Nukleargranate 155mm
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Die FH 155-1 (FH 70) wurde nie für den Verschuss von 155 mm-Atomgeschossen zertifiziert, weil zur Zeit ihrer Entwicklung und Einführung in die Bundeswehr dafür kein Bedarf war. Denn es gab ja bereits genügend Panzerhaubitzen 155 mm M 109 G - bis zu 18 in jedem PzArtBtl - , die für 155 mm-Atomgeschosse zugelassen waren. Als ab Mitte der 1980er Jahre die PzH M 109 modernisiert wurden und u.a. ein neues Geschützrohr erhielten, nämlich das das gleiche wie die FH 70, wurden alle leistungsgeteigerten PzH 155 mm M 109 A3 G A1 ebenfalls für 155 mm-Atomgeschosse zertifiziert.
Für die Montage von Atomgeschossen gab es für die Kaliber 155 mm- und 203 mm unterschiedliche Werkzeugsätze. Daher konnten die beiden Artilleriespezialzüge nicht beide Kaliber "bedienen".
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Es gibt vielleicht auch noch einen politischen Aspekt.
Nuklearfähige Waffensysteme erregten immer öffentliche und politische Aufmerksamkeit und sorgten für viele Diskussionen.
Erklärt man ein System als nicht nuklear fähig vermeidet man dies.
Ob die Ursache dafür nun technischer oder rollen basiert ist, ist in diesen Kontext sekundär. Die Aussage bleibt ja korrekt.
Und der Engpaß bei der Artillerie bezüglich des nuklearen Einsatzes war ja weniger die Anzahl der Rohre als das für eine Division nur zwei Spezialzüge zur Verfügung standen.
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Die FH70 verschoß die prinzipiell gleiche Munition und M109A3GA1 hatten in ihrer Waffenanlage das gleiche Geschützrohr wie die FH-70/FH155-1.
Der Unterschied ist aber eher in der Rolle. Die FH70 gehörten zum Feldartillerie Bataillon der Division. Dieses hatten je nach aktueller Heeresstruktur eine oder zwei M110 Batterien neben den FH70 Batterien.
Die Qualifizierung für den nuklear Einsatz war nicht ganz ohne Aufwand. Es machte deshalb wohl wenig Sinn neben der/den M110 Einheiten auch noch die 155mm Batterien zu zertifizieren.
Der Artillerie Spezial Zug, der bis 85 Teil des Feldartillerie-Bataillons war, hing organisatorisch direkt an einer der M110 Batterien.
84/85 war diese in meinen Fall die 5/41, der als Teileinheit der Artillerie-Spezialzug 41 angehörte. Mit der Artillerie Struktur 85 kann sich das geändert haben.
Ob dieser Zug auch in der Lage gewesen wäre statt mit 203mm Munition wie W79 auch mit 155mm W48 zu arbeiten kann ich nicht sagen.
Mein Schlußfolgerung ist das dies weniger eine technische als eine Rollen- und Organisationsfrage war.Zuletzt geändert von uraken; 28.02.2021, 15:48.
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Mal eine Frage zu den 155mm A-Granaten von einem Nicht-Artilleriesten:
Ich habe kürzlich mit einem ehemaligen Batterichef einer FH-70 Batterie gesprochen (leider keine Kontaktdaten oder Anschirft etc mehr) der sagte mir eher nebenbei, dass man für die FH70 keine Atomgranaten hatte.
Aber die FH70 verschoss doch die gleiche Mun wie die M109, oder?
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Danke für den klasse Tipp!!!!!!Zitat von suedbaden Beitrag anzeigenAlles sehr interessant dort in dem Museum. Liegt etwas ab vom Schuss, aber wenn man mal in der Gegend sein sollte, ist es einen Abstecher Wert.
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Hallo Hatebred,
und das soll die Einheit der Amerikaner sein, die die Nuklearmunition sichert.
http://www.spangdahlem.af.mil/librar...et.asp?id=8418
Gruß
Ritchie 66
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Hallo Ritchie,
die sollen angeblich in der Eifel beim JaBoG 33 vorgehalten werden. Wenn man der Presse glauben darf.
Gruß Thomas
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Hallo,
ist im Zusammenhang mit der "nuklearen Teilhabe" auch die Anzahl der Sprengköpfe von taktischen Atomgranaten und Abwurfmunition bekannt die für den Einsatz durch die Bundeswehr vorgesehen waren. Ich meine die Zahl während der Zeit des Kalten Krieges.
Heute "geistert" ja die Zahl von 10 - 20 Nuklearwaffen durch die Medien die angeblich immer noch für den Einsatz durch die Bundesluftwaffe bereitstehen sollen. Gemeint ist das Jagdbombergeschwader 33 wenn ich mich nicht irre.
Gruß
Ritchie 66
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Na Ich sach ma Dankeschön. Genau das wollte ich wissen.
