schwere Sicherungskompanie

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2822

    #16
    Vielen Dank an allrad!

    Kleine Korrektur:
    Ma muß wahrscheinlich MA geschrieben werden steht dann sicher für Militärarchiv (Bundesarchiv - Militärarchiv in Freiburg).

    Ein Leichtgeschütz ist ein rückstoßfreies Geschütz im Kaliber 106 mm - eine Art überdimensionaler Panzerfaust. Als es den HS 30 noch als Schützenpanzer in den Panzergrenadierbataillonen gab, hatte jeder Zug einen HS 30 mit einem solchen LGS. Das LGS wurde einfach auf dem Kampfraum aufgesetzt.
    Kampfentfernung bis 1000 m, Durchschlagsleistung etwa 450 mm Panzerstahl.
    Grundlegender Nachteil war - wie bei allen damaligen rückstoßfreien Waffen - der hinten aus Waffe austretende Rückstrahl, der zum einen beim LGS eine ca. 20 m freie Zone hinter der Waffe erforderte und zum anderen nach jedem Schuß den Standort der Waffe verriet - es war also sofortiger Stellungswechsel anzuraten.

    Das LGS gab es auch auf dem LKW 0.25 t MUNGA, in dieser Form noch bis ca. 1985 in Verwendung bei den Panzerabwehrzügen der Heimatschutzregimenter.

    hs30-LGS.jpg HS30-1967_lgs.jpg HS30-LGS-3.JPG HS30LGSa04.jpg LGS.jpg LGS auf DKW_F_91-8.jpg
    Zuletzt geändert von Nemere; 09.09.2016, 16:31.

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    • Gummy Bear
      Rekrut
      • 09.08.2016
      • 33

      #17
      Dank @Nemere.
      Wieder was dazugelernt ...

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      • palatinat
        Systemadministrator
        • 02.01.2008
        • 881

        #18
        anbei ein m825 ford mutt mit einem solchen Teil: http://www.toadmanstankpictures.com/m825_03.jpg

        Gruß aus der Pfalz

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        • kato
          Cold Warrior
          • 03.03.2009
          • 867

          #19
          Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
          das würde auch die hohe Anzahl von schweren Sicherungskompanien in den Wehrbereichen III, IV und V zur Sicherung der Übergangsstellen der Übergangsorganisation Rhein erklären.
          Insofern die Nummerierung wie üblich den VKK entspricht lagen am Rhein:
          - die sSichKp 5221, 5213, 4512 am Rhein zwischen Karlsruhe und Mainz
          - die sSichKp 4142 am Rhein bei Koblenz
          - die sSichKp 3225 und 3122 am Rhein zwischen Bonn und Wesel

          Und an anderen Flüssen:
          - die sSichKp 2119 und 2113 an der Ems im Raum Lingen
          - die sSichKp 6231 an der Donau im Raum Regensburg

          Aus dem Rahmen fallen dabei:
          - die sSichKp 3611 im Raum Aachen
          - die sSichKp 1131 an der Ostsee / Fla-Übungsplatz Todendorf

          3611 ist da für mich fast der mysteriöseste. Zumindest für Heeresstruktur 3. Gab es damals ggf. Schutz von Luftwaffeneinheiten durch Territorialheer ?
          (Anfang 80er wäre das gar nicht mal so abwegig, konkret als Sicherungsstaffel für den NATO-E3A-Verband - in den 70ern fiele mir dagegen nur FKG2 ein).

          Ergänzende Notiz dazu, falls jemand verwirrt ist: die VKK der Heeresstruktur 3 wurden in Heeresstruktur 4 umstrukturiert. Betrifft hier 414 (Koblenz, aufgelöst), 361 (Aachen, umbenannt 314), 211 (Lingen, umbenannt 244).

          P.S.: Das Leichtgeschütz gabs auch auf Kraka verlastet bei den Fallschirmjägern...

