Gedanken zur Grenze

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  • Horner
    Cold Warrior
    • 24.05.2009
    • 1897

    #16
    Moin zusammen,

    und wenn man dann noch an die Menschen denken tut, die nur wegen ihres Willen zur Freiheit am " Eisernen Vorhang " gestorben sind, fehlen einen die Worte, das ein Regime dieses natürliches Bedürfniss mit Gewalt unterbunden hat.Hierzu habe ich einen passenden Link gefunden:
    Wir reflektieren den Umgang mit zeithistorischen Themen in der Öffentlichkeit und diskutieren die aktuelle Relevanz vergangener Ereignisse. Wir informieren über Forschungstrends und Debatten innerhalb des Faches und stellen damit eine Verbindung her, zwischen einer oft noch hermetischen Fachcommunity und einer breiteren Öffentlichkeit.

    Gruß
    Horner ( Beagle )

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    • TopOfTheRock (†)
      Cold Warrior
      • 15.11.2007
      • 460

      #17
      Eine gute Zusammenfassung.

      Was meint unser Grenzexperte Thunderhorse dazu?

      Kommentar

      • rubeck1
        Cold Warrior
        • 06.06.2009
        • 478

        #18
        Oj, oj, was ist denn hier auf einmal los?
        Also zunächst mal zum Einigungsvertrag, soweit zitiert: hier wird lediglich gesagt, dass die Kompetenzordnung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland nach Inkrafttreten des Beitritts der Länder aus dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik gilt. Das bedeutet: ein DDR-Gesetz, das nach dem GG ein Landesgesetz wäre, wird nach dem Beitritt Landesrecht, ein DDR-Gesetz, das nach dem GG ein Bundesgesetz wäre, wird Bundesrecht.
        Mit dem Grundsatz "Bundesrecht bricht Landesrecht" hat das nichts zu tun.
        Es ist quasi ein "Vorsortieren" des DDR-Rechts nach den Massstäben des Grundgesetzes. Klingt kompliziert, ist es auch.
        So, jetzt zu den Ossi/Wessi-Klischees: ja, es gab die innerdeutsche Grenze, die von Anfang an als Frontlinie in der Ost-/Westauseinandersetzung gedacht war und nicht als bloße Abgrenzung zweier Staaten. Wobei noch die Frage zu klären wäre, was die DDR eigentlich war: ein zweiter deutscher Staat, wie es die Ost-Verträge und die Regierung Brandt der Form nach faktisch anerkannten oder ein staatsähnliches Gebilde auf deutschem Boden, das - ja was eigentlich? war.
        An dieser Grenze gab es Verletzte und Tote und zwar nur deshalb, weil diese Personen von einem Land in das andere wollten - von der Unfreiheit in die Freiheit.
        Aber: ich persönlich denke auch daran, dass die Menschen in der DDR zweimal versucht haben, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und die Freiheit, die ihnen die glorreichen Kommunisten vorenthielten, zu erkämpfen. Einmal am 17. Juni 1953 und mit einer blutigen Niederlage und ein zweites Mal im Herbst 1989 durch unaufhörliche Demonstrationen und Aktionen, denen das marode filzokratische Gebilde der SED-Herrschaft nichts mehr entgegensetzen konnte. Und die Menschen in der DDR, die vielgeschmähten Ossis!, haben es geschafft, diesen Machtapparat zum Einstürzen zu bringen!
        Es mag Ossis geben, die sich mittlerweile genauso assozial benehmen wie so manche Wessis. Aber es gibt eine große Mehrheit von Menschen im Beitrittsgebiet, die damals alles auf eine Karte gesetzt und die politischen Verhältnisse umgekehrt haben.
        Und die Typen, die an der innerdeutschen Grenze - aber auch sonst in der DDR - ihre kleine Machtposition rüde ausgespielt haben, leben heute vielfach unerkannt und sind brave Bürger geworden. In meiner Zeit im "Aufbau Ost" habe ich vereinzelt solche Exemplare kennen gelernt bzw. wurden sie regelrecht enttarnt.
        Ich habe aber auch solche kennen gelernt, die sich ganz offen zu ihrer Stasi-Vergangenheit oder ihrer Tätigkeit in der Partei bekannt haben.
        Einer von Ihnen hat den Vogel abgeschossen: er war kurz vor dem Ruhestand in einer Behörde und sagte mir ganz offen, dass er erst den Nazis, dann den Roten und jetzt der Bundesrepublik gedient hätte.
        Das gab es alles und gibt es teilweise auch heute.
        Und glaubt doch nicht, dass das Geld, das da hineingepumpt wurde, die ganze Wahrheit ist! Genauso wahr ist doch, dass ganze Wirtschaftszweige der Ex-DDR systematisch und schon zu Treuhandzeiten vernichtet wurden. Da wurde erst gar nicht überprüft, ob sie sanierbar gewesen wären. Es kam ein West-Investor, kaufte den Laden auf und machte ihn platt - damit war gut zu verdienen und eine mögliche Konkurrenz gleich von vorneherein ausgeschaltet.
        Das Bild ist viel bunter und die Wahrheit viel vielschichtiger als ein paar platte Propagandaparolen vermuten ließen...
        Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
        Interessengemeinschaft "area 1" -
        militärgeschichtlicher Verein e.V.
        www.ig-area-one.de

