Panzeraufklärungsbataillon 12 - Operationsplan für die Verteidigung von Unterfranken

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2802

    #1

    Panzeraufklärungsbataillon 12 - Operationsplan für die Verteidigung von Unterfranken

    Beim Bundesarchiv-Militärarchiv bin ich auf einige digitalisierte Karten zum GDP der 12. Panzerdivision von 1988 - 1990 gestoßen. Darunter ist auch eine sehr detaillierte Karte mit dem Operationsplan des als Gefechtsverband eingesetzten verstärkten Panzeraufklärungsbataillons 12 mit einigen ergänzenden Anlagen.
    Wir hatten den OpPlan der 12. PzDiv zur Verteidigung in Unterfranken ja hier schon mal als Thema. Zur Erinnerung:
    links war die US-Brigade der 1.IDF eingesetzt, in der Mitte im Schwerpunkt die durch zahlreiche Pionierkräfte usw. unterstützte PzGrenBrig 35 und rechts in den Haßbergen das verstärkte Panzeraufklärungsbataillon 12.

    Dieses Bataillon war im Wesentlichen verstärkt durch:
    - 2./PzBtl 361 – das war die PzGrenKp SPz des gemischten PzBtl 361
    - 4./JgBtl 127 – eine Kompanie Divisionsjägerbataillon
    - Panzerjägerkompanie 360 (nur während Verzögerung)
    - Panzerpionierkompanie 360 (nur während Verzögerung)
    - 4./Pionierbataillon 12 – eine Kompanie des Divisionspionierbataillons
    - ein Pioniermaschinenzug von der B-Cp des amerikanischen Pionierbataillons 9
    - 2. und 3./Feldartillerieregiment 121
    - 1 Zug RakArtBtl 122 (LARS)
    - 2./PzFlakRgt 12 – eine Panzerflakbatterie GEPARD.
    - 4 Erdarbeitsgeräte von der PzBrig 36
    PzPiKp 360 und PzJgKp 360 kamen von der als Divisionsreserve vorgesehenen PzBrig 36.
    Die damalige Grundgliederung des PzAufklBtl 12 füge ich ebenfalls zur Veranschaulichung bei.

    Verzögerung
    Der Gefechtsverband PzaufklBtl 12 verzögerte zunächst grenznah - und zwar extrem grenznah - in einer nur 6 bis 8 km tiefen Verzögerungszone. Die „innerdeutsche Grenze“ ist rechts oben auf der Karte Operationsplan durch eine Linie von kleinen Kreisen hervorgehoben. Die vordersten leichten Spähtrupps z.B. beim Anschlußpunkt Sternberg oder bei Schwanhausen stehen kaum 500 m von der Grenze entfernt, auch die vordersten Stellungen der 4. Kp am Westrand von Schwanhausen (Stellung 4.1) und der 3. Kp nördlich von Ermershausen liegen keine 1000 m von der Grenze weg. Der Wald im Zuge der B 279 zwischen Ermershausen und Sulzdorf a. d. Lederhecke wird durch Spähtrupps überwacht.
    Beide Kompanien führen das Verzögerungsgefecht dann durch den zeitlich begrenzt Einsatz in vorgeplanten Stellungen, die wo möglich schräg zur vermutlichen Angriffsrichtung des Feindes liegen, um ihn immer wieder mit Feuer in der Flanke fassen zu können.

    Die 2. Kp hat bereits eine Stellung am Nordostrand der Haßberge zwischen Stöckach und Schweinshaupten bezogen, hier ist der Schwerpunkt am VRV. Geländebedingt ergibt sich südlich Walchenfeld im Raum Manau ein Schlüsselgelände. Hier gibt es den einzigen auch für stärkere Panzerverbände nutzbaren Übergang über die Haßberge, gleichzeitig ist der Raum aber wegen der Bewaldung kaum für ein entfaltetes Vorgehen mechanisierter Kräfte nutzbar. Deswegen sind hier mit der Jägerkompanie und der Panzergrenadierkompanie starke Infanteriekräfte eingesetzt.
    Die 5. Kompanie (Transportpanzer Fuchs) ist westlich davon zur Sicherung der Straße Schweinshaupten – Eichelsdorf eingesetzt, da sich hier Übergangsmöglichkeiten für leichtere Fahrzeuge und abgesessene Kräfte bieten. Die Kompanie hat auch die hier vorgesehene Sperre zu sichern und den Wald zu überwachen.

