Aufgaben der Feldjägertruppe im Verteidigungsfall?

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  • Ritchie 66
    Cold Warrior
    • 09.07.2011
    • 444

    #16
    Zitat von rubeck1
    Die Bw-Feldjägerei bezieht ja ihre Tradition auch nicht auf die Wehrmachtstruppenteile, sondern auf frührere Verbände, an erster Stelle werden da immer die Feldjäger beim "Alten Fritz" genannt, obwohl die ja keine Polizei waren.
    Hallo rubeck,
    ich habe von der Materie auch nicht viel Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass die Feldjäger der Bundeswehr keinerlei Traditionsbezug zur Feldgendarmerie der ehemaligen Wehrmacht haben! Die Bundeswehr ist die Armee des demokratischen Staates Bundesrepublik Deutschland und da hat man sicher keinen Bezug zugelassen. Die Bezeichnung "Feldjäger" hat wie du ja schon geschrieben hast ihren Ursprung beim "Alten Fritz".

    Das es in der Wehrmacht Truppenteile gab die die Bezeichnung "Feldjägerkommandos" trugen war mir nicht bekannt. Ohne Hintergrundwissen dazu würde ich mal vermuten, dass es sich um eine Art "Hilfsfeldgendarmerie" handelte?

    Vor einigen Jahren habe ich an einem Buch mitgearbeitet, welches die Geschichte einer Ortschaft in der ich lange gelebt habe wärend der Zeit des dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges zum Thema hatte. Es sind die Erinnerungen von Menschen eingeflossen die diese Zeit erlebt haben, als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Unter anderem sind auch Zeitzeugenberichte von Personen eingeflossen, die als Soldat im Krieg waren. Ein Mann erzählte mir, dass er als siebzehnjähriger 1943 in die Wehrmacht eingezogen wurde und an der Ostfront eingesetzt war. In seinen Erzählungen erwähnte er auch, dass die Soldaten wärend des Rückzugs ständig Angst hatten einem Greiftrupp der Feldgendarmerie oder der SS in die Hände zu fallen und als Deserteur verdächtigt zu werden. Er erzählte, dass die jungen Soldaten immer darauf geachtet haben in Gruppen unterwegs zu sein. Diese Trupps der Feldgendarmerie oder der SS seien immer zu zweit oder zu dritt unterwegs gewesen. Und ich zitiere jetzt wortwörtlich die Ausage dieses ehemaligen Soldaten: "wir Soldaten hatten vor den Greiftrupps der Feldgendarmerie die selbe Angst wie vor dem russischen Gegner! Ganze Allen mit aufgehängten deutschen Soldaten, die ein Schild um die Schulter trugen mit Aufschriften wie "Ich war ein Feigling oder ich war ein Deserteur" habe ich auf dem Rückzug gesehen. Soweit die Schilderungen eines Zeitzeugen der als Soldat im Krieg gekämpft hatte und mit dem ich gesprochen habe.

    Gruß
    Richard
    Zuletzt geändert von Ritchie 66; 28.02.2013, 01:49.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2823

