Die RAF und ihre Verbindung zur Stasi

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  • M-O
    Rekrut
    • 15.10.2006
    • 46

    #1

    Die RAF und ihre Verbindung zur Stasi

    Hallo,

    das Unterforum hier ist so jungfräulich - dass kann man ja nicht lassen. Ich will daher mal versuchen, einen Zusammenhang zwischen dem Kalten Krieg und dem Themenkomplex linksextremistischer Terror und insbesondere RAF herzustellen.

    Die Verbindung zwischen der RAF und dem Ministerium für statssicherheit beginnt bereits in der Geburtsstunde der RAF, als diese am 14. Mai 1970, damals noch namenlos, den in inhaftierten Andreas Baader in Berlin befreite. Mit dem Gang der bekannten Journalistin Ulrike Meinhof in den Untergrund begann an diesem Tag sozusagen die RAF zu existieren.

    Bereits die Tatsache der Befreiung sowie die Namen der beteiligten waren dem MfS relativ schnell bekannt und führte dazu, dass ein später über Ostberlin nach Westberlin einreisendes RAF-Mitglied an der Grenze zwar vom DDR-Apparat aufgehalten, später aber unter überlassungs seiner mitgebrachten Waffe "unbehelligt" ausreisen durfte.

    Er kam aus einem Camp im nahen Osten, wo sich RAF-Mitglieder von palistinensichen Kämpfern ausbilden ließen. Es ist so gut wie sicher, dass diese Camps von der Stasi unterstützt wurden, auf jeden Fall aber informationen zwischen den Palistinenser und der Stasi ausgetauscht wurden. Ebenfalls als sicher gilt, dass sie Stasi materielle Unterstützung bei der Dokumentenfälschung leistete.

    Man kann jedoch zusammenfassend sagen, dass die sogenannte 1. Generation der RAF, die "Baader-Meinhof-Bande", zumindest nicht operativ oder finanziell direkt von der DDR unterstütz wurde.

    Dies änderte sich wohl im verlauf der so genannten "2. Generation", derjenigen personen die mit der Schleyer-Entführung den Versuch unternahmen Mitglieder der RAF aus dem Gefängnis freizupressen. Die verbindungen zu den palistinensern waren vielschichtiger geworden, so erfuhr die RAF hier direkte unterstützung durch diese in Form der Entführung der "Landshut". Im Zusammenhang mit diesen beiden Aktionen wird gemutmaßt könnte das MfS interessa an den "Befragungsergebnissen" Schleyers gehabt haben. Spätere, direkte finanzielle udn organisatorische Hilfe ist belegt, so auch die Kontakte, die es ermöglichten dass RAF-Mitglieder mit neuer Identität in der DDR untertauchten, wie z.B. Susanne Albrecht, die etwa bei der Ermordung von Ponto beteiligt war.

    Als in den späten 80ern und den 90ern die "3. Generation" der RAF auftrat lassen sich solche Hinweise aus nachvollziehbaren Gründe nicht mehr finden - über die "3. generation" liegen sehr wenige öffentlich bekannte Informationen vor - letztlich wird von einigen "Experten" deren Existenz negiert und die ihr zugeschrieben Aktionen verschiedenen "Geheimdiensten" zugeordnet, was ich persönlich für äußerst Fragwürdig halte.

    Zusammenfassen kann man sagen, dass das MfS seit Beginn der RAF und bereits davo Interesse an den Aktueren hatte, allerdings wohl nicht zu dem Zweck, diese als Element der Subversion direkt für sich gegen die BRD zu nutzen, wohl aber, um über diese Schiene Informationen zu erhalten und Auswirkungen abzuschätzen.

    Ich werde bei gelegenheit einen kleinen "Time-Table" zur RAF zur Verfügung stellen, damit sich der ein oder andere zunächst in diesen Komplex einlesen kann - dann fallen und vielleicht auch mehr Diskussionsthemen oder Fragen ein

    Gruß aus Wiesbaden, MO
  • FEK
    Cold Warrior
    • 02.09.2005
    • 279

    #2
    Die Story von der direkten Unterstützung der RAF durch das MfS halte ich für eine urbane Legende. Hätte es diese tatsächlich gegeben, wären wir in den vergangenen Jahren in Prozessen gegen ehemalige MfS Mitarbeiter ertrunken. Schon weil dás gut ins Konzept passen würde.
    Sicher hat sich das MfS für die Terrorszene interessiert. Schon aus dem Grunde, um im eigenen Lande präventiv arbeiten zu können.
    Im Interesse auch der Bundesrepublik, war das Gewähren von Unterschlupf für Aussteiger aus der Szene.

