PS Ich war nur Wehrpflichtiger und habe die Bundeswehr deshalb verlassen
Warum habt ihr die Bundeswehr verlassen?
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Warum habt ihr die Bundeswehr verlassen?
Wenn man sich umhört, gibt es viele, die unzufrieden sind mit der Bundeswehr. Hier könnt ihr schreiben, was euch bei der Bundeswehr nervt oder warum ihr die Bundeswehr verlassen habt.
PS Ich war nur Wehrpflichtiger und habe die Bundeswehr deshalb verlassenStichworte: -
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Wenn wir mal die Wehrpflichtigen außen vor lassen, so dürften die meisten Zeitsoldaten gewesen sein, die nach Ablauf ihrer Verpflichtungszeit die Bundeswehr verlassen haben.
Die Übernahme als Berufssoldat war in vielen Fällen nicht mehr so atttraktiv, weil
a) wegen der Verkleinerung der Bundeswehr viele Dienstposten wegfielen und daher die Übernahmechancen bei einer ganzen Reihe von Truppengattungen geringer wurden
b) weil wegen der Auflösung zahlloser Garnisonen viele interessante, vor allem auch heimatnahe Standorte wegfielen.
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Wie ich bei einigen Kameraden raushöre, war auch wohl Frust über die letzten 3 Verteidigungsministerinnen dabei, die ihnen nur aus rein parteipolitischen Gründen, weil gerade kein anderer da war oder das Proporzverhältnis gewahrt werden mußte, eigenmächtig vor die Nase gesetzt wurden und die mit Stöckelschuhen und lackierten Fingernägeln über den Truppenübungsplatz gelaufen sind. Wie soll sich so jemand gegen Granatenbeschuß oder sonstwas verteidigen, mit Stöckelschuhen kommt man halt nicht weit. Kampfstiefel passen eher zu einem Verteidigungsminister und zeugen von Kompetenz. Aber daß die letzte Ministerin nicht mal die Dienstgrade kannte oder lernen wollte, hat für viele das Faß zum Überlaufen gebracht. Abgesehen von den fatalen Fehlentscheidungen (Ausmusterung des Gepard-Panzers aus Kostengründen, statt dessen Einstellung von diversen teuren Unternehmensberatern, Bürokratie für eine einzelne Schraube, ungewohnte Auslandseinsätze, Aussagen wie Deutschland wird in Afghanistan verteidigt, Abschaffung der MilGeoStellen etc) und anderen Sachen (Foto im Helikopter, Flug nach Sylt, kurz vorher Besuch eines passenden Standorts zur Tarnung, damit es nicht auffällt, immerhin), die den Soldaten sauer aufgestoßen sind.
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Ich denke, um deine Frage besser einordnen zu können, wäre mal der Zeithorizont deiner Frage interessant:
> Meinst du die aktuelle Bundeswehr, also "2023" oder
> meinst du die Bundeswehr "früher"?
Aktive Soldaten bzw. solche, die die BW in den letzten vielleicht 5 Jahren verlassen haben, werden es hier im Forum nicht allzu viele sein. Zumindest nicht von den aktiven Schreibern. Einige sind vielleicht noch Reservisten oder haben sich ausplanen lassen, weil sie an Aspekten der modernen BW gescheitert sind.
Und: lasst dieses Thema bitte nicht in irgendein Stammtisch-Niveau abgleiten...
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Beides, also jeder der früher oder heute irgendwie enttäuscht war von dem, was er sich eigentlich bei der Bundeswehr gewünscht hat
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Dieses zunehmende Unbehagen am Zustand der Bundeswehr hat doch eine viel längere Geschichte, die mißglückten Auftritte der letzten Frau Verteidigungsminister waren nur das Tüpfelchen auf dem i.Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen... Frust über die letzten 3 Verteidigungsministerinnen ...
