Divisionsartillerieschießen 1980

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2823

    #1

    Divisionsartillerieschießen 1980

    Morast und Schnee - Grafenwöhr Live im April 1980.
    Beim Feldartilleriebataillon der Division damals noch die 175 mm Kanone M 110.
    Und - heute unvorstelbar - drei Telefonzellen für das ganze Truppenlager Normandy.

  • Relikte
    Cold Warrior
    • 25.01.2009
    • 127

    #2
    Vielen Dank - ein sehenswerter Film!

    Was ich mich dabei Frage:
    Welchen Gehörschutz trugen die Artilleristen seinerzeit?
    Man sieht nichts, also nur die üblichen kleinen Selektone?
    Und die Kameraden, die sich die Ohren zuhalten, tragen möglicherweise gar keinen Schutz?

    Daran anschließende Frage:
    Den Begriff "Selektone" habe ich noch im Kopf - aber wenn ich danach bei Google suche, gibts keine "offizielle" Erklärung.
    Wurde der Begriff von der Bundeswehr geschaffen?
    Viele Grüße
    Manfred / Relikte

    Kommentar

    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2823

      #3
      Maßgeblich für den jeweiligen Gehörschutz waren
      - ZDv 3/12 – Schießen mit Handwaffen, Nr. 1505
      - ZDv 44/10 – Schießsicherheit, Nr. 1011
      Ich füge die Auszüge aus beiden Vorschriften als pdf-Datei bei.

      Weiter gab es noch die ZDv 90/20 – „Katalog über Lärmschutzmaßnahmen bei der Verwendung von Wehrmaterial“. Hier war für jedes einzelne Gerät, jede einzelne Waffe genau aufgeführt, welche Lärmschutzmaßnahmen zu treffen waren. Hier fand man als Feldjäger auch die Vorschriften zum Lärmschutz beim Einsatz der Handmegaphone oder der Lautsprecheranlagen.

      In der ZDv 44/10 ist in der Tabelle zu Nr. 1011 unter Buchstabe d) geregelt, dass die Geschützbedienungen die Gehörschutzstopfen tragen. Die 44/10 bezieht sich hier auf den „Gehörschutzstopfen polymer“, also den formbaren Schaumstoffpfropfen (Fußnote 1 zur Nr. 1011). Dieser Gehörschutz wurde so um 1988 eingeführt. Vorher gab es
      - Gehörschutzstopfen Selektone K, das waren die fleischfarbenen Stopfen mit farbiger Größen-Kennung, die wie der Ohreingang geformt waren
      - Gehörschutzstopfen Comfit, das waren die braunen „Tannenbäume“.
      Solange diese beiden unterschiedlichen Stopfen eingesetzt wurden, war genau festgelegt, bei welcher Waffe zwingend der Comfit-Stopfen zu verwenden war. Er war z.B. vorgeschrieben bei Verschuß der Gefechtsmunition mit leichter und schwerer Panzerfaust, beim Verschuß der Schallmeßpatrone mit der Signalpistole und wahrscheinlich auch bei der Artillerie. Ich entsinne mich noch, dass wir als Rekruten vor dem ersten Schießen mit der Hohlladungsmunition der Panzerfaust alle noch schnell mit den Comfit-Stopfen ausgerüstet wurden.

      Woher der Name Selektone kommt, weiß ich leider auch nicht. Aber der Begriff war offiziell, wie sich aus der zitierten Anmerkung 1 zur ZDv 44/ 10, Nr 1011 ergibt.
      Ich nehme an, dass es ein Firmen- oder Markenname war, genauso wie Comfit. In der tschechischen Republik vor 1938 scheint es eine Plattenfirma „Selekton“ gegeben zu haben.

