Wie war die Kampfbereitschaft der Warschauer Pakt Staaten während des kalten Krieges

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  • Rex Danny
    Administrator
    • 12.06.2008
    • 4312

    #31
    Zitat von LN-09 Beitrag anzeigen
    Ich hätte mir zum "Provozieren" wirklich nicht die Zeit genommen. Vielleicht ist hier auch jemand - der sich mit "Vorbereitungsarbeit" auskennt - und nicht "ausschliesslich" Truppe ist. (Zwecks Diskussion und Erkenntnis)

    Deinem letzten Satz stimme ich unumwunden zu!
    Hallo, LN-09 !

    Da Du hier ja gleich wie eine Rakete losgelegt hast, wäre es wünschenswert, wenn Du Dich unter "User-Vorstellungen" mal vorstellen könntest. Dann kannst Du ja auch gleich etwas zu Deinen Kenntnissen der "Vorbereitungsarbeit" schreiben, da davon auszugehen ist, daß Du offenbar nicht zu der "normalen Truppe" gezählt werden kannst/ möchtest.

    Solltest Du aber auch nur ein einfacher "Fußsoldat" gewesen sein, schlage ich vor, daß Du Deine Beiträge ein wenig überdenkst, vielleicht auch mal die eine oder andere Quelle zu Deinen Behauptungen nennst oder sagst: "Ich war Offizier und habe direkt an der Quelle gedient". Das wäre dann schon eine Erklärung für Deine Behauptungen.

    Ansonsten empfehle ich Dir, ein wenig die Füße still zu halten, weil hier im Forum tatsächlich einige ehemalige Offiziere aus der damaligen Zeit vertreten sind, die genau wissen, was damals los war. Und ich sage Dir, wenn die hier anfangen loszulegen mit ihrem Fachwissen, kannst Du nur noch blaß aussehen. Also, locker und ruhiger werden und dann klappt das auch hier im Forum.

    Grüße


    Rex Danny

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    • B.Man
      Cold Warrior
      • 18.05.2013
      • 112

      #32
      Zitat von LN-09 Beitrag anzeigen

      Bei einem Krieg mit Vorbereitungsphase von 3 Monaten bis zu einem Halben Jahr "Erhöhter Kriegsgefahr" waren die Firmen SKET, SKL, Traktorenwerk Schönebeck (Raum Magdeburg) ...nach einem kurzen Ramp up in der Lage mindestens 50 Panzer täglich zu produzieren, die Produktionsanlagen/Pläne/Spezialbauteile...selbst die Farbe lagen bereits vor Ort.
      Wenn man weiss wie Panzer gebaut werden halte ich die Zahl für sehr optimistisch.

      Selbst ein im Vergleich zu westlichen Panzern relativ einfach aufgebauter Sowjetischer BMP 2 Schützenpanzer besteht aus fast 14 to Stahl.

      700to am Tag
      4200to die Woche ( Sonntag für Putz und Flickstunde )
      u.s.w
      In einem Land mit chronischem Rohstoffmangel

      Kampfpanzer waren auch im WP ne recht komplexe Sache, die baut und repariert man mal nicht eben in der Landmaschinenwerkstatt.

      Gruss Andreas
      Gruss
      Andreas

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      • LN-09
        Rekrut
        • 22.06.2013
        • 11

        #33
        Zitat von B.Man Beitrag anzeigen
        Wenn man weiss wie Panzer gebaut werden halte ich die Zahl für sehr optimistisch.

        Selbst ein im Vergleich zu westlichen Panzern relativ einfach aufgebauter Sowjetischer BMP 2 Schützenpanzer besteht aus fast 14 to Stahl.

        700to am Tag
        4200to die Woche ( Sonntag für Putz und Flickstunde )
        u.s.w
        In einem Land mit chronischem Rohstoffmangel

        Kampfpanzer waren auch im WP ne recht komplexe Sache, die baut und repariert man mal nicht eben in der Landmaschinenwerkstatt.

