NVA-Partisanen

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  • Nemere
    Cold Warrior
    • 12.06.2008
    • 2830

    #1

    NVA-Partisanen

    Hallo,

    im Anhang ein recht interessanter Bericht über „Partisanen“, die ab 1957 von der NVA bzw. ab 1962 vom MfS für den Einsatz in der Bundesrepublik ausgebildet wurden.
    Zu den geplanten Einsatzmöglichkeiten siehe S. 9 und 17.
    Auf mögliche Gegenstücke dieser Truppe bei der NATO wird kurz auf S. 19 eingegangen.

    Auch die Beteiligung der westdeutschen Kommunistischen Partei an solchen Aktionen ist nicht allgemein bekannt, in der Einleitung des Aufsatzes wird darauf eingegangen.

    Im damaligen Territorialheer der Bundeswehr, das für die Sicherung des rückwärtigen Raumes zuständig gewesen wäre, war diese Bedrohung durch Untergrundkämpfer der KPD und der DDR zumindest vage bekannt und wurde durchaus ernst genommen. Im Frühjahr 1983 war ich auf dem Lehrgang für S 2-Offiziere des Territorialheeres an der Schule für Nachrichtenmuseum. Dort wurde diese Gefährdung ausführlich behandelt. Man sah die Gefahr weniger in der tatsächlichen Zerstörung von Material oder Anlagen usw., sondern vielmehr in der entstehenden Verunsicherung in Truppe und Bevölkerung, wenn auf einmal „Deutsche“ als Partisanen im Hinterland aufgetreten wären, also vor allem im moralischen Faktor. Beispiele dafür gab es mit den sog. „Seydlitz“-Truppen an der Ostfront am Ende des 2. Weltkriegs.
    Neben der KPD wurden als subversive Gegner auch die damals recht zahlreichen anderen kommunistischen Gruppierungen in der Bundesrepublik, die sog. „K-Gruppen“ gesehen.
    Jeder S 2-Offizier im TerrH musste eine als Verschlußsache eingestufte Kartei der in seinem Verantwortungsbereich auftretenden K-Gruppen führen, die immer wieder mit dem MAD und den einschlägigen Polizeidienststellen abgestimmt wurde. Diese Erkenntnisse trugen zu einem wesentlichen Teil zur sog. „Regionalen Sicherheitslage“ des Wehrbereichskommandos teil. Als Feldjäger hatten wir damals relativ oft mit all diesen kommunistischen Zweigorganisationen zu tun, vor allem bei Demonstrationen gegen Bundeswehrveranstaltungen, Kasernenblockaden oder ähnlichem, es war damals die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses. Auch bei der Fahndung nach eigenmächtig abwesenden Soldaten kam es in einigen Fällen zu Kontakten mit K-Gruppen. Vor allem in Nürnberg und München boten diese Organisationen eigenmächtig Abwesenden bzw. Fahnenflüchtigen Hilfestellungen an, wenn sie untertauchen wollten. Das wurde groß als „Rote Hilfe“ propagiert, man suggerierte damit an die „Rote Hilfe“ in der Weimarer Republik anzuknüpfen, als die damalige KPD verhaftete Parteigenossen massiv unterstützte.
    In Bayern war das nicht das große Problem, nennenswerte Zahlen von eigenmächtig Abwesenden gab es damals sowieso nur in München, Nürnberg und allenfalls noch Augsburg. Die Kameraden der Feldjägerdienstkommandos im Ruhrgebiet, im Frankfurter Raum, in Hamburg und Bremen hatten da deutlich mehr Probleme.

    Quelle des Berichts ist unten auf dem Titelblatt angegeben.

    Grüße
    Jörg
    Angehängte Dateien
  • Malefiz
    Cold Warrior
    • 22.12.2010
    • 373

    #2
    Ja, ja, was da nach der Wende so Alles rauskam.


    Da gibts ja auch ein Buch zu, meine 1. Auflage ist von 1999
    Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Terror- und Sabotagevorbereitungen des MfS gegen die Bundesrepublik Deutschland (Deutsch)
    von Thomas Auerbach 192 Seiten
    Verlag: Ch. Links Verlag; Auflage: 6., Auflage 2013 (4. Januar 2013)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3861531836
    ISBN-13: 978-3861531838
    Zur Zeit nur als Kindl

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    • DeltaEcho80
      Cold Warrior
      • 09.03.2013
      • 1706

      #3
      Hallo zusammen,

      vielen Dank, Jörg, für das Dokument und deine interessanten Ausführungen als S2 zur K-Kartei.

