1968 - Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen des Warschauer Paktes

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  • klaus_erl
    Cold Warrior
    • 14.04.2013
    • 1057

    #16
    Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
    Stimmt - ist mir auf dem ersten Blick gar nicht aufgefallen.

    Lt. Wikipedia hat die BRD allerdings die ONG erst 1970 im Grundlagenvertrag vorläufig anerkannt. Vielleicht hängt es damit zusammen.
    Die DDR hat die ONG bereits 1950 anerkannt.
    Das ist durchaus möglich. Ich erinnere mich aus meiner Schulzeit noch an Schulatlanten und Landkarten, in denen die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie und einem Teil Ostpreußens als "z. Zt. unter polnischer Verwaltung" beschriftet waren, der Rest Ostpreußens als "z. Zt. unter sowjetischer Verwaltung". Erst im Laufe der Zeit im Gymnasium Ende der 70er verschwanden diese Einträge in Neuausgaben.

    Klaus

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2843

      #17
      Bis etwa 1970 wurde von Seiten der Bundesrepublik noch vielfach die Bezeichung "SBZ" - Sowjetische Besatzungszone - für die DDR verwendet, weil man die Existenz eines ostdeutschen Staates nicht anerkennen wollte. Für staatliche Dienststellen, auch für die Bundeswehr, war die entsprechende Verwendung von SBZ ausdrücklich vorgeschrieben. Auch in den Lageorientierungen, die ich eingestellt habe, steht grundsätzlich SBZ und nicht DDR.
      Selbst lange nach 1970 schrieben viele Zeitungs- und Buchverlage die DDR nur in Anführungszeichen ("DDR"), allen voran der Axel-Springer-Verlag mit WELT und BILD.
      Zuletzt geändert von Nemere; 10.03.2023, 11:49.

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2843

        #18
        Am 27.08.1968 wurde eine zusammenfassende Lagebeurteilung für den Inspekteur des Heeres erstellt. Darin wird u.a festgestellt:
        - Ein Aufmarsch sowjetischer und ungarischer Truppen gegen Rumänien wird vermutet, wobei ein Angriff auf Rumänien zum offenen Krieg auf dem Balkan führen könnte.
        - Im Zuge von Verwicklungen auf dem Balkan (Rumänien) wird auch ein Durchbruch an das Mittelmeer nicht ausgeschlossen, was ein Leser dieses Dokuments mit dem Satz „Uraltes strategisches Ziel“ kommentierte
        - man schließt Grenzverletzungen durch Flüchtlinge und evtl. verfolgende WP-Streitkräfte nicht aus
        - Die anscheinend in der CSSR eingesetzten Truppen der NVA halten sich von Ortschaften fern und meiden auch die Nähe der Grenze zur BRD.
        - Zur Einsatzbereitschaft des Feldheeres wird festgestellt, das dieses zur Zeit die geforderten NATO-Standards nicht erfüllt.
        - Im Gegensatz zur Bundeswehr sind BE, US, UK und NL Streitkräfte durch die Auslösung von Alarmmaßnahmen zur Erfüllung ihrer GDP (damals noch EDP) –Aufträge in der Lage. Die FR-Truppen haben dagegen bisher keine Vorbereitungen getroffen.

        Als Folgerungen wurden genannt:
        - Keine unmittelbare Angriffsabsicht des WP auf die BRD oder Österreich erkennbar, eine schnelle Verschärfung der Lage kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
        - Die Einsatzbereitschaft des Feldheeres erlaubt keine rasche Reaktion, ein flexibles Handeln ist nicht möglich. Als Hauptgrund dafür wird die Abhängigkeit von Reservisten auch im Feldheer gesehen (geringe Friedensstärke, Spanne zur nötigen Kriegsstärke zu groß)
        - dieser Mangel an militärischer Flexibilität schränkt die politische Handlungsfähigkeit der BRD ein.
        - Die sowjetischen Verbänden werden in der CSSR verbleiben (vor allem an der Westgrenze) und damit die bisherigen Aufgaben der tschechischen Truppen bei einer Aggression gegen die BRD übernehmen.
        - damit verlängert sich die gegen sowjetische Truppen zu verteidigende Landesgrenze
        - die bisher schon kritische Abwehrsituation in Süddeutschland ist damit unhaltbar geworden.
        - Mit Aushilfsmaßnahmen oder operativen Improvisation ist nichts mehr zu machen.