        Gruss Andreas
        Nun - stell Dir vor Du darfst die Produktion staatsweit (DDR) so planen - wie Du magst. Du würdest wichtige Produktion hinter Gebirge legen.... wichtige Forschung und Entwicklung so weit als möglich ins Hinterland - ebenso wie die Hauptenergieversorgung...

        SKET/SKL/Dimitroffwerk/Traktorenwerk Sbk. >> Das waren die Hersteller >> der Schiffsdiesel (die grossen) , der Stahl und Walzwerke ....Ein Teil "Ferropolis"... Krananlagen der Häfen ... Zahnräder mit 5 m Durchmesser aus einem Stück. (Viele Zulieferfirmen - Nachrichtenelektronik ...Stahlgiesserei.. >> zB Armaturen für Kernkraftanlagen im RGW) Technik , die Du im Krieg nicht brauchst bzw. nicht wegbekommst.... (Material was fest gebunden war und VORRANG hatte - )

        Diese MASSE an Schwermaschinenbau kann man in einer Planwirtschaft da aufblasen - wo man es wünscht - betriebswirtschaftliche Berechnung steht da nicht im Vordergrund.Weiterer Vorteil - die Werke standen schon ... (Krupp Gruson und Erfahrung ? >> http://www.panzer-archiv.de/content/artikel.php?id=2 ...Geschichte = So war Magdeburg bis 1941 der einzige Hersteller des Panzer IV.)

        Nicht Verwunderlich - dass die Produktion einem da sehr antiquiert vorkommt - Einzelmaschinen - die man eben schnell auf andere Produkte umstellen kann...

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        • Maeks
          Cold Warrior
          • 28.02.2010
          • 340

          #34
          Mal ganz erhlich! Und du glaubst der Westen hätte das nicht gewußt. Die Nato hätte mit Sicherheit nicht mit Gummibärchen geschoßen. Die hätte da in der DDR auch einiges Plattgemacht. Aber man merkt bei dir ist die Mauer immer noch nicht gefallen. Also nix für Ungut.

          Gruß Maeks

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          • jason.76
            Cold Warrior
            • 22.01.2012
            • 133

            #35
            Wir kommen langsam vom Thema ab, wies mir scheint.Aber wie die anderen schon geschrieben haben, scheint deine Ideologieeistellung weiterzubestehen. So mal schnell einen Industriebetrieb zum Rüstungsbetrieb umzubauen, und dann ein paar tausend Panzer rauszuwerfen, da muss man schon viel Phantasie haben.Wenn ich zurückdenke, war die DDR schon lange vor den 9. November 89 am Ende.Wäre da nicht unser Franz Josef Strauss gewesen, der da mal schnell 1 Milliarde DM rübergeschickt hat, hätte es den Fall der Mauer und die Revolution schon viel früher gegeben.
            Ich verfolge nun schon seit längeren die Geschichte der DDR und weiss auch von Kollegen die aus der DDR stammen, da war nicht alles Gold was glänzte.Die Menschen waren unzufrieden.Nur die oberen Politbonzen und Militäers vielleicht, die an Westmark und Konsumgüter aus den Westen kamen, waren Linientreu, aber auch nur solange,wie sie an die Sachen rankamen.Als sich das Ende abzeichnete , haben auch die so Linientreuen Genossen eine Fliege gemacht.

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            • Nemere
              Cold Warrior
              • 12.06.2008
              • 2834

              #36
              Zitat von LN-09 Beitrag anzeigen
              Du würdest wichtige Produktion hinter Gebirge legen.... wichtige Forschung und Entwicklung so weit als möglich ins Hinterland - ebenso wie die Hauptenergieversorgung...
              Hinter welche Gebirge? Die "Gebirge" der DDR waren Thüringer Wald und Erzgebirge, beide sehr grenznahe und damit der Waffenwirkung ausgesetzt. Außerdem kann man nicht innerhalb kurzer Zeit die bestehende Schwermaschinenindustrie in diese "Gebirge" legen - vor allem nicht angesichts des mehr als fragwürdigen Straßen- und Schienennetzes der Ex-DDR und dem bereits in Friedenszeiten chronischen Mangel an Transportraum. Auch das "Hinterland" finde ich angesichts des doch recht kleinen Staatsgebietes der DDR, das zudem noch mit militärischen Einrichtungen vollgestopft war, nicht so wirklich.

