12. Panzerdivision - Feldjägereinsatz beim Aufmarsch

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2802

    #1

    12. Panzerdivision - Feldjägereinsatz beim Aufmarsch

    Anbei der Befehl der 6./FJgBtl 760 für den Einsatz beim Aufmarsch in Unterfranken. Außerdem die Karte des Einsatzes im Verkehrsleitnetz Anfangsbewegungen und die Auszüge aus dem Divisionsbefehl der 12. PzDiv, welche die Feldjäger betreffen.

    Ausgangslage:
    Die 6./Feldjägerbataillon 760 war die frühere (Divisions-) Feldjägerkompanie 12, unterstand zwar im Frieden dem FJgBtl 760 in München, wäre aber nach Abschluss der Masse der Aufmarschbewegungen in jeder Hinsicht der 12. Panzerdivision unterstellt worden. Diese Formulierung „Abschluss der Masse…“ wurde von der deutschen Verkehrsführung als „Abschluss aller deutschen Marschbewegungen“ interpretiert, was eine recht lange Bindung der 6./760 bedeutet hätte. Die 12. PzDiv gehörte aber bekanntlich im V-Fall zum VII. US-Korps, dort interpretierte man den „Abschluss“ als den Abschluss des Aufmarsches der 12. Panzerdivision plus unterstellter US-Teile, also zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Das VII. US-Korps setzte sich durch und die 6./760 unterstand bereits sehr früh der Division.
    Der Kompaniechef der 6./760 war bereits im Frieden der Divisionsfeldjägerführer.

    Truppeneinteilung:
    Der Kompanie wäre für die erste Phase – Aufmarsch – ein weiterer Feldjägerzug als IV. Zug unterstellt worden, dieser sollte von 3./Feldjägerbataillon 760 aus München kommen. Diese Verstärkung war nötig, weil die 6./760 insgesamt acht Verkehrsleitpunkte, verstreut über ganz Unterfranken zu besetzen hatte und dazu noch Verbindungskommandos zur federführenden Verkehrskommandantur ANSBACH und zur Aufmarschzentrale der 12. PzDiv abzustellen hatte. Da es in Nordbayern außer der 6./760 nur noch eine Feldjägerkompanie gab (2./760 Nürnberg) und hier aber die Masse des Aufmarschs der US-Truppen lief, musste die Verstärkung von einer der FJg-Kompanien in Süddeutschland kommen. Hier war die 4./760 – Regensburg, die als Divisions-Feldjägerkompanie zur 4./PzGrenDiv ging und die 5./760 - Murnau, die zur 1. Gebirgsdivision ging, beide Kompanien waren mit dem Aufmarsch ihrer Divisionen genauso ausgelastet wie die 6./760 bei der 12. PzDiv. Die 7./760 in Landsberg war eine gekaderte Kompanie, die im Frieden nur aus einem Zug bestand und daher auch keine Kräfte abstellen konnte. Blieb also für die Abgabe des Feldjägerzuges an die 6./760 nur die 3./760 in München übrig, trotz der weiten Entfernung von München nach Veitshöchheim. Hier sieht man sehr schön die Sachzwänge, die bei solchen Truppeneinteilungen entstehen können und die zu auf den ersten Blick unverständlichen Entscheidungen führen.
    Weiter wären ein Feldküchentrupp, ein Feldkabeltrupp 5 und ein Funkrelaistrupp (2 SEM 25) von der 1./760 an die 6. Kompanie abgegeben worden.