        Als einzig erfolgversprechendes Gegenmittel wird die Aufstellung zusätzlicher Gro0verbände vorgeschlagen, um dieser Bedrohung gerecht zu werden.
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        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2843

          #19
          Hier die beiden letzten Dokumente zum WP-Einmarsch 1968 in die CSSR.

          Zuerst der LANDSITREP des II. Korps vom 28.08.1968. Die Menge der wegen Personalmangel nicht besetzten Kampffahrzeuge hat sich nicht wesentlich verändert.
          Beim Material fehlt es jetzt auch an
          - Bergepanzern M 88 (Leopard gab es 1968 beim II. Korps noch nicht),
          - Autokränen,
          - Sturmbooten,
          - LKW mit verlasteten Dekontaminationsausstattungen (wahrscheinlich für die TEP, 1968 waren die
          TEP noch bei den Kampftruppenbataillonen)
          - mittleren Transporthubschraubern (war 1968 noch der CH 21 von Vertol, nur beim HFlgBtl 200 des
          Korps vorhanden)
          Auch wurde jetzt anscheinend ein Fehl an Funkgeräten festgestellt. VRC 8 war ein Fahrzeug-Funkgerät in Panzerverbänden, PRC 9 ein tragbares Funkgerät bei der Artillerie, vor allem bei den Vorgeschobenen Beobachtern.
          Das zeigt die fehlende Zuverlässigkeit dieser Meldungen, da in den vergangenen Tagen nichts vom Fehl dieses Geräts berichtet wurde.

          Zum Problem des Entlassungstages am 30.09.1968 meldet das Korps, das damit 10% der Personalstärke des Korps ausscheiden, was aber etwa 25% der Kampfstärke bedeutete, da vor allem ausgebildetes und nicht sofort zu ersetzendes Personal zur Entlassung kommt. Dieses Problem, das wegen der Wehrpflicht faktisch immer etwa ein Viertel der Bundeswehr aus nicht ausgebildeten Soldaten bestand, wurde nie gelöst, weil man den Umfang der Bundeswehr nicht vergrößern wollte und damit keine eigenständige Ausbildungsorganisation neben den der NATO zugesagten 12 Divisionen schuf.

          Am 30.08.1968 traf beim Führungsstab des Heeres ein geänderter Operationsbefehl CENTAG ein, mit welchem der nunmehr verstärkten Bedrohung Süddeutschlands Rechnung getragen werden sollte.
          Die bisher beim V. (US) Korps im Fulda-Gap eingeplante 12. (GE) Panzerdivision wird nun als CENTAG-Reserve in einem Verfügungsraum südwestlich Würzburg bereitgehalten.
          Eine Brigade der 24. (US) Infanterie-Division wird im V-Fall in den Raum Aschaffenburg verlegt. Die Brigade war damals im Raum Augsburg stationiert, verlegte später nach Göppingen und erscheint nach einigen Umbenennungen in den 1980er Jahren wieder als dritte Brigade der 12. (GE) PzDiv mit dem GDP-Auftrag im Raum Hammelburg-Neustadt a.d.Saale-Rhön.

          An diesem Befehl erkennt man sehr schön, wer wirklich das Sagen beim operativen Einsatz der deutschen Großverbände hatte. Nicht etwa der Generalinspekteur der Bundeswehr oder der Inspekteur des Heeres, sondern CENTAG legte anscheinend ohne vorherige Rücksprache mit den Führungsspitzen der Bundeswehr die Verwendung der deutschen Verbände fest. Die handschriftliche Notiz auf der ersten Seite unten deutet daraufhin, dass allenfalls der KG des II. (GE) Korps aufgrund informeller persönlicher Kontakte zu CENTAG davon informiert war.
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