Lambrecht tritt zurück

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  • Hoover
    Cold Warrior
    • 19.12.2013
    • 601

    #1

    Lambrecht tritt zurück

    Schon nächste Woche soll es so weit sein: Nach zahlreichen Pannen will Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht ihren Posten nach SPIEGEL-Informationen aufgeben – auf eigenen Wunsch.


    Der Spiegel meldet, Lambrecht tritt zurück. Bin gespannt, wer folgt. Ich hoffe auf Klingbeil. Aber der ist keine Frau.
    "Damals, als ich in meinem Alter war..."
  • DeltaEcho80
    Cold Warrior
    • 09.03.2013
    • 1713

    #2
    Alleine der Umstand, dass sie "zurücktreten wolle" und ihr Rücktritt angeblich am Montag verkündet werden soll, ist doch schon wieder eine Lachnummer vor dem Herrn und zeigt, wie sehr sie anscheinend an diesem Posten und seinen Annehmlichkeiten hängt. Dann wäre sie ja "nur noch" Bundestagsabgeordnete.

    Wenn sie noch einen letzten Funken Ehrgefühl hätte, hätte sie gestern gesagt: "Hiermit trete ich zurück" und hätte den Bendlerblock verlassen.

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    • Nemere
      Cold Warrior
      • 12.06.2008
      • 2843

      #3
      Ich habe dazu meine ganz eigene Meinung, die auch niemand teilen muss.

      Es lohnt eigentlich nicht, auch nur ein Wort zu dieser sich ständig wiederholenden, endlosen Geschichte zu verlieren, weil

      a) auch der / die Neue im Verteidigungsministerium wieder nach dem Proporz und keinesfalls nach Fähigkeiten ausgewählt wird

      b) es sich hinsichtlich des Zustandes der Streitkräfte nicht Entscheidendes ändern wird, solange nicht die sich in Jahrzehnten aufgebauten und sich inzwischen gewissermaßen aus sich selbst heraus regenerierenden Strukturen des Ministeriums / der Ministerialbürokratie schonungslos überprüft und geändert werden. Das trifft aber inzwischen leider auf viele Ministerien zu.

      Vor einiger Zeit habe ich wieder mal das Buch „Die Beamten – Unser Staat im Staate“ von Bernt Engelmann gelesen. Es geht darum vor allem um besagte Ministerialbürokratie, Engelmann beschreibt darin deren Entwicklung vom Kaiserreich ab 1870 bis etwa 1995.

      Das kaiserliche Kriegsministerium samt Marineamt und Generalstab hatte 1914 (vor Kriegsausbruch)
      - einen Minister, keine Staats- oder Unterstaatssekretäre
      - etwa 200 höhere Beamte und Stabsoffiziere.
      Zuständig für ein Heer, das im Mobilmachungsfall etwa 4 Millionen Soldaten umfasste, eine Kriegsmarine, die damals als die zweitstärkste der Welt galt, musste dieses Ministerium bei seinen Planungen neben einem Zweifrontenkrieg in Europa auch Kolonien in Afrika und Asien berücksichtigen.

      Auch 1938 nahm sich sie Spitze der Wehrmachtsführung verglichen mit heute noch recht bescheiden aus. Es gab einen Reichskriegsminister, einen im nicht unterstehenden Oberbefehlshaber der Luftwaffe / Reichsluftfahrtminister (Göring) und insgesamt etwa 400 höhere Beamte und Stabsoffiziere. Trotz der deutlichen Verkleinerung des Deutschen Reiches eine Verdoppelung der Ministeriumsorganisation.

      Und heute liegen wir bei einer flächenmäßig nochmals deutlich verkleinerten Bundesrepublik mit Streitkräften, die mit nicht mal 200.000 Soldaten und ohne nennenswerte Mobilmachungsorganisation eine sehr überschaubare Größe haben, bei einer Stärke des Ministeriums von fast 3000 Stellen! Dabei sind heute viele Aufgaben, die 1914 und 1939 von den damaligen Ministerien wahrgenommen wurden, längst an andere Stellen ausgelagert, z.B. im Beschaffungsbereich. Und dieser unerkärliche Zuwachs der Bürokratie trotz der deutigen Möglichkeiten bei Bürotechnik, Organisation und Kommunikation.
      1914 gab es gerade mal die Schreibmaschine, das handvermittelte Telefon, das Telegramm und erste Möglichkeiten des Tastfunks.
      1939 hatte man zusätzlich die Fernschreiber, ein ausgebautes Telefonnetz und sichere Funkverbindungen weltweit.
      Heute haben wir Internet, Smartphone und tausend andere Möglichkeiten. Und trotzdem wächst und wächst die Bürokratie und Entscheidungen werden immer langsamer und zäher. Ein Großteil der angeblichen Aufgaben und Sachzwänge der Ministerien sind selbst gemacht, die wirklichen Kernaufgaben rechtfertigen diese Hypertrophie der Verwaltungswasserköpfe nicht.