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        • Horner
          Cold Warrior
          • 24.05.2009
          • 1897

          #19
          Moin zusammen,

          ich wollte nur mit meinen Beitrag darstellen,das Menschen in ihren natürlichen Sinne der Freiheit, auch so zu leben und dieses Grundbedürfniss aus zu leben, in der Hoffnung,auf ein besseres dasein zu haben.
          Der Freiheitsdrang eines Volkes hat schon in der Geschichte Mauern bröckeln lassen.

          Gruß
          Horner ( Beagle )

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          • kato
            Cold Warrior
            • 03.03.2009
            • 869

            #20
            Zitat von nordfan Beitrag anzeigen
            Die Herrenhäuser im Osten war ja auch deren Eigentum, nur wurden sie von solchen Möchtegern-Gleichmachern wie Ulbricht und Konsorten einfach enteignet. Und da die DDR in die BRD übergegangen ist , und nicht umgekehrt, gilt nun mal Wessi-Recht.
            Nur daß im "Wessi-Recht" die Enteignungen durch die DDR durchaus in ihrer Form rechtskonform gewesen wären.
            Daß dich der Staat in Westdeutschland - auch heute noch - jederzeit enteignen kann wenn er dein Grundstück haben will ist dir schon klar?

            Art. 14 GG:
            (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt.

            Das näher regelnde Gesetz ist das Baugesetzbuch, §§ 85-122.

            Zum "Wohle der Allgemeinheit" gehören durchaus vom örtlichen befugten Entscheidungsträger beschlossene städtebauliche Maßnahmen und die Zuführung eines Grundstücks oder Gebäudes zu einer vom Entscheidungsträger (insbesondere durch Bebauungspläne) festgelegten Nutzung.
            Zur Entschädigung wird hier der Verkehrswert des enteigneten Gutes festgelegt. Hier kommt dann der Unterschied: Da in der ostdeutschen Planwirtschaft der Staat den Verkehrswert zentral steuernd festlegte, kann er auch durchaus einen beliebig geringen Verkehrswert ansetzen - und entsprechende (geringe) Entschädigungen gab es durchaus, sowohl für weiter in der DDR lebende Staatsbürger als auch Geflüchtete ("Ausländerdevisenkonten").

            Gerade bei aus der DDR Geflüchteten kann man darüber hinaus auch etwas aus Art. 14 (2) (dem "Eigentum verpflichtet"-Absatz) konstruieren. Deren in der DDR verbliebener Besitz wurde schließlich lediglich dem "Wohl der Allgemeinheit" zugeführt.

