Anbei die Karte der Ausgangslage für WINTEX 1979, die sehr übersichtlich die damalige Planung der NATO zeigt.
Die Feindlage stellte die Situation dar, die man damals beim Warschauer Pakt annahm.
Auf NATO-Seite wurde REFORGER zumindest teilweise bereits durchgeführt, amerikanische Verstärkungstruppen sind also bereits in der Bundesrepublik eingetroffen.
Zu einigen Einzelheiten:
Im Schleswig-Holstein ist natürlich wieder alles anders.
Hier steht ein US-Brigade nördlich HUSUM, die offenbar zur Verstärkung bei der 6. PzGrenDiv vorgesehen ist.
Das damalige Heimatschutzkommando 13 sichert die linke Flanke von LANDJUT zwischen NEUSTADT i.H. und FEHMARN. Die Unterstellung von Großverbänden des TerrH unter NATO-Kommando war für 1979 (es galt noch die Heeresstruktur 3) sehr ungewöhnlich.
Für den nördlichen Bereich von Schleswig-Holstein als faktisch rückwärtiges Korpsgebiet von LANDJUT ist das Verfügungstruppenkommando 600 (auch zeitweise als 60 geführt) des TerKdo S-H verantwortlich. Das war damals das einzige existente VfgTrKdo, die anderen (42 – 46) waren erst nach 1980 vorgesehen. Dieses VfgTrKdo übernahm in S-H faktisch auch die Aufgaben des hier nicht vorgesehenen Wehrbereichskommandos.
Beim südlich der ELBE folgenden niederländischen Korps haben wir als Reserve eine Infanteriebrigade 101 (NL), sowie im Anmarsch die 5. (NL) Infanteriedivison.
Beim I. (GE) Korps alles wie bekannt.
Südlich von HANNOVER das I. (UK) Korps mit einer PzDiv, offenbar in der Verzögerung vor dem VRV, drei PzDiv am VRV und zwei Infanteriebrigaden zwischen BIELEFELD und WESER.
Im Raum EINBECK – GÖTTINGEN dann noch das I. (BE) Korps mit zwei Divisionen und einer Brigade.
Hinter den Korps von NORTHAG im Raum südlich MÜNSTER das I. (US) Korps mit zwei Divisionen sowie nördlich des Ruhrgebiets zwei belgische Brigaden im Anmarsch. Aus der Karte ist nicht ersichtlich, wem dieses US-Korps untersteht: NORTHAG oder doch AFCENT.
Südlich der Grenze NORTHAG – CENTAG ab KASSEL das III. (GE) Korps, auch wie bekannt.
Im FULDA-Gap bis zur bayerischen Grenze das V. (US) Korps mit 2 Divisionen und als Verzögerung vorgestaffelt das 11. (US) ACR. Bei diesem Korps ist keine Reserve erkennbar!
In Nordbayern das VII. (US) Korps mit der 12. (GE) PzDiv und 2 US-Divisionen am VRV, vorgestaffelt auf sehr großer Frontbreite von WILDFLECKEN bis FLOSSENBÜRG als Verzögerungsverband das 2. (US) ACR. Als Reserven verfügt das VII. (US) Korps über eine US-Infanteriedivision im Raum BAD MERGENTHEIM und über ein weiteres Panzeraufklärungsregiment (3. (US) ACR) nördlich von ERLANGEN. Diese starke Reservebildung mag durch die Tatsache begründet sein, dass das VII. (US) Korps sich nicht nur auf Angriffe von Norden aus der DDR, sondern zwischen SELB und FLOSSENBÜRG auch auf einen Vorstoß aus der CSSR einzustellen hatte.
Südlich schließt an das II. (GE) Korps mit 4. Jägerdivision und 1. Gebirgsdivision am VRV. Die Frontbreiten dieser beiden Divisionen sind mindestens doppelt, im Fall der Gebirgsdivision sogar gut dreimal so breit wie die Breite der Gefechtsstreifen beim I. oder III. (GE) Korps. Als Reserve steht hier die 4. CMBG der Kanadier im Raum Hohenfels zur Verfügung. Die ebenfalls zum II. (GE) Korps gehörende 10. PzDiv bezieht Verfügungsraum zwischen REGENSBURG und INGOLSTADT, diese Division ist CENTAG-Reserve und u.a. für den „Fall Österreich“ vorgesehen.
Die Grenze zu Österreich entlang INN und SALZACH wird von der 1. (GE) LL-Div überwacht, die aber hier lediglich aus der LL-Brig 25 und evtl. schwachen Kräften des WBK VI besteht, da die anderen beiden LLBrig bei ihren Korps sind.
Die Grenze Deutschland – Österreich im Süden Bayerns wird bereits als Grenze AFCENT – AFSOUTH geführt.
Die braunen Kästchen mit Ziffern geben die in dieser Lage angenommenen Vorkommnisse zur Sicherheitslage an – Legende oben rechts auf der Karte. Hier findet man unter Ziffer „4“ auch Fahnenflucht, allerdings gibt es dazu keinen Eintrag auf der Karte, was ich für unrealistisch halte und was bei anderen WINTEX-Übungen, die ich mit erlebt habe, auch anders angenommen wurde.
Die Franzosen wurden bei dieser Ausgangslage von 1979 noch nicht ins Spiel gebracht, ob etwaige Verstärkungen gerade beim II. Korps vorgesehen waren, lässt sich also nicht sagen.
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