Wir sind das Volk
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Wir sind das Volk
Weil ich das gerade gelesen habe im Spionagethread; mir fällt auf, dass es für mich undenkbar wäre das wir sowas HIER fertiggebracht hätten, also Volkeswillen durchsetzen. Woran liegts also?--------------------------------
Der liebe HarryStichworte: -
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Harry,
habe einfach ein wenig Geduld: Auch HIER wird das noch kommen. Solche geschichtlichen Momente kommen halt ziemlich selten vor. Was von ziemlicher Volksgeduld zeugt. Zudem fehlte HIER die heftige äußere Unterstützung.
Hoffen wir mal, das es HIER auch so unblutig verläuft. ich bin da eher pessimistisch.
FEK
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Ich mache einfach mal in diesem Fred weiter, weil bei den Agenten war es etwas fehl am Platz ...
Also, aus dem Agenten-Thread:Was heißt 'sehr viele'? Klar wenn man ganz unvoreingenommen und naiv erst mal nahezu 100 % Zustimmung erwartet, kann auch eine deutliche Minderheit als sehr viel erscheinen.Zitat von HarryHm verwechsle aber nicht StaatsFÜHRUNG mit STAAT. Wo ich hinhöre, auch kurz nach Grenzöffnung, war man mit verschiedenen Dingen unzufrieden. Stasi, Versorgung, Reisen usw. Den STAAT SELBST aber wollten sehr viele behalten. Ist vielleicht schwierig zu vermitteln.
Schaut euch mal das Ergebnis zur Volkskammerwahl am 18.3.1990 an.
Ein repräsentativeres Stimmungsbarometer zur DDR in der Wendezeit dürfte es nicht geben. Wahlbeteiligung sage und schreibe 93,4 % !!!
Für jeden, der damals CDU/SPD/DSU/FDP/B’90 (die stärksten Parteien außer PDS) wählte, war klar wohin der Zug rollt. Sowohl die DDR als auch die Idee eines zweiten deutschen Staates auf dem Gebiet der DDR auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese 5 Parteien kamen auf zusammen 77,2 %
Für die PDS (und damit für den Erhalt der DDR, Fragezeichen) votierten 16,4 %
Wenn hier oftmals bei den Beiträgen des Kollegen FEK die Meinung durchschimmert, die DDR-Bevölkerung sei bei der Vereinigung, was die Durchsetzung ideologischer Interessen anbelangt, im hohen Maße überrumpelt worden, dann entspringt dies wohl eher einer Fehlinterpretation der PDS-Wahlergebnisse der jüngeren Vergangenheit bzw. der Gegenwart.Und deshalb ... äh ... haben wir uns dazu entschlossen, heute ... äh ... eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, ... äh ... über Grenzübergangspunkte der DDR ... äh ... auszureisen.
G.Schabowski, 9.11.1989
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vizekonteradmiral,
eines Deiner Interpretationsprobleme besteht schlicht darin, vierzig Jahre Existenz der DDR auf das Ende dieses Staates, auf wenige Monate zu reduzieren. So wirst Du, selbst wenn Du es willst, viele Dinge nie verstehen können.
Ich weiß nicht wie alt Du bist. Ich habe deutlich mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel und den großen Vorzug, beide Systeme politisch bewußt erlebt zu haben. Nicht aus der Zeitung sondern aus dem täglichen Leben. Glaube also die Dinge welche ich berichte oder nicht, das ist ganz einfach Deine Sache. Aus Zeiten der DDR existieren einige soziale Studien unter den jungen Menschen der DDR. Ich zitier hier mal einpaar Zahlen aus einem Beitrag von Dr. Dagmar Pietsch im Buch "Rührt Euch!" Zur Geschichte der NVA. Im Herbst 1989 sprachen sich 94 % der befragten NVA-Soldaten und Unteroffiziere für einen besseren un reformierten Sozialismus, eta 1 % für kapitalistische Verhältnisse aus. Dieses Verhältnis veränderte sich im Januar 1990 auf zwei Drittel zu 10 Prozent. In Bezug auf die Verbundenheit von Jugendlichen mit der DDR gibt es folgende Daten. In folgender Reihefolge kommen jetzt Zahlen Jahr/stark verbunden/mit Einschränkungen/kaum,nicht
für Lehrlinge; junge Arbeiter; Studenten:
1970/41/50/9;37/53/10;43/57/10
1975/57/38/5;53/42/5;66/32/2
1979/40/50/10;38/52/10;51/44/5
1985/51/43/6;57/39/4;70/28/2
Okt.88/18/54/28;19/58/23;34/51/15 (Feb.89)
Die Zahlenspielereien mit den Wahlergebnissen vom März 1990 sind aus einem weiteren Grund irrelevant. Sie behaupten nämlich, alle Wähler der von Dir auf über 77 Prozent hochgerechneten Parteien hätten eine sofortige Auflösung der DDR und Abwahl deren Errungenschaften gewollt. Das wollten nicht einmal die Wahlprogramme aller der von Dir genannten Parteien. Selbst die CDU und die um sie gescharte Allianz tat so als würde sich den DDR-Bürger nichts im negativen Sinne verändern. Die CDU kam damit auf knapp 41 Prozent der Stimmen. Die in Bündnis 90 zusammengeschlossenen Revolutionäre des Herbstes 1989 erhielten 2,9 Prozent.