    FEK

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    • M-O
      Rekrut
      • 15.10.2006
      • 46

      #3
      Guten Morgen,

      naja, ich würde zumindets den Umstand dass Ein- und Ausreisen über Ostberlin regelmäßig problemlos möglich waren und dass ofiziell in der BRD gesuchte Täter mit falschen Identitäten in der DDR unterkamen als mehr oder weniger direkte Unterstützung werten - darüber hinaus gehende Hilfen in Form etwa von direkten Waffenlieferungen usw. sind nicht belegt.

      Was es aber gegeben hat sind positive Einwirkungen des MfS über verschiedene Dreiecksverhältnisse, etwa im Bereich der palistinensichen Camps, in denen Teile der RAF sich ausbilden ließen.

      Das nun Prozesse gegen Mitarbeiter des MfS hätten geführt werden können halte ich für diskutabel. Wieviele Prozesse hat es denn aus anderen Gründen gegen direkte MfS-Mitarbeiter gegeben?

      Und ob das ansiedeln von RAF-Mitgliedern in der DDR tatsächlich immer von Vorteil für die BRD war wage ich auch zu bezweifeln - schließlich wollen wir Rechtsstaat sein und da sollte "aus den Augen, aus dem Sinn" eigentlich kein Thema sein. Und immerhin waren da nicht nur Aufrührer und Brandstifter drunter, sondern auch "echte" Kapitalverbrecher wie etwa Werner Lotze...

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      • RADOM
        Rekrut
        • 15.10.2006
        • 13

        #4
        Guten Abend,
        gehen wir einmal davon aus, dass die Dienste der BRD zumindest Anhaltspunkte für das Untertauchen von RAF-Veteranen hatte. Für die BRD war dies eine durchaus hinnehmbare Situation. Zum einen waren von diesen Aussteigern keine weiteren Aktivitäten zu erwarten, zum anderen vermied man dadurch eine "motivierende Strafverfolgung". Das man diese "Lösung" so auch heute nicht nach außen kommunizieren ohne das Gesicht zu verlieren ist logisch. Aber die Zeit wird die Wahrheit ans Licht bringen.
        grüße
        radom

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        • Jens
          Rekrut
          • 14.08.2006
          • 7

          #5
          Quellen für die weitere Diskussion

          Ich glaube auch hier ist eine Quellenangabe für die weitere Diskussion hilfreich:

          Beziehungen RAF zum MfS

          (dann weiter zu: http://www.extremismus.com/texte/rafmfs.htm)

          Mit besten Grüßen
          Jens

          Kommentar

          • FEK
            Cold Warrior
            • 02.09.2005
            • 279

            #6
            das Problem besteht wie so oft darin, das eigentlich keine Quelle benannt ist. Prosa.

            FEK

            Kommentar

            • M-O
              Rekrut
              • 15.10.2006
              • 46

              #7
              Zitat von FEK Beitrag anzeigen
              das Problem besteht wie so oft darin, das eigentlich keine Quelle benannt ist. Prosa.

              FEK
              Naja, die ein oder andere Quelle nennt dieser Link da oben ja schon...

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              • vizekonteradmiral
                Cold Warrior
                • 21.01.2006
                • 199

                #8
                Zitat von RADOM Beitrag anzeigen
                Zum einen waren von diesen Aussteigern keine weiteren Aktivitäten zu erwarten, zum anderen vermied man dadurch eine "motivierende Strafverfolgung".
                Motivierende Strafverfolgung – Gibt es das überhaupt, bzw. die Angst davor?
                Ich höre den Begriff jetzt zum ersten mal und finde das weit hergeholt.