      Ich habe vor einigen Jahren mal das Buch "Aufstand der Ossis" gelesen, in dem der Faden weiter gesponnen wurde, was wäre wenn. Ein Handlungsstrang erzählt von einer Sabotagegruppe, die im Ruhrgebiet aktiviert wird und einen Sendeturm zerstört. Eine weitere Gruppe sprengt eine "Schulungseinrichtung der Bundeswehr" in Norddeutschland in die Luft. Ich glaube, ich hatte das Buch hier im Forum seinerzeit mal vorgestellt.

      Hier z.B. erhältlich:

      Kommentar

      • Nemere
        Cold Warrior
        • 12.06.2008
        • 2830

        #4
        Zu dem Autor des Buchs "Aufstand der Ossis" finden sich auf der Verlagswebseite einige interessante Angaben:
        "Studium an der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) Dresden, 1964 Abschluss als Dipl.-Ing. für Eisenbahnbetrieb.
        1965 bis 1990 Nationale Volksarmee,
        Dienst im Kommando des MB III, Leiter Militärtransportwesen im Wehrbezirkskommando Dresden und Lehrer an der Militärischen Sektion der HfV., Oberst a. D."


        MB III war der Militärbezirk III in Leipzig-Gohlis. Die Militärbezirke nahmen auch die territorialen Aufgaben wahr (vergleichbar WBK / TerrKdo bei der Bundeswehr) und wären im Kriegsfall als Armeestäbe eingesetzt worden. Der MB III wäre dann zur 3. Armee mit 3 aktiven und 3 Mob.Divisionen geworden, weiter wäre der Stab eines territorialen Militärbezirks entstanden.
        In die Kaserne des Stabes MB III in Leipzig, Viertelsweg zog dann nach 1990 der Stab Div/WBK VII, später WBK VII/13.Panzergrenadierdivision ein. außerdem lag hier Stab und 1. /FJgBtl 701, so dass ich von 1994 an meinen Dienstsitz auch hier hatte
        Ein Wehrbezirkskommando in der DDR entsprach in weitem Bereichen von den Aufgaben her dem Verteidigungsbezirkskommando der Bundeswehr, hatte aber im Gegensatz zu den VBK auch die Mobilmachung der staatlichen Einrichtungen und der Betriebe im Bezirk zu führen. Diese Aufgaben erledigte in der Bundesrepublik die Zivile Seite, die Koordination mit dem Militär war Teil der "Zivil-Militärischen Zusammenarbeit" (ZMZ). Die Wehrbezirke wurden von der Größenordnung als Division eingestuft, die VBK der Bundeswehr wurden als Brigaden geführt.
        Das Militärtransportwesen der NVA hatte die Aufgaben, die in der Bundeswehr von den Verkehrskommandanturen Straße und Eisenbahn übernommen wurden.
        Zuletzt geändert von Nemere; 21.01.2020, 18:17.

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        • Rainer
          Rekrut
          • 06.08.2018
          • 15

          #5
          Hallo zusammen,

          zu dem Thema Gegenstücke auf Seiten der NATO gibt es ein interessantes Buch eines Schweizers (seine Doktorarbeit):
          Daniele Ganser: "NATO Geheimarmeen in Europa- Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung"
          Orell Füssli Verlag, Zürich. ISBN 978-3-280-06106-0

          Eine detaillierte Beschreibung der "Stay behind - Armeen" der NATO- Länder. Ziemlich genau das Gegenstück zu der beschriebenen Truppe.
          Ich behaupte mal, die sog. "SPEZNAS"- Truppen der Russischen Armee sind so etwa das Gleiche.

          Rainer

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          • Varga
            Rekrut
            • 22.03.2008
            • 42

            #6
            Das Buch ist mit Vorsicht zu geniessen! Daniele Ganser gehört zur Gilde der Verschwörungstheoretiker.

            Gruss
            Varga

            Kommentar

            • Rainer
              Rekrut
              • 06.08.2018
              • 15

              #7
              Zitat von Varga Beitrag anzeigen
              Das Buch ist mit Vorsicht zu geniessen! Daniele Ganser gehört zur Gilde der Verschwörungstheoretiker.