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          • Nemere
            Cold Warrior
            • 12.06.2008
            • 2822

            #20
            Hallo kato,

            fast die gleichen Gedanken sind mir gestern auch gekommen.
            Die Luftwaffe hatte eigene Luftwaffen-Sicherungsstaffeln, schon seit den 1960er Jahren. Diese wurden ab 1972 mit der Flak 20 mm Rh 202 in der Zwillingslafette ausgerüstet.

            Wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese schweren Sicherungskompanien in der Realität tatsächlich den VKK unterstellt waren, die Regensburger Kompanie z.B. war direkt dem VBK unterstellt.

            In Aachen gab es bis 1971 ein eigenes VBK (VBK 36). Die unterstellten VKK wurden dann dem VBK Köln zugeordnet: 361 Aachen wurde 314, wie Du oben bereits erwähnt hast und 362 Düren wurde 313.
            Man könnte also jetzt spekulieren, ob diese eigentlich im Aachener Raum etwas deplazierte schwere Sicherungskompanie evtl. auch direkt dem Kölner VBK zugeordnet war und dann am Rhein eingesetzt worden wäre?

            Was mich auch etwas befremdet, ist die Ausrüstung mit Feldkanonen. Dabei will ich keinesfalls die StAN anzweifeln. Aber die Feldkanonen wurden erst ab 1972 eingeführt und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, das man damit dann sofort die Geräteeinheiten des TerrH ausgestattet hat. Die Frage ist also, was tatsächlich in diesem schweren Sicherungskompanien vorhanden war. Dazu kam mir dann folgender etwas abenteuerlicher Gedanke:
            Im Feldheer wurden ab 1971, spätestens ab 1972 beginnend die Schützenpanzer Marder eingeführt, damit wurden die SPz HS 30 mit der Bordkanone 20 mm frei. Evtl. hat man diese dann zunächst bei den schweren Sicherungskompanien bis zum Zulauf der Feldkanonen "geparkt".
            Ähnliche Zwischenlösungen gab es auch in anderen Fällen. Die Feldjäger sollten z.B. seit 1972 die VW-Bus mit der Ausstattung FuC 3 als Funktrupp haben. Die VW-Busse (PKW 8-Sitze) waren ab etwa 1973 tatsächlich vorhanden, die Einbausätze FuC 3 ließen dagegen Jahre auf sich warten. Dies führte dazu, das noch bis 1988 (!) zumindest im Fernmeldezug der 1. Kompanie der Feldjägerbataillone der LKW 1,5 t mit Kofferaufbau lief.

            Warten wir ab, bis allrad wie angekündigt, die StAN der schweren Sicherungskompanie hier vorstellt.

            Bis dahin gilt der Satz unseres vielgeliebten bayerischen Märchenkönigs, Ludwig II: "Ein ewig Rätsel bleiben, will ich mir und anderen".

            Grüße
            Jörg

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            • kato
              Cold Warrior
              • 03.03.2009
              • 867

              #21
              Angesichts des Fokus der Heeresstruktur 3 könnte es sich beim Schutz der Gewässerübergänge um schwerere Einheiten zur Abwehr luftgelandeter Panzertruppe gehandelt haben. Auftrag dann im wesentlichen Verhinderung der Einnahme/Vernichtung der Gewässerübergänge durch hinter den verzögernden eigenen Truppen abgesetzten Feind. Für die damals ggf. gebotene Dringlichkeit dieses Auftrags wäre durchaus eine Ausstattung mit nagelneuen FK20 bzw. vorübergehend Schützenpanzern denkbar.