FEK
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FEK ich bin jetzt 37 und habe noch gut in Erinnerung was für ein beschissener Staat die DDR gewesen ist.
Klar gab es einige Sonnenseiten. Genauso wie einige ältere Leute mit der Nazi-Zeit kokettieren: Aber der Hitler hat doch die Autobahnen gebaut und jeder hatte Arbeit ..., genau so mag es auch positive Aspekte in der DDR gegeben haben.
Wenn seitens der Ossis immer das Argument auftaucht: Ihr Wessis habt doch nie hier gelebt, also bildet euch bloß nicht ein ihr könntet auch nur ein bisschen mitreden, so wird meistens vergessen dass es im Westen kaum eine Familie gab, die keine verwandtschaftlichen Beziehungen in die DDR hatte. Da bekam man so einiges mit; natürlich bleibt besonders das Negative hängen, aber wenn man die wenigen positiven Seiten der DDR vergisst macht es die negativen Seiten, die mich zu der Aussage bewegen es handelte sich um einen beschissenen Staat, auch nicht besser.
Was willst du mit der Präsentierung der Umfrageergebnisse aus der Zeit vor 1989 erreichen? Willst du mir etwa weiß machen, diese Ergebnisse hätten eine größere Aussagekraft als die Ergebnisse der Volkskammerwahlen vor 1990?
Oder ist das auch nur ein verlogenes Wessi-Klischee, dass jeder DDR Bürger mit Repressalien zu rechnen hatte, wenn man sich bei Wahlen oder sonstigen öffentlichen Meinungsäußerungen nicht konform auf DDR- bzw. SED-Linie begab?
Die Wandlung des Bekenntnisses zum Sozialismus innerhalb der NVA innerhalb weniger Monate von 94 auf 66 % sagt doch schon etwas darüber aus, dass mit den 94 % schon etwas nicht stimmen kann.
Und dass zu einem Zeitpunkt, wo freie Meinungsäußerung erlaubt war, immer noch 66 % der NVA-Soldaten >ja< zum Sozialismus sagen, liegt doch auf der Hand: Wer sägt gerne den Ast ab, auf dem er sitzt.
Lass mich raten: Laut einer Umfrage, die du gleich aus dem Ärmel schüttelst, bekannten sich im Sommer 1990 noch 95 % aller Stasi-Mitarbeiter zum Sozialismus.
Diese Aussage macht deutlich, dass es sich für mich nicht mehr lohnt, mit dir weiter über dieses Thema zu diskutieren. Auch wenn ich nicht dabei war bei den Montagsdemonstrationen, möchte ich behaupten da steckten mehr Leute dahinter als die Kandidaten von Bündnis 90 oder die 2.9 % Wähler derselben.Zitat von FEKDie in Bündnis 90 zusammengeschlossenen Revolutionäre des Herbstes 1989 erhielten 2,9 Prozent.Und deshalb ... äh ... haben wir uns dazu entschlossen, heute ... äh ... eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, ... äh ... über Grenzübergangspunkte der DDR ... äh ... auszureisen.
G.Schabowski, 9.11.1989
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für mich lohnt es sich immer mit anderen über beliebige, gleichermßen interessierende Themen zu diskutieren; man lernt aus nächster Nähe die Meinung und die Argument anderer Menschen kennen. Auch und gerade wenn diese konträr zu eigenen Ansicht zur Sache ist. Irgendwie ist das wohl auch der Sinn solcher Foren. Um meine eigene Meinung kennenzulernen brauche ich hier nicht mitzumachen. Die kenne ich nämlich bereits. Sie ist so wie die Meinung der anderen erwachsenen Leute relativ gefestigt und stabil. Entstanden ist sie aus der Erziehung in Kindheit und Jugend sowie eigenen Erfahrungen.Zitat von vizekonteradmiralWas willst du mit der Präsentierung der Umfrageergebnisse aus der Zeit vor 1989 erreichen? Willst du mir etwa weiß machen, diese Ergebnisse hätten eine größere Aussagekraft als die Ergebnisse der Volkskammerwahlen vor 1990?