      #17
      Zitat von Ritchie 66 Beitrag anzeigen
      innerhalb der Feldjägertruppe eine Diskusion über die Rolle der Feldgendarmerie des zweiten Weltkrieges?
      Die zitierte Darstellung aus Wikipedia ist völlig einseitig und von wenig Sachkunde getrübt. Natürlich gab es die Beteiligung der Feldgendarmerie an der Fahndung nach Deserteuren. Die Rechtslage war damals so, daß auf Fahnenflucht auch die Todesstrafe stand, die Verhängung dieser Strafe war aber nicht Sache der Feldgendarmerie, sondern der Militärgerichtsbarkeit! Allein schon die Formulierung "Zehntausende .... wurden ... exekutiert" ist angreifbar. In der Wehrmacht wurden zwischen 20.000 und 23.000 Todesurteile vollstreckt, darin sind aber alle Urteile enthalten, nicht nur die wegen Fahnenflucht. Die objektivsten Quellen sprechen von 20.000 Todesurteilen wegen Fahnenflucht, von denen 15.000 vollstreckt wurden (Manfred Messerschrnidt, Fritz Wüllner: Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus. Zerstörung einer Legende. Baden-Baden 1987. - Messerschmidt ist garantiert keiner rechten Sympathien verdächtig!).
      Eine der Hauptaufgaben der Feldgendarmerie bestand bis zur Ebene der Armeen auch im zweiten Weltkrieg aus dem Verkehrsdienst. Nachdem die zu Kriegsanfang noch vorhandenen Verkehrsregelungs-Bataillone bis Sommer 1942 aufgelöst worden waren, blieben diese Aufgaben an den Feldgendarmerietrupps (Zugstärke) der Divisionen und Korps, an den wenigen Feldgendarmeriekompanien und den Feldgendarmerie-Abteilungen der Armeen hängen. Daneben wurde noch Ordnungsdienst durchgeführt und soweit Kräfte frei waren, bei Sicherheitsaufgaben (z.B. Partisanenbekämpfung) mitgewirkt.
      Die Feldgendarmerietrupps in den rückwärtigen Gebieten, z.B. bei Orts- und Feldkommandanturen waren dagegen eher in Richtung Ordnungsdienst und Sicherheitsaufgaben orientiert.
      Wir haben in der Ausbildung sehr wohl aus Erfahrungen der Feldgendarmerie im zweiten Weltkrieg geschöpft. Es gab z.B. eine Reihe von "Militärgeschichtlichen Beispielen", anhand deren z.B. Lehren aus der Verlegung von motorisierten Großverbänden oder der Versprengtenkontrolle gezogen werden konnten.

      In der Traditionsbildung wurde dagegen die Feldgendarmerie eher verdrängt. Die Traditionslinie begann beim "Reitenden Feldjägerkorps" (RFC) des Alten Fritzen und wurde von dort aus direkt zur Bundeswehr gezogen. Dieses Reitende Feldjägerkorps hatte aber den napoleonischen Kriegen fast nur noch noch Kurier- und Sicherungsaufgaben bei Gefechtsständen wahrgenommen, mit Verkehrsdienst und Ordnungsaufgaben hatte es nichts mehr zu tun. Das RFC war in den letzten Jahren des Kaiserreichs und im ersten Weltkrieg ein höchst elitärer Klub, der z.B. Kurierdienste zwischen den Botschaften in den verschiedenen Ländern wahrnahm, aber sich nicht mehr mit so profanen Dingen wie Marschstraßenerkundung oder Gewässerübergangsorganisation abgab. Die Tatsache, dass sich dagegen fast alle Aufgaben der Feldjäger der Bundeswehr aus den Einsatzgrundsätzen der Feldgendarmerie und der Streifendiensten der Wehrmacht ableiten lassen, wurde vor allem von der Führung der Feldjägertruppe kaum zur Kenntnis genommen. Auf der "Arbeitsebene" (also bis zu den Bataillonskommandeuren) sah man das dagegen viel realistischer und versuchte schon aus den Erfahrungen des Krieges zu schöpfen, wie oben geschildert.

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      • rubeck1
        Cold Warrior
        • 06.06.2009
        • 478

