haben, dass die 1. Panzerdivision Bw für sowas vorgesehen sein soll. Wenn ich die Stelle wieder finde melde ich mich. Könnte auch irgendwo bei Herrn Lautsch gewesen sein....(ich weiss was jetzt kommt).
Hallo,
schön, dass Du Dir die Mühe gemacht hast nachzuschauen.
Bei Lautsch wird man zur 1. Pzdiv. fündig:
Wie bei Lautsch üblich, steht die Skizze ziemlich zusammenhanglos und ohne weitere Erläuterung im Text. Natürlich fehlt auch jede nachvollziehbare Quellenangabe.
Noch ein paar Gedanken zu dem oben zitierten Artikel von Lautsch aus der ÖMZ. Man kann ja den Gedanken eines NATO-Angriffs in die DDR hinein fortspinnen. Allerdings muss man dann das machen, was eigentlich spätestens seit Bismarcks Eingreifen im Krieg 1866 nicht mehr en vogue war, man muss die militärische Seite des Krieges ohne die politische Komponente denken. Aber gut, lassen wir das Primat der Politik für einen Augenblick beiseite.
Ich gehe im Folgenden nur von den Eintragungen in der Skizze aus, da Lautsch keine Erläuterungen dazu abgegeben hat. Ich möchte mich auch nicht in Diskussionen nach dem Motto „der T-72 ist besser als der Leopard 1“ oder „der Marder ist dem BMP überlegen“ verlieren.
1. Lautsch geht für 1983/1985 vom Angriff von mindestens 2 Korps der NATO auf die 5. Armee der NVA aus. Hier stellt sich für mich die Frage, ob Bundeswehr / NATO überhaupt mental auf einen Angriff mit mehreren eigenen Korps in das Gebiet der DDR hinein eingestellt waren? Geübt wurde die Vorne-Verteidigung, geübt wurden Gegenangriffe mit Brigaden, allenfalls mal mit einer Division. Angriffe mit Korps wurden zumindest auf der Ebene Truppe nie geübt, weil diese Korps nach den Planungsvorgaben der NATO gar nicht verfügbar gewesen wären.
2. Auch in diesem Artikel treten wieder die typischen Mängel fast aller Schriften von Lautsch auf: Er wird nicht konkret, er bleibt im Ungewissen, noch dazu vernebelt vom Sprachgebrauch der NVA. Seiner Skizze „Idee des Befehlshabers der 5. Armee …“ wird mit keinem Wort erläutert. Was war z.B. nach Meinung des Befehlshabers 5. Armee das operative Ziel der aus Westen angreifenden NATO-Truppen? Ich sehe nur wahllos frontal gegen die Verbände des Warschauer Paktes anrennende NATO-Verbände.
Was sollte dieser Angriff erreichen?
Die Besetzung Berlins? Das wäre hochgradiger Schwachsinn gewesen, Kriege gewinnt man nicht durch Besetzung der Hauptstadt, solange die feindlichen Truppen noch handlungsfähig im Feld stehen.
Die Einkesselung und ggf. Vernichtung der 5. NVA-Armee in der Prignitz und der Uckermark? Dann hätte es aber auf dem rechten (südlichen) Flügel der NATO-Truppen deutlich stärkere Kräfte gebraucht als die eine Panzerdivision, die dort über die Elbe geht. Wenn das wirklich die „Idee des Gefechts“ gewesen sein sollte, wären auch sofort wieder bei der mentalen Problematik. Eine Vernichtungsschlacht von solchen Ausmaßen war zumindest in der Bundeswehr nie Gedankengut der Truppe.
3. Ich gehe davon aus, das die NVA die Führungs- und Einsatzvorschriften der NATO sowie die Truppengliederung und Ausrüstung genauso gut kannte, wie wir die Grundsätze und die Gliederung der Warschauer Pakt-Truppen. Unter dieser Prämisse ist der in der Skizze dargestellte Einsatz der NATO-Truppen anscheinend von einem Geisteskranken entworfen worden oder er unterstellt den NATO-Truppen Unverwundbarkeit und göttliche Kräfte:
- Aus dem Raum Lübeck geht die Heimatschutzbrigade 51, noch dazu in zwei Angriffskeilen in Richtung Wismar und Schwerin, frontal gegen die 94. Garde-Motschützendivision vor. Die Heimatschutzbrigade 51 mit 2 Panzerbataillonen Leopard 1, 1 JgBtl MTW, 1 JgBtl auf Lkw und 1 Feldartilleriebataillon gegen eine Garde-MotSchtzDiv mit 8 PzBtl T 72, 8 MotSchtzBtl BMP und 7 Panzerartilleriebataillonen!
