"1966 werden folgende Schule fertiggestellt: Die Realschule (Comenius-Schule) in Herborn (die bei ihrer Fertigstellung bereits zu klein ist), die Mittelpunktschulen von Eibelshausen, Bicken-Ballersbach, Beilstein und Driedorf [...].
Die Bicken-Ballersbacher profitieren bei ihrem Schulbau von einer neuen Zivilschutzkonzeption des Bundes, der an geeigneten Stellen unterirdische Hilfs- oder Katastrophenkrankenhäuser einrichten will. Besonders geeignet dafür sind neue Schulen. Für die Gemeinden, die damals noch Schulträger sind, bedeutet das die Übernahme der Baukosten für das Kellergeschoß durch den Bund. Auch Driedorf liebäugelt mit einer solchen fühlbaren Finanzhilfe und hat sich bereits darum beworben. Da erfährt man eines Tages ganz überraschend, daß das zweite Katastrophenkrankenhaus für den Dillkreis zwar in den Westerwald, aber nach Schönbach kommen wird, wo man ebenfalls eine neue Mittelpunktschule plant.
Der Landrat zeigte sich in einer Kreistagssitzung – genau wie das ganze Gremium einschließlich des Kreisausschusses – recht irritiert über diese vollendete Tatsache, vor die sich plötzlich sowohl der Kreis, als auch das Schulamt gestellt sehen. Wie das gekommen ist, erfuhr Dr. Rehrmann erst bei den Vorarbeiten zu diesem Buch, als er das Rohmaterial durchsah:
Es handelte sich hierbei um einen typischen Alleingang des Bürgermeisters Emil Stahl von Schönbach. Der war auf der Suche nach Geldquellen für seine Mittelpunktschule in Wiesbaden gewesen. Die Gespräche dort waren nicht vielversprechend gewesen, weil die politische Linie gerade auf Konjunkturdämpfung ausgerichtet war. Da hörte er eine Unterhaltung mit, aus der er entnahm, daß es aus Bonn Geld gebe, wenn man im Fundament ein Hilfskrankenhaus errichten würde, über das dann aber der Schulträger keinerlei Rechte hatte. Sofort bot Stahl seine Schulplanung an. Auf die Frage des Regierungsbeamten: 'Sind Sie denn kompetent für ein solches Angebot?' erwiderte Stahl, dessen Gemeinderat und -vertretung natürlich keine Ahnung hatten, in treudeutsch-überzeugender Manier: 'Sonst wäre ich nicht hier!'
Daraufhin fuhr er direkt von Wiesbaden aus nach Bonn, bot dort sein Projekt an und erhielt den Zuschlag, zunächst mündlich, später schriftlich.
Damit war das ganze Fundament und ein Teil der Außenanlage der Schule finanziert. Emil Stahl erzählte der Verfasserin diese Geschichte Anfang der siebziger Jahre bei einer Besichtigung seiner Schule, die sehr schön geworden war, und auf die er sehr stolz war, und sie sei hier wiedergegeben als Beispiel dafür, daß man einen Westerwälder Dorfbürgermeister niemals unterschätzen sollte." (BENZ; S. 215-216).
Anmerkungen:
Das teilgeschütze Hilfskrankenhaus in der Pestalozzischule in Herborn-Schönbach verfügte über eine Kapazität von 550 Betten.
Die angefügten Bilder stammen aus dem Jahre 2001.



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