Der Lauf der Zeit

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  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1713

    #1

    Der Lauf der Zeit

    In der aktuellen Ausgabe des "Infanteristen" ist ein Bericht, der mich schon ein wenig hat nachdenklich werden lassen:

    Der Traditionsverband der ehem. Panzergrenadierbrigade 16 hat sich nun nach 27 Jahren mangels Nachwuchs wieder aufgelöst. Ich denke, dass das viele Traditionsverbände treffen wird. Vor allem die von aktiven Einheiten, die gleich Anfang der 1990er Jahre aufgelöst wurden - so wie die Brigade 16, die ja 1993 schon aufgelöst wurde. Die Traditionspflege übernimmt das Gemeindemuseum von Wentorf bei Hamburg, einer der ehem. Standorte. Die Truppenfahnen usw. werden an die nächstgelegene aktive Einheit, das PzGrenBtl 411 in Hagenow übergeben.

    Glücklicherweise bleiben die Internetseiten erhalten, dort habe ich mich immer gerne umgeschaut:

    Die Webseite beschreibt die Panzergrenadierbrigade 16 HERZOGTUM LAUENBURG, die 1958 in Flensburg aufgestellt wurde. Die Brigade verlegte Ende der 1960er Jahre nach Wentorf bei Hamburg und Lanken und wurde 1994 aufgelöst. Sie war die erste Brigade der 6. Panzergrenadierdivision und trug ein Wappen mit einem weißen Nesselblatt auf rotem Grund und zwei blauen Löwen auf gelbem Grund, das die enge Verbindung zu Schleswig-Holstein symbolisiert.
  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #2
    Das ist das biologische Problem aller Traditionsverbände. Genauso erging es den zahllosen Kameradschaftsverbänden ehemaliger Wehrmachtseinheiten, da existiert auch kaum noch einer - wobei hier natürlich noch das Problem hinzukam, dass keine Institution bereit ist, hier die Traditionspflege zu übernehmen.
    Die vielen Regimentsvereinigungen der kaiserlichen Armee sind z.B. fast alle schon kurz nach dem 2. Weltkrieg eingegangen.
    Auch Webseiten solcher Verbände gehen leider dann unter. Es gab eine sehr gute Seite zur 12. Panzerdivision, die anscheinend auch tot ist:

    Man tut also gut daran, wenn man auf eine interessante Seite stösst, die relevanten Inhalte für sich selbst sofort zu sichern.
    Zuletzt geändert von Nemere; 03.10.2020, 13:57.

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    • DeltaEcho80
      Cold Warrior
      • 09.03.2013
      • 1713

      #3
      Stimmt, die Website ist leider auch inzwischen eingegangen. Schade.

      Zum Thema Traditionsverbände: In Hammelburg hat sich der Traditionsverband des ehem. PzBtl354 (immerhin schon 1986 gegründet) um eine mögliche Fusion mit dem Traditionsverband "Hammelburger Lehrbataillon 353" bemüht. Zielbild war eine "Standortkameradschaft Hammelburg", in der alle Traditionsverbände aufgehen sollten. Was in meinen Augen auch strategisch und langfristig die beste Alternative gewesen wäre. Allerdings hat man seitens der ehem. 353er diese Fusion schlussendlich abgelehnt, was zu großem Unmut bei den Panzermännern führt.

      Liegt meiner Meinung nach auch mit daran, dass der Traditionsverband der 353er erst 2006 aus der Taufe gehoben wurde und somit NOCH personelle Perspektiven bietet, auch, weil der 1. Vorsitzende, OTL a.D. Schaffelke, mit großem Herzblut für den Verein arbeitet.

      Die ehem. 354er haben aktuell nämlich massive Probleme, überhaupt noch ihre Vorstandsfunktionen zu besetzen, der Mitgliederstand ist unter 200 abgesunken. Der amtierende Vorsitzende hat schon angekündigt, dass er - falls die kommende Mitgliederversammlung wieder keine ordentliche Wahl in die Funktionen hinbekommt - die Auflösung des Vereines in die Wege leiten wird/muss.

      Falls sich also ein ehem. "354er" angesprochen fühlt, kann er sich gerne einbringen ;-) So steht es in der Mitgliederzeitung.

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2843

        #4
        Die Bundeswehr hat es nach meiner Meinung versäumt, die Traditionspflege der aufgelösten Einheiten rechtzeitig zu regeln. Man hätte sich hier ein Beispiel an der Reichswehr nehmen können. Das kleine 100.000 Mann Heer hatte für jedes Regiment usw. der „Alten Armee“ eine oder mehrere Kompanien festgelegt, welche die Tradition dieses aufgelösten Verbandes zu pflegen hatten.

