Bundeswehr Grundnetz gestern und heute

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  • Keilerdackel
    Cold Warrior
    • 06.10.2011
    • 117

    #1

    Bundeswehr Grundnetz gestern und heute

    Hallo zusammen,

    vor zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit einer der 32 Grundnetz-Schalt und Vermittlungstellen der Bundeswehr zu besichtigen. Die Führung wurde von dem ehemaligen technischen Leiter der GSVBw durchgeführt und somit konnten auch teilweise, die für mich sehr wichtigen, technischen Fragen gekärt werden.

    Über die genauen Aufgaben des Bundeswehr Grundnetzes und der GSVBW möchte ich hier nicht im Detail eingehen da es hier im Forum schon einiges darüber gibt.

    Da ich beruflich im Bereich Datenübertragung und Fernmeldewesen tätig bin war ess ehr interessant zu sehen das dort reine "Ziviltechnik" zum Einsatz kam. Der Technikraum hätte genauso, vor einigen Jahren, bei meinem Arbeitgeber stehen können. Allerdings in etwas abgespeckter Version.

    Eine Frage hat sich jedoch aufgeworfen und konnte auch nicht beantwortet werden.

    Wie vermittelt bzw. managt die Bundeswehr ihre heuteigen Fernsprech- und Datenverbindungen? Sicherlich, das ehemalige Grundnetz war ein reines Kupfernetz; was dem damaligen Stand der Technik entsprach. Heute ist die Kapazität der Übertragung natürlich um ein vielfaches höher und aus Kupfer wurde Glasfaser nur gibt es immer noch Knotenstandorte usw.

    Meine Frage: Hat die Bundeswehr nach wie vor ein eigenes Netz oder sind diese Dienste komplett nach außen vergeben z.B. an die Telekom? Um kein falsches Bild entstehen zu lassen. Das damalige Kupfernetz war nicht Eigentum der Bw sondern von der deutschen Bundespost angemietet. Es war aber komplett für die BW reserviert. Die Vermittlungsstellen (GSVBw) waren im Eigentum der Bw. Dort wurden dann die angemieteten Kabel eingeführt und über entsprechende Technik vermittelt.
  • kato
    Cold Warrior
    • 03.03.2009
    • 870

    #2
    Sämtliche Kommunikationsdienste sind im Projekt Herkules aufgegangen, das Management erfolgt durch die BWI IT. Die BWI ist ein gemeinsamer Leistungsverbund von Bundeswehr, IBM und Siemens, wobei die Bw hauptsächlich mehrere tausend Mann Personal für die Umsetzung stellt, und die Bundesregierung 49,9% der Anteile der Firma hält. Die Telekom war ehemals auch Teilhaber der BWI (bzw. des Bieterkonsortiums TIS), stieg aber bereits vor der Ausschreibung aus.

    Für den Weitverkehr (Betitelung: WANBw) werden derzeit zwei redundant arbeitende, BWI-eigene Glasfasernetze gelegt. Diese erschließen 50 "wichtige" Liegenschaften als "Kernnetz" mit zusammen ca 6000 km Länge, innerhalb dieses Netzes liegt die Übertragungsrate bei maximal 2,5 GBit/s (was ja jetzt nicht gerade was besonderes ist, die DFN macht das besser...). Dazu gibt es Knotenpunkte, an denen Subnetze zur Erschließung der restlichen rund 1200 Liegenschaften an das Kernnetz anknüpfen; deren Standorte und Anzahl sind nicht öffentlich, man kann natürlich davon ausgehen, das einige dieser Knotenpunkte bei oder in der Nähe der obigen 50 Liegenschaften sitzen.

    Die zentrale Steuerung des Netzes erfolgt durch zwei vollredundante "Betriebskompetenzzentren" (in Meckenheim und München), dazu kommt ein Kontrollzentrum auf der Hardthöhe. Die früheren beiden Sondernetze (AutofüFNLw und das Taktische Richtfunknetz Flottenkommando) sind seit 2009 abgeschaltet und arbeiten bereits komplett über das neue Netz.
    Zuletzt geändert von kato; 22.03.2012, 21:14.

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    • kato
      Cold Warrior
      • 03.03.2009
      • 870

      #3
      Nachtrag: Voraussichtlich 2016 soll die neu geschaffene Infrastruktur komplett in den Besitz des Bundes übergehen, der dann vermutlich den Betrieb in Teilen oder ganz neu ausschreibt.

      Die Erschließung der 1200 Hauptliegenschaften der Bundeswehr durch Kern- und Subnetze ist bereits erfolgt, ein paar dutzend bis hundert Kleinliegenschaften sind noch nicht erschlossen.
      Zuletzt geändert von kato; 22.03.2012, 21:21.

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      • Keilerdackel
        Cold Warrior
        • 06.10.2011
        • 117

        #4
        Vielen Dank Kato für deine ausführliche Erleuterung. Da du, so wie es scheint, vom "Fach" bist habe ich noch eine technische Frage, die du vieleicht beantworten kannst.

        Auf welchem "Standart" (z.B. SDH) erfolgt die Datenübertragung? 2,5 Gbit/s entsprchen STM 16 was nach heutigem Stand zwar eine standart Bandbreite ist jedoch für die BW meiner Meinung ausreichend sein sollte.