              Von so nebensächlichen Dingen wie dem zu kaum deckenden Bedarf an Facharbeitern, den so eine Produktionsumstellung auf die Fertigung von Kriegstechnik verlangt, will ich gar nicht reden - auch der Facharbeitermangel war ja in der DDR ein systemimmanentes Problem. Nicht umsonst waren kurz vor der "Wende" große Teile der NVA in der Wirtschaft eingesetzt.

              Zuletzt: Nach meinen jahrelangen Erfahrungen von 1990 bis 1998 beim Einsatz als Bundeswehroffizier in der Ex-DDR mit der Auflösung / Umwandlung der NVA, der Rückgabe und Abgabe von militärischen Liegenschaften und Einrichtungen usw. habe ich so meine gelinden Zweifel an der Flexibilität des DDR-Plansystems. Man hat es doch nicht einmal geschafft, die jedes Jahr witterungsbedingt auftretenden Probleme in der Wirtschaft und der Produktion in den Griff zu kriegen. Beispiel: Braunkohletagebau - so sicher wie das Amen in der Kirche gab es jeden Winter eingefrorene Förderanlagen, die mit immenser Manpower (wieder von der NVA) ersetzt werden mussten. Ein jährlich abzusehendes Ereignis, dass man nie befriedigend gelöst bekam. Und dann will man mit solchen offensichtlich ungenügenden Planungsinstrumenten ruckzuck eine Kriegsproduktion von Panzern aus dem Boden stampfen. Träumereien!!
              Von der Frage, ob ein Krieg überhaupt lange genug gedauert hätte, um solche Pläne auch nur ansatzweise zu verwirklichen, will ich gar nicht sprechen.

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              • B.Man
                Cold Warrior
                • 18.05.2013
                • 112

                #37
                Zitat von LN-09 Beitrag anzeigen
                Du würdest wichtige Produktion hinter Gebirge legen.... wichtige Forschung und Entwicklung so weit als möglich ins Hinterland - ebenso wie die Hauptenergieversorgung...
                Sorry, aber das hört sich wieder nach verordnetem Wunschdenken an.

                Die DDR war nun mal kein Flächenstaat und da wo richtig Gebirge ist war der Klassenfeind gleich hinterm Berg.


                Außerdem ist dieses Produktionsthema ziemlich weg vom Threadthema.
                Wobei mir auch nicht einleuchtet warum man noch mehr Panzer bauen soll wenn man auf dem Papier sowieso schon in den 80ern eine 2/3 Übermacht hatte ?

                Wobei die technische Zuverlässigkeit der Fahrzeuge zur Wendezeit hin nicht die beste gewesen sein soll was die theoretische Überzahl wieder relativiert.

                Gruss Andreas
                Gruss
                Andreas

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                • Rex Danny
                  Administrator
                  • 12.06.2008
                  • 4312

                  #38
                  Ich glaube, daß LN-09 irgendwann im Rahmen seiner Ausbildung an der OSH Zittau etwas von der Rüstungsverlagerung der Sowjets hinter den Ural während des Ostfeldzuges gehört hat. Möglicherweise hat die DDR-Führung sich gedacht, was der Russe im 2.Weltkrieg geschafft hat, schaffen wir heute auch.

                  Was hierbei von LN-09 nicht bedacht wird ist, daß bspw. der T-34 und die Stalinorgeln zur damaligen Zeit zwar hocheffektives Kriegsgerät waren, von ihrer Bauart her aber absolut einfach gestrickt waren und daher wohl auch diese schnelle Verlagerung hinter den Ural möglich wurde.

