Wir hatten den OpPlan der 12. PzDiv zur Verteidigung in Unterfranken ja hier schon mal als Thema. Zur Erinnerung:
links war die US-Brigade der 1.IDF eingesetzt, in der Mitte im Schwerpunkt die durch zahlreiche Pionierkräfte usw. unterstützte PzGrenBrig 35 und rechts in den Haßbergen das verstärkte Panzeraufklärungsbataillon 12.
Dieses Bataillon war im Wesentlichen verstärkt durch:
- 2./PzBtl 361 – das war die PzGrenKp SPz des gemischten PzBtl 361
- 4./JgBtl 127 – eine Kompanie Divisionsjägerbataillon
- Panzerjägerkompanie 360 (nur während Verzögerung)
- Panzerpionierkompanie 360 (nur während Verzögerung)
- 4./Pionierbataillon 12 – eine Kompanie des Divisionspionierbataillons
- ein Pioniermaschinenzug von der B-Cp des amerikanischen Pionierbataillons 9
- 2. und 3./Feldartillerieregiment 121
- 1 Zug RakArtBtl 122 (LARS)
- 2./PzFlakRgt 12 – eine Panzerflakbatterie GEPARD.
- 4 Erdarbeitsgeräte von der PzBrig 36
PzPiKp 360 und PzJgKp 360 kamen von der als Divisionsreserve vorgesehenen PzBrig 36.
Die damalige Grundgliederung des PzAufklBtl 12 füge ich ebenfalls zur Veranschaulichung bei.
Verzögerung
Der Gefechtsverband PzaufklBtl 12 verzögerte zunächst grenznah - und zwar extrem grenznah - in einer nur 6 bis 8 km tiefen Verzögerungszone. Die „innerdeutsche Grenze“ ist rechts oben auf der Karte Operationsplan durch eine Linie von kleinen Kreisen hervorgehoben. Die vordersten leichten Spähtrupps z.B. beim Anschlußpunkt Sternberg oder bei Schwanhausen stehen kaum 500 m von der Grenze entfernt, auch die vordersten Stellungen der 4. Kp am Westrand von Schwanhausen (Stellung 4.1) und der 3. Kp nördlich von Ermershausen liegen keine 1000 m von der Grenze weg. Der Wald im Zuge der B 279 zwischen Ermershausen und Sulzdorf a. d. Lederhecke wird durch Spähtrupps überwacht.
Beide Kompanien führen das Verzögerungsgefecht dann durch den zeitlich begrenzt Einsatz in vorgeplanten Stellungen, die wo möglich schräg zur vermutlichen Angriffsrichtung des Feindes liegen, um ihn immer wieder mit Feuer in der Flanke fassen zu können.
Die 2. Kp hat bereits eine Stellung am Nordostrand der Haßberge zwischen Stöckach und Schweinshaupten bezogen, hier ist der Schwerpunkt am VRV. Geländebedingt ergibt sich südlich Walchenfeld im Raum Manau ein Schlüsselgelände. Hier gibt es den einzigen auch für stärkere Panzerverbände nutzbaren Übergang über die Haßberge, gleichzeitig ist der Raum aber wegen der Bewaldung kaum für ein entfaltetes Vorgehen mechanisierter Kräfte nutzbar. Deswegen sind hier mit der Jägerkompanie und der Panzergrenadierkompanie starke Infanteriekräfte eingesetzt.
Die 5. Kompanie (Transportpanzer Fuchs) ist westlich davon zur Sicherung der Straße Schweinshaupten – Eichelsdorf eingesetzt, da sich hier Übergangsmöglichkeiten für leichtere Fahrzeuge und abgesessene Kräfte bieten. Die Kompanie hat auch die hier vorgesehene Sperre zu sichern und den Wald zu überwachen.
Die bewegliche Befehlsstelle des Bataillons ist während der Phase der Verzögerung in Neuses im Gefechtsstreifen der 4. Kompanie eingesetzt. Eine Reserve ist in dieser Phase nicht vorgesehen.
Die Panzerjäger wirken vor allem aus flankierenden Stellungen (z.B. am linken Flügel E 2, E 3), die teilweise im Gefechtsstreifen des linken Nachbarn (PzGrenBrig 35) liegen. Am rechten Flügel dagegen wirken die Panzerjäger auch in den Gefechtsstreifen des rechten Nachbarn (2nd ACR (US), Stellung F.3 bei Ditterswind. Das erfordert natürlich entsprechende Absprachen.
Sehr kritisch sehe ich bei dieser Planung die Phase der Aufnahme der Verzögerungskräfte am VRV. Während links bei der zurückgehenden 4./PzAufklBtl 12 vier (!) Kompanien ihre Stellungen bezogen haben (2./PzAufklBtl 12, 2./PzBtl 361, 4./JgBtl 127 und 5./PzAufklBtl 12 und damit eine Aufnahme gesichert ist, gibt es rechts bei der 3./PzAufklBtl 12 im Zuge der Stellung 3.2 keine eigentliche Aufnahmetruppe. Das heißt, die ausweichende 3. Kompanie muss am VRV kehrt machen und faktisch aus der Bewegung heraus das Verteidigungsgefecht aufnehmen. Allenfalls werden einige Panzerjäger das Ausweichen der 3. Kp überwachen können, evtl. ist auch noch eine Unterstützung durch die 2./361 aus dem Raum Manau heraus möglich. Zudem kanalisieren sich die Ausweichbewegungen auf eine einzige Straße (Ortsverbindungsstraße Sulzbach über Fuchsmühle nach Birkenfeld). Es wird also auf ein überschlagendes Ausweichen der einzelnen Züge der Kompanie hinauslaufen, ein äußerst schwieriges und konfliktträchtiges Manöver. Dabei müssen auch noch die Sperren im Zuge der Ausweichwege durch die Pioniere geschlossen werden. Wahrscheinlich wird hier eine starke Artillerieunterstützung, u.U. der Einsatz von Nebel erforderlich sein, um das Lösen vom Feind zu ermöglichen.