        Beispiel: Würzburg war nach 1918 der einzige Standort der Reichswehr in Unterfranken geblieben. Stationiert war dort ein Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 21, eine Abteilung des Reichswehr-Artillerie-Regiments 7 und 1 Kompanie der Kraftfahrabteilung 7.
        Diese insgesamt acht Kompanien/Batterien hatten die Tradition der 1914 in Würzburg stationierten Regimenter sowie einiger weiterer bayerischer Verbände zu übernehmen, die bis 1918 in der ehemals bayerischen Rheinpfalz bzw. in Elsaß-Lothringen stationiert waren. Diese Regionen waren ja damals französisch besetzt.
        So ergab sich folgende Zuordnung:

        3./Reichswehr-Inf.Rgt 21 - 4. Kgl. bayerisches Inf.Rgt (Friedensstandort Metz – Elsaß-L.)
        1. u. 4./Reichswehr-Inf.Rgt 21 - 9. K.b. Inf.Rgt (Friedensstandort Würzburg)
        2./Reichswehr-Inf.Rgt 21 - 18. K.b. Inf.Rgt (Friedensstandort Landau-Pfalz)

        1./Reichswehr-Art.Rgt 7 - 2. K.b. Feldartillerie-Rgt. (Friedensstandort Würzburg)
        1./Reichswehr-Art.Rgt 7 - 11. K.b. Feldartillerie-Rgt. (Friedensstandort Würzburg)
        3./Reichswehr-Art.Rgt 7 - 5. K.b. Feldartillerie-Rgt. (Friedensstandort Landau-Pfalz)
        3./Reichswehr-Art.Rgt 7 - 12. K.b. Feldartillerie-Rgt. (Friedensstandort Landau-Pfalz)
        2./Reichswehr-Art.Rgt 7 - 1. K.b. Fußartillerie-Rgt. (Friedensstandort Metz- Elsaß-L.)
        Die „Fußartillerie“ war bis 1918 die schwere bzw. Belagerungsartillerie.

        Damit waren die 1914 in Würzburg liegenden größeren Truppenverbände alle abgedeckt.
        Die Tradition der vor dem Krieg ebenfalls in Würzburg stationierten 2. Trainabteilung wurde von der 2./Reichswehr-Fahrabteilung in Erlangen fortgeführt, weil es in Würzburg zu Reichswehrzeiten keine bespannten Nachschubtruppen gab.
        Zwar war dort die 2. Kompanie der Reichswehr-Kraftfahrabteilung stationiert, aber die Kompanien der Kraftfahrabteilung hatte man als Traditionstruppenteile der „Verkehrstruppen“, also der technischen Einheiten bestimmt. Die Würzburger 2. Kp war für die k.b. Luftschiffer-Kompanie zuständig, also für die Beobachtungsbataillone.

        Etwas außerhalb lief lediglich die Tradition für den zweiten ehemals kgl. Bayerischen Truppenstandort in Unterfranken, für Aschaffenburg. Dort lag 1914 das 2. Jägerbataillon, dessen Tradition in der Reichswehr von der 6./Reichswehr-Inf.Rgt 20 in Ingolstadt fortgeführt wurde.

        Natürlich wird so mancher Kompaniechef der Reichswehrzeit über diese Aufgabe der Traditionspflege geflucht haben, aber das System scheint insgesamt recht gut funktioniert zu haben. In den Jahren nach 1919 bildeten sich überall in Bayern zahlreiche neue Krieger- und Veteranenvereine, die auf bestimmte Einheiten bezogen waren.

        Aber wahrscheinlich wäre so ein System für die Bundeswehr auch keine wirkliche Lösung gewesen, weil sich seit 1990 die Auflösungsorgien ständig selbst überholten.

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        • DeltaEcho80
          Cold Warrior
          • 09.03.2013
          • 1713

          #5
          Traditionspflege ist und war in der BW halt schon immer ein schwieriges Themenfeld.

          Wobei sich dein letzter Satz jetzt ja rein auf die Bundeswehr-Einheiten bezieht, oder?

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          • dave2006
            Cold Warrior
            • 17.11.2006
            • 102

            #6
            Aber wahrscheinlich wäre so ein System für die Bundeswehr auch keine wirkliche Lösung gewesen, weil sich seit 1990 die Auflösungsorgien ständig selbst überholten.

            Der Satz trifft des Pudels Kern, wenn die TradPflege einem Verband übergeben wird der dann selber zwei Jahre später aufgelöst wird, läuft es irgendwann ins Leere.

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            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2843

              #7
              Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen

              Wobei sich dein letzter Satz jetzt ja rein auf die Bundeswehr-Einheiten bezieht, oder?
              Ja, das hat dave2006 genau richtig dargestellt.

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              • DeltaEcho80
                Cold Warrior
                • 09.03.2013
                • 1713

                #8
                Diese nicht offiziell Traditionspflege ist in meinen Augen dann auch der Grund, warum sich die privaten Traditionsvereine gegründet haben, die dann irgendwann auch verschwinden.

                Somit sterben die Traditionslinien der einstmaligen Bundeswehrverbände und viel Wissen.

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