    Einsatz der Kompanie
    Der Einsatz der Züge ergibt sich aus beigefügtem Kompaniebefehl und der Karte. Die Kompanieführungsgruppe hätte zunächst die Verkehrsleitstelle (gleichzeitig Kompaniegefechtsstand) in Veitshöchheim betrieben. Hier zeigte sich sofort eine strukturelle Schwäche der damaligen Kompanie-StAN: es stand außer dem Kompanietruppführer kein Personal für den Betrieb der Verkehrsleitstelle zur Verfügung. Mit einem Soldaten war der Arbeitsaufwand hier bei der Fülle der einlaufenden und zu bearbeitenden Meldungen nicht zu bewältigen. Deswegen mussten I. und II. Zug je einen Offizier, III. Zug einen Feldjägerfeldwebel zur Verkehrsleitstelle abstellen. Erst damit war ein kontinuierlicher Schichtbetrieb mit je 1 Offz und 1 Fw möglich. Weiter stellte der I. Zug ein Verbindungskommando (1 FJgStreife und ein Kradmelder) zur Leit-Verkehrskommandantur 762 Ansbach ab, der III. Zug stellte einen Offizier zur Aufmarschzentrale der 12. Panzerdivision als Verbindungsoffizier ab.
    Da jeder Feldjägerzug im V-Fall über 2 Offiziere (1 Hauptmann, 1 Lt/Olt) verfügte und zudem jeder Zug noch einen Hauptfeldwebel hatte, der auch als Zugführer ausgebildet war, waren solche Abstellungen möglich. Sowohl beim Einsatz in der Verkehrsleitstelle wie auch bei den Verbindungskommandos, war es aber erforderlich, dass die dort eingesetzten Offiziere und auch die Feldwebel weit über ihre eigentlichen Führungsebenen hinaus denken konnten und mindestens den Rahmen des übergeordneten Korps im Blick behielten. Es war daher in der Ausbildung und in der kompanieinternen Weiterbildung erforderlich, diesen Blick über den Tellerrand immer wieder durch entsprechende Schulungen zu vermitteln.

    StAN Feldjägerkompanie
    Ich füge zur Ergänzung auch die damalige StAN einer Feldjägerkompanie bei, als Überblick was an Mensch und Material für den Auftrag zur Verfügung stand. Die Datei musste ich aus verschiedenen alten Unterlagen zusammenstellen, deswegen ist sie etwas uneinheitlich in der Gestaltung.
    Der StAN-Teil II ist die Grundgliederung der Kompanie, der StAN-Teil V zeigt die Ausstattung der einzelnen Teileinheiten mit Gerät, StAN-Teil VI B ist zusätzliches Material der Kompanie, das nicht fest einer Teileinheit zugeteilt war und nach Lage und Auftrag verteilt wurde, StAN-Teil VI F war die damalige Friedenszusatzausstattung, die im V-Fall nicht mehr zur Verfügung stand.
    Bei genauer Betrachtung zeigen sich hier weitere Schwächen der damaligen Gliederung. So gab es in den Zügen zwar einen Lkw 2 t für das Zuggerät, dafür war aber kein Kraftfahrer C ausgeplant. Also musste zum Bewegen dieses Fahrzeugs immer ein Feldjäger mit Führerschein C aus den Streifen abgezogen werden. Ähnlich war es mit den Krädern, davon waren drei im Zugtrupp vorhanden, ohne das Kraftfahrer A eingeplant waren. Wenn ich also Kräder einsetzen wollte, mussten die Fahrer dafür wieder aus dem Feldjägerpersonal abgezogen werden. Jeder FJgUffz musste die Führerscheine A und B erwerben, jeder Feldjägerfeldwebel zusätzlich den Führerschein CE.
    Dass die schwere Panzerfaust wegen ihrer Unhandlichkeit nicht so besonders geeignet für die Feldjäger war, dürfte klar sein. Die als Funkfahrzeuge eingeplanten VW-Busse FuC 3 bzw. FuC 3 a waren nur zum Teil vorhanden, in vielen Fällen liefen hier noch die 1,5 t Unimog mit Kofferaufbau, was trotz des Alters dieser Fahrzeuge eindeutig die bessere Lösung war.

    Grüße
    Jörg
    Angehängte Dateien
  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1688

    #2
    Hallo Jörg,


    vielen, vielen Dank wiederum für diese interessanten Unterlagen und deine Ausführungen.