        #18
        @ritchie66 und @nemere: besten Dank für eure ausführlichen Darstellungen!
        Zu den Feldgendarmen und den "Greiftrupps": das ist wohl nicht dasselbe. Die Greifer waren nach meinem Kenntnisstand (muss mal in den Quellen wühlen) doch eher SS- bzw. teilweise sogar Parteifunktioner und alles andere als reguläre Feldgendarmerie.
        Das Problem bei dieser ganzen Wehrmachtskiste ist doch immer, dass man keine so ganz klaren Linien ziehen kann, nach dem Motto:"hier die Guten - da die Verbrecher".
        Da erwiesenermaßen auch Wehrmachtangehörige Verbrechen begangen haben, kann das evtl. auch von Teilen der Feldgendarmerie gesagt werden (ohne, dass ich das jetzt belegen könnte; es ist nur eine theoretische Möglichkeit). Dass demgegenüber der überwiegende Anteil der Feldgendarmen korrekten Dient getan hat, lässt sich sicher auch nachweisen.
        Die Verhängung von Todesurteilen war in der Tat Angelegenheit der Kriegsgerichtsbarkeit, wobei es auch hier wieder unübersichtlich wird, war doch damals der jeweilige Divisionskommandeur auch zugleich Gerichtsherr seiner Truppe und der Herr Kriegsgerichtsrat als Abteilung III Teil des Divisionsstabes; von einer unabhängigen Gerichtsbarkeit konnte schon von daher - und noch viel weniger angesichts des hinter allem steckenden diktatorischen Regimes - nicht gesprochen werden.
        Die Greifertrupps dagegen waren ja nun völlig unkontrolliert, aber wiederum nicht überall aktiv. Ein mir persönlich bekannter Infanteriefeldwebel der Wehrmacht (leider schon verstorben), der den Russlandfeldzug mitgemacht hatte, hat mir mal auf meine diesbezügliche Frage geantwortet, er habe zu keiner Zeit an Lampenmasten oder Bäumen aufgeknüpfte Deserteure gesehen, wohl aber solche, die vom Kriegsgericht regulär abgeurteilt auf ihre Urteilsvollstreckung hätten warten müssen.
        Andere berichten dagegen von den letzten Kriegswochen, in denen wirklich die Angst vor dem Heldenklau und den Greifertrupps grasierte und blutjunge Soldaten völlig idiotisch durch "fliegende Standgerichte" abgeurteilt und aufgehängt worden seien.
        Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
        Interessengemeinschaft "area 1" -
        militärgeschichtlicher Verein e.V.
        www.ig-area-one.de

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        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2823

          #19
          Zitat von rubeck1 Beitrag anzeigen
          Da erwiesenermaßen auch Wehrmachtangehörige Verbrechen begangen haben, kann das evtl. auch von Teilen der Feldgendarmerie gesagt werden .
          Das ist sicher richtig - es gibt auch unter den Angehörigen der Feldgendarmerie-Einheiten genügend Kriegsverbrecher. Recht auffällig sind hier die Feldgendarmerie-Abteilungen in den rückwärtigen Heeresgebieten, die oft gemeinsam mit Polizei und Sicherungseinheiten an der sog. "Bandenbekämpfung" beteiligt waren, die oft genug zu unkontrollierten Repressalien gegen die Zivilbevölkerung ausarteten. Bei den Einheiten der Feldgendarmerie auf Divisions- und Korps-Ebene findet man solche Fälle deutlich seltener.
          Die fliegenden Standgerichte bei Kriegsende sind ein Fall für sich, weil diese Henker völlig losgelöst von der normalen Gerichtsbarkeit der Wehrmacht agierten und nur noch Terror verbreiteten.

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          • Nemere
            Cold Warrior
            • 12.06.2008
            • 2823

            #20
            Zitat von rubeck1 Beitrag anzeigen
            Begriff "Feldjägerkommandos" - welche Aufgaben hatten diese "Feldjäger"?
            Zu den Feldjägerregimentern und -kommandos der Wehrmacht siehe:
            http://http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Ordnungstruppen/FJ.htm

            Dort ist ausführlich beschrieben, welche Vorkommnisse zur Aufstellung der Wehrmachtsfeldjäger führten. Eine der Hauptaufgaben der Feldjäger war ab Mitte 1944 die Versprengtenkontrolle, dazu konnten sich die Führer der Feldjägereinheiten alle anderen Ordnungstruppen im jeweiligen Einsatzraum unterstellen. Man muß sich dazu vor Augen halten, dass an der Ostfront im Sommer 1944 eine Katastrophe die nächste jagte - lauter verlorene Schlachten, die verlustreicher und letztlich folgenschwerer als Stalingrad waren:

            22.6.1944: Beginn der sowjetischen Sommeroffensive gegen die Heeresgruppe Mitte.
            Innerhalb von knapp vier Wochen wird die deutsche Front um Hunderte von Kilometern bis nach Polen und fast an die Grenze Ostpreußens zurückgeworfen, ein Durchbruch der Roten Armee durchs Baltikum und damit die Abtrennung der HGr. Nord von der HGr. Mitte droht. Da es an der ganzen Ostfront keine operativen Reserven, schon gar nicht solche an gepanzerten Truppen gibt, sind keine wirksamen Gegenmaßnahmen von deutscher Seite möglich, die Heeresgruppe Mitte zerfleddert zu einem Haufen handlungsunfähiger Versprengter. Bei dieser Aktion gehen 5 Korpsstäbe mit etwa 25 Divisionen vollständig verloren, dazu zahlreiche Heerestruppen.

            13.7.1944: Beginn der sowjetischen Offensive gegen die HGr. Nordukraine in Ostgalizien, nachdem von dort einige deutsche Truppenteile zum Versuch der Stabilisierung der zusammenbrechenden HGr. Mitte abgezogen worden waren. Bereits diese wenigen fehlenden Einheiten bewirken auch hier den schnellen Einsturz der deutschen Front, am 18.7.1944 werden große Teile der 1. deutschen Panzerarmee bei Brody eingeschlossen.

            29.7.1944: Einheiten der 1. Baltischen Front der Roten Armee erreichen die Rigaer Bucht, damit ist die Verbindung zwischen den Heeresgruppen Nord und Mitte unterbrochen. Gleichzeitig geht die Rote Armee in Polen über die Weichsel und bildet bei Baranow einen Brücken-kopf, der nicht mehr eingedrückt werden kann.

            20.8.1944: Beginn des Angriffs der 2. u. 3. Ukrainischen Front bei Jassy, Kischinew und Tiraspol. Innerhalb von etwa 14 Tagen wird hier die deutsche 6. Armee und zwei rumänische Armeen nahezu völlig aufgerieben, die Rote Armee rückt bis zum 30.8.1944 nach Zentral-rumänien vor, nimmt die Ölgebiete von Ploesti und bewirkt damit das Ausscheiden Rumäniens aus dem Krieg. Hier gehen nochmals 5 deutsche Korps mit 18 Divisionen verloren, weitere 3 Divisionen werden nahezu aufgerieben.

            Als Folge dieser Schlachten flüchteten Zehntausende von Soldaten und ziviles Wehrmachtsgefolge nach Westen. Dabei handelte es sich häufig um Einheiten der NICHT-Kämpfenden Truppe, Nachschubtruppen, Wehrverwaltung usw. Diese wilden Haufen mussten irgendwo wieder eingefangen werden und nach Möglichkeit wieder in die Organisation der Truppe eingegliedert werden. Dieses Auffangen von Versprengten durch Einrichten von Versprengtensammellinien und Versprengtensammelstellen war eine der Hauptaufgaben der Feldjäger. Daneben trat auch das Aufrechterhalten und Wiederherstellen der Disziplin, die bei diesen Fluchtbewegungen oftmals untergegangen war. Dazu hatten die Führer der Feldjägereinheiten eben auch die Befugnis erhalten, nötigenfalls Dienststellen aufzulösen oder militärische Führer abzulösen.

            Die Befehlshaber der Feldjäger-Kommandos hatten Stellung und Befugnisse eines Armeeoberbefehlshabers einschließlich der Disziplinarstrafgewalt. Er konnte Kommandeure bis zum Armeeführer ihres Postens entheben und Kriegsgerichtsverfahren einleiten. Die drei Feldjägerkommandos wurden geführt von Generalen, die sich mindestens als Korpskommandeur oder in ähnlichen Aufgaben bewährt hatten. Das Feldjägerkommando war einem Armeeoberkommando gleichgestellt und war als Führungsstab vor allem für die Koordination sämtlicher Ordnungsdienste im zugewiesenen Einsatzraum zuständig.
            Nochmal zur Verdeutlichung: Ein Feldjägerkommando hatte etwa die Größe eines Regiments. Ein Regiment wurde normalerweise von einem Oberst geführt. Ein Feldjägerkommando dagegen wurde von einem General geführt, der noch dazu die Befugnisse eines Armeeoberbefehlshabers hatte. Eine deutlichereZuspitzung von Befugnissen findet man sonst kaum.
            Die Feldjäger hatten Wehrmachtzuständigkeit einschließlich der Waffen-SS. Diese Unterordnung der Waffen-SS unter einen direkt dem OKW unterstehenden Stab war die absolute Ausnahme während des Zweiten Weltkriegs, beeinhaltete sie doch auch die Unterwerfung der Waffen-SS unter die Disziplinarstrafgewalt der (Heeres-) Feldjäger-Führer.