    Die bewegliche Befehlsstelle des Bataillons ist während der Phase der Verzögerung in Neuses im Gefechtsstreifen der 4. Kompanie eingesetzt. Eine Reserve ist in dieser Phase nicht vorgesehen.

    Die Panzerjäger wirken vor allem aus flankierenden Stellungen (z.B. am linken Flügel E 2, E 3), die teilweise im Gefechtsstreifen des linken Nachbarn (PzGrenBrig 35) liegen. Am rechten Flügel dagegen wirken die Panzerjäger auch in den Gefechtsstreifen des rechten Nachbarn (2nd ACR (US), Stellung F.3 bei Ditterswind. Das erfordert natürlich entsprechende Absprachen.

    Sehr kritisch sehe ich bei dieser Planung die Phase der Aufnahme der Verzögerungskräfte am VRV. Während links bei der zurückgehenden 4./PzAufklBtl 12 vier (!) Kompanien ihre Stellungen bezogen haben (2./PzAufklBtl 12, 2./PzBtl 361, 4./JgBtl 127 und 5./PzAufklBtl 12 und damit eine Aufnahme gesichert ist, gibt es rechts bei der 3./PzAufklBtl 12 im Zuge der Stellung 3.2 keine eigentliche Aufnahmetruppe. Das heißt, die ausweichende 3. Kompanie muss am VRV kehrt machen und faktisch aus der Bewegung heraus das Verteidigungsgefecht aufnehmen. Allenfalls werden einige Panzerjäger das Ausweichen der 3. Kp überwachen können, evtl. ist auch noch eine Unterstützung durch die 2./361 aus dem Raum Manau heraus möglich. Zudem kanalisieren sich die Ausweichbewegungen auf eine einzige Straße (Ortsverbindungsstraße Sulzbach über Fuchsmühle nach Birkenfeld). Es wird also auf ein überschlagendes Ausweichen der einzelnen Züge der Kompanie hinauslaufen, ein äußerst schwieriges und konfliktträchtiges Manöver. Dabei müssen auch noch die Sperren im Zuge der Ausweichwege durch die Pioniere geschlossen werden. Wahrscheinlich wird hier eine starke Artillerieunterstützung, u.U. der Einsatz von Nebel erforderlich sein, um das Lösen vom Feind zu ermöglichen.
    Man müsste jetzt den schriftlichen Befehl des Bataillons mit den Aufträgen an die Kompanien haben, um zu erkennen, wie diese Probleme gelöst werden sollen.

    Verteidigung am VRV
    Zur Verteidigung am VRV ist links im Schwerpunkt am Nordostrand der Haßberge die 2./PzAufklBtl 12 eingesetzt. Dahinter überwacht die 5./PzAufklBtl 12 das Waldgebiet mit den hindurchführenden Waldwegen.
    Im Schlüsselgelände der Enge von Manau sind 2./PzBtl 361 (PzGrenKp) und die 4./JgBtl 127 eingesetzt, rechts am VRV steht die 3./PzAufklBtl 12.
    Die Panzerjäger wirken bis zum Abschluß der Verögerung aus Stellungen südlich und südwestlich von Schweinshaupten (Stllg G.1) vor allem flankierend auf das offene panzergünstige Gelände im Raum Kimmersbach – Neuses – Stöckach.
    Die in der Verzögerung vorne eingesetzte 4. wird nun als Reserve in Goßmannsdorf bereitgehalten. Ihre Aufträge sind:
    - Verstärken am linken Flügel in den Stellungen 2.2 oder 2.3.
    - Verstärken am rechten Flügel aus Stellung 3.2.
    - Am rechten Flügel auffangen feindlicher Durchbrüche im Zuge der B 303 vom rechten Nachbarn her südlich von Fitzendorf.
    Der Gefechtsstand des Gefechtsverbands PzAufklBtl 12 ist ebenfalls in Goßmannsdorf.
    Die Breite der Gefechtsstreifen der Kompanien ist extrem unterschiedlich. Während die 4 Kompanien links einen Gefechtsstreifen von etwa 4 km Breite abdecken, soll die 3. Kompanie rechts alleine eine Frontbreite von annähernd 3,5 km halten