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              • allrad
                Cold Warrior
                • 10.02.2014
                • 154

                #22
                DeuAküFi/ Fk 20

                Zunächst mal Entschuldigung für meine Abkürzungsorgie. Ich hatte von Unterwegs mit dem Telefon geantwortet und neige etwas zum deutschen Abkürzungsfimmel.
                Zur FK 20: Grundsätzlich gab es 3 Modelle: Die Fk 20-1; das ist die ältere Version mit der Hispano-Suzia Waffe wie auch im HS 30 oder Spz kurz. Dann die FK 20-2, die deutlich bekanntere Rheinmetall RH 202. Und schließlich die FK 20-2 Zwilling, dass ist die RH 202 als Zwilling, hier gab es noch zwei Untervarianten. Der Zwilling wurde ausschließlich bei der Luftwaffe verwendet, die FK 20-2 bei Heer und Marine . Die Geschichte der FK 20-1 liegt zumindest für mich noch ziemlich im Dunklen. Beschafft wurden sie wohl in den 1960ern, die Stückzahl kann ich nicht anhand von Orginalquellen nachweisen, in den bis jetzt von mir im BAMA aufgefundenen Übersichten tauchen sie schlicht und einfach nicht auf. Anfangs wurden sie wohl in den Begleitbatterien eingesetzt, dort aber mit Zulauf der FK 20-2 Anfang der 1970er ersetzt. Dieses ist ungefähr der Zeitraum, indem die schweren Sicherungskompanien auftauchen. Der einzige Verband, bei dem sich die Nutzung anhand von Fotos nachweisen lässt ist das Heimatschutzregiment 75 in der Heeresstruktur 4. Ich vermute, dass mit der Einführung der FK 20-2 die älteren FK 20-1 an das Terr. Heer abgegeben wurden und in Heeresstruktur 3 in den schweren Sicherungskompanien, später dann in der Heersstruktur 4 in den Heimatschutzregimentern, genau in den Feldkanonenzügen der Stabs/Versorgungskompanien der Jägerbataillone C, verwendet wurden. Link zur Seite des Hsch.Rgt. 75 mit vielen Fotos folgt.
                Den Einsatz von Schützenpanzern HS 30 ode Spz kurz im Terr Heer lässt sich ziemlich sicher ausschließen. es gibt für beide Fahrzeuge ein sehr detaillierte Auslaufplanung mit einer genauen Verteilung der Bestände etwa ab Mitte der 1970er bis zum Nutzungsende.
                Eine Führungsvorschrift für eine schwere Sicherungskompanie liegt mir nicht vor. Mir erscheint es aber logisch, diese Kompanien nicht geschlossen, sondern teileinheitsweise zur Unterstützung der "normalen" Sicherungskompanien einzusetzen. So stehen zum Schutz eines Objektes sowohl Jäger als auch Feldkanonen zur Verfügung. Diese beiden Elementen ergänzen sich so, der Einsatz von einer geschlossenen schweren Sicherungskompanien zum Schutz eines Objektes ohne das Zusammenwirken mit Jägern erscheint wenig sinnvoll. Deswegen meine Vermutung, dass die schweren Sicherungskompanien einen Pool an FK 20 bildeten, mit dem die "normalen" Sicherungskompanien verstärkt werden konnten.
                Die schwere Sicherungskompanie in Totendorf macht insoweit Sinn, als das dort die Ausbildung an der FK 20 in einer Inspektion der Flugabwehrschule lief. Zu vermuten ist, dass das Material dieser Kompanie im Frieden an der Schule genutzt wurde und die Ausbilder der Schule als personelle Mobilmachungsergänzung bei dieser Kompanie eingeplant waren. Dafür nahm man eine größere Entfernung zum Einsatzraum in Kauf.
                Ich haue dann jetzt noch einmal die Stan in die Tasten.

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                • allrad
                  Cold Warrior
                  • 10.02.2014
                  • 154

                  #23
                  Signatur BWD 4/3600

                  Stan 4275209 vom 15.04.1972
                  Stand: 15.04.1972

                  schwere Sicherungskompanie Terr Heer (Geräteeinheit)

                  Stärke 7/52/154 //213

                  Kompanieführungsgruppe: Krad leicht, Pkw 0,4 to mit GRC 8, Pkw 5 Sitze

                  Kompaniefeldwebeltrupp: Krad leicht, Pkw 0,4 to, Pkw 8 Sitze, Lkw 5 to, Anhänger 1,5 to

                  Feldkabeltrupp 5: Pkw 5 Sitze

                  I. Feldkanonenzug:
                  Zugtrupp: Krad leicht, Pkw 0,4 to mit Grc 8
                  1. bis 3. FK Gruppe: 2x Lkw 1,5 to gl, 2x FK 20 Stärke2/6//8

                  II.-VI. Feldkanonenzug wie I.