      Und genau daran wird auch der nächste Verteidigungsminister scheitern.

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      • Malefiz
        Cold Warrior
        • 22.12.2010
        • 374

        #4
        Zitat von Nemere Beitrag anzeigen
        Ich habe dazu meine ganz eigene Meinung, die auch niemand teilen muss.

        Es lohnt eigentlich nicht, auch nur ein Wort zu dieser sich ständig wiederholenden, endlosen Geschichte zu verlieren, weil

        a) auch der / die Neue im Verteidigungsministerium wieder nach dem Proporz und keinesfalls nach Fähigkeiten ausgewählt wird

        b) es sich hinsichtlich des Zustandes der Streitkräfte nicht Entscheidendes ändern wird, solange nicht die sich in Jahrzehnten aufgebauten und sich inzwischen gewissermaßen aus sich selbst heraus regenerierenden Strukturen des Ministeriums / der Ministerialbürokratie schonungslos überprüft und geändert werden. Das trifft aber inzwischen leider auf viele Ministerien zu.
        Ich stimme Dir voll zu. - Donnerstag Abend wurde Sie heftig angegriffen beim Lanz und der gestrige Spiegelartikel hat ihr dann wohl den Rest gegeben. Dort werden die Reformen von de Maizière aufgedröselt. Lamprecht weigert sich größere Reformen anzugehen. - Der, oder wahrscheinlicher, die Neue wird wahrscheinlich wieder nach innerparteilichen Proporzüberlegungen gekürt.

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        • tannenzapfen
          Cold Warrior
          • 25.01.2022
          • 445

          #5
          Die derzeitige Wehrbeauftragte Eva Högl wird auch oft als Nachfolgerin genannt, und die FAZ hat sie auch prompt interviewt: https://www.faz.net/aktuell/politik/...-18599370.html

          Högl beziffert den Finanzbedarf der Bundeswehr sogar auf 300 Milliarden und sieht das 2%-Ziel der NATO als "Minimum" an. Ohne tiefgreifende Reform des Ministeriums (siehe den Beitrag von Nemere, der sich hervorragend mit dem gestrigen Spiegel-Artikel deckt), würde (wird) aber auch dieses Geld versickern. Dann gibt's ein paar Leuchtturmbeschaffungen mehr, aber an der Einsatzbereitschaft der Masse ändert sich nichts.

          Zum Spiegel-Artikel gab es gestern auch schon ein paar gute Auszüge auf Twitter zu lesen:




          Besonders gut fand ich:
          "Zu den Hinterlassenschaften von de Maizière gehören auch die drei zentralen Monsterbehörden der Bundeswehr für Personal, für Beschaffung und für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen. Zusammengenommen sind dort viele Tausend Beamte und Soldaten unter anderem damit beschäftigt, die Truppe mit einem engmaschigen Netz absurder Vorschriften zu drangsalieren.
          [...]
          "Ihre Kernkompetenz ist den Streitkräften über die Jahre hinweg bei ihrer vollständigen Bürokratisierung abhandengekommen: der Kampf. In der Verwaltung ist der Kampf keine relevante Kategorie, außer in der Auseinandersetzung mit dem benachbarten Referat.
          [...]
          In Deutschland leistet sich die Verwaltung eine Truppe und nicht umgekehrt. Systematisch wurde die Verantwortung von unten nach oben auf anonyme Großbehörden verlagert."

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          • DeltaEcho80
            Cold Warrior
            • 09.03.2013
            • 1713

            #6
            Der Artikel aus der NZZ, der am Donnerstag erschienen ist, beschreibt es eigentlich sehr gut:

            Deutschlands Verteidigungsministerin tut sich schwer mit allem Militärischen. Das zeigt sich bei ihrer Visite der Marder-Truppen im sächsischen Marienberg. Für Freitag hat sie zum Puma-Krisengipfel nach Berlin eingeladen.

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            • Rex Danny
              Administrator
              • 12.06.2008
              • 4330

              #7
              Und seit heute ist das Thema Lambrecht glücklicherweise Geschichte. Mal sehen, was uns dann erwartet.

              Hauptsache die Ministerposten sind gendergerecht verteilt, also wieder eine Frau auf dem Posten. Die Verteilung der Ministerposten nach Männlein und Weiblein ist schließlich wesentlich höher anzusehen als die Sicherheit dieses, in meinen Augen derzeit nur noch als "Bananenrepublik" zu bezeichnenden Staates.