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            • zaagstra
              Cold Warrior
              • 19.07.2010
              • 70

              #21
              Ganz offen gesagt habe ich an den Grenzlern auch keine gute Erinnerungen. Ich bin in 1986-88 mehrfach in "Berlin, Hauptstadt der DDR" gewesen, und einiges erlebt was man wenn nicht als Schikane, dann doch als masslose Frechheit beschreiben kann - "Ich tu's weil ich's kann und Sie nicht dagegen sagen können".

              Beispiel 1: Nach einen mehrtägigen Ausflug mit der FH f. Wirtschaft Amsterdam in Ostberlin wollen wir zurück nach West. Der Grenzer kontrolliert die Liste, und meint mit ernster Miene "Da steht ein Name zuviel drauf! Diese polnische Dame, die darf ja gar nicht drauf stehen!" Das Mädel wird blass, der Grenzler baut mit "Hm, soso, jaja, was denn nun?" die Spannung auf, und sagt dann "Ach ja, Sie sind ja Staatsangehöriger der VR Polen, sie brauchen gar nicht gemeldet zu werden!" So ein Witzbold.

              Beispiel 2: Ich will nach Besuch an einer Freundin in Ost züruck über Friedrichstrasse nach West, und der Grenzler fragt ob ich was mitbringe. Ja, die Freundin hat mir dieses schöne Buch geschenkt. Und da fangt er an das ganze gaaaanz ruhig zu lesen und den Auftrag sogar laut vorzulesen. Finde ich vorsichtig gesagt unhöflich.

              Andererseits will ich auch gerne gestehen dass ich in Ost selber mehrfach nach meinem Pass gefragt bin, die Leute aber immer höflich waren (höflicher als die Polizei im Amsterdam ;-)), auch die Leute die bei der polnischen Botschaft sicherten (MfS?). Die letzten hatten sogar einen normalen Sinn für Humor. Dass ging etwa so: essen mit der Freundin in der Weinstube im Palast der Republik, dan richting Brandenburger Tor um Häschen zu schauen, un dann zurück, wobei wir jedesmal kontrolliert wurden. Schliesslich kam da zu der Uhrzeit kein Schwein, und die Posten langweilten sich warscheinlich zu Tode.

              Also, wir wandern an der Botschaft vorbei, der Posten kommt und fragt höflich nach unseren Ausweisen. Standartfrage an meiner DDR Begleiterin: "Und was studieren Sie?" "Marxismum-Leninismus!" (Stimmte auch noch.) Er verschwindet mit unseren Ausweisen um die Ecke um überprüfen zu lassen, da scherze ich "Wetten dass die Ablösung gleich kommt und nach unseren Pass fragt? Ist ja sehr verdächtig wie wir hier herumstehen, und dazu noch einer der deutlich aus dem Westen kommt." Und Bingo! da kommt Wachtmeister 2 und fragt die Ausweise. Wir fangen an zu lachen, und so was ist er offensichtlich nicht gewöhnt. Aber nach Erklärung unsererseits lacht er auch. Und da kommt Wachtmeister 1 zurück und sieht wie wir und den Kollegen viel Spass haben. Letztendlich haben wir zu viert gelacht.

              Walter Zed
              1983-84 Sani beim 41 Tankbataljon "Regiment Huzaren Prins Alexander" (NL) in Bergen-Hohne.

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              • Ritchie 66
                Cold Warrior
                • 09.07.2011
                • 444

                #22
                Ich habe diese Grenze durch Deutschland nur einige male persönlich gesehen und bei Reisen überquert. Ich fand diese Demarkationslinie Abstoßend und dieses Gefühl ist heute nur noch stärker geworden. Das Auftreten der "DDR-Grenzorgane" war zum Teil abstoßend, willkürlich und von Machtversessenheit geprägt. Ich verurteile nicht jeden Menschen, der dort von diesem Staat in eine Uniform gesteckt wurde und seinen Dienst versehen hat nur wenn ich mir auf einschlägigen "Vetranenseiten" ehemaliger der Grenztruppen so durch lese was diese von sich geben, dann frage ich mich schon ob manche gar nichts dazu gelernt haben? Die selben Ausreden und Rechtfertigungen wie die der Generation des 3.Reiches.