                  In der Zeit des Kalten Krieges hingegen wurden die Waffensysteme des Warschauer Paktes auch immer komplexer. Die NVA hatte bis auf wenige Ausnahmen (T-72/ T-80 ?) zwar größtenteils älteres Gerät, aber auch dies war wesentlich komplexer als zur Zeit des WK II, somit eine mal eben um die Ecke zu verbringende Produktionslinie nicht möglich.

                  Was mich bei der ganzen Diskussion etwas irritiert sind die Angaben, daß in der DDR Panzer usw. hätten produziert werden sollen. Wurde nicht sämtliches WP-Gerät in der Sowjetunion hergestellt bzw. in einigen WP-Mitgliedsstaaten unter Lizenz? Gehörte die DDR zu den Lizenznehmern für Panzer?

                  Grüße


                  Rex Danny

                  Kommentar

                  • B.Man
                    Cold Warrior
                    • 18.05.2013
                    • 112

                    #39
                    Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigen
                    , was der Russe im 2.Weltkrieg geschafft hat, schaffen wir heute auch.
                    Allgemein dürften Erkenntnisse der 40er Jahre für die 70er / 80er ziemlich wertlos geworden sein.

                    Panzer und Flugzeuge waren um ein vielfaches schneller und Leistungsfähiger.
                    Dazu gab es noch Systeme wie Hubschrauber und Raketen die Möglichkeiten eröffnen die es zu der Zeit noch gar nicht gab.

                    Man konnte diese Sachen nicht nur eben mal schnell bauen, man musste auch die Leute ausbilden die damit arbeiten.

                    Nach meinem Wissensstand kamen die schweren Waffen alle vom grossen Bruder.

                    Im Bereich der Flugraketenabwehr wurden auch die modernsten Systeme der S 300 die gerade in der DDR installiert wurden auch wieder zurück nach Russland geschickt.

                    Gruss Andreas
                    Gruss
                    Andreas

                    Kommentar

                    • B206
                      Cold Warrior
                      • 12.07.2007
                      • 383

                      #40
                      Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigen
                      Wurde nicht sämtliches WP-Gerät in der Sowjetunion hergestellt bzw. in einigen WP-Mitgliedsstaaten unter Lizenz? Gehörte die DDR zu den Lizenznehmern für Panzer?
                      Nein, die DDR produzierte keine Kampfpanzer in Lizenz. Wenn man aber ganz konkret bei Kampfpanzern bleiben will dann wäre die Umrüstung bzw. die Modernisierung eines im Bestand der NVA befindlichen Panzertyps zu nennen. Das war der in den achtziger als veraltet geltende Panzer T-55. Dieser wurde umgerüstet und modernisiert, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Das hatte die DDR wohl selbst gemacht. Dann wurde noch ein T-72 genommen und mit eigener Pioniertechnik modifiziert. Das waren auch Modelle die sich im Bestand der NVA befanden. Die Umrüstung nahm die DDR selbst vor, das Ergebniss war dann wohl ein ansprechender Brückenlegepanzer. Wir reden hier aber über ein Projekt oder auch nur kleine Stückzahlen.
                      Das alles ist überhaupt nicht vergleichbar mit den Kapazitäten der westdeutschen Wehrwirtschaftsindustrie, siehe die beiden bekannten Leopard-Modelle.
                      Wenn wir weiterhin bei Kampftechnik bleiben wollen, da wäre noch eine sowjetische Panzerabwehrlenkrakete zu nennen, diese wurde in Serie in Pinnow gefertigt. Bestimmte Produkte lagerte die UdSSR zu ihren Waffenbrüdern aus. So bekam jeder Staat in der WVO etwas ab. Es gibt ein - leider ideologisch verfärbtes - Buch zum Thema Rüstungsindustrie bzw. Wehrwirtschaft in der DDR. Da geht es um all diese Dinge. Hier für das Forum wäre das aber ein eigenes Thema.