            Bemerkenswert finde ich, dass die Bundeswehr mit der aktuellen Umgliederung wieder drei Feldjäger-Regimenter geschaffen hat.

            Aus den Erfahrungen mit den Befugnissen der Feldjägerkommandos der Wehrmacht hat auch die Bundeswehr gelernt. Die Feldjäger der Bundeswehr haben deutlich mehr Befugnisse, als es die Feldgendarmerie der Wehrmacht hatte. Jeder Feldjäger im Dienst ist im Rahmen seines Auftrags Vorgesetzter jedes anderen Soldaten, unabhängig vom Dienstgrad (§ 3 Vorgesetztenverordnung i.V.m Nr. 202 der ZDv 75/100). Das bedeutet, dass z.B. der als Verkehrsposten eingesetzte Gefreite der Feldjäger auch einem General den Befehl zum Anhalten geben kann.
            Ein Offizier als Führer eines Feldjägerdienstkommandos hat die Befugnis als "Notdisziplinarvorgesetzter", d.h. wenn die militärische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert, kann er unter bestimmten Umständen sofort Disziplinarstrafen auch gegen ihm nicht disziplinar unterstellte Soldaten verhängen (§ 27 Wehrdisziplinarordnung). Diese Befugnisse haben wir bei Randale an den quartalsmäßigen Entlassungstagen auch hin und wieder angewandt

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            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2823

              #21
              Zitat von rubeck1 Beitrag anzeigen
              So, nun aber wieder zurück zu den Feldjägern: interessant finde ich ja auch, dass sie damals nur im taktischen Zeichen das "MP" für Militärpolizei stehen hatten - heute trägt es jeder Feldjäger als Armbinde am Oberarm. Es wurde auch diesbezüglich immer darauf geachtet, nur ja keine falschen Anklänge zu schaffen und die Wahrheit ein bisschen zu verschleiern... Oder liege ich da falsch?
              Der Grund ist viel profaner und liegt in der föderalen Struktur unseres Landes begründet. Als einer der ersten Truppenteile der neuen Bundeswehr wurde im Herbst 1955 eine "Militärpolizei-Lehrkompanie" als Kern der neu aufzustellenden "Militärpolizei" aufgestellt (siehe Aufstellungsbefehl im Anhang).

              Über die Verwendung des Begriffs "Polizei" regten sich sofort die Länder auf - denn Polizei ist Ländersache. Deswegen gab es ja damals einen "Bundesgrenzschutz". Heute sieht man das etwas gelassener, wie die Umbenennung in "Bundespolizei" zeigt. Die Militärpolizei musste allerdings 1955 umgetauft werden und wurde deshalb mit Befehl vom 30. Januar 1956 in "Feldjäger" umbenannt (siehe Befehl für die Umbenennung im Anhang).
              Angehängte Dateien

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              • Ritchie 66
                Cold Warrior
                • 09.07.2011
                • 444