                  Sanitätstrupp: Pkw 8 Sitze mit Einbausatz San

                  Verpflegungstrupp: Lkw 5 to
                  2x Feldküchentrupp je Lkw 5to gl gschl für Feldküche mit Anhänger 1,5 to

                  Betriebstofftrupp Lkw 2 to

                  Munitionstrupp Lkw 5to

                  Instandsetzungstrupp Pkw 8 Sitze, Lkw 2 to mit Einbausatz Truppeninstandsetzung


                  Also insgesamt 36 Fk 20 !
                  Weiter bemerkenswert: Obwohl Geräteeinheit standen alle Kfz auch im Frieden zu. Es tauchen bereits LKw 2to und 5 to ohne gl auf. 2 to tmil waren bereits vorhanden, aber nur in geringer Stückzahl. Es liefen aber hier wohl eher noch die älteren gl aus der 1. Generation.

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                  • allrad
                    Cold Warrior
                    • 10.02.2014
                    • 154

                    #24
                    Der Link zur Seite des Heimatschutzregimentes 75; u.a. mit Fotos FK 20-1

                    Heimatschutzregiment 75, Jägerbataillon 751, Jägerbataillon 752, Jägerbataillon 753, JgBtl 751, JgBtl 752, JgBtl 753, Mörserkompanie 750, MrsKp 750, Versorgungskompanie 750, VersKp 750, Alt-Württemberg, Ludwigsburg, Waldenburg, Oftersheim, Ludwigsburg-Oßweil, Oberst Roland Ziegler

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                    • Nemere
                      Cold Warrior
                      • 12.06.2008
                      • 2822

                      #25
                      Hallo allrad,

                      vielen Dank für Deine sehr informativen Beiträge und für den Hinweis auf die Webseite des HSchRg 75.

                      Zitat von allrad Beitrag anzeigen
                      Die Geschichte der FK 20-1 liegt zumindest für mich noch ziemlich im Dunklen. Beschafft wurden sie wohl in den 1960ern, die Stückzahl kann ich nicht anhand von Orginalquellen nachweisen, in den bis jetzt von mir im BAMA aufgefundenen Übersichten tauchen sie schlicht und einfach nicht auf.
                      Auf dieses Problem bin ich auch schon gestossen. Dabei tauchen die Feldkanonen schon in den ersten Gliederungsbildern der Heeresstruktur 1 auf. So hatte die Stabskompanie der Grenadierkampfgruppe 1956 im Stabszug eine Sicherungsgruppe, die u.a. mit 2 Feldkanonen 20 mm ausgestattet war.

                      Nachdem ich mir die Bilder der FK 20-1 auf der Seite des HSchRgt 75 angesehen habe, kam mir der Gedanke, dass es sich dabei um die gleiche Waffe handeln könnte, die anscheinend Mitte der 1950er Jahre auch beim BGS vorhanden war. Ich füge dazu zwei Bilder von einer Vereidigung 1955 in Amberg bei.
                      Angehängte Dateien

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                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2822

                        #26
                        Noch eine Anmerkung von mir zur StAN dieser schweren Sicherungskompanie:
                        Das erscheint mir wieder einmal ein Beispiel für eine StAN zu sein, die aus irgendwelchen tatsächlichen oder vermeintlichen Sachzwängen nicht zu Ende gedacht wurde. Ich frage mich wirklich, ob der KpChef und die ZugFhr einer solchen schweren Sicherungskompanie mit dieser StAN besonders glücklich geworden sind.

                        - Krad leicht: Ist nach der Materialkategorisierung der Bundeswehr ein Kraftrad bis 50 ccm, also ein besseres Mofa.