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                      • LN-09
                        Rekrut
                        • 22.06.2013
                        • 11

                        #41
                        Zitat von Rex Danny Beitrag anzeigen
                        Ich glaube, daß LN-09 irgendwann...
                        Rex Danny
                        LN-09 hatte Zugang zu den Unterlagen/Zusammenarbeit mit der Unterabteilung 1 eines Rates des Bezirkes.. aber ok. Keiner da, der von Euch auf der anderen Seite da gearbeitet hat....

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                        • B206
                          Cold Warrior
                          • 12.07.2007
                          • 383

                          #42
                          Hat das was mit "Mitarbeiter 1" zu tun? Wenn nicht müßtest Du mal erklären was sich hinter Unterabteilung 1 verbirgt. Auf diese Information aufbauend ließe sich möglicherweise ein Pendant im Westen finden, sofern überaupt vorhanden. Eine Bitte, versuche Deine Sätze mit einem Punkt, einem Fragezeichen oder einem Ausrufezeichen zu beenden. Das erleichtert die Lesbarkeit.

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                          • rubeck1
                            Cold Warrior
                            • 06.06.2009
                            • 478

                            #43
                            Unter "Vorbereitungsarbeit" war natürlich nicht nur die materielle Sicherstellung wie hier geschildert gemeint, sondern nicht zuletzt auch die Vorbereitung des MfS und seiner Organe und nachgeordneten Bezirksverwaltungen in einem Spannungsfall... Nach meinem bescheidenen Kenntnisstand hatte sich hierzu auch Minister Mielke höchstselbst geäußert. Nebenbei: zur Vorbereitungsarbeit der Stasi gehörte wohl auch die Vorbereitung von Verhaftungslisten für unliebsame Bürger der DDR.... Das aber nur am Rande.
                            Wie bereits an anderer Stelle dargetan, bin ich davon überzeugt, dass weder im Osten noch im Westen ernsthaft an der Vorbereitung eines Angriffskrieges gearbeitet wurde.
                            Ein Problem bei der Beurteilung dürfte m.E. der unterschiedliche Sprachgebrauch sein: so ist immer wieder davon zu lesen, der Osten habe Angriffsoperationen geplant.
                            Wohlgemerkt: Operationen! Die Strategie, besser gesagt, das strategische Ziel dürfte aber darin bestanden haben, bei einem Angriff durch die NATO die westlichen Truppen schon auf deren eigenem Territorium zu vernichten. Hm, und was war mit der "Vorneverteidigung" der NATO oder den "follow-on-forces-attacks" (FOFA)? Auch das waren operative Planungen, die zum Ziel hatten, den potenziellen Gegner durch Offensiven zurückzuschlagen und ihn dann soweit zurückzuwerfen, dass man ihn in seinem eigenen Bereich zerschlagen konnte bzw. die gegnerischen Nachschublinien und folgenden Verstärkungswellen weit im Hinterland zu vernichten. Der dritte Weltkrieg wäre also alles andere als ein "Sitzkrieg" geworden, geführt aus befestigten STellungen und Bunkern, sondern eine höchst dynamische Abfolge weitgreifender Operationen - mit offensivem Charakter auf beiden Seiten. Gott
                            Der vielbeschworene "vordere Rand der Verteidigung (VRV)" wäre ja auch keine fixe Linie geworden, die es um jeden Preis zu halten galt. Die damals veröffentlichten sehr hübschen und übersichtlichen Grafiken mit der "Schichttortenverteidigung" (welch verharmlosender Ausdruck für ein finales Inferno!!) waren ja auch höchst abstrakt-theoretischer Natur.
                            Schon bei FALLEX 66 wurde im Bunker aller Bunker geübt wie denn wohl diese Verteidigung funktionieren könnte: schon damals (siehe Wolfram Dorns Buch "So heiß war der Kalte Krieg") wurde eingespielt, dass tausende von Reservisten ihrer Einberufung nicht Folge leisten und lieber über die Westgrenze abhauen... Und wenn ich richtig informiert bin, war das auch bei den späteren WINTEX/CIMEX-Durchgängen stets ein Thema.
                            Ich denke, der Verteidigungsfall hätte - weit über das jahrezehntelang Geübte hinaus - ungeahnte und nicht vorhersehbare Überraschungen hervorgerufen, die einmal die Grenzen zwischen reinen Verteidigungsanstrengungen und offensiven Operationen verwischt hätten und zum anderen sicher zu kriegsentscheidenden Krisen geführt hätten.
                            Dass es nicht zum großen Crash kam, lag - bei aller hysterischen Ideologisierung der damaligen Zeit - vor allem an der Vernunft der Verantwortlichen und der Unlust der Truppen, mit dem Risiko der vollständigen Vernichtung sinnlos loszuschlagen. Und zwar in Ost und in West gleichermaßen. Gott sei´s gelobt, gedankt, getrommelt und gepfiffen!!!
                            Sonderwaffenlager Fischbach bei Dahn
                            Interessengemeinschaft "area 1" -
                            militärgeschichtlicher Verein e.V.
                            www.ig-area-one.de