    Kampf in der Tiefe des Verteidigungsraums
    Hier sind folgende Planungen erkennbar:
    Sollte die Enge von Manau nicht gehalten werden können, weichen 2./PzBtl 361, 2./JgBtl 127 und 5./PzAufklBtl 12 nach Hofheim aus und richten diese Ortschaft zur Rundumverteidigung ein, um die sich hier kreuzenden Straßen zu sperren. Das heißt in der Konsequenz, dass rechtzeitig Teile dieser Kompanien nach Hofheim verlegen müssen, um als eine Art „Sicherheitsbesatzung“ das Ausweichen der Masse der Kräfte auf die Ortschaft gewährleisten zu können und eine überraschende Besetzung durch vorgeprellte Feindkräfte zu verhindern.
    Für die 2. und die 3./PzAufklBtl 12 sind weitere Stellungen in der Tiefe vorgesehen. Das größere Waldgebiet an der rechten Flanke (nördlich von Königsberg i.B.) wird durch Spähtrupps überwacht.

    Sperren und Luftwaffenunterstützung
    Den Sperrplan füge ich ebenfalls bei. Hier sieht man, dass vor die Enge von Manau hinsichtlich der Sperren mit allem gespickt wurde, was gut und teuer war. Der Sperrplan ist allerdings nur für die Phase Verzögerung und Verteidigung am VRV ausgearbeitet, weitere Sperren waren in der Tiefe des Verteidigungsraumes vorgesehen. Allerdings scheint mir dieser Sperrplan nur der Entwurf zu sein, da er sehr grob gezeichnet ist und die Nummern der Sperren fehlen.
    Schließlich noch der Plan für die Zielräume der Luftwaffe. Hier gibt es Zielräume (rechts oben auf der Karte, die mit der Grenze abschließen bzw. sogar auf das Gebiet der DDR reichen (Zielraum GKZ 005 nördlich von Trappstadt, Zielraum GKZ 006 ostwärts Alsleben, Zielraum GKZ 007 Sternberg – Zimmerau und Zielraum GKX 008 nördlich von Ermershausen.

    Der Schutz von Kulturgut
    Bei den eingangs angesprochenen Unterlagen der 12. PzDiv war auch eine Karte der nach dem Kriegsvölkerrecht geschützten Kulturgüter in Bayern dabei. Ich habe in beigefügter Grafik den Einsatzraum des PzAufklBtl 12 herauskopiert und die Liste der geschützten Einzeldenkmäler hinzugefügt. Bei Orten, die als braune Rechtecke dargestellt sind, wie z.B. Königshofen, ist das gesamte Ortsbild als Kulturgut geschützt.
    Ich habe allerdings so meine Zweifel, dass dieser Kulturgutschutz realistisch war. Das den potentiellen Gegner das nicht interessiert hätte, dürfte klar sein. Aber auch die eigenen Planungen scheinen schnell entdeckt zu haben, dass eine wirksame Verteidigung bei Aussparung all dieser Kulturdenkmäler nicht machbar war. Beispielsweise liegt das Objekt (060 Schloß in Birkenfeld) im Zielraum KX 017 der Luftwaffe, beim Objekt 063 (Schloß Bettenburg) sind mehrere Sperren vorgesehen.
    Angehängte Dateien
  • EmilBerggreen
    Cold Warrior
    • 19.07.2015
    • 514

    #2
    Besten Dank an Jörg, dass Du Dir diese Arbeit gemacht hast!!!

    Kommentar

    • uraken
      Cold Warrior
      • 27.09.2008
      • 865

      #3
      Super Informationen!
      4./JgBtl 127 – eine Kompanie Divisionsjägerbataillon -
      Ist es nicht sehr optimistisch ein Geräte Einheit, quasi innerhalb von Stunden nach dem sie sich zusammengefunden hat, in eine der schwierigsten Gefechtsarten zu werfen?
      Zyniker könnten auch sagen, der Verlust dieser Einheit wäre für Division am leichtesten zu verschmerzen gewesen.

