Militärgeschichte in der Offizierausbildung der Bundeswehr

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2843

    #1

    Militärgeschichte in der Offizierausbildung der Bundeswehr

    DeltaeEcho80 hat hier

    http://www.cold-war.de/showthread.ph...C3%A4fte/page2

    Beitrag 16

    die Frage nach der militärgeschichtlichen Ausbildung in der Bundeswehr aufgeworfen. Ich habe den „Leitfaden für die Ausbildung Militärgeschichte“ von 1995 wieder gefunden, daraus kann man einigermaßen ablesen, was in der Truppe, bei den Offizieranwärterlehrgängen und an der OSH vermittelt werden sollte. Außerdem sind darin methodische Hinweise und Literaturempfehlungen enthalten.

    Die roten Markierungen sind von mir. Dinge die sich schnell als fragwürdig oder nicht durchsetzbar herausgestellt haben, habe ich mit Kringeln versehen. Auch so mancher Literaturhinweis war wenig hilfreich und bewirkte eher das Gegenteil. Allgemein war der Lehrplan total überladen. Die Stundenansätze waren in allen Bereichen für den vorgesehenen Stoff viel zu gering, das galt vor allem für die Ergänzende Ausbildung in der Truppe und den Offizieranwärterlehrgang.

    In der Anlage 1 / 4 war beispielsweise gefordert: „Die Bedeutung des Unteroffizierkorps im Heer bzw. in der eigenen Truppengattung historisch ableiten und Folgerungen für das eigene Führungsverhalten ziehen können“. Dafür waren 2-3 Stunden vorgesehen, was natürlich für die geforderte Lernzielhöhe nicht einmal ansatzweise ausreichen konnte. Auch die Literaturempfehlung dazu (Lahne, Unteroffiziere) hält einer kritischen Betrachtung kaum stand. Dieses Buch lässt jede ausgewogene Auseinandersetzung mit dem Unteroffizierkorps (gerade der Bundeswehr und der Wehrmacht) vermissen. Der Autor, Werner Lahne, war mehr als zweifelhaft, da er vor 1945 eine ganze Reihe von Propagandaschriften für die Wehrmacht oder die NSDAP verfasst hatte, z.B. in der „Kriegsbücherei der deutschen Jugend“. Zudem war das Buch schon längst vergriffen und auch in den Truppenbibliotheken nicht überall vorhanden.

    Grüße
    Jörg
    Angehängte Dateien
  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1713

    #2
    Hallo Nemere,

    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Wenn man sich diesen Leitfaden so durch liest, stellt sich mir unweigerlich die Frage, wo man das alleine schon zeitlich unterbringen sollte, außer Nachts und am Sonntag.

    Ich konnte inzwischen zu diesem Thema ein Gespräch mit einem Kameraden führen, der als Oberstabsfeldwebel an der SanAK in München in der Ausbildung der Felwebelanwärter eingesetzt ist. Er hat mir erzählt, dass aktuell das Thema "Militärgeschichte" fast komplett aus der Ausbildung verschwunden ist. Die Zeitschienen, die angesprochen werden, beginnen 1848 und enden 1918. Für mehr ist keine Zeit mehr, aber auch keinerlei Verpflichtung oder Engagement seitens der Ausbilder mehr da.

    Kommentar

    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2843

      #3
      Zitat von DeltaEcho80 Beitrag anzeigen
      ...in der Ausbildung der Feldwebelanwärter eingesetzt ist.
      Bei der Feldwebelausbildung waren in den 1980/1990er Jahren gerade mal 8 Stunden vorgesehen: 2 Stunden Entwicklung der eigenen Truppengattung und 6 Stunden "kriegsgeschichtliches Beispiel". Wobei es ausnahmsweise hier für die Feldjäger in der Ausbildungshilfe Wehrgeschichte tatsächlich zwei ausgearbeitete Beispiele gab: Einmal den Westaufmarsch 1940 mit Rückgriff auf die Mobilmachung 1939 und ein weiteres Beispiel aus Rußland zur Verlegung einer Panzerdivision.

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2843

        #4
        Noch zur Visualisierung - im Anhang die Titel eines Teils der Bücher, die von den Offizieranwärtern als "auferlegte Pflichtlektüre" und im "Rahmen des angeleiteten Selbststudiums" durchgearbeitet werden sollten.
        Angehängte Dateien

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