Ausgangslage:
Die 6./Feldjägerbataillon 760 war die frühere (Divisions-) Feldjägerkompanie 12, unterstand zwar im Frieden dem FJgBtl 760 in München, wäre aber nach Abschluss der Masse der Aufmarschbewegungen in jeder Hinsicht der 12. Panzerdivision unterstellt worden. Diese Formulierung „Abschluss der Masse…“ wurde von der deutschen Verkehrsführung als „Abschluss aller deutschen Marschbewegungen“ interpretiert, was eine recht lange Bindung der 6./760 bedeutet hätte. Die 12. PzDiv gehörte aber bekanntlich im V-Fall zum VII. US-Korps, dort interpretierte man den „Abschluss“ als den Abschluss des Aufmarsches der 12. Panzerdivision plus unterstellter US-Teile, also zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Das VII. US-Korps setzte sich durch und die 6./760 unterstand bereits sehr früh der Division.
Der Kompaniechef der 6./760 war bereits im Frieden der Divisionsfeldjägerführer.
Truppeneinteilung:
Der Kompanie wäre für die erste Phase – Aufmarsch – ein weiterer Feldjägerzug als IV. Zug unterstellt worden, dieser sollte von 3./Feldjägerbataillon 760 aus München kommen. Diese Verstärkung war nötig, weil die 6./760 insgesamt acht Verkehrsleitpunkte, verstreut über ganz Unterfranken zu besetzen hatte und dazu noch Verbindungskommandos zur federführenden Verkehrskommandantur ANSBACH und zur Aufmarschzentrale der 12. PzDiv abzustellen hatte. Da es in Nordbayern außer der 6./760 nur noch eine Feldjägerkompanie gab (2./760 Nürnberg) und hier aber die Masse des Aufmarschs der US-Truppen lief, musste die Verstärkung von einer der FJg-Kompanien in Süddeutschland kommen. Hier war die 4./760 – Regensburg, die als Divisions-Feldjägerkompanie zur 4./PzGrenDiv ging und die 5./760 - Murnau, die zur 1. Gebirgsdivision ging, beide Kompanien waren mit dem Aufmarsch ihrer Divisionen genauso ausgelastet wie die 6./760 bei der 12. PzDiv. Die 7./760 in Landsberg war eine gekaderte Kompanie, die im Frieden nur aus einem Zug bestand und daher auch keine Kräfte abstellen konnte. Blieb also für die Abgabe des Feldjägerzuges an die 6./760 nur die 3./760 in München übrig, trotz der weiten Entfernung von München nach Veitshöchheim. Hier sieht man sehr schön die Sachzwänge, die bei solchen Truppeneinteilungen entstehen können und die zu auf den ersten Blick unverständlichen Entscheidungen führen.
Weiter wären ein Feldküchentrupp, ein Feldkabeltrupp 5 und ein Funkrelaistrupp (2 SEM 25) von der 1./760 an die 6. Kompanie abgegeben worden.
Einsatz der Kompanie
Der Einsatz der Züge ergibt sich aus beigefügtem Kompaniebefehl und der Karte. Die Kompanieführungsgruppe hätte zunächst die Verkehrsleitstelle (gleichzeitig Kompaniegefechtsstand) in Veitshöchheim betrieben. Hier zeigte sich sofort eine strukturelle Schwäche der damaligen Kompanie-StAN: es stand außer dem Kompanietruppführer kein Personal für den Betrieb der Verkehrsleitstelle zur Verfügung. Mit einem Soldaten war der Arbeitsaufwand hier bei der Fülle der einlaufenden und zu bearbeitenden Meldungen nicht zu bewältigen. Deswegen mussten I. und II. Zug je einen Offizier, III. Zug einen Feldjägerfeldwebel zur Verkehrsleitstelle abstellen. Erst damit war ein kontinuierlicher Schichtbetrieb mit je 1 Offz und 1 Fw möglich. Weiter stellte der I. Zug ein Verbindungskommando (1 FJgStreife und ein Kradmelder) zur Leit-Verkehrskommandantur 762 Ansbach ab, der III. Zug stellte einen Offizier zur Aufmarschzentrale der 12. Panzerdivision als Verbindungsoffizier ab.
Da jeder Feldjägerzug im V-Fall über 2 Offiziere (1 Hauptmann, 1 Lt/Olt) verfügte und zudem jeder Zug noch einen Hauptfeldwebel hatte, der auch als Zugführer ausgebildet war, waren solche Abstellungen möglich. Sowohl beim Einsatz in der Verkehrsleitstelle wie auch bei den Verbindungskommandos, war es aber erforderlich, dass die dort eingesetzten Offiziere und auch die Feldwebel weit über ihre eigentlichen Führungsebenen hinaus denken konnten und mindestens den Rahmen des übergeordneten Korps im Blick behielten. Es war daher in der Ausbildung und in der kompanieinternen Weiterbildung erforderlich, diesen Blick über den Tellerrand immer wieder durch entsprechende Schulungen zu vermitteln.
StAN Feldjägerkompanie
Ich füge zur Ergänzung auch die damalige StAN einer Feldjägerkompanie bei, als Überblick was an Mensch und Material für den Auftrag zur Verfügung stand. Die Datei musste ich aus verschiedenen alten Unterlagen zusammenstellen, deswegen ist sie etwas uneinheitlich in der Gestaltung.
Der StAN-Teil II ist die Grundgliederung der Kompanie, der StAN-Teil V zeigt die Ausstattung der einzelnen Teileinheiten mit Gerät, StAN-Teil VI B ist zusätzliches Material der Kompanie, das nicht fest einer Teileinheit zugeteilt war und nach Lage und Auftrag verteilt wurde, StAN-Teil VI F war die damalige Friedenszusatzausstattung, die im V-Fall nicht mehr zur Verfügung stand.
Bei genauer Betrachtung zeigen sich hier weitere Schwächen der damaligen Gliederung. So gab es in den Zügen zwar einen Lkw 2 t für das Zuggerät, dafür war aber kein Kraftfahrer C ausgeplant. Also musste zum Bewegen dieses Fahrzeugs immer ein Feldjäger mit Führerschein C aus den Streifen abgezogen werden. Ähnlich war es mit den Krädern, davon waren drei im Zugtrupp vorhanden, ohne das Kraftfahrer A eingeplant waren. Wenn ich also Kräder einsetzen wollte, mussten die Fahrer dafür wieder aus dem Feldjägerpersonal abgezogen werden. Jeder FJgUffz musste die Führerscheine A und B erwerben, jeder Feldjägerfeldwebel zusätzlich den Führerschein CE.
Dass die schwere Panzerfaust wegen ihrer Unhandlichkeit nicht so besonders geeignet für die Feldjäger war, dürfte klar sein. Die als Funkfahrzeuge eingeplanten VW-Busse FuC 3 bzw. FuC 3 a waren nur zum Teil vorhanden, in vielen Fällen liefen hier noch die 1,5 t Unimog mit Kofferaufbau, was trotz des Alters dieser Fahrzeuge eindeutig die bessere Lösung war.
Grüße
Jörg
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