      Auszug aus Die Bundeswehr 1989, Herausgegeben von O.W. Dragoner, 2.1 – Heer:
      4./JgBtl 127 (GerEinh) (Jägerkompanie, 1x Milan) [132]

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      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2802

        #4
        Das Problem war, dass man in dem Gelände um Manau (bergig, dichter Wald, wenige Straßen) eben Infanterie brauchte, um ein Vordringen abgesessener Kräfte des Feindes zu verhindern. Genauso war Infanterie später bei der geplanten Ortsverteidigung von Hofheim erforderlich. Außer den mobilzumachenden Jägerbataillonen gab es aber bei der Division nur wenig "richtige" Infanterie, die geringe Absitzstärke der Panzergrenadiere ist ja ein bekanntes Thema.
        Bei den Jägerbataillonen der Divisionen waren aber bevorzugt ausgebildete Jäger/Panzergrenadiere jüngerer Jahrgänge eingeplant, auch war die Ausrüstung einigermassen auf aktuellem Stand. Die Verhältnisse sind also nicht mit den Heimatschutzregimentern zu vergleichen, die wir vor kurzem hier als Thema hatten.
        Zuletzt geändert von Nemere; 20.02.2021, 11:25.

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        • Guenther (†)
          Cold Warrior
          • 04.09.2006
          • 1024

          #5
          Hab mal eine Übersicht der Sperranlagen aus dem Bereich Hofheim der Wallmeister eingestellt

          HOH.jpg
          Suche Gliederungen der Heeresstrukturen 2 + 3.
          Außerdem suche ich die letzten Trichtersperren und Sperrmittelhäuser in Franken.

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          • EmilBerggreen
            Cold Warrior
            • 19.07.2015
            • 514

            #6
            Kurze Verständnisfrage zur Karte PzAufkl12-1 - Operationsplan Vzö_Vg
            Was stellt die Linie aus aneinandergereihten weißen Kreisen beim Staatsforst Heldburg dar? Ist es ein taktisches Zeichen oder ein Symbol für die Zonengrenze? Stehe da irgendwie auf dem Schlauch.

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            • klaus_erl
              Cold Warrior
              • 14.04.2013
              • 1052

              #7
              Zitat von EmilBerggreen Beitrag anzeigen
              Kurze Verständnisfrage zur Karte PzAufkl12-1 - Operationsplan Vzö_Vg
              Was stellt die Linie aus aneinandergereihten weißen Kreisen beim Staatsforst Heldburg dar? Ist es ein taktisches Zeichen oder ein Symbol für die Zonengrenze? Stehe da irgendwie auf dem Schlauch.
              Das ist der Grenzverlauf.

              Klaus

              Kommentar

              • EmilBerggreen
                Cold Warrior
                • 19.07.2015
                • 514

                #8
                Danke Dir!

                Kommentar

                • DeltaEcho80
                  Cold Warrior
                  • 09.03.2013
                  • 1688

                  #9
                  Zitat von uraken Beitrag anzeigen
                  Super Informationen!
                  4./JgBtl 127 – eine Kompanie Divisionsjägerbataillon -
                  Ist es nicht sehr optimistisch ein Geräte Einheit, quasi innerhalb von Stunden nach dem sie sich zusammengefunden hat, in eine der schwierigsten Gefechtsarten zu werfen?
                  Zyniker könnten auch sagen, der Verlust dieser Einheit wäre für Division am leichtesten zu verschmerzen gewesen.

                  Auszug aus Die Bundeswehr 1989, Herausgegeben von O.W. Dragoner, 2.1 – Heer:
                  4./JgBtl 127 (GerEinh) (Jägerkompanie, 1x Milan) [132]
                  Zunächst einmal vielen Dank an dich, lieber Jörg, für diese sehr, sehr interessanten Informationen und Unterlagen. Ich bin ganz "gefesselt".