                        - Die Fernmelde-Ausstattung ist mehr als dürftig. Der KpChef hat nur ein GRC 8. Normalerweise erwartet man von einem KpChef, das er mindestens zwei Funkkreise bedient (seinen eigenen Kompanieführungskreis und den Führungskreis des übergeordneten Vebandes), also zwei Funkgeräte bedient.
                        Bei den Zügen schaut es auch nicht besser aus. Hier haben die Zugführer ein GRC 8 und können damit Verbindung zur Kompanie halten. Eine Fm-Verbindung innerhalb der Züge scheint nicht vorgesehen zu sein, da es in den Feldkanonengruppen keine Funkgeräte gibt. Die zur gleichen Zeit vorhandenen Feldkanonenzüge in den schweren Kompanien der Jägerbataillone A 1 (TerrH) bei den VBK hatten ein PRC 6 pro Feldkanone, ein PRC 6 und ein SEM 25 bzw. GRC 8 für die Zugführer.

                        - Da die Kompanie, wie oben richtigerweise festgestellt wurde, kaum geschlossen zum Einsatz gekommen wäre, dürfte die Munitionsversorgung abgesetzter Züge mit nur einem LKW 5 to auch problematisch gewesen sein. Hier wäre die in anderen StAN vorhandene Möglichkeit mit einem LKw 1,5 to pro Zugtrupp wahrscheinlich sinnvoller gewesen.

                        - Auch die Offiziersdichte mit 7 Offizieren (also jeder Zugführer ein Offizier) scheint mir ungewöhnlich hoch. Jäger- oder Panzerkompanien hatten meistens nur 2 Offiziere, 2 Züge wurden von Feldwebeln geführt.

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                        • allrad
                          Cold Warrior
                          • 10.02.2014
                          • 154

                          #27
                          Zu den Fk 20 auf den Fotos: Ja, ist das selbe Modell wie die Fk 20-1 der BW. Ich reiche den Handelsnamen noch nach. Deren Verwendung beim BGS ist auch so ein Mysterium. Die meisten wurden wohl auf M 8 oder Boote montiert. es gibt schon ein paar Fotos auf Feldlafette, wo, wann und weshalb die beim Bgs eingesetzt wurden entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso wie die Mecar Pak, die der Bgs angeblich hatte. Auch Fotos der Erprobung bei der Bw fehlen mir. Die Einplanung von 20 mm Waffen in den frühen Stan der BW erfolgte in großen Mengen. Teilweise auch auf Drehringlafetten. Offensichtlich wurde auch ordentlich erprobt, Fotos finden sich in den Anweilerbüchern.
                          Zur Stan: Ich hatte die nur abgeschrieben weil ich diesen Einheitstyp immer als obskur empfunden habe. Die Sinnhaftigkeit schwere Waffen wie FK 20 oder auch die Mrs der Heimatschutzkomandos in der Grundgliederung in selbstständigen Kompanien zusammenzufassen erschließt sich mir auch nicht. Bei aktiven Einheiten mag ja noch die einheitliche Ausbildung und die Logistik im Frieden dafür sprechen, bei Geräteeinheiten erscheint mir dieses Konzept wenig überzeugend. Bei den Funkgeräten kann ich nicht völlig ausschließen in den Gruppen vorhandene Handfunkgeräte nicht mit erfasst zu haben. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Ob der Kp. Chef in der Lage ist seine verstreuten Züge zu führen mag ich kaum zu glauben.
                          Wahrscheinlich sollte er lediglich den Pool an FK 20 führen und Züge an die mit der Sicherung von Objekten beauftragten Einheiten abstellen. Vielleicht wäre er noch in der Lage selber die Führung der Sicherung eines Objektes zu übernehmen wenn man ihm Jäger bzw, Sicherungskräfte unterstellt hätte. Die FK Züge hätte man versorgungsmäßig weitgehend auf die Einheiten denen sie unterstellt anweisen können. Allerdings hätten diese weder FK 20 Munition noch Instandsetzungsdienste für diese Waffe zur Verfügung stellen können. Bei den zu erwartenden Entfernungen wäre der Muntrupp nur bei sehr moderaten Mun Verbrauch in der Lage gewesen seinen Auftrag zu erfüllen. Notfalls hätten die Zugführer ein Zugfahrzeug hierfür einsetzen müssen, mit der Konsequenz eine FK 20 nicht mehr bewegen zu können. Die Kfz Ausstattung ist ebenfalls erstaunlich. Das Krad leicht ist in diesem Zeitraum recht häufig auch bei vollbeweglichen Truppenteilen zu finden. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km kann man wohl kaum von Kolonnenmarschfähigkeit ausgehen. Für Verbindungsfahrten im Einsatzraum beim Objektschutz sollte es hingegen ausreichen. Ich hätte versucht beim Marsch die Dinger auf die 1,5 to zu verladen. was allerdings den Verzicht auf Kradmelder während des Marsches bedeutete. Alternativ hätte man ein besondere Marschgruppe mit den Krad leicht bilden können. Der Anblick dieser oliven Mofagang wäre unvergesslich gewesen. Besonders merkwürdig ist das klare Anweisungen zur Reduzierung des kompletten Bestandes der Bundeswehr vorlagen. Dieses sollte u. a. durch verstärkte Einplanung von KFZ der materiellen Mobilmachungsergänzung, also eingezogenen zivil Kfz, erfolgen. Alles in allem ein merkwürdiger Truppenteil, der ja auch nur einige wenige Jahre existierte.