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Die Wandlung des Bekenntnisses zum Sozialismus innerhalb der NVA innerhalb weniger Monate von 94 auf 66 % sagt doch schon etwas darüber aus, dass mit den 94 % schon etwas nicht stimmen kann.
Und dass zu einem Zeitpunkt, wo freie Meinungsäußerung erlaubt war, immer noch 66 % der NVA-Soldaten >ja< zum Sozialismus sagen, liegt doch auf der Hand: Wer sägt gerne den Ast ab, auf dem er sitzt.
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Diese Aussage macht deutlich, dass es sich für mich nicht mehr lohnt, mit dir weiter über dieses Thema zu diskutieren. Auch wenn ich nicht dabei war bei den Montagsdemonstrationen, möchte ich behaupten da steckten mehr Leute dahinter als die Kandidaten von Bündnis 90 oder die 2.9 % Wähler derselben.
Die Zahlen aus Umfrageergebnissen hatte ich für Interessierte als Quelle angegeben. ich halte sie für aussagekräftiger und unabhängiger als meine Einpersonenmeinung, welche bestenfalls noch durch ähnliche Meinungen meines Freundes- und Bekanntenkreises gestützt würde. Nehme sie zur Kenntnis oder nicht, interpretiere sie meinetwegen wie Du willst. Es ist einfach ein Angebot, welches man annehmen oder ablehnen kann.
Noch ein kleiner Hinweis zu Interpretation der Soldaten und Unteroffiziere der NVA welche befragt wurden. Sie sägten mitnichten an irgendeinem Ast. Armeedienst war nämlich nicht ihre Lebensgrundlage, weil es sich bei den Befragten um Wehrpflichtige oder als SaZ dreijährig dienende junge Männer handelte. Vielleicht mal als unverbindlichen Tip: erst mal nachdenken und kundig machen bevor man pauschalisierend Wertungen abgibt.
FEK
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Ja und, erwartest du dass deine Kontrahenten in einer Internetdiskussion bei Nennung einer Quelle erstmal in den Buchladen gehen, sich das Buch kaufen und durchlesen, um erst dann weiter mit dir diskutieren zu dürfen?Zitat von FEKDie Zahlen aus Umfrageergebnissen hatte ich für Interessierte als Quelle angegeben.
Es sollte eigentlich ein Gebot der Fairness sein, gleich im Diskussionsbeitrag die wichtigen Details preiszugeben, wenn man weiß dass der Diskussionspartner nicht im Besitz der Quelle ist.
Da du das Buch 'Rührt Euch!" kennst, vielleicht sind dort ja die näheren Umstände dieser Umfrage genannt, erspare mir doch bitte den Gang zum Buchladen und beantworte meine obige Frage, warum ich den Ergebnissen der Umfrage der Lehrlinge, jungen Arbeiter und Studenten aus den Jahren 1970 bis 1988 mehr Glauben schenken soll als den Ergebnissen der sonstigen geheimen Wahlen in der DDR?
Vielen Dank im Voraus für eine ehrliche Antwort.Und deshalb ... äh ... haben wir uns dazu entschlossen, heute ... äh ... eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, ... äh ... über Grenzübergangspunkte der DDR ... äh ... auszureisen.
G.Schabowski, 9.11.1989
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Hallo,
als interessierter Mitleser, sollte man jetzt mir aber auch die Möglichkeit geben zu erfahren,aus welchen Quellen/Umfragen die hier geposteten
Meinungen resultieren.Statistiken,Umfragen,Prognosen sind oft mit dem Wunschdenken des Auftraggebers verbunden bzw.gewissen Manipulationen
unterworfen.
Konkret:....Umfrage unter Lehrlingen,jungen Arbeitern und Studenten der Jahre 1970-1988!!....Glauben schenken...
Auf welche konkreten Umfragen bezieht man sich hier?
Erhebungen der FDJ-Zeitung "Junge Welt" oder selektiver Befragungen Jugendlicher DDR-Bürger durch das ARD-Studio Berlin(Ost) über diesen verdammt langen Zeitraum,der garantiert 1970 ein anderes Ergebnis als 1988
zur Folge hatte.