                #22
                Zitat von rubeck1
                Zu den Feldgendarmen und den "Greiftrupps": das ist wohl nicht dasselbe.
                Hallo rubeck,
                ich bin kein Spezialist für die Geschichte der Wehrmacht oder gar derren Truppengliederungen. Die Aussage des ehemaligen Soldaten ist wie gesagt im Rahmen eines Buchprojektes entstanden an dem zwei Jahre gearbeitet wurde. Der Mann Angehöriger einer Infanterie Division des Heeres schilderte einige Vorkommnisse und erwähnte die Angst der Soldaten vor den Greiftrupps der Feldgendarmerie und der SS. Er schilderte, dass diese Greiftrupps sich hinter der Front aufhielten zum Teil aber auch in unmittelbarer Nähe zu dieser unterwegs waren. Diese "Kettenhunde" wie er sie nannte seien brutal und Rücksichtslos gegen alles und jeden vorgegangen, der im Verdacht stand sich von der Truppe absetzen zu wollen. So äußerte er, dass in seinem Truppenteil, die Soldaten Angst gehabt hätten in unübersichtlichen Gefechtslagen etwa als Melder in unbekannten Gelände eingesetzt zu werden und nach einem Truppenteil suchen zu müssen, von dem man nicht genau wusste wo er lag. Er erwähnte, dass die zu überbringenden Meldungen nicht immer in schriftlicher Form erteilt wurden sondern mündlich. Er sagte, dass die Soldaten sich fürchteten an so ein Kommando zu geraten, dass sich nicht die Mühe machte in einer unübersichtlichen Lage die Angaben eines Soldaten zu überprüfen. "Die waren schnell mit dem aufhängen und erschießen in solchen Fällen". So seine Aussage. Und dann viel dieser Satz, der mir deutlich vor Augen führte welche Zustände im Russlandfeldzug geherrscht haben: "wir Soldaten haben uns vor den Greiftrupps der Feldgendarmerie und der SS genauso gefürchtet wie vor dem russischen Gegner!"

                Gruß
                Richard
                Zuletzt geändert von Ritchie 66; 28.02.2013, 22:07.

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                • Rex Danny
                  Administrator
                  • 12.06.2008
                  • 4313

                  #23
                  Hallo, Leute !

                  Ich gebe hier auch mal ein wenig meinen Senf dazu ungeachtet der Tatsache, daß ich von diesem Thema nicht allzuviel verstehe.

                  Ich habe mit Begeisterung früher die deutschen Kriegsfilme in schwarz/ weiß mit Blacky Fuchsberger angeschaut, weil durch schwarz/ weiß halt viele originale Kriegsszenen in die Filme eingebracht worden sind und nicht schlecht gemachte Studioaufnahmen verwendet werden mußten.

                  Ein weiterer Grund war, daß diese Filme kurz nach dem Krieg entstanden, als in Deutschland keiner wirklich "Bock" auf heldenhafte Soldaten und deren glorifizierende Geschichten hatte (zumindest im öffentlichen Leben) und dadurch meiner Meinung nach die Filme aus militärischer Sicht einen guten Eindruck des vorherrschenden Klimas in der Truppe rüberbrachten.

                  In diesen Filmen wurde die Feldgendarmerie auch als "Kettenhunde" bezeichnet, wobei mir dieser Begriff schon von meinem Großvater geläufig war. Er erklärte mir, daß der Begriff "Kettenhunde" auf die Kette mit dem Metallschild zurückzuführen war, die jeder Feldgendarm um den Hals trug. Und der Begriff "Hunde" war darauf zurückzuführen, daß die Feldgendarmen sich wie Hunde an einen hängten, den sie gesucht oder anderswie im Visier hatten. Mein Großvater sagte immer: "Wenn die Kettenhunde Dich am Schlafittchen hatten, hattest Du echte Probleme."

                  Von "Greiftrupps" hatte er nie etwas erzählt. Ich gehe davon aus, daß es sich hier um ein Schlagwort handelt, welches durch Landser entstanden ist. Und hier kommen wir wieder zu den alten Fuchsberger-Filmen, in denen nämlich sehr zahlreich auch die "Kettenhunde" gezeigt wurden, die in Trupps (2 oder 3 Mann stark) unterwegs waren und Versprengte, Deserteure, flüchtige Kriegsgefangene ect. aufzugreifen. Ich kann mich erinnern, daß die "Kettenhunde" überwiegend als knallhart und wenig diskussionsfreudig oder verhandlungsbereit dargestellt wurden, was ich in meiner langjährigen Dienstzeit bei mehreren Einsätzen auch bei unseren heutigen Feldjägern erlebt habe. Fand ich persönlich aber gar nicht schlecht. Erst hatten die Soldaten eine große Klappe und als sie hörten, daß die Feldjäger kommen, wurden sie immer kleiner. Und als die Feldjäger dann vor ihnen standen, waren sie nicht mehr zu erkennen, so klein mit Hut waren sie.