                  Zu deiner Anmerkung, uraken: Ich kenne viele Reservisten hier aus Unterfranken, die - solange die 127 existierte - dort eingeplant waren. Das war schon eine eingeschworene Truppe, die sich immer wieder in Hammelburg trafen und übten, übten, übten. Viele waren als Reservisten auf Spiegeldienstposten z.B. als Schießlehrer bei der Infanterieschule. Mein RK-Vorsitzender hat z.B. jedes Jahr im Winter drei Monate geübt, wenn auf dem Bau Schlechtwetter war. Er war lange Jahre als Kompanietruppführer bei der 3./127 geplant.
                  Ich selbst wäre als Reservist damals auch fast bei 127 gelandet, allerdings kam die Auflösung meiner Umplanung zuvor.

                  Gleichzeitig war es so, dass im V-Fall auch aktive Soldaten der Infanterieschule Hammelburg als Offiziere und erfahrene Uffze zur 127 gewechselt wären. Alles in Allem hätten die sicherlich nicht bei "0" angefangen, da man die guten Beziehungen zur Infanterieschule nutzte. Das war nicht "nur" eine Geräteeinheit, die auf dem Papier für den V-Fall existierte.

                  Unser langjähriger S3 in Mellrichstadt bei 352, OTL Höhn, war nach seiner Zeit als S3 bei 352 (immerhin 8,5 Jahre) dann Kommandeur bei 127, also ein erfahrener Grenadieroffizier.

                  Ich weiß nicht, ob das auch einen Wert hatte, aber die Kameraden haben das schon so gesehen, dass es auch um die Verteidigung ihrer nächsten Heimat ging.

                  Die Unterlagen werde ich mal meinem RK-Vorsitzenden zeigen und ihn fragen, ob er mir da bisschen was zu erzählen kann :-)
                  Zuletzt geändert von DeltaEcho80; 20.02.2021, 18:43.

                  Kommentar

                  • uraken
                    Cold Warrior
                    • 27.09.2008
                    • 865

                    #10
                    @ Delta Echo, danke für die Informationen.
                    Trotzdem hat die 4./127 eine verdammt schweren Brocken zu kauen gekriegt.
                    Ich glaube nicht das diese Kompanie so eng zusammen war wie z.B. israelische Reserve Einheiten im Yog Kippur Krieg, die aus dem Zivilleben direkt auf den Golan geworfen wurden.
                    Ich lasse mich aber gerne da aufkläre, da ich ja nur vermuten kann und auf meine eigene Reservisten Erfahrungen zurückgreifen kann.


                    Rotbraune Line: Führungsline Sperber

                    Die Schwarzweiß Karte des Plans habe ich mal auf Openstreet Map übertragen um besser zu verstehen was geplant war.
                    Bitte mit Vorsicht genießen, da die Straßen von heute besser ausgebaut sind als damals.

                    Noch eine Anmerkung zur 4./127. Diese war der einzige ungepanzerte Kampfverband des Verzögerungsverbandes.
                    Wie die sich aus ihrer ersten Stellung südwestlich Manau lösen sollte und dann Hofheim auszuweichen und danach auf die Linien 2.4, 2.5, 2.6 zurückzufallen ist mir unklar. Hier mußte als Gegner ja ein voll gepanzerter und somit sehr beweglicher Feind angenommen werden.
                    Hatte die 4./127 zu mindestens geländegängige Fahrzeuge?
                    Die Linien liegen so 3-4km auseinander, also zu Fuß erholt und relaxt seine halbe Stunde weg, unter Gefechtsbedingungen eher eine Stunde, vermutlich sogar länger?

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                    • DeltaEcho80
                      Cold Warrior
                      • 09.03.2013
                      • 1688

                      #11
                      Zitat von uraken Beitrag anzeigen
                      @ Delta Echo, danke für die Informationen.
                      Trotzdem hat die 4./127 eine verdammt schweren Brocken zu kauen gekriegt.
                      Ich glaube nicht das diese Kompanie so eng zusammen war wie z.B. israelische Reserve Einheiten im Yog Kippur Krieg, die aus dem Zivilleben direkt auf den Golan geworfen wurden.
                      Ich lasse mich aber gerne da aufkläre, da ich ja nur vermuten kann und auf meine eigene Reservisten Erfahrungen zurückgreifen kann.