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                          • Nemere
                            Cold Warrior
                            • 12.06.2008
                            • 2822

                            #28
                            Zitat von allrad Beitrag anzeigen
                            Deren Verwendung beim BGS ist auch so ein Mysterium. Die meisten wurden wohl auf M 8 oder Boote montiert. es gibt schon ein paar Fotos auf Feldlafette, wo, wann und weshalb die beim Bgs eingesetzt wurden entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso wie die Mecar Pak, die der Bgs angeblich hatte. Auch Fotos der Erprobung bei der Bw fehlen mir.
                            Das der BGS die Mecar Pak hatte und das die Bundeswehr dieses Fahrzeug erprobte, ist mir auch neu.
                            Zur Erläuterung für die Mitleser: Die Mecar Pak war eine 90 mm rückstoßarme Kanone auf dem Ketten-Fahrgestell des uralten britischen Bren Carriers aus dem 2. Weltkrieg. Sie war in den Panzerjägerzügen der belgischen Infanteriebataillone unter der Bezeichnung „C.A.T.I“ – Canon anti-tank d’Infanterie eingeführt.
                            M56_Scorpion.jpg Mecar -PAK (3).jpg Mecar -PAK (1).jpg
                            Die Firma Mecar lieferte an den BGS dann auch deren „Panzerfaust“, das Panzerabwehrrohr 100 mm Blindicide.
                            Der Bren Carrier war bei der Bundeswehr in den ersten Jahren nach 1956 vorhanden. Vorgesehen als Fahrzeug in den Aufklärungseinheiten, dafür aber ziemlich unbrauchbar, lief er dann als VB-Fahrzeug der Panzerartillerie, in den gepanzerten Nachschubtrupps und als Fahrschulpanzer. Es gab 1957 auch einen Versuch ihn mit SS10 Raketen als Raketenjagdpanzer zu erproben.
                            brencarrierraketenjagd.jpg

                            Der Bren Carrier war übrigens das einzige Fahrzeug, das gleichermaßen in der Bundeswehr wie auch in der NVA / Kasernierten Volkspolizei lief. Die DDR-Fahrzeuge stammten aus sowjetischen Beständen, die diese wiederum als Hilfslieferung im 2. Weltkrieg erhalten hatten.
                            Die Fk20-1 scheint es beim BGS auch auf dem Sonderwagen 1 gegeben zu haben, siehe Foto.

