Hallo!
Der erste Beitrag behandelt die Garnisonsgründung im oberen Dilltal. In ihrem 1988 erschienen Buch ""Zwischen Meiler und Basalt. Geschichte und Geschichten des Dillkreises 1945–1976" berichtet HANNELORE BENZ über einige lokalpolitischen Kuriositäten bei der Standortwahl:
"Das Bundesverteidigungsministerium möchte im Raum Dillenburg eine Garnison errichten und sucht 400 Hektar Land für den Truppenübungsplatz. Der soll zwischen Donsbach, Medenbach und Langenaubach entstehen. Die Öffentlichkeit ist aufgeschreckt. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Es ist die Rede davon, daß die NATO ihre militärischen Anlagen nicht zusammenballen, sondern über den gesamten Westerwald verteilen will. Von Raketenbasen spricht noch niemand, aber Eingeweihte wissen längst, wo's langgeht wird. […]
SPD-Sprecher Kurt Knodt sieht eine Chance für den heimischen Raum. Man sollte dem Bund für seinen Truppenübungsplatz von dem unwirtschaftlichen Land so viel wie möglich für teures Geld abgeben, andererseits aber die Gemeinden weitgehend schonen, in denen der Fremdenverkehr floriert. Das ist allerdings schwer realisierbar, denn Donsbach ist eine aufblühende Feriengemeinde, und die Pläne des Bundes beziehen das Gelände bis dicht in das Dorf mit ein. Der Wald zwischen Donsbach und Langenaubach soll durch zwei Schneisen zerschnitten werden, damit die Militärfahrzeuge hier fahren können. Das nicht bewaldete Gebiet soll voll in Anspruch genommen werden.
Unter der Hand spielen sich merkwürdige Händel ab. Die Bundesvermögensverwaltung winkt den Donsbachern mit tatkräftiger Hilfe beim Bau eines Schwimmbades, um die Beeinträchtigungen des Tourismus auszugleichen. Die Donsbacher erfassen die Gunst der Stunde und schrauben ihre Ansprüche immer höher. Während einerseits Landbesitzer sich standhaft weigern, über Verkauf oder Verpachtung ihrer Flächen auch nur nachzudenken und der Begriff 'Enteignung' bereits im Raum steht, haben andere schon für gutes Geld verkauft. Im Kreistag ist man der Ansicht, daß man 'sich den Erfordernissen der Landesverteidigung nicht entziehen kann'. In Herborn wird man hellhörig. Dem konservativen Lager wäre dort eine Garnison gar nicht so unangenehm. Man schaltet sich in die Verhandlungen ein und signalisiert Interesse.
Das Verteidigungsministerium bemerkt, daß es nicht unbedingt Dillenburg sein muß und weicht den Schwierigkeiten nach Süden aus. Donsabch erhält kein Schwimmbad." (BENZ; S. 188).
Und schließlich:
"Am 1. Mai 1966 wird in Herborn-Seelbach die Kaserne ihrer Bestimmung übergeben; damit ist die Bewachung des NATO-Lagers bei Bellersdorf gewährleistet. Es kommt nicht zu Protesten. Dem Bau der Kaserne ist ein langwieriger Grabenkrieg vorausgegangen. Nachdem sich die Pläne des Bundesverteidigungsministeriums bei Dillenburg zerschlagen hatten, hatte sich zunächst die Stadt Herborn gemeldet und Interesse bekundet. Hier aber spielten zunächst die Sozialdemokraten nicht mit, die protestierend die Stadtverordnetensitzung verließen, und dann schließlich stellte man fest, daß auf dem vorgesehenen Gelände auf dem Rehberg überhaupt keine militärischen Anlage gebaut werden durfte, weil die Krankenanstalten des Landeswohlfahrtsverbandes viel zu dicht dabeilagen. Da schaltete sich der junge Bürgermeister Hans Weber aus Herbornseelbach ein und holte das Projekt ins Aartal, wobei er dem Bund ganz beträchtliche Zugeständnisse abhandelte, bei denen sowohl Straßenbau, als auch Kanalisation eine wesentliche Rolle spielten." (BENZ; S. 221).
Anmerkung:
Die Aartalkaserne wurde 1993 aufgeben und wird jetzt größtenteils zivil genutzt.