                      ...

                      Noch eine Anmerkung zur 4./127. Diese war der einzige ungepanzerte Kampfverband des Verzögerungsverbandes.
                      Wie die sich aus ihrer ersten Stellung südwestlich Manau lösen sollte und dann Hofheim auszuweichen und danach auf die Linien 2.4, 2.5, 2.6 zurückzufallen ist mir unklar. Hier mußte als Gegner ja ein voll gepanzerter und somit sehr beweglicher Feind angenommen werden.
                      Hatte die 4./127 zu mindestens geländegängige Fahrzeuge?
                      Die Linien liegen so 3-4km auseinander, also zu Fuß erholt und relaxt seine halbe Stunde weg, unter Gefechtsbedingungen eher eine Stunde, vermutlich sogar länger?
                      Hallo uraken,

                      eine Wertung kann ich sicherlich nicht abgeben, nur Erfahrungen weiter geben, die ich gemacht habe und mitbekommen habe. Ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass die 127er nicht komplett bei "0" angefangen hätten.

                      Ich werden mal mit meinem RK-Vorsitzenden reden.

                      Dank der Unterlagen und Jörg´s Ausführungen wird mir nun auch bewusst, dass die 127er wirklich ganz vorne dabei gewesen wären. Bislang hatte ich das Bataillon mehr im rückwärtigen Raum (AK Biebelried etc.) vermutet, da man dort auch öfters geübt hatte.

                      Nochmal zu den Kulturgütern: Schloß Bundorf kenne ich persönlich aus meiner Kindheit, da wir in Bundorf Verwandtschaft meiner Großmutter hatten und da die Oma mehrmals hin chauffiert haben. Auf Schloß Bundorf residierte das Adelsgeschlecht der Truchseß von Wetzhausen, welche wiederum Verwandtschaft derer von Stauffenberg waren. Hier hatte Nina von Stauffenberg die wirklich "heißen" Briefe und Tagebücher ihres Mannes versteckt bzw. verstecken lassen. Als die Gestapo dann auch im Nachgang des 20.Juli dort auftauchte, hat die Cousine Ninas vor lauter Angst die Unterlagen im Ofen verbrannt.

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                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2802

                        #12
                        Zitat von uraken Beitrag anzeigen
                        Noch eine Anmerkung zur 4./127. Diese war der einzige ungepanzerte Kampfverband des Verzögerungsverbandes.
                        Wie die sich aus ihrer ersten Stellung südwestlich Manau lösen sollte und dann Hofheim auszuweichen und danach auf die Linien 2.4, 2.5, 2.6 zurückzufallen ist mir unklar. Hier mußte als Gegner ja ein voll gepanzerter und somit sehr beweglicher Feind angenommen werden.
                        Hatte die 4./127 zu mindestens geländegängige Fahrzeuge?
                        Die Linien liegen so 3-4km auseinander, also zu Fuß erholt und relaxt seine halbe Stunde weg, unter Gefechtsbedingungen eher eine Stunde, vermutlich sogar länger?
                        Leider haben wir den Befehl des PzAufklBtl 12 für die Verteidigung nicht. Ich hätte das Ausweichen auf Hofheim etwa folgendermassen geregelt:
                        Zuerst die 4./JgBtl 127, während die 2./PzBtl 361 weiter vorne hält. Und zwar geht die 4./JgBtl 127 so rechtzeitig zurück, dass die Stellungen am Nordrand von Hofheim eingenommen werden können, um dann das Ausweichen der 2./PzBtl 361 zu überwachen. Evtl. werden auch bereits die 3 MILAN der 5./PzAufklBtl 12 rechtzeitig nach Hofheim zurückverlegt, damit stünden dann hier 4 MILAN zur Verfügung, um das Ausweichen der Masse 5./12 und der 2./361 zu sichern.
                        Die 4./127 sollte eigentlich als Fahrzeuge über 2 to gl verfügen.
                        Ich denke nicht, das die Stellungen 2.4 usw. für die Kräfte in Hofheim vorgesehen waren, sondern für die 2./PzAufklBtl 12. Deswegen auch die Nummerierung mit 2. ...
                        Die drei Kompanien in Hofheim sollten nach meiner Meinung auf jeden Fall dort verbleiben und die Ortschaft zunächst halten, auch wenn sie eingeschlossen werden. Damit würde de der schnelle Vorstoss des Gegners zum Main, Richtung Haußfurt zumindest behindert. Dieses weitere Verzögern des Feindes war deswegen wichtig, weil es im Raum westlich Haßfurt mehrere gute Übergangsstellen über den Main gab.
                        Es gibt im OpPlan der 12. PzDiv Pläne für Gegenangriffe der Divisionsreserve PzBrig 36, von denen einer flankierend in den Raum Hofheim gerichtet war. Damit hätte sich die Chance ergeben, das feindliche Kräfte im Raum Hofheim gestaut und dann durch diesen Angriff zerschlagen werden können.

