Der dort erwähnte Minister war damals Strauß.
Einige interessante Aspekte daraus:
Der Inspekteur des Heeres hielt damals 2 Monate Übungszeit (jährlich) auf Truppenübungsplätzen für notwendig. Dieses an sich wünschenswerte Ziel wurde nie erreicht. Mehr als vier Wochen, und die noch meistens verteilt auf mindestens zwei Termine, wurden es nur in Ausnahmefällen.
Der Minister hatte die Vorstellung, dass die Kasernen nicht zu eng, sondern nach den Kriegsstärken der Truppen der Truppe gebaut werden sollten. Auch das war ein frommer Wunschtraum. Was bei einem aktiven Kampftruppenbataillon vielleicht noch sichergestellt wurde, blieb z.B. bei Nachschub-, Instandsetzungs-, Sanitäts- oder Feldjägereinheiten ewige Illusion.
Weiter dachte man über eine „Kurzausbildung“ für die „weißen Jahrgänge“ nach, also die Geburtsjahrgänge, die nicht mehr in der Wehrmacht gedient hatten und als Wehrpflichtige nicht mehr zur Bundeswehr eingezogen wurden. Hier ging es im Wesentlichen um die Jahrgänge 1927 bis 1936/37. Gedankliches Vorbild waren hier die ab 1934 bestehenden „Ergänzungseinheiten“ der Wehrmacht, die ebenfalls Kurzausbildung für die damaligen weißen Jahrgänge 1900 – 1913 durchführten.
Auch das Heranziehen der gedienten Soldaten des 2. Weltkriegs als Personalreserve wurde thematisiert.
Ganz phantastische Vorstellungen äußerte der Herr Minister dann hinsichtlich der Bewaffnung der Heeres-Artillerie mit Raketen. Er stellte fest, dass es – damals -eine Kompetenzgrenze gab, bis 300 km Reichweite war das Heer zuständig, über 300 km die Luftwaffe. Die Ideallösung für die Ausstattung einer Division (!) würde nach seiner Ansicht sein:
1 Bataillon SERGEANT– Raketen und
1 Bataillon REDSTONE – Raketen.
Die SERGEANT mit einer Reichweite von ca. 130 km wurde tatsächlich nach 1960 bei den Korps eingeführt (Vorläufer der LANCE).
REDSTONE basierte noch auf der Weiterentwicklung der Technik der V 2 / A4 und wurde wesentlich mit Beteiligung deutscher Raketentechniker unter Walter Dornberger und Wernher von Braun entwickelt. Die Serienproduktion begann 1955, das Gerät sollte als Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von ca. 300 km einen Sprengsatz von bis zu 3,75 Mt tragen.
Die Zuverlässigkeit dieser dann ab 1958 auch bei der US-Army in Westdeutschland mit vier Abschußrampen stationierten Rakete war nicht besonders hoch, Fehlstarts waren an der Tagesordnung. Zur Einführung bei der Bundeswehr kam es nie. Für einen Einsatz bei den Divisionen, also doch recht frontnah, wie es sich der Minister vorstellte, wären diese Raketen viel zu groß und schwerfällig gewesen.
Diese Ideen von Strauß verflogen schnell. Die Divisionen bekamen ein Bataillon mit HONEST JOHN (Reichweite 40 km), die Korps erhielten ein Bataillon mit SERGEANT.
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