    Man sieht also, auch bei den Feldjägern wäre viel "Hin und Her" nötig gewesen, um die gestellten Aufgaben erfüllen zu können.

    Wenn ich die Unterlagen richtig lese, wäre als KpGefStd quasi das eigene Kompaniegebäude in VHH genutzt worden, richtig? Interessant finde ich die Aussage: "dauerhafter Luftraumspäher auf dem Geschäftszimmeranbau des Kompaniegebäudes". Waren dann hierfür irgendwelche - über den normalen "Standard" hinausgehende - baulichen Vorbereitungen getroffen worden? Fernmeldeanschlüsse etc.?

    N.B.: aus den Unterlagen gehen auch wieder weitere, interessante Details hervor, was die anderen Einheiten betrifft. Hier werden z.B. konkret die Einheiten genannt, die für die Brückensicherung der Mainbrücken um Schweinfurt (PiBtl 12, ABCAbwKp 12) geplant waren. Das PiBtl 12 hätte auch den Auftrag gehabt, mit dem BGS in seinem Sammelraum am Steigerwald Verbindung zu halten. Auch sieht man, dass das Nachschubbataillon 12 für das Thema "Kriegsgefangenensammelpunkt" zuständig gewesen wäre - was wir ja schon öfters hier diskutiert haben.
    Zuletzt geändert von DeltaEcho80; 19.03.2021, 09:59.

    Kommentar

    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2802

      #3
      Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
      Wenn ich die Unterlagen richtig lese, wäre als KpGefStd quasi das eigene Kompaniegebäude in VHH genutzt worden, richtig? Interessant finde ich die Aussage: "dauerhafter Luftraumspäher auf dem Geschäftszimmeranbau des Kompaniegebäudes". Waren dann hierfür irgendwelche - über den normalen "Standard" hinausgehende - baulichen Vorbereitungen getroffen worden? Fernmeldeanschlüsse etc.?
      Die FJgKp wäre zunächst im eigenen Gebäude geblieben, vor allem deshalb, weil hier auch die nötigen Telefonverbindungen vorhanden waren.
      Dieser Luftraumspäher hat eine Vorgeschichte. Die Balthasar-Neumann-Kaserne wurde nicht sofort vollständig geräumt, sondern außer den Feldjägern waren auch noch Teile der Divisionsstabskompanie, des SanBtl 12 und des NSchBtl 12 zunächst in der Kaserne verblieben. Für die Sanis und den Nachschub musste erst die Mobilmachung abgeschlossen werden, für diese beiden Einheiten war die Kaserne das erste Kriegsstationierungsobjekt.
      Deswegen gab es für diese Phase auch einen Befehl für die Sicherung der Kaserne, in dem eben auch der Luftraumspäher auf dem Kompaniegebäude der Feldjäger befohlen wurde. Die Kaserne lag auf einem leicht ansteigenden Gelände und der Feldjägerblock stand auf dem höchsten Punkt dieses Areals, somit bot sich hier der Einsatz eines Luftraumspähers an.
      Besondere Vorrichtungen auf dem Dach gab es dafür nicht, die Fernmeldeverbindung wurde durch Feldfernsprecher hergestellt. Wenn eine Feldjägerkompanie etwas im Überfluss hatte, dann waren es Feldfernsprecher. Für den Luftraumspäher wurde in einem gesonderten Befehl geregelt, wie er zu alarmieren hatte, meistens durch Signalpistole

      Kommentar

      • uraken
        Cold Warrior
        • 27.09.2008
        • 865

        #4
        Erstmal vielen Dank, diese Unterlagen bring soviel Einblick!
        Interessant ist, das die Feldjäger eine schwere Panzerfaust hatten. Die Feldartillerie hatte nur die leichte.
        Zumal die leichte wohl gegen BMD artige Fahrzeuge gereicht hätte aber nicht gegen T64/72/80. Anderseits ist ein schwere Panzerfaust auf mal grob 120km*100km auch nicht viel. Da muss man schon sehr viel Glück haben, das die, wenn man sie bräuchte, auch in der Nähe ist.