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                        • Nemere
                          Cold Warrior
                          • 12.06.2008
                          • 2802

                          #13
                          Noch ein Gedanke von mir zu dieser Lage: Hier zeigt sich, dass nach meinem Eindruck die Gliederung des PzAufkl in der Heeresstruktur 4 nicht zu Ende gedacht war. Die AufklBtl wurden zunehmend von den Divisionen als eine Art "vierter" kleiner Brigade eingesetzt, vor allem bei der Verzögerung. Dazu fehlten aber dem Btl organisch wichtige Unterstützungsteile, die es in der Heeresstruktur 3 in der schweren Kompanie noch gegeben hatte:
                          - der Mörserzug mit zuletzt 6 Mörsern 120 mm
                          - der Pionierzug
                          Beim Pionierzug hätte man sicher auf die Schlauchbootbrücke, die es bis Ende der 1970er Jahre bei den PzAufklBtl gab, verzichten können. Sinnvoller wären hier ein bis zwei Brückenlegepanzer gewesen. Der Pionierzug hatte zwar nur zwei Pioniergruppen, aber damit hätte man immerhin die pioniertechnischen Aufgaben beim Schließen der Sperren wahrnehmen können.
                          Da diese beiden Züge kaum jemals geschlossen unter einheitlicher Führung eingesetzt worden wären, hätte man keine eigene Kompanie dafür gebraucht. Man hätte disziplinarrechtlich den Mörserzug der 5. Kp und den Pionierzug bei der 1. Kp unterbringen können.
                          Auch die Ausstattung der 5. Kp mit dem Transportpanzer Fuchs war nicht unumstritten. Diesem Fahrzeug fehlte die Bordmaschinenkanone und damit die wirksame Flachfeuerkomponente auf größere Entfernung. Es gab ja Versuche zur Ausrüstung des Fuchs mit einer 20 mm Maschinenkanone, es kam aber nie zur Einführung.

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                          • uraken
                            Cold Warrior
                            • 27.09.2008
                            • 865

                            #14
                            Im Bezug auf die Panzeraufklären scheint es wie bei den Fallschirmjägern zu sein. Hier klaffte eine deutliche Lücke zwischen Innensicht der Aufgabe und äußerer Wahrnehmung, der im größeren Zuge geplanten Einsatzweise. Aber generell scheinen deutsche Heere mit Aufklären ein schwieriges Verhältnis gehabt zu haben.Das zeigt ja auch der Wandel der Gliederungen der (Panzer)Aufklärer in der Wehrmacht. Das innere Bild schien wohl der Husar, leichte Kavallerist, gewesen zu sein, während der Job mehr und mehr eher den Dragoner - "Fallensteller" - für das Verzögerungsgefecht brauchte. Hier tat sich die US Army mit ihren traditionellen ehemaligen Kavallerie Regimentern leichter. Aber deren historistische Kampfweise liegt in ihren Wurzeln eher bei den Dragonern (berittene Infanterie) als bei den Husaren.

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                            • uraken
                              Cold Warrior
                              • 27.09.2008
                              • 865

                              #15
                              "Jäger zu Pferde" wäre wohl die historisch bessere Klassifizierung für die erwähnte Kampfweise.

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