Um nur eine wenige Punkte anzureißen:
1989 gab es eine gut organisierte Struktur, die z.B. im Heer drei Korps mit 12 Divisionen und den nötigen Unterstützungskräften sicherstellte. Daneben gab es den erforderlichen Unterbau des Territorialheeres, der heute völlig fehlt. Auch hier war die Aufstellung der mobilzumachenden Truppenteile weitgehend vorbereitet (Personelle und materielle Mob.Ergänzung, Mob.Stationierung usw., usw. ). Die Zusammenarbeit mit dem zivilen Bereich (z.B. Bahn und Post) war eingespielt. Heute ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Es soll mir jetzt keiner mit dem Feigenblatt der „Regionalen Unterstützungskompanien“ kommen. Kleine Zwischenbemerkung: Mit dem heutigen Chaos-Unternehmen Bahn AG wäre keine Aufmarschplanung oder gar deren Durchführung mehr möglich.
Nach der Wiedervereinigung folgte eine Umstrukturierung und Umorganisation der anderen, von denen keine wirklich zu Ende gedacht war, geschweige den zu einer wirklich handliungsfähigen Truppe führte. Da wurden z.B. Regimenter innerhalb von 6 Wochen aufgestellt und gleich wieder aufgelöst. Da wurden gerade in den neuen Bundesländern Unsummen für Infrastrukturmaßnahmen ausgegeben, die sich bereits nach wenigen Monaten wegen neuer Entscheidungen als verfehlt erwiesen. Das Endergebnis ist, dass bei ehrlicher Betrachtung heute keine zwei einsatzfähigen Divisionen gleichzeitig aufgeboten werden können. Von einer Fähigkeit zur Landesverteidigung kann also nicht mehr gesprochen werden. Die zarten Versuche, jetzt daran etwas zu ändern, sind nur Kosmetik. Was mich daran besonders wütend macht, ist die Tatsache, dass hier hunderte von Millionen, wenn nicht Milliarden, seit 1991 durch diese falschen und nicht durchdachten Maßnahmen verschleudert wurden.
Da wurde Knall auf Fall die Wehrpflicht ausgesetzt und damit faktisch aufgehoben, obwohl es keinerlei tragfähige Konzepte für die Sicherstellung der Deckung des Personalbedarfs gab (und immer noch nicht gibt). Alle dementsprechenden Warnungen wurden in den Wind geschlagen. Die Personaldecke und die Personalqualität der Bundeswehr sind unterirdisch schlecht. Was ist von einer Armee zu halten, deren Verteidigungsministerin damit warb, man könne bei der Bundeswehr die Hauptschule nachmachen? Daran sieht man doch, welche hochqualifizierten Interessenten zur Bundeswehr drängen. Natürlich gibt es Gegenbeispiele, aber ein erschreckend hoher Anteil der heutigen Rekruten ist einfach unbrauchbar, wird nur genommen, weil es nichts Besseres gibt und ist in vielen Fällen nach wenigen Wochen wieder entlassen.
Das waren jetzt einige wenige Gesichtspunkte, um das Ganze nicht zu sehr ausufern zu lassen. Die Schuld an diesen Mißständen liegt sicher nicht bei den Soldaten der Truppe. Es beginnt auf Ebene der Ämter und höheren Führungsstäbe, wo ehrgeizige Generalstäbler aus Rücksicht auf ihre Karriere der politischen Führung nach dem Munde reden und sich kaum einer mehr Kritik zu äußern traut.
Auf die Sinnhaftigkeit und Erfolgsbilanz der Auslandseinsätze der Bundeswehr will ich hier nicht eingehen, weil diese Diskussion unübersehbare Ausmaße annehmen würde. Wohlgemerkt: Ich kritisiere nicht die Einsatzbereitschaft der dort verwendeten Soldaten, das steht außer Frage. Es geht um Frage, der politischen Zielsetzung all dieser Einsätze. Man geht irgendwo rein, ohne wirklich zu wissen, was man erreichen will und hat nirgends einen Plan "B", wie man wieder aus der Sache herauskommt. Siehe Afghanistan, das sich jahrelang hinzog (länger als beide Weltkriege zusammen), ohne dass auch nur ein minimaler Erfolg erzielt wurde.