              Gruss
              Varga
              Es sind doch aber alle wesentlichen Aussagen durch Quellen belegt worden. Außerdem wurde die Doktorarbeit mit dem höchsten Schweizer Prädikat bewertet und - was auch nicht alltäglich ist- in bisher 8 Sprachen übersetzt und publiziert.

              Verschwörungstheorie hin oder her

              Kommentar

              • Nemere
                Cold Warrior
                • 12.06.2008
                • 2830

                #8
                Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
                Es sind doch aber alle wesentlichen Aussagen durch Quellen belegt worden.
                Die Quellen Gansers sind vor allem Druckerzeugnisse (Zeitungen etc.), "Zeitzeugen" (die natürlich alles Interesse der Welt haben, objektiv zu berichten) und vor allem der italienische Untersuchungsbericht zu GLADIO, der aber darunter leidet, das sich die italienische Untersuchungskommission auf kein gemeinsames Ergebnis einigen konnte. Tragfähige Primärquellen verwendet er in keinem Fall.
                Eine sehr ausgewogenen Rezension von einem Mitarbeiter des renomierten Instituts für Zeitgeschichte zu Gansers "NATO-Geheimarmeen" gibt es hier:
                Rezension über Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung. Mit einem Vorwort von Georg Kreis. Aus dem Englischen übersetzt von Carsten Roth, 2. Aufl., Zürich: Orell Füssli Verlag 2008, 445 S., ISBN 978-3-280-06106-0, EUR 29,80


                Grüße
                Jörg

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                • Dragoner
                  Cold Warrior
                  • 15.03.2008
                  • 2130

                  #9
                  "Schule für Nachrichtenmuseum" könnte mehrdeutig sein ;-)

                  Kommentar

                  • Nemere
                    Cold Warrior
                    • 12.06.2008
                    • 2830

                    #10
                    Das muss natürlich Schule für Nachrichten-WESEN heißen. Ein neuer Fall für die Sammlung kurioser Änderung der Word-Autokorrektur.
                    Danke für den Hinweis.

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                    • DeltaEcho80
                      Cold Warrior
                      • 09.03.2013
                      • 1706

                      #11
                      Ich stelle es auf die Schnelle hier mal mit ein - wenn nicht passend, bitte verschieben:

                      Sturmtief Sabine hat in Hessen eine Waffendepot "freigelegt", was an der Wurzel des umstürzenden Baumes angelegt war:

                      Die gewünschte Seite ist unter dieser Adresse nicht erreichbar. Möglicherweise stimmt der Link nicht mehr oder die Seite wurde inzwischen vom Server gelöscht.

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                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2830

                        #12
                        Ohne dass man näheres über die Art von Waffen und Sprengstoff weiß, lässt sich da wieder trefflich spekulieren. Interessant wäre auch die Frage, wie lange die Sachen in der Erde waren. Ohne solche Hinweise können das wieder alle üblichen Verdächtigen gewesen sein - von den NVA-Partisanen über "Gladio" und deren Vorgänger bis hin zur RAF oder rechten Gruppierungen aller Art.

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                        • Malefiz
                          Cold Warrior
                          • 22.12.2010
                          • 373

                          #13
                          Ja, sehe ich auch so, im Westerwald war schon der "Technische Dienst" unterwegs. Wahrscheinlich sagt der Typ und Herkunft des Materials nicht viel aus. Auch die möglichen Ziele in dem Gebiet wären interessant.....

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                          • DeltaEcho80
                            Cold Warrior
                            • 09.03.2013
                            • 1706

                            #14
                            Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
                            Ohne dass man näheres über die Art von Waffen und Sprengstoff weiß, lässt sich da wieder trefflich spekulieren. Interessant wäre auch die Frage, wie lange die Sachen in der Erde waren. Ohne solche Hinweise können das wieder alle üblichen Verdächtigen gewesen sein - von den NVA-Partisanen über "Gladio" und deren Vorgänger bis hin zur RAF oder rechten Gruppierungen aller Art.
                            Der Beitrag der Hessenschau ist typisch für unsere Zeit. Hauptsache, mal was unters Volk geschmissen. Gut, recherchiert ja nicht jeder so fundiert wie wir hier ;-)

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