- Im Süden des auf der Skizze dargestellten Gefechtsstreifens stößt die 3. Panzerdivision anscheinend ohne Rücksicht auf Verluste quer durch die 2. Garde-Panzerarmee über annähernd 150 km nach Oranienburg vor. Vom aus Richtung Lenzen kommenden Angriff der 19. MotSchtzDiv in die Flanke der 3. Panzerdivision lässt man sich nicht stören. Entweder hat Lautsch hier die Idee des „Kühnen Stoßes“ der Operativen Manövergruppen auf eine NATO-Division übertragen oder er hat sich aus der Wehrgeschichte an Rommels an Rommels Vorstoß bei Dinant im Westfeldzug Mai 1940 erinnert. Allerdings ging Rommels Vormarsch nur über 15 km und er hatte es mit seiner 7. Panzerdivision nur mit einer schlecht geführten französischen Panzerdivision und nicht mit einer Garde-Panzerarmee zu tun. Sei es wie es mag, auch diese „Idee“ des Befehlshabers der 5. NVA-Armee bleibt unerklärlich.
- Natürlich tauchen auch die Lieblingskinder von Lautsch, die ominöse 41. und 61. Infanteriedivision der Bundeswehr in Schleswig-Holstein wieder auf.
4. Man könnte jetzt unter Berücksichtigung der Einsatzgrundsätze der NATO eine Geländebeurteilung zur Eignung des dargestellten Gefechtsstreifens für den Angriff von 2 Korps nebeneinander anstellen. Dazu sollte man die militärlandeskundliche Beschreibung für Altmark, Prignitz, Havelland, Uckermark, Mecklenburgische Seenplatte und Ostseeküste mit Rügen haben. Wenn die NVA tatsächlich mit einem Angriff in diesen Raum rechnete, hatte sie diese Beschreibung, denn der militärtopographische Dienst der Nationalen Volksarmee war hervorragend. Ich frage mich dann nur, warum Lautsch kein Wort zum Gelände dieses vermuteten Angriffs verliert oder aus dieser Beschreibung zitiert. Kennen müsste er sie.
Nach der Karte zu urteilen haben wir bis zur Elbe bzw. im Norden bis zur Mecklenburgischen Seenplatte sehr panzergünstiges flaches Gelände. Altmark und Prignitz dürften sogar noch bessere „Panzerrollbahnen“ gewesen sein, als die Lüneburger Heide, weil die Heide spätestens seit 1980 durch das Wachsen der Ortschaften und die Zersiedelung immer kleinräumiger wurde, was in der DDR nicht der Fall war. Eingeschränkt ist die Beweglichkeit allerdings durch einige Sumpfgebiete, über deren Hinderniswert ich ohne Kenntnis der erwähnten militärlandeskundlichen Beschreibung nichts sagenkann.
Dann kommt die Elbe, die mit Sicherheit ein ernstzunehmendes Hindernis darstellt und uns zum nächsten Problem eines großangelegten NATO-Angriffs mit mehreren Divisionen führt. Reichen die Brückenkapazitäten überhaupt aus? Nehmen wir die Ausstattung eines deutschen Korps an, so haben wir an geeignetem Brückengerät pro Division einen Satz Faltschwimmbrücke und beim Korps noch das Amphibische PiBtl, das 2 Brückenstellen bei einem Gewässer von der Breite der Elbe herstellen könnte. Die Hohlplattenbrücken der Korps-Pi-Btl können wir für die Angriffsphase vergessen.
Also mehr als 2 Brückenstellen pro Division dürften nicht machbar sein. Das Brückengerät muss dann auch schnell wieder freigemacht werden, weil als nächste Wasserhindernisse Havel, Dosse und im Norden die Warnow kommen.