        Die ABC Abwehr Kompanie 12 hatte ja auch eine halbe Weltreise zu bewältigen, bevor sie den Ort ihres ersten Sicherungsauftrages erreichen konnte.
        xTFZz4k.jpg
        Wenn ich grob überschlage würden dies den größten Teil eines Tages in Anspruch nehmen, unter Friedensbedingungen und ohne wirkliche Störungen.

        Als letztes noch die Lage der HEPs.
        b2JYdDp.jpg

        Auch hier bitte wieder beachten, das die Karten die aktuellen Straßen und nicht die von 1990 darstellen.

        Kommentar

        • uraken
          Cold Warrior
          • 27.09.2008
          • 865

          #5
          Anderseits ist ein schwere Panzerfaust auf mal grob 120km*100km auch nicht viel. Da muß man schon sehr viel Glück haben, das die, wenn man sie bräuchte, auch in der Nähe ist.
          Nach einen Kaffee wird natürlich klar, das obiges mit dem Tunnelblick auf die initiale Aufgabenstellung geschrieben wurde und später Aufgabenstellungen vollkommen ignoriert wurden.

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          • DeltaEcho80
            Cold Warrior
            • 09.03.2013
            • 1688

            #6
            Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
            Die FJgKp wäre zunächst im eigenen Gebäude geblieben, vor allem deshalb, weil hier auch die nötigen Telefonverbindungen vorhanden waren.
            Dieser Luftraumspäher hat eine Vorgeschichte. Die Balthasar-Neumann-Kaserne wurde nicht sofort vollständig geräumt, sondern außer den Feldjägern waren auch noch Teile der Divisionsstabskompanie, des SanBtl 12 und des NSchBtl 12 zunächst in der Kaserne verblieben. Für die Sanis und den Nachschub musste erst die Mobilmachung abgeschlossen werden, für diese beiden Einheiten war die Kaserne das erste Kriegsstationierungsobjekt.
            Deswegen gab es für diese Phase auch einen Befehl für die Sicherung der Kaserne, in dem eben auch der Luftraumspäher auf dem Kompaniegebäude der Feldjäger befohlen wurde. Die Kaserne lag auf einem leicht ansteigenden Gelände und der Feldjägerblock stand auf dem höchsten Punkt dieses Areals, somit bot sich hier der Einsatz eines Luftraumspähers an.
            Besondere Vorrichtungen auf dem Dach gab es dafür nicht, die Fernmeldeverbindung wurde durch Feldfernsprecher hergestellt. Wenn eine Feldjägerkompanie etwas im Überfluss hatte, dann waren es Feldfernsprecher. Für den Luftraumspäher wurde in einem gesonderten Befehl geregelt, wie er zu alarmieren hatte, meistens durch Signalpistole
            Sorry, ich hatte mich etwas missverständlich ausgedrückt: Ich meinte natürlich, ob der Block der Feldjäger generell schon irgendwie "baulich" auf die zu erwartende Aufgabe im V-Fall vorbereitet gewesen wäre - also z.B. mehr Fernmeldeanschlüsse. Die Aufgabe als Unterkunft für den Feldjägerzug aus München wäre wahrscheinlich kein größeres Problem geworden, da ja die anderen TE schon unterwegs waren.

            Die Balthasar-Neumann-Kaserne wäre jedenfalls zunächst einmal ganz schon "voll" geworden...

            Interessante finde ich übrigens, dass die Kreisstrasse SW 17 im Verlauf Schwanfeld - Wipfeld zum Main genau die Grenze zwischen dem II. Zug und dem IV. Zug der FjKp 760 darstellt. Die geht genau durch Schwanfeld in der Mitte durch.