                Sicher ist diese Grenze als Folge des durch Deutschland begonnenen und verlorenen Krieges entstanden, mit welcher Konsequenz jedoch dort später Jagd auf Menschen gemacht wurde ist durch nichts und niemanden zu Rechtfertigen. Die die Meinen dies tun zu müssen werden es durch alle ihre Argumente nicht besser machen. Die DDR war ein Unrechtsstaat und als solcher ist sie auch untergegangen. Mit Sprüchen wie "es war ja nicht alles schlecht", kann man keine Diktatur rechtfertigen. Nicht die braune und ebenso wenig die rote in Deutschland.

                Ritchie 66
                Zuletzt geändert von Ritchie 66; 03.09.2011, 18:51.

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                • Marlon
                  Rekrut
                  • 26.11.2008
                  • 22

                  #23
                  Kleine Anmerkung: Grenzorgane hat der Westbesucher an der Güst vielleicht mal in der Ferne gesehen. Die Personenkontrolle übernahmen die PKE der Staatssicherheit - in den Uniformen er Grenztruppen.

                  Kommentar

                  • Ritchie 66
                    Cold Warrior
                    • 09.07.2011
                    • 444

                    #24
                    Hallo Marlon,
                    das man damals beim Grenzübertritt von PKE der Stasi kontrolliert wurde war einem damals nicht bewust. Man hat halt eine Uniform gesehen. Das Verhalten der an der Grenze eingesetzen Leute habe ich und andere damals als unfreundlich und teilweise Arrogant empfunden. Bei Besuchen an der Grenze kann ich über das Verhalten der "normalen" DDR-Grenztruppen eigentlich nicht viel sagen außer das man von diesen "übersehen" wurde. Kam eine solche Streife, dann wurde man zwar wahrgenommen, aber irgendwelche sichtbaren Reaktionen der Grenzsoldaten gab es nicht. Sie haben ihren Dienst verrichtet und so getan als währe niemand auf der anderen Seite der sie beobachtet.

                    Die einzigen Reaktionen wie Fotografieren usw. kamen halt von den Grenzaufklärern.

                    Ich war nur einige male an dieser Grenze.

                    Ritchie 66

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                    • harbec
                      Rekrut
                      • 10.02.2017
                      • 14

                      #25
                      ... schade, dass es hier keine Berichte / Artikel / Anekdoten mehr zu lesen gibt. Ich würde
                      mich freuen, wenn hier wieder etwas Bewegung hereinkommen würde.
                      --------------
                      Gruß Hartmut
                      --------------
                      °°° Suche O/E Deutschland 1900-1945 °°°

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                      • Hoover
                        Cold Warrior
                        • 19.12.2013
                        • 601

                        #26
                        Eine Erinnerung habe ich von der Grenze BRD-CSSR: In den frühen 80ern war ich mit meinen Eltern auf Wanderurlaub im Bayerischen Wald. Die Grenze ging da mitten durch das Gebirge, oft nur abgetrent durch einen Holzzaun (im Tal gab es dann die "richtig" überwachte Grenze. Mein VAter und ich sind einfach mal über den Holzzaun und an den anderen Waldrand, das ging tatsächlich einfach so. Als wir dann da herumstanden hörten wir einen Helikopter und zwei Mi-24 kamen im Tiefflug durch das Tal gedonnert. Das erste Mal, das ich das Ding live sah. Unten im Tal waren auch einige Militärfahrzeuge, so dass wir wieder umdrehten und zurück gingen. Wir sind also mal eben einige Meter auf CSSR Territorium vorgestoßen. Das war am Großen Arber bzw am Großen Falkenstein die Ecke.
                        "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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