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                            • alterfritz
                              Warrior
                              • 09.11.2009
                              • 83

                              #44
                              Vorneverteidigung und Angriffsoperationen

                              Der Begriff "Vorneverteidigung" bedeutete zunächst nur, dass die NATO ihre Verteidigungsoperationen in Mitteleuropa so weit wie möglich vorn am Eisernen Vorhang führen wollte. Der GDP (General Defense Plan) sah immer nur die Verteidigung westlich des Eisernen Vorhangs vor. Natürlich wurden in diesem Rahmen auch Angriffsoperationen gegen tiefe Einbrüche von Kräften des Warschauer Paktes geplant. Diese Gegenangriffe mit Landstreitkräften sollten aber nie über den Eisernen Vorhang nach Osten geführt werden. Der Landkrieg sollte ausschließlich auf eigenem Terrain geführt werden.
                              Absichten oder gar Pläne zu Land-Offensiven über den Eisernen Vorhang nach Osten hat es definitiv nicht gegeben.
                              Hätte es sie gegeben, wären sie mit Sicherheit spätestens nach der Wende bekannt geworden.
                              Im Übrigen: nicht alles, was bei WINTEX "gespielt" wurde, entsprach realen Planungen. Sehr oft hatten wir in den Oprationszentralen noch die Zeit, nach Anworten zu suchen auf die vielen Fragen "was machen wir, wenn ...?"

                              Kommentar

                              • Nemere
                                Cold Warrior
                                • 12.06.2008
                                • 2834

                                #45
                                Zitat von alterfritz Beitrag anzeigen
                                Absichten oder gar Pläne zu Land-Offensiven über den Eisernen Vorhang nach Osten hat es definitiv nicht gegeben.
                                Das ist für die Jahre nach 1970 sicher richtig.

                                In den "Anfangsjahren" der Bundeswehr gab es dagegen durchaus Überlegungen zu Gegenangriffen, die tief in das Staatsgebiet der DDR (damals im westdeutschen Sprachgebrauch noch die "SBZ" oder die "sogenannte DDR") geführt hätten. Man träumte damals vom "Schlagen aus der Nachhand", wie es Manstein in exzellenter Weise nach dem Fall von Stalingrad Anfang 1943 in Südrußland durchexerziert hatte.

                                Eine erste Skizze dazu aus dem Jahre 1959 habe ich als Anlage beigefügt.
                                Ausgangspunkt waren zunächst Überlegungen von General Speidel zu weiträumigen Gegenangriffen aus dem Raum Hof - Bamberg - Würzburg nach Norden über die obere Saale hinweg. General Heusinger ließ dann dazu eine Studie für eine Zangenoperation auf dem Gebiet der DDR anfertigen. Die Gegenangriffskräfte sollten zum einen aus dem norddeutschen Raum mit 36 Panzerbrigaden antreten, um Brückenköpfe über die Elbe ostwärts Magdeburg zu erzwingen. Im Mittelabschnitt zwischen Kassel und Rhön sollte starr verteidigt werden. Aus dem nordbayerischen Raum sollten 33 Panzerbrigaden antreten, mit dem Ziel, die Elbe zwischen Wittenberg und Dresden zu nehmen. Weitere Operationen Richtung Osten waren nicht ausgeschlossen.

