Geräumt werden sollte u.a. der Raum zwischen Lüneburg und Uelzen im Zuge des Elbe-Seitenkanals. Diese Region war aber anscheinend erst seit Fertigstellung des Kanals zur Evakuierung vorgesehen.
In den Verzögerungszonen, wie z.B. um Wendland waren keine Räumungen vorgesehen, mit Sicherheit wäre es hier aber zu „ungeplanten Bevölkerungsbewegungen“ gekommen, was die Sache für den militärischen Aufmarsch oder das Ausweichen von Verzögerungskräften nicht einfacher gemacht hätte. Das gleiche dürfte für die in der FCZ gelegenen großen Städte wie Hannover, Braunschweig, Hildesheim gegolten haben, auch hier wäre die „Stay Put“-Politik nicht durchzusetzen gewesen.
In Grün sind die Aufnahmeräume mit der Anzahl der dort unterzubringenden Personen eingezeichnet. Ob die Aufnahmeräume an der Nordseeküste in Ostfriesland oder zwischen Bremerhaven und Elbe so sinnvoll waren, bleibt dahingestellt. Hier zielten lt. Feindlagebeurteilung von NORTHAG zwei Angriffskeile des feindlichen Hauptstosses NORD hin. Wenn diese Angriffe durchgeschlagen hätten, wären hier für die Zivilisten schnell Situationen wie bei der Flucht aus Ostpreußen 1945 entstanden. Die größten Aufnahmeräume waren südostwärts des Ruhrgebiets im Bergischen Land, Sieger- und Sauerland, westlich von Münster, sowie westlich des Rheins zwischen Goch und Aachen vorgesehen.
Die Durchführung der Evakuierungsmaßnahmen und die Betreuung der hier in Bewegung gesetzten Zivilisten wäre Sache der Länder gewesen, also für den hier auf der Karte dargestellten Bereich vor allem des Landes Niedersachsen.
Dafür waren in Niedersachsen mit Stand 1980 vorhanden (Quelle: Bundesministerium des Inneren, Zivilschutz heute, Bonn 1980, S. 72).
- 7 Betreuungsleitzüge für das Steuern der Bevölkerungsbewegungen
- 9 Betreuungszüge für die Versorgung dieser Menschen.
Gemessen an der Bevölkerungszahl Niedersachsens wäre somit ein Betreuungsleitzug für 1.033.000 Bürger und ein Betreuungszug für 803.000 Personen zuständig gewesen.
Ein Betreuungsleitzug hätte eine Stärke von 32, der Betreuungszug von 34 Helfern (1984 gekürzt auf 28) gehabt. Mit Ausnahme eines LKW und der drei Feldküchen pro Betreuungszug wären alle Fahrzeuge aus der materiellen Mob-Ergänzung gekommen. Was man mit drei Feldküchen bei tausenden zu versorgenden Flüchtlingen hätte erreichen können, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Bundeswehr rechnete mit einer Feldküche auf höchstens 250 Soldaten.
Als Vergleich: Die Bundeswehr hatte damals bei einem Friedensumfang von 495 000 Soldaten für Leit- und Lenkungsaufgaben im weiteren Sinne beim Aufmarsch etwa 3 000 Feldjäger zur Verfügung.
Das Problem Bevölkerungsbewegungen wurde, wie so manches andere, immer verdrängt. Es gab allenfalls theoretische Überlegungen bei Stabsrahmenübungen wie WINTEX/CIMEX, wo aber etwaige Flüchtlingskolonnen nur auf dem Papier verschoben wurden. Praktische Übungen oder gar das Üben mit „Volltruppe“ bei Manövern fand nie statt.
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