        Wie ich bereits oben erwähnt habe, gibt es Berührungspunkte zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und der Bw. Genauer gesagt hat die BW an einem Standort von uns Räumlichkeiten angemietet und betreibt dort einen Richtfunk. Die Räumlichkeiten sind abgeschlossen und alarmgesichert. Ich konnte auch noch nie einen Blick in den BW Raum werfen, da nur einmal ein BW Angehöriger zur gleichen Zeit vor Ort war. Ich habe lediglich erfahren das es sich um ein Rifu Netz der Luftwaffe handelt. Wie ich dich verstanden habe sind alle Rifu Strecken der BW außer Betrieb. Ist das korrekt?

        Zur Info. Ich Arbeite nicht, wie man vermuten könnte, bei der Telekom sondern bei einem großen Energiekonzern der auch ein komplett autarkes Datennetz betreibt.

        Viele Grüße

        Michael

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        • kato
          Cold Warrior
          • 03.03.2009
          • 870

          #5
          Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigen
          Auf welchem "Standart" (z.B. SDH) erfolgt die Datenübertragung?
          Ist SDH, STM-16.

          Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigen
          Wie ich dich verstanden habe sind alle Rifu Strecken der BW außer Betrieb. Ist das korrekt?
          Laut dem, was die BWI so veröffentlicht hat ja. Sieht man mal von mehr oder minder stationärem RiFu im Einsatz ab.

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          • kato
            Cold Warrior
            • 03.03.2009
            • 870

            #6
            Zitat von Keilerdackel Beitrag anzeigen
            Die Räumlichkeiten sind abgeschlossen und alarmgesichert.
            Naja, die drei Racks mit gewisser Cisco-Hardware bei meinem Arbeitgeber steht auch hinter mehreren alarmgesicherten abgeschlossenen Türen - und die Steuerung für mehrere Richtfunkstrecken noch mal eine weiter

            (und zur Bandbreite sag ich nur: BelWue Uni/Core - dieses Jahr Beginn Umstellung auf 100GE-Links...)
            Zuletzt geändert von kato; 24.03.2012, 01:16.

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            • rubeck1
              Cold Warrior
              • 06.06.2009
              • 478

              #7
              ...ich verstehe zwar überhaupt gar nix, was ihr da austauscht. Aber: sind das allgemein zugängliche Informationen oder könnte es sein, dass interessierte Kreise hier mit Begeisterung mitlesen? Nur mal so...
              Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
              Interessengemeinschaft "area 1" -
              militärgeschichtlicher Verein e.V.
              www.ig-area-one.de

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              • kato
                Cold Warrior
                • 03.03.2009
                • 870

                #8
                Zitat von rubeck1 Beitrag anzeigen
                Aber: sind das allgemein zugängliche Informationen
                Die von mir oben geposteten Informationen finden sich sämtlich auf der öffentlich zugänglichen [Website] der BWI und sind m.E. dementsprechend dürftig.
                Zuletzt geändert von kato; 24.03.2012, 15:37.

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                • Keilerdackel
                  Cold Warrior
                  • 06.10.2011
                  • 117

                  #9
                  Zitat von rubeck1 Beitrag anzeigen
                  ...ich verstehe zwar überhaupt gar nix, was ihr da austauscht. Aber: sind das allgemein zugängliche Informationen oder könnte es sein, dass interessierte Kreise hier mit Begeisterung mitlesen? Nur mal so...
                  Keine Angst.

                  kurz zur Erklärung:

                  SDH= Synchrone Digitale Hierarchie ist momentan der Standart in der Datenübertragung. Wobei die Übertragungsraten auch standatisiert sind. STM 1 bedeutet eine Übertragungskapazität von 155 Mbit/s; STM 16 = 16 X 155 Mbit/s pro Glasfaserpaar.

                  Technisch machbar und realisierbar sind momentan 80 x STM 64 was umgerechnet 10 Milionen ISDN Gespräche gleichzeitig über ein Glasfasernpaar bedeuten würde.

                  Beim BW Grundnetz zu Zeiten der GSVBw's waren pro Primärgruppe (Trägerfrequenzgruppe) 12 analoge Telefongespräche über zwei TF Kupferadernpaare machbar. Damals ging auch schon mehr, eingesetzt wurden aber meines wissens nur die 12 Kanal TF Geräte.

                  Ein Unterschied der fast unvorstellbar ist.

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                  • rubeck1
                    Cold Warrior
                    • 06.06.2009
                    • 478

                    #10
                    ...unvorstellbar, in der Tat. Mir bleibt immer der Mund offen stehen, wenn ich derartige Zahlen höre; wenn ich schon ein technischer Nixblicker bin - fasziniert bin ich trotzdem von diesen Dimensionen.
                    Im Übrigen: danke für die Infos über die Quellen. Bin dann wieder beruhigt.
                    Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
                    Interessengemeinschaft "area 1" -
                    militärgeschichtlicher Verein e.V.
                    www.ig-area-one.de

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                    • kato
                      Cold Warrior
                      • 03.03.2009
                      • 870

                      #11
                      Noch interessanter ist das, wenn man die militärische Seite betrachtet. Über STM-16 kann man im wesentlichen in Echtzeit 20.000 Datenquellen quer über Deutschland verteilt zu einem Lagebild zusammenstellen (z.B. via Link-16-over-IP) - und trotzdem könnte noch jeder zehnte Soldat der Bundeswehr das Telefon in die Hand nehmen.

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