                                Diese Planungen wären angesichts der verfügbaren NATO-Kräfte in der Bundesrepublik nicht zu verwirklichen gewesen, sie hätten nahezu eine Verdoppelung des Heeres erfordert.

                                Quelle: Operative Studie FüH II, Oktober 1959, BA-MA, BH 1/9487. In: Hammerich, H. u.a.: Das Heer 1950 bis 1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung ( = Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 3), München 2006, S. 139 - 142.

                                Für die Endphase des Kalten Krieges sollte man das 1984 erstmals vorgestellte "FOFA"-Konzept (Follow-on-Forces-Attack) der NATO nicht ganz aus den Augen verlieren. Hier ging es zwar nicht um Operationen mit Landstreitkräften auf dem Gebiet des Warschauer Paktes, aber um die Bekämpfung von Kräften in der Tiefe des Raumes. Der zu bekämpfende Raum des Gegners wurde von den NATO-Planern gemäß FOFA-Konzept nach Polen, die Tschechoslowakei und bis in die westlichen Militärbezirke der UdSSR ausgedehnt. Mit Marschflugkörpern und Raketen sollten dort gezielt Flugplätze, Brücken und Eisenbahnknotenpunkte ausgeschaltet werden. Des Weiteren sollte die Bereitstellung von Panzereinheiten und das Kommando- und Fernmeldesystem nachhaltig zerschlagen sowie der Aufmarsch der zweiten Angriffswelle des Gegners gestört oder vernichtet werden. Etwa ab 1987 standen erste Waffensysteme dafür zur Verfügung, ein weiterer Ausbau des Konzepts fand nach den Ereignissen der Jahre 1989 / 1990 nicht mehr statt.

                                Schließlich sollte man als weitere planerisch vorbereitete Möglichkeit von Operationen der NATO auf dem Staatsgebiet der DDR auch die „Con*tingency“-Planung der US-Streitkräfte nicht ganz vergessen. Diese Notfallpläne umfaßten alle Maßnahmen gegen eine eventuelle sowjetische Blockade der Zufahrtswege nach Berlin. Anders als 1948/49 wollte man sich nicht mehr nur auf rein defensive Maßnahmen wie die Luftbrücke beschrän*ken, sondern die Sowjetunion durch ein Bündel abgestufter Reaktionen von der Kriegsgefahr überzeugen. Im Mittelpunkt standen dabei Überlegungen über den Einsatz einer begrenzten militärischen Streitmacht in Form einer durch Kampftruppen gesicherten Versorgungskolonne auf der Autobahn Hof – Berlin. Falls dieser Testkonvoi durch Grenzorgane der DDR oder sowjetische Truppen an der Weiterfahrt gehindert werden würde, sollte noch am gleichen Tag eine US-Division die Autobahn nach Berlin „öffnen“. Schwierigkeiten bereitete dabei die seit 1945 gesprengte Autobahn-Brücke bei Rudolphstein, die erst 1966 wieder benutzbar war. Die amerikanischen Streitkräfte hätten bei ihrer Demonstrationsfahrt erst eine längere Strecke auf der Bundesstraße 2 durch die DDR fahren müssen, um - wie der gesamte damalige Inter*zonenverkehr - schließlich bei Hirschberg oder Blintendorf wieder die Autobahn zu erreichen. Man zog daher bald neben der Autobahn Hof – Berlin zusätzlich die durchgehend befahr*bare Strecke Helmstedt – Berlin in Erwägung gezogen zu haben, obwohl diese außerhalb der ursprünglichen amerikanischen Zone lag.
                                Siehe dazu: Bremen, Christian: Das Contingeny Planning der Eisenhower Administration während der zweiten Berlinkrise. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 57 (1998), S. 117 – 147.
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