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            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2802

              #7
              Zitat von uraken Beitrag anzeigen
              Interessant ist, das die Feldjäger eine schwere Panzerfaust hatten. Die Feldartillerie hatte nur die leichte.
              Leichte und schwere Panzerfaust dürften sich in der Durchschlagsleistung nicht viel genommen haben. Die schwere Panzerfaust hatte theoretisch eine größere Kampfentfernung und war aufgrund ihrer technischen Auslegung auch treffsicherer als die leichte Panzerfaust. Auch war die sPzFst wesentlich schneller nachzuladen. Nachteil war das hohe Gewicht und die Größe. Eine Annäherung als Panzerzerstörtrupp mit der sPzFst an einen liegengebliebenen Panzer war sehr problematisch, genauso wie das Mitführen von Waffe und Munition in den meist sowieso überladenen Fahrzeugen.

              Auch beim T-64 usw. hätten beide Waffen bei Treffern im Fahrwerk durchaus zumindest den Panzer zu Stehen bringen können. Frontal sollte man tunlichst eher nicht auf gepanzerte Fahrzeuge schießen.

              Die Feldjäger hatten bis 1981 die leichte Panzerfaust. Dann wurden anscheinend beim Feldheer aus irgendwelchen Gründen sehr viele schwere Panzerfäuste frei, mit denen wurde dann das Territorialheer „beglückt“. Das zusätzliche Problem bei der 6./FJgBtl 760 und bei den anderen Feldjägerkompanien der Division war, dass es beim Feldheer keinen Nachschub an HL-Munition für die sPzFst mehr gab.

              Die Zuteilung ist wahrscheinlich nach der Faustformel: Für je 10 Mann ein Panzerfaust erfolgt, also für den Feldjägerzug mit 24 Mann zwei Panzerfäuste. Dass das mit dem praktischen Einsatz der Feldjäger nicht übereinstimmte, hat anscheinend bei der obersten Führung niemanden interessiert. Bis 1980 war das weniger problematisch, weil da jeder Gewehrschütze (auch bei den Feldjägern) noch zwei Gewehrgranaten HL hatte, die auf kurze Entfernungen durchaus ihre Wirkungen hatten. Vor allem schlugen die Gewehrgranaten wegen der stark gekrümmten Flugbahn meistens auf dem Turmdeck oder der Motorabdeckung des Panzers auf, wo die Panzerung doch schwächer war. Ich habe nie verstanden, warum man die Gewehrgranaten abgeschafft hat, obwohl ein brauchbarer Ersatz eingeführt wurde. Die GewGr waren zumindest besser als nicht.

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              • Nemere
                Cold Warrior
                • 12.06.2008
                • 2802

                #8
                Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
                Ich meinte natürlich, ob der Block der Feldjäger generell schon irgendwie "baulich" auf die zu erwartende Aufgabe im V-Fall vorbereitet gewesen wäre - also z.B. mehr Fernmeldeanschlüsse.
                Das Feldjägerdienstkommando Veitshöchheim, das dann im V-Fall zum Kompaniegefechtsstand und zur Verkehrsleitstelle wurde, hatte bereits im Frieden zwei Posthauptanschlüsse, die auch in der Sperrausschlussliste standen und somit nicht abgeschaltet wurden. Man konnte also ohne die Kasernenvermittlung telefonieren. Weiter gab es eine ortsfeste Funkanlage (SEM 25 mit einer Antennne Standbetrieb auf Dach des Gebäudes), so dass eine größere Reichweite als mit den SEM 25 in den Fahrzeugen möglich war. Aber auch damit hatte man keine Chance, die Verkehrsleitpunkte Aschaffenburg, Maßbach oder über Funk zu erreichen. Im Verkehrsleitnetz stand und fiel alles mit der Verfügbarkeit des Telefonnetzes.
                Jeder Verkehrsleitpunkt hatte in seinen Führungsunterlagen eine Liste mit nicht abgeschalteten Telefonanschlüssen in der Nähe seines Standortes, an die man sich je nach technischer Auslegung auch mit dem Feldfernsprecher anklemmen konnte. Deswegen bei jeder Feldjägerstreife ein Feldfernsprecher mit Wählzusatz und eine Rolle Feldkabel. Bei den damaligen analogen Telefonanlagen ging so etwas noch. Entlang der Autobahn konnte man – wenn auch mit gewissen Einschränkungen – über die Notrufsäulen in das normale Telefonnetz telefonieren. Bei Übergangsstellen über Gewässer oder bei den Schleusen am Main gab es das WASA- (Wasserstraßen-) Netz und bei der Bundesbahn das BASA-Netz, auch über diese Sondernetze gab es gewisse Verbindungsmöglichkeiten. WASA- und BASA-Netz waren besonders bei Gewässerübergängen oder Eisenbahntransporten wichtig. Auch dazu gab es in den Verkehrsleitpunktmappen entsprechende Unterlagen.