Der erste Beitrag behandelt die Garnisonsgründung im oberen Dilltal. In ihrem 1988 erschienen Buch ""Zwischen Meiler und Basalt. Geschichte und Geschichten des Dillkreises 1945–1976" berichtet HANNELORE BENZ über einige lokalpolitischen Kuriositäten bei der Standortwahl:
"Das Bundesverteidigungsministerium möchte im Raum Dillenburg eine Garnison errichten und sucht 400 Hektar Land für den Truppenübungsplatz. Der soll zwischen Donsbach, Medenbach und Langenaubach entstehen. Die Öffentlichkeit ist aufgeschreckt. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Es ist die Rede davon, daß die NATO ihre militärischen Anlagen nicht zusammenballen, sondern über den gesamten Westerwald verteilen will. Von Raketenbasen spricht noch niemand, aber Eingeweihte wissen längst, wo's langgeht wird. […]
SPD-Sprecher Kurt Knodt sieht eine Chance für den heimischen Raum. Man sollte dem Bund für seinen Truppenübungsplatz von dem unwirtschaftlichen Land so viel wie möglich für teures Geld abgeben, andererseits aber die Gemeinden weitgehend schonen, in denen der Fremdenverkehr floriert. Das ist allerdings schwer realisierbar, denn Donsbach ist eine aufblühende Feriengemeinde, und die Pläne des Bundes beziehen das Gelände bis dicht in das Dorf mit ein. Der Wald zwischen Donsbach und Langenaubach soll durch zwei Schneisen zerschnitten werden, damit die Militärfahrzeuge hier fahren können. Das nicht bewaldete Gebiet soll voll in Anspruch genommen werden.
Unter der Hand spielen sich merkwürdige Händel ab. Die Bundesvermögensverwaltung winkt den Donsbachern mit tatkräftiger Hilfe beim Bau eines Schwimmbades, um die Beeinträchtigungen des Tourismus auszugleichen. Die Donsbacher erfassen die Gunst der Stunde und schrauben ihre Ansprüche immer höher. Während einerseits Landbesitzer sich standhaft weigern, über Verkauf oder Verpachtung ihrer Flächen auch nur nachzudenken und der Begriff 'Enteignung' bereits im Raum steht, haben andere schon für gutes Geld verkauft. Im Kreistag ist man der Ansicht, daß man 'sich den Erfordernissen der Landesverteidigung nicht entziehen kann'. In Herborn wird man hellhörig. Dem konservativen Lager wäre dort eine Garnison gar nicht so unangenehm. Man schaltet sich in die Verhandlungen ein und signalisiert Interesse.
Das Verteidigungsministerium bemerkt, daß es nicht unbedingt Dillenburg sein muß und weicht den Schwierigkeiten nach Süden aus. Donsabch erhält kein Schwimmbad." (BENZ; S. 188).
Und schließlich:
"Am 1. Mai 1966 wird in Herborn-Seelbach die Kaserne ihrer Bestimmung übergeben; damit ist die Bewachung des NATO-Lagers bei Bellersdorf gewährleistet. Es kommt nicht zu Protesten. Dem Bau der Kaserne ist ein langwieriger Grabenkrieg vorausgegangen. Nachdem sich die Pläne des Bundesverteidigungsministeriums bei Dillenburg zerschlagen hatten, hatte sich zunächst die Stadt Herborn gemeldet und Interesse bekundet. Hier aber spielten zunächst die Sozialdemokraten nicht mit, die protestierend die Stadtverordnetensitzung verließen, und dann schließlich stellte man fest, daß auf dem vorgesehenen Gelände auf dem Rehberg überhaupt keine militärischen Anlage gebaut werden durfte, weil die Krankenanstalten des Landeswohlfahrtsverbandes viel zu dicht dabeilagen. Da schaltete sich der junge Bürgermeister Hans Weber aus Herbornseelbach ein und holte das Projekt ins Aartal, wobei er dem Bund ganz beträchtliche Zugeständnisse abhandelte, bei denen sowohl Straßenbau, als auch Kanalisation eine wesentliche Rolle spielten." (BENZ; S. 221).
Anmerkung:
Die Aartalkaserne wurde 1993 aufgeben und wird jetzt größtenteils zivil genutzt.
Kommentar