                Die Generalbundesanwaltschaft war so geil darauf, die Mörder (u. deren Hintermänner) von Buback, Schleyer, Ponto .... zu ermitteln und zu bestrafen, ich glaube kaum dass da Rücksicht genommen wurde auf die Möglichkeit einer motivierenden Strafverfolgung.
                In der BRD ist man eigentlich immer eine harte Linie gegenüber dem Terrorismus gefahren, z.B. München/Olympia, Landshut, Schleyer-Entführung

                Jemand, der Mitglied bei der RAF werden wollte, musste so krank im Hirn sein, dass eine etwaige Trotzreaktion aufgrund verstärkter Strafverfolgung der Gesinnungsgenossen keine große Rolle spielt. Würde ich mal so sagen.

                Dass man es seitens der westdeutschen Ermittlungsbehörden u. Politik als vorteilhaft ansah, dass sich RAF-Mitglieder "nach drüben" abgesetzt haben, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Konnte man sich denn sicher sein, dass die Aussteiger ECHTE Aussteiger sind, also für den Rest des Lebens in der DDR bleiben und dort ein "normales" Leben führen, und nicht ab und zu, wenns gerade juckt, mal eben rüber in den Westen fahren und einen Anschlag begehen?
                Und deshalb ... äh ... haben wir uns dazu entschlossen, heute ... äh ... eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, ... äh ... über Grenzübergangspunkte der DDR ... äh ... auszureisen.
                G.Schabowski, 9.11.1989

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                • Swen
                  Rekrut
                  • 05.05.2006
                  • 13

                  #9
                  Hallo,

                  die RAF -Leute konnten nicht aus der DDR raus, dafür wurde schon gesorgt. Auch war es der Regierung der BRD bekannt, dass sich einige in der DDR aufhielten.

                  Kommentar

                  • RADOM
                    Rekrut
                    • 15.10.2006
                    • 13

                    #10
                    Zitat von vizekonteradmiral Beitrag anzeigen
                    Konnte man sich denn sicher sein, dass die Aussteiger ECHTE Aussteiger sind, also für den Rest des Lebens in der DDR bleiben und dort ein "normales" Leben führen, und nicht ab und zu, wenns gerade juckt, mal eben rüber in den Westen fahren und einen Anschlag begehen?
                    Ist das eine Frage oder nur Polemik? Sie gehen doch nicht ernsthaft davon aus, dass :
                    1. Die Aussteiger Kontakt untereinander hatten.
                    2. Die Aussteiger nicht permanent überwacht wurden.
                    3. Man einfach mal eben rüber in den Westen fahren konnte.
                    4. Man mal eben einen Anschlag begeht.
                    Oder wollte Sie mit diesem Satz auf eine mögliche spätere Verwendung durch das MfS hinweisen?

                    radom

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                    • vizekonteradmiral
                      Cold Warrior
                      • 21.01.2006
                      • 199

                      #11
                      Wenn man davon ausgeht, dass ...

                      (das Folgende ist jetzt weder Polemik noch eine bösartige Unterstellung!, es ist eine reine Hypothese)

                      ... die DDR-Führung sich bei jedem Anschlag der RAF gegen höchste Vertreter des westdeutschen Großkapitals ins Fäustchen lachte, dann sind die Fragen 1 bis 3 völlig uninteressant, bzw. am Thema vorbei.
                      Jemand, der dem Klassenfeind solche effektiven Sticheleien versetzt - wieso also sollte dieser Jemand kontraproduktivem Stress mit DDR Geheimdiensten ausgesetzt werden, nicht mit Gesinnungsgenossen in Kontakt stehen und nicht rüber in den Westen fahren dürfen?

                      Vielleicht war aber auch das Gegenteil der Fall!
                      Die DDR nahm die RAF Aussteiger eher widerwillig auf, isolierte sie und versuchte alles Menschenmögliche zu unternehmen, dass dem Bruderstaat BRD zumindest durch die auf DDR-Gebiet befindlichen RAFler keinen Schaden mehr zugefügt werden konnte.