                            SW I.jpg
                            Der später eingeführte Sonderwagen 2 war auch mit einer 20 mm ausgerüstet, allerdings scheint man hier einfach den Turm des HS 30 bzw. des SPz (k) aufgesetzt zu haben.

                            bgs_sg_mowagsw2v.jpg
                            Die Bundeswehr erprobte weiter die amerikanische Pak-Selbstfahrlafette M-56 „Scorpion“, mit der 90 mm Kanone des M-47/M48 auf einem oben offenen Kettenfahrgestell.

                            M56_Scorpion.jpg
                            (Literatur: Neben den bekannten Anweiler-Büchern auch Wiener, Friedrich: Die Armeen der NATO-Staaten. Organisation, Kriegsbild, Waffen und Gerät, (Truppendienst-Taschenbuch 3) Wien 1966).

                            Über eine Ausrüstung des BGS mit panzerbrechenden Waffen machte man sich anscheinend erst im Herbst 1956 Gedanken, als man angesichts der Ungarnkrise auch mit Grenzübergriffen durch Streitkräfte des Warschauer Paktes an den deutschen Grenzen rechnete. Der BGS war zunächst nur bereit, seine Einheiten mit Gewehrgranaten auszurüsten. Für den Fall gemeinsamer Einsätze von Bundeswehr und BGS plante man die vorhandenen Grenadierbataillone der Bundeswehr in Grenznähe vorzuziehen und – man höre und staune – dort den jeweiligen BGS-Kommandeuren zu unterstellen, weil diese das bessere Lagebild hätten.
                            Auch bei der Bundeswehr scheint es im Herbst 1956 mit der Panzerabwehr noch nicht so weit her gewesen zu sein. Es wurde befohlen, die damals vorhanden 1741 Bazookas mit absoluter Priorität an die grenznahen Grenadierbataillone zu verteilen. Leichtgeschütze gab es noch nicht, da „die Typenauswahl noch nicht abgeschlossen war.“ (Thoß, Bruno: Nato-Strategie und nationale Verteidigungsplanung. Planung und Aufbau der Bundeswehr unter den Bedingungen einer massiven atomaren Vergeltungsstrategie 1952 – 1960, (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 1), München 2006, S. 585 – 587).

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                            • kato
                              Cold Warrior
                              • 03.03.2009
                              • 867

                              #29
                              Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                              Das der BGS die Mecar Pak hatte und das die Bundeswehr dieses Fahrzeug erprobte, ist mir auch neu.
                              Erstaunlich was man so auf die Schnelle findet, sogar hochoffiziell: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/02/025/0202553.pdf

                              Seite 74, zu Titel 959, Erstausstattung Bundeswehr, für 1955, Nachtrag D: "Zusätzlich veranschlagt für die Beschaffung von 2 Panzerabwehrkanonen, 90mm, Mecar zu je 43000 DM...".

                              Man beachte in der Erstausstattung auf derselben Seite links übrigens auch "15 Flammenwerfer-Tornistergeräte" als Vorwegbewilligung. Wurden die je in irgendeiner STAN verwendet?
                              Die 300 beschafften Bren Carrier finden sich übrigens auf Seite 57. Waren recht billig.

                              Insgesamt ist das Dokument aber ziemlich skurril in seiner Detailtreue, insbesondere an den Stellen wos an die Büro- oder Kantinenausstattung geht.

                              Die beiden Mecar PAK wurden wohl 1961-1962 verschrottet: http://www.argus.bstu.bundesarchiv.d...4-f12829271dfb

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                              • Nemere
                                Cold Warrior
                                • 12.06.2008
                                • 2822

                                #30
                                Ich meine, irgendwann in frühen Gliederungsbildern der Pioniere diese Flammenwerfer-Tornistergeräte entdeckt zu haben. Man hat sich dann aber wohl recht schnell für sog. "Einstoß-Flammenwerfer" entschieden, die dann als "Handflammpatronen" eingeführt wurden. Allerdings verschießt die Handflammpatrone keine brennbare Flüssigkeit.

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