Gruß Maeks
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M.W. hat der W48 eine Nominalsprengkraft von 0,072 kt (72 Tonnen TNT). Real dürfte sich das dann bei +-20% bewegt haben.
Die Wirkung läßt sich deswegen schlecht abschätzen, weil es nie Tests von Waffen unterhalb 1 kt gab. Es gab allerdings einige Fizzles, deren Wirkung in vergleichbarer Stärke lag, z.B. Hardtack II Evans mit 55 Tonnen. Leider gibts es von den Fizzles kaum verwertbare Daten bzgl. Waffenwirkung.
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Der Atomsprengkopf W 48 wird mit einer Sprengkraft von 0,1 KT angegeben. Für diese relativ "geringe" Sprengkraft gibt es in den offenen Quellen kaum zuverlässige Angaben zur Wirkung. Die meisten Tabellen beginnen erst bei 1 KT. Bei 1 KT entstehen folgende Wirkungsradien (Entfernung zum Nullpunkt-Sprengpunkt):Zitat von Maeks Beitrag anzeigenWie groß war eigentlich der Wirkungsradius oder Verwüstungskreis solcher Granaten.
A) Wärmestrahlung
-leichte Verbrennungen bis etwa 1 km Entfernung, schwere bis 0,6 km.
-Entzünden von Wäldern bis etwa 1 km, von Ortschaften bis 0,5 km (ist natürlich immer abhängig vor Art des Waldes bzw. Ausführung der Bauten)
-Dauer des Lichtblitzes unter einer Sekunde
B) Druckwelle
Schäden an Backsteinbauten: schwere Schäden bis 0,5 km, leichte bis 2,5 km
Schäden in Wäldern: schwere bis 0,5 km, leichte bis 0,9 km
Schäden an Kraftfahrzeugen: schwere bis 0,2 km, leichte bis 0,6 km (bei gepanzerten Fahrzeugen etwa die Hälfte der Strecke, d.h. z.B. bei 1 KT wird ein Kampfpanzer in etwa 100 m Entfernung vom Sprengpunkt noch umgeworfen)
Personalverluste bei nicht in Deckung befindlichen Soldaten (Kampfunfähigkeit)
-90% bis 0,3 km Entfernung
-50% bis 0,4 km Entfernung
Kratertiefe in Fels 5 m, in feuchten Lehmboden 10 m
Kraterdurchmesser Fels 30 m, Lehm 60 m
C) Strahlenwirkung (ausgehend von ''normalen'' Nuklearwaffen, keine Neutronensprengkörper)
-Anfangsstrahlung bis 1 km, Dauer etwa 1 Min.
-Rückstandsstrahlung bzw. radioaktiver Fallout: ist abhängig von Bodenbeschaffenheit, Witterung, Wind usw. Im Extremfall entsteht bei 1 KT ein Fallout-Gebiet von 2 -3 km Breite und 15-20 km Länge. Da der Fallout jedoch erst einige Zeit nach der Explosion entsteht und gut berechenbar ist, ist hier ein Ausweichen eigener Truppen möglich.
D) Elektromagnetische Wirkung (EMP):
-ist bei 1 KT fast vernachlässigbar und nur auf die unmittelbare Umgebung des Nullpunkts beschränkt. Zudem wurden Atomgranaten meistens mit tiefen Luftsprengpunkt eingesetzt, da hierbei die Druck- und Hitzewelle besser berechenbar war. EMP tritt dagegen vor allem bei hohen Luftsprengpunkten in Erscheinung.
E) Abmessung Atompilz:
Breite 2 km, Höhe 4 km
Für eine 0,1 KT Granate wurden während der ABC-Abwehroffizier-Lehrgänge an der ABC/SeS in Sonthofen etwa 30 - 40 % der Wirkung der 1 KT Waffen angesetzt.
Zahlenangaben nach Merkblättern des Lehrgangs ABC-Abwehroffizier der ABC/SeS aus dem Jahre 1983, berechnet nach:
-ZDv 5/110: Wirkung und Abwehr von ABC-Kampfmitteln
-HDv 132/200 Einsatz von Atomsprengkörpern
-HDv 268/110 Schußtafel für die Panzerhaubitze M 109 (US), Panzerhaubitze M 109 G (GE), Feldhaubitze M 114 A 2 (US) und das Atomgeschoß M 454
Weitere Angaben nach: Dach, Hans v.: Gefechtstechnik Band 5 b (Band 5 b der Schriftenreihe des Schweizerischen Unteroffiziersverbandes), Biel 1980, S. 41 ff.
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Harmlos und klein...Zitat von Harry Beitrag anzeigenUnd sieht sooo harmlos aus...
nicht so wie das hier!
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Mal ne Frage? Wie groß war eigentlich der Wirkungsradius oder Verwüstungskreis solcher Granaten.
Gruß Maeks
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