                      Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo zwischen diesen Extremen. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass die BRD-Führung nicht so sehr glücklich war wenn sich RAF Aktivisten nach Osten abgesetzt hatten, sondern sie lieber in den Fängen der eigenen Justiz gesehen hätte.
                      Natürlich, inaktive RAF'ler in der DDR waren wohl immer noch die gern gesehenere Alternative zu aktiven RAF'lern die in der BRD ihr Unwesen treiben würden.
                      Und deshalb ... äh ... haben wir uns dazu entschlossen, heute ... äh ... eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, ... äh ... über Grenzübergangspunkte der DDR ... äh ... auszureisen.
                      G.Schabowski, 9.11.1989

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                      • Burion
                        Cold Warrior
                        • 14.07.2005
                        • 36

                        #12
                        Es gab vor einiger Zeit im TV mal ein längeres Interview mit M. Wolf und einer ex-Terroristin, deren Namen ich vergessen habe (in 2 unterschiedlichen Sendungen). Beide bestätigten die direkte Zusammenarbeit mindestens bei der Beschaffung einer neuen Identität inkl. gefälschtem Pass durch die StaSi. Also so weit hergeholt erscheint der im Basisposting genannte Zusammenhang nicht.

                        BTW: Auch schöne Grüße nach Wiesbaden

                        HerzlGrüße
                        Jürgen

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                        • FEK
                          Cold Warrior
                          • 02.09.2005
                          • 279

                          #13
                          Zitat von Burion Beitrag anzeigen
                          Beide bestätigten die direkte Zusammenarbeit mindestens bei der Beschaffung einer neuen Identität inkl. gefälschtem Pass durch die StaSi. Also so weit hergeholt erscheint der im Basisposting genannte Zusammenhang nicht.
                          Jürgen
                          dabei geht es doch aber wohl um die Unterstützung von Aussteigern aus der Szene und nicht um Terrorismusunterstützung.

                          FEK

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                          • Rocko
                            Rekrut
                            • 19.10.2008
                            • 3

                            #14
                            Zitat von vizekonteradmiral Beitrag anzeigen

                            Vielleicht war aber auch das Gegenteil der Fall!
                            Die DDR nahm die RAF Aussteiger eher widerwillig auf, isolierte sie und versuchte alles Menschenmögliche zu unternehmen, dass dem Bruderstaat BRD zumindest durch die auf DDR-Gebiet befindlichen RAFler keinen Schaden mehr zugefügt werden konnte.
                            Das halte ich jetzt aber schon für sehr weit hergeholt....
                            Eines ist doch sicher: Die DDR hat die Terroristen gesammelt wie Briefmarken. Und das bestimmt nicht, weil das so interessante Leute waren. Hier ging es meiner Meinung nach nur um eines: Dem Gegner zu schaden. Allein schon die Tatsache, dass ein Land wie die DDR, welche ja auch UN Mitglied war... will sagen von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt war.... Leute beherbergt und Schutz gibt, die international gesucht sind... von ordentlichen Staaten werden die im allgemeinen ausgeliefert. Allein das disqualifizierte die DDR.

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                            • FEK
                              Cold Warrior
                              • 02.09.2005
                              • 279

                              #15
                              Zitat von Rocko Beitrag anzeigen
                              Das halte ich jetzt aber schon für sehr weit hergeholt....
                              es ist keineswegs weit hergeholt. Die DDR hatte politisches und ökonomisches Interesse Terroristen beim Aussteigen zu helfen und damit "linken" Terrorismus zu minmieren.

                              Zitat von Rocko Beitrag anzeigen
                              Allein schon die Tatsache, dass ein Land wie die DDR, welche ja auch UN Mitglied war... will sagen von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt war.... Leute beherbergt und Schutz gibt, die international gesucht sind... von ordentlichen Staaten werden die im allgemeinen ausgeliefert.
                              tja wenn Du das so siehst Staaten wie die USA und die BRD liefern nicht unbedingt Leute aus. Insofern sind sie offenbar keine "ordentlichen" Staaten - was immer dieser Begriff beinhaltet. Man hört und liest immer wieder davon das solche "ordentlichen" Staaten, hin und wieder nicht nur Terroristen oder Ex-Terroristen behehrbergen, sondern diese auch bei terroristischen Aktionen unterstützen bzw. von Staats wegen Terror ausüben.

                              FEK

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