                Weiter hatte die Feldjägerkompanie ab Schaltung des AUTOKO-Netzes einen AUTOKO-Anschluss. Der wurde für den Aufmarsch in der Verkehrsstelle eingerichtet, später war darüber die Zelle Feldjäger beim Divisionsgefechtsstand erreichbar.

                Interessante finde ich übrigens, dass die Kreisstrasse SW 17 im Verlauf Schwanfeld - Wipfeld zum Main genau die Grenze zwischen dem II. Zug und dem IV. Zug der FjKp 760 darstellt.
                Straßen eignen sich nunmal gut als Grenzen, weil sie klar auch im Gelände erkennbar sind. Wenn es allerdings bei Wipfeld an der Fährstelle zu einem Gewässerübergang gekommen wäre, hätte man klar befehlen müssen, welcher Zug dafür zuständig wäre.

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                • klaus_erl
                  Cold Warrior
                  • 14.04.2013
                  • 1052

                  #9
                  Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                  Ich habe nie verstanden, warum man die Gewehrgranaten abgeschafft hat, obwohl ein brauchbarer Ersatz eingeführt wurde. Die GewGr waren zumindest besser als nicht.
                  Hallo Jörg,

                  du meinst doch sicher "obwohl kein brauchbarer Ersatz"?

                  Klaus

                  Kommentar

                  • Nemere
                    Cold Warrior
                    • 12.06.2008
                    • 2802

                    #10
                    Du hast natürlich recht, KEIN brauchbarer Ersatz! Entschuldigung - Tippfehler.

                    Kommentar

                    • Thunderhorse
                      Cold Warrior
                      • 09.02.2006
                      • 1863

                      #11
                      Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
                      Hallo Jörg,


                      vielen, vielen Dank wiederum für diese interessanten Unterlagen und deine Ausführungen.


                      N.B.: aus den Unterlagen gehen auch wieder weitere, interessante Details hervor, was die anderen Einheiten betrifft. . Das PiBtl 12 hätte auch den Auftrag gehabt, mit dem BGS in seinem Sammelraum am Steigerwald Verbindung zu halten.
                      Von dort ging es für die Abteilung weiter in Richtung Baden-Württemberg.
                      Das herauslösen aus der verstärkten Grenzsicherung wurde immer mal geübt. Dazu hatte die Abteilung feste vorgeschobene Hu- und Zugbefehlsstellen im jeweiligen Abschnitt.
                      Nur in einem Fall kann ich mich erinnern, waren Angehörige des 11th ACR / 2nd Sqd. daran beteiligt.
                      Zurück ging es über die aufgeklärten Nebenstrecken.
                      Weiter Richtung BW, hieran waren bei den Übungen i.d.R. nur ein verkleinerter Abteilungsstab und FM-Kräfte beteiligt.

