Die heutige Ausage (01.12.2008) der »Fuldaer Zeitung« berichtet über eine Vorlesung der Autorin des Buches »Die letzten Kinder von Schewenborn«, Gudrun Pausewang (bürgerlich Dr. Gudrun Wilcke), an einer Hünfelder Schule.
"Gudrun Pausewang las in der Wigbertschule
Von Hubertus Müller
HÜNFELD. Bevor Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang in der Hünfelder Wigbertschule aus ihrem Buch »Die letzten Kinder von Schewenborn« vorlas, erklärte sie den Siebtklässlern erstmal wie es zu dem Werk gekommen war.
»Die früheren Kinderbücher schilderten immer nur eine heile Welt, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Ich wusste schon als Kind, dass die Bösen nicht immer bestraft werden«, sagte die 80-Jährige, die in der Nazizeit aufgewachsen war. »Ich will die Leser ernst nehmen. In diesem Buch gibt es kein Happy-End.«
Mit Schewenborn ist Schlitz gemeint, wo die Schriftstellerin seit 1972 wohnt. Das Buch stellt das Leben und Sterben nach einem Atombombeneinschlag bei Fulda dar. »Die Grenze zwischen den verfeindeten Blöcken verlief nahe Hünfeld«, erklärte sie den 100 Schülern bei der Lesung. Es habe große Angst vor einem Atomkrieg geherrscht. »Noch heute kann man in der Region sehen, dass an engen Stellen auf Landstraßen drei Gullis hintereinander platziert sind. Im Kalten Krieg sollte das ermöglichen, dort im Ernstfall Sprengstoff zu platzieren, um die Straße zu sprengen.«
Das Jugendbuch habe sie 1982 geschrieben, um Kinder auf die Gefahr eines Atomkriegs aufmerksam zu machen, erklärte die Schriftstellerin, die mit bürgerlichem Namen Gudrun Wilcke heißt. Die Autorin ist bekannt dafür, in ihren Werken meist Friedens- und Umweltthemen zu behandeln.
»Ich habe mit dem Buch einen Nerv getroffen. Die Hälfte aller Leser waren Erwachsene«, erzählt sie. Bis noch vor drei Jahren sei es ihr erfolgreichstes Buch gewesen, erst nach der Verfilmung ihres Werkes »Die Wolke« sei es auf Platz 2 der persönlichen Bestseller gelandet.
»Wie in der Hölle«
Als sie anfängt vorzulesen, sind die Schüler sehr leise. Nur einmal lacht einer unwillkürlich kurz auf, als Pausewang den Satz vorliest: »Fulda ist weg.« Später fallen Sätze aus dem Buch wie: »Die Fulda-Aue liegen voll von Leichen.« Kein leicht zu verdauender Stoff für die Jugendlichen. Die Gesichter der Siebtklässler wirken denn auch meist recht angespannt. Sätze, die Pausewang aus dem Endkapitel vorliest, wie etwa »Die letzten Hunde und Katzen wurden gegessen« oder »Den Ratten verdankten die Schewenborner ihr Leben« tragen auch nicht gerade zur Erheiterung bei. Dennoch gibt es zum Schluss viel Applaus von den Schülern. »Sehr spannend« fand Valentina (13) die Lesung. »Man kann so mal erfahren, was alles passieren könnte«, sagt Jan-Philipp (12).
»Wie in der Hölle« habe sie sich beim Schreiben gefühlt, erzählt Pausewang. Auch den Lesern mute sie mit ihren Geschichten einiges zu, gibt sie offen zu. Stellt sich die Frage, warum das ausgerechnet in einem Jugendbuch sein muss. Die schonungslosen und realitätsnahen Beschreibungen, die sie in ihren Werken verwendet, hält sie aber für angemessen. »Die Jugendlichen sind doch durch die Gewalt in Videospielen und im Fernsehen völlig abgebrüht«, glaubt sie. Ihre Bücher könnten Jugendliche da kaum schocken. »Ich will die Schrecklichkeit des Krieges darstellen und Kinder zu Kriegsgegnern erziehen«, erklärt sie ihre Motivation.
Und diese Woche wird sie die Arbeit an ihrem nächsten Buch beginnen, berichtete sie den Schülern. »Ich verrate aber noch nicht, worum es geht. Ich habe schon mal vier Wochen an einem Buch geschrieben und dann gemerkt, es wird nichts.«"
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► Quelle: http://www.fuldaerzeitung.de/newsroo...rt14184,745757 [01.12.2008; 19:00 Uhr]
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