Wälder, bebautes Gelände und Verteidigung: Franz Uhle-Wettler

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  • Malefiz
    Cold Warrior
    • 22.12.2010
    • 374

    #1

    Wälder, bebautes Gelände und Verteidigung: Franz Uhle-Wettler

    Hallo,
    ich bin heute Abend (wieder) auf einen Artikel von dem General Franz Uhle-Wettler gestossen https://magazin.spiegel.de/EpubDeliv...l/pdf/14324516. Ein umstrittener Mann, ich teile seine politischen Überzeugungen bestimmt nicht, aber sicher bemerkenswert https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Uhle-Wettler. Ich habe ihn mal sprechen hören, da gab es mal eine Gesellschaft für Wehrkunde, und fand das ganz überzeugend. Der Artikel im Spiegel ist eine Kurzfassung seines Buches: Gefechtsfeld Mitteleuropa. Gefahr der Übertechnisierung von Streitkräften, Bernhard und Graefe Verlag, 1980. Davon gibt es mehrere Auflagen. Sehr lesenswert. Wenn man darüber nachdenkt, wie man unseren Staat heute verteidigen will, hat vieles von seinen Argumenten noch Gültigkeit. Und man sollte mal gucken wieviele Jäger die Bundeswehr in den letzten Jahren hatte. Es gab schon schlimmere Zeiten, aber gut ist es bestimmt nicht.
    Grüße aus einem trüben Halle,
    Peter
  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #2
    Es wäre nach meiner Meinung falsch, Uhle-Wettler nur allein wegen seines stockkonservativen Zeitungsartikels zu beurteilen. Der Mann hat in früheren Jahren wirklich hervorragende und sehr eigenwillige Bücher geschrieben.
    In ''Gefechtsfeld Mitteleuropa'' beschreibt er z.B. in brillanter Weise die damalige Infanterieschwäche der Bundeswehr und ihre Folgen im Konfliktfall - eine Erkenntnis, die zwar unter den Praktikern der Truppe damals Allgemeingut war, die aber von offizieller Seite immer totgeschwiegen wurde. Die Vorschläge, die Uhle-Wettler machte, fanden in abgewandelter Form dann in der Heeresstruktur 4 Eingang:
    -Heimatschutzregimenter der Verteidigungsbezirkskommandos,
    -Heimatschutzbrigaden der 6er-Reihe,
    -Verfügungstruppenkommandos der Territorialkommandos als zusätzliche Divisionsstäbe zur Führung von Kampftruppen des Territorialheeres,
    -pro Division des Feldheeres zwei divisionsunmittelbare Jägerbataillone.

    Auch seine militärgeschichtlichen Bücher sind sehr lesenswert:
    ''Höhe- und Wendepunkte deutscher Militärgeschichte'' bringt knappe, aber sehr treffende Darstellungen einiger wichtiger Feldzüge. Es gibt z.B. meiner bescheidenen Meinung nach keine bessere Analyse der Schlacht von Tannenberg 1914. Uhle-Wettler stellt hier eindrucksvoll dar, was gute (General-) Stabsarbeit gerade im deutschen Heer lange auszeichnete:
    -sorgfältige Lagebeurteilung mit genauer Auswertung der vermutlichen Feindabsicht und einer ganz sachlichen Bewertung des Zustandes und der Möglichkeiten der eigenen Truppe.
    -Entwicklung und Abwägung von Handlungsalternativen
    -Mut zur notfalls extremen Schwerpunktbildung, wenn diese aus der vorhergehenden Lagebeurteilung gerechtfertigt erscheint
    -Konsequentes Durchführen eines einmal gefaßten Entschlusses, solange nicht wirklich kritische Lageentwicklungen eine Änderung erzwingen.
    Das sind genau die Prinzipien, die dann im Zweiten Weltkrieg durch Hitlers Einfluß zunehmend verlorengingen.
    Weiter arbeitet er in allen Beispielen dieses Buch an vielen Beispielen deutlich heraus, warum die Auftragstaktik, das selbständige Handeln von Führern auf allen Ebenen im Sinne eines erhaltenen Auftrages, dem deutschen Heer sehr lange auch bei faktischer Überlegenheit Erfolge sicherte.

    Uhle-Wettlers Buch über Ludendorff ist eine der wenigen Biographien, die dem schillernden Charakter dieses Generals wirklich einigermaßen gerecht wird. Dabei ist dieses Buch auf geradezu erfrischende Weise unkonventionell und weit vom Mainstream der ''Political Correctness" entfernt, der in Ludendorff nur den Militärdiktator des Kaiserreichs sieht.

    Leider ist Uhle-Wettler später in eine geradezu unerträgliche Glorifizierung der deutschen Geschichte abgedriftet.

    Grüße
    Jörg

    Kommentar

    • Malefiz
      Cold Warrior
      • 22.12.2010
      • 374

      #3
      Sehe ich ähnlich,
      ich glaube Du hast meine Leseliste verlängert.
      Grüße

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      • uraken
        Cold Warrior
        • 27.09.2008
        • 865

        #4
        Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
        Weiter arbeitet er in allen Beispielen dieses Buch an vielen Beispielen deutlich heraus, warum die Auftragstaktik, das selbständige Handeln von Führern auf allen Ebenen im Sinne eines erhaltenen Auftrages, dem deutschen Heer sehr lange auch bei faktischer Überlegenheit Erfolge sicherte.
        Sollte dies nicht Unterlegenheit heißen?

        Kommentar

        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2843

          #5
          das sollte heißen "bei faktischer Überlegenheit des Feindes". Da war ich wieder zu schnell beim Tippen, danke für den Hinweis.

          Kommentar

          • uraken
            Cold Warrior
            • 27.09.2008
            • 865

            #6
            Jetzt wird es wieder rund :-)

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