      Der Begriff scheint aber auch außerhalb der Bundeswehr in Schützenkreisen Verwendung zu finden. In der Sportordnung des Deutschen Schützenbundes e. V. heißt es z.B.:

      „3.1.3.2 Gehörschutz
      Alle Schützen und Mitarbeiter müssen während des Wettkampfes Gehörschutzkappen oder anderen Gehörschutz (Ohrstöpsel, Selektone) tragen.“
      Angehängte Dateien

      Kommentar

      • DeltaEcho80
        Cold Warrior
        • 09.03.2013
        • 1703

        #4
        Wurde das "früher" eigentlich vor dem Schießen kontrolliert? Wenn ich da so manche alte "Haudegen" bei den alten Uffzen in Mellrichstadt sehe, die tragen durch die Bank weg alle Hörgeräte.


        Wobei die korrekte Anwendung bzw. das korrekte Einsetzen des Gehörschutzes für manche eine Wissenschaft ist.

        Wenn ich da so manche Videos sehe, bei denen den Soldaten der Gehörschutz fast raus fällt, bekomme ich nen Krampf.

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        • Nemere
          Cold Warrior
          • 12.06.2008
          • 2823

          #5
          Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das beim Schießen mit Manövermunition oder mit der Signalpistole kaum Gehörschutz getragen wurde. Auch beim Schießen mit Gefechtsmunition hat sicher nicht jedesmal die Aufsicht explizit überprüft, ob der Gehörschutz im Ohr war. Gerade unter dem Stahlhelm, vielleicht auch noch beim Nachtschießen hätte man da sehr genau hinschauen oder sogar mit den Fingern prüfen müssen.
          Ein Problem beim Einsetzen waren auf jeden Fall die Selektone, weil die beim ersten Mal von einem Arzt / Sanitätspersonal verpasst werden mussten, um die richtige Größe zu ermitteln. Es war auch immer ein Gefummel die Dinger richtig ins Ohr zu kriegen. Die Comfit ("Tannenbäume") waren da wesentlich komfortabler und einfacher zu handhaben - immer vorausgesetzt, die Gehörgänge waren frei und nicht durch Ablagerungen von Ohrenschmalz verstopft.
          Das beim Schießen kein Gehörschutz getragen worden war, fiel dann immer nach dem Schießen auf, wenn die Soldaten wegen Pfeifen im Ohr im Sanbereich auftauchten. Die übliche Ausrede war dann immer, das die Stopfen bei einer plötzlichen Bewegung gerade im Moment, als der Schuß brach, sich unerlaubt aus dem Ohr entfernt hatten.

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          • Relikte
            Cold Warrior
            • 25.01.2009
            • 127

            #6
            ..,habe gerade noch einmal mein Glück bei Google versucht.
            Nun bin ich fündig geworden.
            Hier, ein Fachartikel zum Thema "Lärmschäden und Lärmschutz":


            Daraus zitiert:
            Gehörschutzstöpsel
            Die Gehörschutzstöpsel werden im Gehörgang oder in der
            Ohrmulde getragen. Zu dieser Gruppe gehören die elasti-
            schen Kunststoffstöpsel, die in zahlreichen Typen auf
            dem Markt sind. Die wichtigsten sind in Abb. 6 zu
            sehen:
            b unterscheidet sich schon äußer-
            lich etwas davon und ist mit einer Bohrung versehen,
            die die Schalldämmung bei tiefen und mittleren Fre-
            quenzen herabsetzt und dadurch die Sprachverständ-
            lichkeit verbessert, also selektiv wirkt und darum
            »Selectone« genannt wird
            ; natürlich wird man sie nicht
            für Geräusche mit vorwiegend tiefen Frequenzen an-
            wenden;

            Eine andere Fundstelle nennt:
            Selectone (Tiefpassfilter)

            Also sollen die Stopfen selektiv wirken:
            Der Abschußknall soll gedämpft werden, nicht aber die gerufenen Befehle.

            So einen ausgeklügelten Ansatz hätte ich nicht erwarten - interessant!
            Viele Grüße
            Manfred / Relikte

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