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Die Auslandseinsätze wurden wohl erst auf Druck der Amerikaner möglich und haben viele Soldaten in ihrem Selbstverständnis bestimmt sehr stark irritiert. Mein Eindruck war, daß die Bundeswehr dadurch martialischer und amerikanischer wurde, plötzlich waren etwa viel mehr Fahrzeuge gepanzert, was im Ausland vielleicht gut ist, aber im Inland nervt es einfach nur, wenn die Tür des gepanzerten LKW oder Geländewagens 1 Minute braucht um sich zu öffnen
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Nach 12 Jahren hatte ich genug von dem Laden. Ich hatte die Aufnahme zum MilFachOffz bestande in Köln, hatte mich dann mit einigen (für wohl zu hohen) Offizieren angelegt, einschließlich des Wehrbeauftragten.
Da ich mich danach nicht mehr mit der Bundeswehr identifizieren wollte und konnte bin ich nach 12 Jahren gegangen."Damals, als ich in meinem Alter war..."
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Danke, den Eindruck hatte ich auch, daß es daran liegt. Das hängt wohl auch mit der bundeswehrinternen Befehlskette zusammen. Und je weiter oben, desto (partei)politischer wird es, und man muß das tun, was die Regierungen anordnen, auch wenn es falsch ist oder man anderer Meinung ist (Auflösung oder Umstrukturierung der Flugabwehrtruppe etc) und ein falsches Wort zu einem höheren Offizier kann schnell zu Ärger führen, zum Glück ist mir das während meiner Zeit nie passiert. Mich haben nur die Fotos vom Bundespräsidenten etc. in den Amtsstuben (Gefreiter vom Dienst etc) irritiert, und daß sie ständig einen beobachten und dafür waren sie wahrscheinlich auch da.
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So etwas nennt man "Primat der Politik". Das ist ein Grundsatz in einer demokratisch legitimierten Armee.Zitat von Stefan Steu Beitrag anzeigen...man muß das tun, was die Regierungen anordnen, auch wenn es falsch ist oder man anderer Meinung ist ...
Es stimmt mich bedenklich, wenn Du dich von einem Foto beobachtet fühlst. Der Bundespräsident ist unser Staatsoberhaupt, deswegen hängt sein Bild in Amtsstuben, er hat sicher nicht die Aufgabe, den GvD zu überwachen.Mich haben nur die Fotos vom Bundespräsidenten etc. in den Amtsstuben (Gefreiter vom Dienst etc) irritiert, und daß sie ständig einen beobachten und dafür waren sie wahrscheinlich auch da.
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Also direkt beobachtet gefühlt habe ich mich natürlich nicht, auch weil ich Glück hatte und in 3 Ausbildungszügen mit je ca. 30 Leuten unser Zug in den 2 Monaten nicht drankam als GvD, also einen 24 Dienst als Gefreiten vom Dienst zu machen, ich hab nur mal kurz in das GvD Zimmer reingeschaut und dachte mir, das Foto soll wohl verhindern daß man während dem Dienst einschläft. Damals hatte ich kein Problem mit dem Bundespräsidenten, aber heute würde es mir schwerfallen, weil die aktuellen so gar nicht sind wie Richard von Weizäcker, den letzten Bundespräsidenten, den ich vielleicht sogar gewählt hätte, auch wenn ich sonst eher Piraten oder F.D.P. wähle und da auch Mitgliedsbeiträge zahle, ich mag halt die CSU/CDU/SPD überhaupt nicht, wenn man weiß, was die für Gesetze machen, aber ich hab BWL und Jura studiert und bin deshalb vielleicht ein bißchen sensibel.
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Ich weiß ja nicht, was deine Mission hier im Forum ist und schön, dass du uns hier coram publico darlegst, was und wen du wählst oder auch nicht.
Auch scheinst du hier auf einem sehr Stammtisch-nahen Niveau diskutieren zu wollen bzw. deine Sichtweisen und Gedanken reinbringen zu wollen.
Mein Ratschlag: Lese dich hier im Forum erstmal ein wenig ein (viele deiner Fragen sind hier ausreichend durchdekliniert - siehe "Panzersprung vom Zug"), nutze die Suchfunktion und überdenke mal deine Wortwahl.
Dann kann das hier mit uns was werden.
Vielen Dank.
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Meine Mission ist ganz harmlos, ich habe schon länger im Forum mitgelesen und wollte mich halt jetzt mal beteiligen an der Diskussion. Ich lese auch viel und bin froh, daß hier sehr viele Experten sind, deshalb ist das Forum so wertvoll.
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