              Grüße


              Rex Danny

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              • tannenzapfen
                Cold Warrior
                • 25.01.2022
                • 445

                #8
                Der ehemalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels zieht eine, man kann es nicht anders nennen, vernichtende Bilanz: Lambrecht sei überraschend ins Amt gekommen und hätte besser nein gesagt. Er wirft ihr vor, die Reformen, die ihre Vorgängerin und der GI angestoßen hatten, gestoppt zu haben, ohne eigene Vorschläge vorzubringen. Dadurch habe man beim Umbau ein Jahr verloren. Für die Zukunft wünscht er sich weniger Stäbe, mehr Truppe und "organische, vom ersten Tag an verlegefähige, kampfkräftige Großverbände". Drücken wir die Daumen.

                Interview-Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/...r-truppe-.html

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                • Hoover
                  Cold Warrior
                  • 19.12.2013
                  • 601

                  #9
                  Lambrecht sei überraschend ins Amt gekommen und hätte besser nein gesagt.
                  Es wird ewig Scholzens Geheimnis bleiben, warum er Lambrecht ins Amt gehoben hat, und warum sie Ja gesagt hat. Katastrophe.
                  "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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                  • tannenzapfen
                    Cold Warrior
                    • 25.01.2022
                    • 445

                    #10
                    Naja, zum einen hat da sicher der Proporz eine wichtige Rolle gespielt. Innerparteilicher Flügel- und bundesdeutscher Regionalproporz haben ja in der deutschen Politik immer eine Rolle gespielt, und in den letzten Jahren kam dann über allem noch die Frauenquote dazu. Wenn man dann alle drei erfüllen muss, wird es schnell eng im Kandidatenfeld. Dazu kommt halt noch, dass Verteidigung im Herbst 2021 sicher nicht als "Schlüsselministerium" gesehen wurde. Lambrecht hatte den Ruf einer fleißigen Verwalterin, die sich in die Materie einarbeiten würde. Und wahrscheinlich hat Scholz sich von ihr Loyalität erhofft, und diese auch bekommen, siehe zum Beispiel den letzten Abschnitt des oben von DeltaEcho80 verlinkten NZZ-Artikels.

                    PS: Gerade kommt nun die Eilmeldung, dass der niedersächsische Innenminister Pistorius ihr Nachfolger wird.

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                    • Hoover
                      Cold Warrior
                      • 19.12.2013
                      • 601

                      #11
                      Boris Pistorius soll künftig das Verteidigungsministerium führen. Niedersachsens Innenminister übernimmt nach SPIEGEL-Informationen das Ressort von Christine Lambrecht, die zuvor ihren Rücktritt eingereicht hatte.


                      Pistorius ist tatsächlich nicht der Schlechteste. Schade für Niedersachsen. Im Bereich BOS konnten wir überhaupt nicht klagen über seine Ansichten und Ansätze.

                      Und schlechter als KT, vdL, AKK und Lambrecht kann er wohl nicht sein.
                      "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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                      • Nemere
                        Cold Warrior
                        • 12.06.2008
                        • 2843

                        #12
                        Immerhin hat er 1980/81 Wehrdienst in Achim geleistet, wahrscheinlich FlaRgt 11, wenn er nicht gerade bei der AuskKp 2/11 oder einer der kleinen Dienststellen in diesem Standort war.

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                        • dave2006
                          Cold Warrior
                          • 17.11.2006
                          • 102

                          #13
                          @nemere:

                          d’accord aber vollständig. Treffend und knapp formuliert.

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                          • uraken
                            Cold Warrior
                            • 27.09.2008
                            • 865

                            #14
                            Zitat von Hoover Beitrag anzeigen
                            Es wird ewig Scholzens Geheimnis bleiben, warum er Lambrecht ins Amt gehoben hat, und warum sie Ja gesagt hat. Katastrophe.
                            Leute wie Scholz brauchen Ja-Sager und Parteibuchbesitzerinnen.
                            Solche Leute sagen immer Ja, weil sie mit der Aufgabe, mit der sie betraut sind, und der damit verbundenen Verantwortung und den dadurch betroffenen Menschen keine irgendwie geartete Beziehung haben. Für diese ist die Aufgabe nebensächlich, sie leben von "klugen" Sprüchen, Schlagzeilen usw. Oder die Schlagzeilen schaffen sie.

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                            • Hoover
                              Cold Warrior
                              • 19.12.2013
                              • 601

                              #15
                              Gut mögich. Das hat er sich sicher bei Mutti Merkel abgeschaut. Jasager, alle mit eigenem Kopf oder die ihre Traumwelt irgendwie gefährlch werden können, werden weggeschafft.
                              "Damals, als ich in meinem Alter war..."

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