                      P.S.: Der BGS hatte seine Gewehrgranaten noch bis Mitte der 80er Jahre im Bestand.
                      Zuletzt geändert von Thunderhorse; 21.03.2021, 11:30.

                      Kommentar

                      • DeltaEcho80
                        Cold Warrior
                        • 09.03.2013
                        • 1688

                        #12
                        Zitat von Thunderhorse Beitrag anzeigen
                        Von dort ging es für die Abteilung weiter in Richtung Baden-Württemberg.
                        Kannst du was dazu sagen, was dann dort die Aufgaben der BGS-Einheiten gewesen wären?

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                        • Thunderhorse
                          Cold Warrior
                          • 09.02.2006
                          • 1863

                          #13
                          Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
                          Kannst du was dazu sagen, was dann dort die Aufgaben der BGS-Einheiten gewesen wären?
                          Nein.
                          Es sollte zunächst in den Bereich des Taubertal gehen.

                          ????

                          Kommentar

                          • Nemere
                            Cold Warrior
                            • 12.06.2008
                            • 2802

                            #14
                            Ich habe zwar auch keine Erkenntnisse wo die aus Unterfranken zurückverlegten BGS-Einheiten verwendet wurden, kann aber einige Punkte zum Einsatz des BGS im V-Fall und den dabei zu erwartenden Problemen beisteuern.
                            1988 erschien im Rahmen der Zeitschrift „Truppenpraxis“ ein Beiheft speziell zum Thema „Zivil-Militärische Zusammenarbeit“ (ZMZ). Darinnen stand auch ein sehr interessanter Aufsatz des PHK i. BGS Hans-Joachim Schmidt, damals Hundertschaftsführer beim BGS in Coburg. Schmidt hat einige Bücher zur Geschichte des BGS und zum Einsatz der amerikanischen ACR an der innerdeutschen Grenze geschrieben und war lange im Bereich ZMZ tätig.
                            Ich füge diesen Artikel in Auszügen bei, soweit es den Einsatz im V-Fall betrifft. Hier wurden vor allem die Erkenntnisse der Heeresübungen „Flinker Igel 1984“, „Kecker Spatz 1987“ und diverser Reforger-Übungen ausgewertet. Das waren alles Übungen, wo auch das Territorialheer und der BGS mit großen Anteilen beteiligt waren. Der Verfasser spricht dort eine Reihe von Schwachpunkten und Schwierigkeiten an.
                            Beim „Kecken Spatz“ baute z.B. die GSA T Süd aus Rosenheim eine Schlauchbootbrücke für die aus Frankreich im Landmarsch verlegenden Teile der französischen F.A.R. über den Lech. Rein technisch war der Brückenbau kein Problem, es zeigte sich aber sehr schnell dass der BGS weder Vorschriften noch Erfahrungen in der organisatorisch-taktischen Bewältigung eines Kriegsbrückenschlages hatte. Dinge wie die Einrichtung einer Gewässerzone mit Durchlauflinien und Kontrollpunkten sowie die hier notwendige Zusammenarbeit zwischen den Pionieren (hier der GSA T), der Verkehrsführung und der übergehenden Truppe waren Neuland. Ebenso musste der BGS hier lernen, dass Brücken Luftangriffen ausgesetzt sind und daher eine Brückenstelle nur kurze Zeit betrieben werden kann, so dass ein mehrmaliges Verlegen der Brückenstelle notwendig ist. Das sollen keine Vorwürfe an den BGS sein, die GSA T war dafür nie ausgebildet worden. War lehrreich für alle Beteiligten.
                            Bei der Heeresübung 1988 „Landesverteidigung 88“, die eine Übung mit dem Schwerpunkt Territorialheer und ZMZ war der BGS leider nur schwach beteiligt mit einer Hundertschaft im Wehrbereich IV beim Schutz Rückwärtiger Gebiet und verschiedenen Rahmenleitgruppen im Wehrbereich V zur Darstellung der Zusammenarbeit auf Landesebene.
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