Man müsste jetzt den schriftlichen Befehl des Bataillons mit den Aufträgen an die Kompanien haben, um zu erkennen, wie diese Probleme gelöst werden sollen.
Verteidigung am VRV
Zur Verteidigung am VRV ist links im Schwerpunkt am Nordostrand der Haßberge die 2./PzAufklBtl 12 eingesetzt. Dahinter überwacht die 5./PzAufklBtl 12 das Waldgebiet mit den hindurchführenden Waldwegen.
Im Schlüsselgelände der Enge von Manau sind 2./PzBtl 361 (PzGrenKp) und die 4./JgBtl 127 eingesetzt, rechts am VRV steht die 3./PzAufklBtl 12.
Die Panzerjäger wirken bis zum Abschluß der Verögerung aus Stellungen südlich und südwestlich von Schweinshaupten (Stllg G.1) vor allem flankierend auf das offene panzergünstige Gelände im Raum Kimmersbach – Neuses – Stöckach.
Die in der Verzögerung vorne eingesetzte 4. wird nun als Reserve in Goßmannsdorf bereitgehalten. Ihre Aufträge sind:
- Verstärken am linken Flügel in den Stellungen 2.2 oder 2.3.
- Verstärken am rechten Flügel aus Stellung 3.2.
- Am rechten Flügel auffangen feindlicher Durchbrüche im Zuge der B 303 vom rechten Nachbarn her südlich von Fitzendorf.
Der Gefechtsstand des Gefechtsverbands PzAufklBtl 12 ist ebenfalls in Goßmannsdorf.
Die Breite der Gefechtsstreifen der Kompanien ist extrem unterschiedlich. Während die 4 Kompanien links einen Gefechtsstreifen von etwa 4 km Breite abdecken, soll die 3. Kompanie rechts alleine eine Frontbreite von annähernd 3,5 km halten
Kampf in der Tiefe des Verteidigungsraums
Hier sind folgende Planungen erkennbar:
Sollte die Enge von Manau nicht gehalten werden können, weichen 2./PzBtl 361, 2./JgBtl 127 und 5./PzAufklBtl 12 nach Hofheim aus und richten diese Ortschaft zur Rundumverteidigung ein, um die sich hier kreuzenden Straßen zu sperren. Das heißt in der Konsequenz, dass rechtzeitig Teile dieser Kompanien nach Hofheim verlegen müssen, um als eine Art „Sicherheitsbesatzung“ das Ausweichen der Masse der Kräfte auf die Ortschaft gewährleisten zu können und eine überraschende Besetzung durch vorgeprellte Feindkräfte zu verhindern.
Für die 2. und die 3./PzAufklBtl 12 sind weitere Stellungen in der Tiefe vorgesehen. Das größere Waldgebiet an der rechten Flanke (nördlich von Königsberg i.B.) wird durch Spähtrupps überwacht.
Sperren und Luftwaffenunterstützung
Den Sperrplan füge ich ebenfalls bei. Hier sieht man, dass vor die Enge von Manau hinsichtlich der Sperren mit allem gespickt wurde, was gut und teuer war. Der Sperrplan ist allerdings nur für die Phase Verzögerung und Verteidigung am VRV ausgearbeitet, weitere Sperren waren in der Tiefe des Verteidigungsraumes vorgesehen. Allerdings scheint mir dieser Sperrplan nur der Entwurf zu sein, da er sehr grob gezeichnet ist und die Nummern der Sperren fehlen.
Schließlich noch der Plan für die Zielräume der Luftwaffe. Hier gibt es Zielräume (rechts oben auf der Karte, die mit der Grenze abschließen bzw. sogar auf das Gebiet der DDR reichen (Zielraum GKZ 005 nördlich von Trappstadt, Zielraum GKZ 006 ostwärts Alsleben, Zielraum GKZ 007 Sternberg – Zimmerau und Zielraum GKX 008 nördlich von Ermershausen.
Der Schutz von Kulturgut
Bei den eingangs angesprochenen Unterlagen der 12. PzDiv war auch eine Karte der nach dem Kriegsvölkerrecht geschützten Kulturgüter in Bayern dabei. Ich habe in beigefügter Grafik den Einsatzraum des PzAufklBtl 12 herauskopiert und die Liste der geschützten Einzeldenkmäler hinzugefügt. Bei Orten, die als braune Rechtecke dargestellt sind, wie z.B. Königshofen, ist das gesamte Ortsbild als Kulturgut geschützt.
Ich habe allerdings so meine Zweifel, dass dieser Kulturgutschutz realistisch war. Das den potentiellen Gegner das nicht interessiert hätte, dürfte klar sein. Aber auch die eigenen Planungen scheinen schnell entdeckt zu haben, dass eine wirksame Verteidigung bei Aussparung all dieser Kulturdenkmäler nicht machbar war. Beispielsweise liegt das Objekt (060 Schloß in Birkenfeld) im Zielraum KX 017 der Luftwaffe, beim Objekt 063 (Schloß Bettenburg) sind mehrere Sperren vorgesehen.
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