                  So, das war nun mein Senf zu den oben gereichten Würstchen und nun halte ich mich auch wieder zurück.

                  Grüße


                  Rex Danny
                  Zuletzt geändert von Rex Danny; 01.03.2013, 00:07.

                  Kommentar

                  • Ritchie 66
                    Cold Warrior
                    • 09.07.2011
                    • 444

                    #24
                    Hallo@all,
                    ein interessantes Thema und eine interessante Diskusion! Schön, dass es hier nicht ausartet wie in manchen anderen Foren! Danken möchte ich Nemere für seine sachliche und vor allem fachliche Darstellung des Themas! Ich finde es immer interessant Informationen von Personen zu erhalten, die aus Erfahrung schreiben und vor allem aus Bereichen in dem sie selbst tätig waren/sind!

                    Zitat von Rex Danny

                    Ich kann mich erinnern, daß die "Kettenhunde" überwiegend als knallhart und wenig diskussionsfreudig oder verhandlungsbereit dargestellt wurden, was ich in meiner langjährigen Dienstzeit bei mehreren Einsätzen auch bei unseren heutigen Feldjägern erlebt habe. Fand ich persönlich aber gar nicht schlecht. Erst hatten die Soldaten eine große Klappe und als sie hörten, daß die Feldjäger kommen, wurden sie immer kleiner. Und als die Feldjäger dann vor ihnen standen, waren sie nicht mehr zu erkennen, so klein mit Hut waren sie.
                    Diese Karakterisierung beschreibt wohl die Wesensart der meisten Militärpolizeien der Welt!

                    Gruß
                    Richard
                    Zuletzt geändert von Ritchie 66; 01.03.2013, 14:34.

                    Kommentar

                    • rubeck1
                      Cold Warrior
                      • 06.06.2009
                      • 478

                      #25
                      Für uns Nicht-Feldjäger (Artilleristen) war es immer ein "ergreifender" Moment, wenn ein VW 181 der Feldjäger an der Wache vorfuhr: in unserer Kaserne war das Feldjägerdienstkommando stationiert. Als Wachsoldat konnte man nun sogar einen Feldjäger nach seinem Fahrbefehl fragen und sich den Truppenausweis zeigen lassen etc.
                      Aber das war natürlich eine zweischneidige Sache: tat man das in übertriebener Form, konnte es einem bei nächster Gelegenheit draußen, z.B. auf dem Standortübungsplatz, auf die Füße fallen: die Feldjäger waren ja nicht blöd, sondern konnten sich durchaus auch Gesichter merken...
                      Diese Spielchen fanden wir damals recht spannend, so um 1982 herum, in einer der größten Bw-Garnisonen überhaupt, der schönen Stadt Koblenz.
                      Heute denke ich manchmal an diese Zeit zurück und stelle dann fest, wie sehr sich doch die Welt geändert hat, gerade bei der Firma "Y"! Wer hätte damals gedacht, dass einmal deutsche Soldaten ein Feldlager in Afghanistan bewachen würden und Feldjäger zwischen Staubwüsten und Minenfeldern Streife fahren müssten?
                      Ja, es war ja nicht mal vorstellbar, dass so ein Feldjägerauto auf irgendeiner Landstraße in Meck-Pomm oder Thüringen umherirren könnte...

                      Übrigens: das mit den Greiftrupps muss ich nochmal recherchieren, denn ich bin mir sicher, kürzlich was darüber gelesen zu haben, aber mir fällt partout nicht mehr ein, wo das stand.
                      Melde mich, sobald ich es gefunden habe.
                      Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
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                      militärgeschichtlicher Verein e.V.
                      www.ig-area-one.de

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