Nach Überwinden dieser Flüsse wird die Gegend sowieso unangenehm, sie wird durch Mecklenburgische Seenplatte, die Kette der Seen bei Neuruppin und die Sümpfe im Havelland immer kleinräumiger und kanalisiert die Bewegungen gepanzerter Truppen.
5. Stellt sich die Frage der Logistik. War die Logistik der NATO, die auf eine grenznahe Verteidigung eingerichtet war, überhaupt in der Lage, ohne weiteres den Angriff von 2 Korps über 150 km logistisch sicherzustellen?
Ich habe da so meine Zweifel. Die Logistik für die Vorneverteidigung stützte sich zunächst auf die Korpsdepots ab, die etwa 50 bis 80 km westlich des VRV lagen. Hinzu kam die Inanspruchnahme weiterer ortsfester Einrichtungen, z.B. der Verpflegungslager der WBK oder der Depots der Territorialkommandos. Transportraum für ein Nach-Vorne-Verlegen dieser Depots war zunächst einmal nicht vorhanden und hätte durch die Inanspruchnahme ziviler Straßentransportleistungen nach dem BLG organisiert werden müssen. Oder anders ausgedrückt: Die Truppen der NATO hätten sich bei ihrem – angenommen erfolgreichen – Angriff gegen die 5. NVA-Armee immer weiter von ihren Versorgungsbasen entfernt, die Fahrzeiten der Transportbataillone zu den Korps hätten sich vervielfacht, die Versorgungsleistungen wären gesunken.
Wie gesagt, das sind nur einige Gedankenspielereien von mir, die mich aber an der „Idee“ des Befehlshabers der 5. Armee für einen Angriff der NATO stark zweifeln lassen. Das sind Hirngespinste, die eine Vielzahl von Rahmenbedingungen, die ich oben angedeutet habe, außer Acht lassen.
Aus dem Raum Lübeck geht die Heimatschutzbrigade 51, noch dazu in zwei Angriffskeilen in Richtung Wismar und Schwerin, frontal gegen die 94. Garde-Motschützendivision vor. Die Heimatschutzbrigade 51 mit 2 Panzerbataillonen Leopard 1, 1 JgBtl MTW, 1 JgBtl auf Lkw und 1 Feldartilleriebataillon gegen eine Garde-MotSchtzDiv mit 8 PzBtl T 72, 8 MotSchtzBtl BMP und 7 Panzerartilleriebataillonen!
Viel Feind viel Ehr...
Im Ernst, Lautsch selbst hat irgendwo geschrieben, dass fast alles aus Notizen der Erinnerung heraus verfasst wurde. Und die NVA wusste sicher, dass die NATO über keine ernsthaften Angriffsansichten verfügte. Daher musste evtl ein solcher Wahnsinnsplan her. Nach stoppen der NATO-Angriffe wäre ja nach dem Buch fast die gleiche WP-Angriffsplanung angenommen worden wie beim eigentlichen WP-Angriff. Keine Ahnung, ob er da was durcheinander brachte oder Lücken mit etwas Phantasie auffüllte.
Keine Ahnung, ob er da was durcheinander brachte oder Lücken mit etwas Phantasie auffüllte.
Wahrscheinlich eher das Letztere. Er hat in der ÖMZ noch einige andere Artikel veröffentlicht, die zum Teil in eine fast peinliche Selbstbeweihräucherung abrutschen, wenn er auf seine Dienstzeit in der NVA als Chef einer Aufklärungskompanie bzw. als Kommandeur eines Panzerregiments zurückgreift.
Wir verarbeiten personenbezogene Daten Über Nutzer unserer Website mithilfe von Cookies und anderen Technologien, um unsere Dienste bereitzustellen, Werbung zu personalisieren und Websiteaktivitäten zu analysieren. Wir können bestimmte Informationen Über unsere Nutzer mit unseren Werbe- und Analysepartnern teilen. Weitere Einzelheiten finden Sie in unserer Datenschutzrichtlinie.
Wenn Sie unten auf "Einverstanden" klicken, stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie und unseren Datenverarbeitungs- und Cookie-Praktiken wie dort beschrieben zu. Sie erkennen außerdem an, dass dieses Forum möglicherweise außerhalb Ihres Landes gehostet wird und Sie der Erhebung, Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten in dem Land, in dem dieses Forum gehostet wird, zustimmen.
Kommentar