Traveller
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1. ich weiß selbstverständlich nicht nicht welche Bücher Du im Schrank hast. Du mußt mir auch die Quellen Deiner Informationen und Meinung nicht offenbaren.Zitat von vizekonteradmiralund beantworte meine obige Frage, warum ich den Ergebnissen der Umfrage der Lehrlinge, jungen Arbeiter und Studenten aus den Jahren 1970 bis 1988 mehr Glauben schenken soll als den Ergebnissen der sonstigen geheimen Wahlen in der DDR?
2. Warum Du diesen Zahlen mehr Glauben sollst als Wahlergebnissen, kannst nur Du und nicht ich beantworten. Ich habe es jedenfalls nicht von Dir gefordert.
Das ich die Antwort:
für zu simpel halte, da sie nicht die Frage der Wahlgründe berücksichtigt und fälschlicherweise behauptet alle Nicht-PDS Wähler wollten die "Idee eines zweiten deutschen Staates" auf den "Müllhaufen der Geschichte" haben und alle PDS-Wähler wollten den Erhalt der DDR, hatte ich schon einmal gesagt.Zitat von vizekonteradmiralFür jeden, der damals CDU/SPD/DSU/FDP/B’90 (die stärksten Parteien außer PDS) wählte, war klar wohin der Zug rollt. Sowohl die DDR als auch die Idee eines zweiten deutschen Staates auf dem Gebiet der DDR auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese 5 Parteien kamen auf zusammen 77,2 %
Für die PDS (und damit für den Erhalt der DDR, Fragezeichen) votierten 16,4 %
Mache Dich mit den Wahlprogrammen der Parteien zu dieser Wahl vertraut. Die Frage wie in 40 Jahren DDR die Bürger zur DDR standen beantwortet die Nennung des Wahlergebnisses ohnehin überhaupt nicht.
Noch ein kleiner Gedanke zur Geschichte. Die Existenz eines zweiten deuschen Staates war kein Idee, sondern Realität geschichtlicher Entwicklung. Allen politischen Strömungen Deutschlands durch die Resultate des 2. Weltkrieges aufgezwungen. Von Anfang an wollte auch die politische Linke die Einheit Deutschlands, welches von den bestimmenden Kräfte der BRD abgelehnt wurde, da sie nicht sicher waren ob die Richtung stimmt.
Ich will hier nicht die Schuld an der deutschen Teilung nach Prozenten des Anteils der einzelnen Kräfte wichten. Fakt ist jedoch, das auch die Politiker und Bürger der DDR mehrheitlich in den 40er bis 60er Jahren die Einheit Deutschlands wollten und anstrebten. Das bedeutet jedoch nicht das die DDR Bürger nicht loyal zu ihrem Staat standen und die Einheit um jeden Preis wollten.
Auch später gab es Wünsche nach der deutschen Einheit in der Bevölkerung, der DDR und Bestrebungen (auch von führenden Politikern der DDR) die beiden deutschen Staaten wieder einander näher zu bringen. Aber auch diese Wünsche bedeuten eben nicht pauschal, wer für die Einheit ist, ist gegen die DDR.
FEK
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im von mir genannten Buch "Rührt Euch!" ist wird geschrieben, das es Umfragen von DDR-Soziologen waren.Zitat von TravellerHallo,
als interessierter Mitleser, sollte man jetzt mir aber auch die Möglichkeit geben zu erfahren,aus welchen Quellen/Umfragen die hier geposteten
Meinungen resultieren.Statistiken,Umfragen,Prognosen sind oft mit dem Wunschdenken des Auftraggebers verbunden bzw.gewissen Manipulationen
unterworfen.
Wörtlich wird ausgeführt: "Der Trendvergleich (bei den Lehrlingen, Arbeitern, Studenten/FEK) stützt sich auf zwei unterschiedliche Fragetexte: Ich bin stolz, ein Bürger unseres sozialistischen Staates zu sein. (bis 1979). Ich fühle mich mit der DDR eng verbunden. (ab 1983).
Die Frage bei den Soldaten lautete. Es lohnt sich für den Sozialismus zu leben und zu arbeiten.
Zu dieser Frage noch einmal weitere und aufgeschlüsselte Zahlen. In folgender Reihenfolge: Zeit der Befragung/volkommen, mit Einschr./kaum, nicht
für Soldaten:
Nov. 89/66/6
Jan. 90/43/21
für Unteroffiziere
Nov. 89/76/3
Jan. 90/63/11
FEKZuletzt geändert von FEK; 30.04.2006, 13:50.
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